Pulsuz

Die Dame von Monsoreau

Mesaj mə
Müəllif:
0
Rəylər
iOSAndroidWindows Phone
Tətbiqə keçidi hara göndərməliyəm?
Mobil cihazınızda kodu daxil etməyincə bu pəncərəni bağlamayın
Təkrar etməkKeçid göndərilib

Müəllif hüququ sahibinin tələbinə əsasən kitabı fayl şəklində yükləmək mümkün deyil.

Bununla belə, siz onu mobil tətbiqimizdə (hətta internet bağlantısı olmadan) və LitRes saytında onlayn oxuya bilərsiniz.

Oxunmuşu qeyd etmək
Şrift:Daha az АаDaha çox Аа

»Meister Claude,« sagte Chicot, »bringt mir zwei Flaschen von dem Weine der Romanée, den Ihr besser als irgend Jemand zu haben behauptet.«

»Zwei Flaschen!« versetzte Gorenflot.«Warum, da ich nicht trinke?«

»Wenn Ihr tränket, so würde ich vier, so würde ich sechs Flaschen, so würde ich Alles kommen lassen, was im Hause ist. Doch wenn ich allein trinke, trinke ich schlecht, und zwei Flaschen werden mir genügen.«

»In der Tat, bemerkte Gorenflot, »zwei Flaschen, das ist vernünftig, und wenn Ihr dazu nur magere Speisen wählt, so wird Euer Beichtvater nichts dagegen einzuwenden haben.«

»Gewiß,« versetzte Chicot, »Fettes, an einem Mittwoch in der Fastenzeit, pfui doch!«

Und er wandte sich gegen einen Speisekasten, während Meister Bonhomet die zwei verlangten Flaschen aus dem Keller holte, und zog eine Poularde von Mans daraus hervor.

»Was macht Ihr denn da, mein Bruder?« sagte Gorenflot, der mit einem unwillkürlichen Interesse den Bewegungen des Gascogners folgte, »was macht Ihr denn da?«

»Ihr seht, ich bemächtige mich dieses Karpfen, aus Furcht, es könne ihn ein Anderer an sich reißen. An den Mittwochen in der Fastenzeit tritt eine Concurrenz bei dergleichen Esswaaren ein.«

»Ein Karpfe!« rief Gorenflot erstaunt.

»Allerdings ein Karpfe,« antwortete Chicot, indem er ihm den appetitlichen Vogel unter die Augen legte.

»Und seit wann hat ein Karpfe einen Schnabel?« fragte der Mönch.

»Einen Schnabel, wo seht Ihr einen Schnabel? Ich sehe nur ein Maul.«

»Füße?« fuhr der Genovever fort.

»Flossen.«

»Federn?«

»Schuppen; mein lieber Gorenflot, Ihr seid betrunken.«

»Betrunken!« rief Gorenflot, »betrunken! Ah, bei Gott! ich betrunken, ich, der ich nur Spinat gegessen und Wasser getrunken habe.«

»Euer Spinat belastet Euch den Magen und Euer Wasser steigt Euch in den Kopf.«

»Hier kommt unser Wirt, er soll entscheiden.«

»Worüber?«

»Ob dies ein Karpfe oder eine Poularde ist.«

»Es sei. Doch zuerst soll er die Flaschen öffnen. Ich will wissen, ob es derselbe ist. Öffnet, Meister Claude, öffnet.«

Meister Claude zog den Stöpsel aus einer Flasche und goß Chicot ein halbes Glas ein.

Chicot leerte das halbe Glas und ließ seine Zunge schnalzen.

»Ah!« sagte er, »ich bin ein schlechter Koster und meine Zunge hat nicht das geringste Gedächtnis. Ich kann durchaus nicht angeben, ob er besser oder schlechter ist, als der von der Porte Montmartre; ich weiß sogar nicht einmal gewiss, ob es derselbe ist.«

Die Augen von Gorenflot funkelten, während er die paar Tropfen flüssigen Rubin betrachtete, welche in dem Grunde des Glases von Chicot geblieben waren.

»Hört, mein Bruder,« sagte Chicot und goß einen Fingerhut voll Wein in das Glas des Mönches, »Ihr seid in der Welt für Euren Nächsten; leitet mich.«

Gorenflot nahm das Glas, setzte es an seine Lippen und verkostete langsam die wenigen Tropfen, die es enthielt.

»Es ist sicherlich von demselben Gewächs,« sagte er, »doch —«

»Doch,« wiederholte Chicot.

»Doch es war zu wenig,« fuhr der Mönch fort, »es war zu wenig, als dass ich entscheiden könnte, ob jener schlechter oder besser gewesen ist.«

»Es liegt mir aber daran, dies zu wissen. Pest! ich will nicht getäuscht werden, und wenn Ihr nicht eine Rede zu halten hättet, mein Bruder, so würde ich Euch bitten, diesen Wein noch einmal zu kosten.«

»Wenn es Euch Vergnügen macht —«

»Bei Gott!« rief Chicot. Und er füllte zur Hälfte das Glas des Genovevers.

Gorenflot setzte das Glas mit nicht weniger Ehrfurcht als das erste Mal an die Lippen und kostete mit nicht geringerer Gewissenhaftigkeit.

»Besser,« sagte er, »dieser ist besser, ich stehe dafür.«

»Bah! Ihr seid im Einverständnis mit unserem Wirt.«

»Ein guter Trinker,« versetzte Gorenflot, »muss beim ersten Schlucke das Gewächs, beim zweiten die Qualität und beim dritten den Jahrgang erkennen.«

»Ah! was den Jahrgang betrifft,« rief Chicot, »ich möchte wohl den Jahrgang dieses Weines wissen.«

»Das ist sehr leicht,« antwortete Gorenflot, ihm sein Glas reichend, »gießt mir nur zwei Tropfen ein, und ich will ihn Euch nennen.«

Chicot füllte das Glas des Mönches bis auf drei Viertheile; der Mönch leerte das Glas langsam, doch ohne abzusetzen.

»1561,« sagte er sodann, das Glas auf den Tisch stellend.

»Ganz richtig,« rief Claude Bonhomet, »1561, so ist es.«

»Guter Gorenflot,« sagte der Gascogner, sein Haupt entblößend, »man hat in Rom Leute selig gesprochen, die es nicht so sehr verdienten, als Ihr.«

»Ein wenig Gewohnheit, mein Bruder,« versetzte Gorenflot bescheiden.

»Und etwas Anlage,« sprach Chicot. »Pest! die Gewohnheit allein macht es nicht, davon bin ich Zeuge, der ich wohl behaupten kann, dass ich die Gewohnheit habe. Nun! was macht Ihr denn?«

»Ihr seht es, ich stehe auf.«

»Warum?«

»Um in meine Versammlung zu gehen.«

»Ohne ein Stück von meinem Karpfen zu essen?«

»Ah! das ist wahr,« sprach Gorenflot, »es scheint, mein würdiger Bruder, Ihr versteht Euch noch viel weniger auf die Speise, als auf den Trank. Meister Bonhomet, was für ein Tier ist das?«

Bruder Gorenflot deutete auf den Gegenstand des Streites. Der Wirt schaute mit Erstaunen denjenigen an, welcher diese Frage an ihn richtete.

»Ja,« fügte Chicot bei, »man fragt Euch, was für ein Tier dies sei.«

»Bei Gott! eine Poularde,« sprach, der Wirt.

»Eine Poularde,« versetzte Chicot mit bestürzter Miene.

»Und zwar von Mans,« fuhr Meister Claude fort.

»Nun!« rief Gorenflot triumphierend.

»Ich habe, wie es scheint, Unrecht gehabt,« sagte Chicot.

»Doch, da mir viel daran liegt, diese Poularde zu essen und dennoch nicht zu sündigen, so macht mir im Namen der Gefühle unserer gegenseitigen Liebe das Vergnügen, mein Bruder, ein paar Tropfen Wasser darauf zu sprengen und sie Karpfe zu taufen.«

»Ah! ah!« rief Gorenflot.

»Ja, ich bitte Euch, sonst habe ich am Ende irgend ein Tier im Stande der Todsünde gegessen.«

»Es sei!« sagte Gorenflot, der, von Natur ein vortrefflicher Gesellschafter, durch das dreimalige Kosten in Zug zu geraten anfing, »doch ich sehe kein Wasser mehr hier.«

»Es ist irgendwo gesagt,« entgegnete Chicot:

»Du wirst Dich in dringendem Falle dessen bedienen, was Du bei der Hand findest. Die Absicht macht Alles; tauft mit Wein, mein Bruder; tauft mit Wein, das Tier wird darum vielleicht etwas weniger katholisch, aber nicht schlechter sein.«

Chicot füllte das Glas des Mönches bis an den Rand, und damit war die Flasche geleert.

Gorenflot aber sprach:

»Im Namen von Bacchus, Momus und Comus, der Dreieinigkeit des großen Heiligen Pantagruel, taufe ich dich Karpfe.«

Und er tauchte das Ende seiner Finger in den Wein und ließ ein paar Tropfen auf das Tier fallen.

»Nun, mein Freund,« sagte der Gascogner, mit seinem Glase an das des Mönches stoßend, »nun auf das Wohl des Neu getauften; möge er gar gebraten sein und möge die Kunst, welche Meister Claude Bonhomet zu seiner Vervollkommnung entwickeln wird, die Eigenschaften, die er von der Natur erhalten hat, noch vermehren.«

»Auf seine Gesundheit,« sprach Gorenflot, ein schallendes Gelächter unterbrechend, um ein Glas Burgunder zu leeren, das ihm Chicot eingeschenkt hatte, »auf seine Gesundheit. Das ist bei Gott ein vortrefflicher Wein.«

»Meister Claude,« sagte Chicot, »steckt mir sogleich diesen Karpfen an den Spieß; beträufelt ihn mit frischer Butter, in welche Ihr zuvor Speck und Schalotten hackt; wenn er sodann sich zu vergolden anfängt, so legt zwei geröstete Brotschnitten in die Bratpfanne und tragt es warm auf.«

Gorenflot sagte kein Wort, aber er billigte mit dem Auge und mit einer gewissen kleinen Kopfbewegung, die ein gänzliches Beipflichten andeutete.

»Und nun,« sagte Chicot, als er sah, dass seinen Absichten völlig entsprochen wurde, »und nun Meister Bonhomet, Sardinen und Thon. Wir sind in der Fastenzeit, wie so eben der fromme Bruder Gorenflot bemerkte, und ich will ein reines Fastenessen machen. Ferner …. so wartet doch … zwei Flaschen von dem vortrefflichen Wein der Romanée vom Jahrgang 1561.«

Die Düfte dieser Küche, welche an die den wahren Gourmants so teure südliche Küche erinnerten, fingen an sich zu verbreiten und unmerklich dem Mönche zu Gehirn zu steigen. Seine Zunge wurde feucht, seine Augen glänzten, doch er hielt noch an sich und machte sogar eine Bewegung, um aufzustehen.

»Ihr verlasst mich also im Augenblick des Kampfes?« sprach Chicot.

»Es muss sein, mein Bruder,« sagte Gorenflot, die Augen zum Himmel aufschlagend, um Gott das Opfer zu bezeichnen, das er ihm brachte.

»Es ist sehr unklug von Euch, so wegzugehen, um eine Fastenpredigt zu halten.«

»Warum?« stammelte der Mönch.

»Weil es Euch an Lunge fehlen wird, mein Bruder. Gallien hat gesagt: Pulmo hominis facile deficit

(Die Lunge des Menschen ist schwach und fehlt leicht.)

»Ach! ja, ich habe das oft selbst erfahren; wenn ich Lunge hätte, wäre ich ein Blitz der Beredsamkeit.«

»Seht Ihr!«

»Zum Glück,« versetzte Gorenflot, auf seinen Stuhl zurückfallend, »zum Glück habe ich Eifer.«

»Ja, aber der Eifer genügt nicht; an Eurer Stelle würde ich von diesen Sardinen kosten und noch ein paar Tropfen von diesem Nektar trinken.«

»Eine einzige Sardine,« sagte Gorenflot, »und ein einziges Glas Wein.«

Chicot legte eine Sardine auf den Teller des Bruders und reichte ihm die zweite Flasche.

Der Mönch aß die Sardine und trank den Inhalt eines Glases.

»Nun!« fragte Chicot, der, während er den Genovever immer wieder auf den Artikel des Essens und Trinkens, brachte, selbst sehr nüchtern blieb, »nun?«

»In der Tat, ich fühle mich etwas leichter,« sagte Gorenflot.

 

»Beim Donner! wenn man eine Rede zu halten hat, handelt es sich nicht darum, sich etwas minder schwach zu fühlen, sondern man muss sich völlig wohl fühlen,« sprach der Gascogner, »und um zu diesem Ziele zu gelangen, würde ich an Eurer Stelle die zwei Floßfedern von diesem Karpfen essen, denn, wenn Ihr nicht mehr eßt, so setzt Ihr Euch der Gefahr aus, den Wein zu spüren. Merum sobrio male olet7

»Ah! Teufel!« rief Gorenflot, »Ihr habt Recht, ich dachte nicht daran.«

Und da man in diesem Augenblick die Poularde vom Spieße zog, so schnitt Chicot einen von ihren Füßen ab, die er Floßfedern getauft hatte; der Mönch speiste diesen Fuß mit dem Beine und mit dem Schenkel.

»Beim Leibe Christi! das ist ein köstlicher Fisch,« rief Gorenflot.

Chicot schnitt ihm die andere Floßfeder ab, die er auf den Teller des Mönches legte, während er zart den Saft des Flügels aussaugte.

»Und dieser herrliche Wein,« sagte er, die dritte Flasche öffnend. Einmal im Zuge, einmal erwärmt, einmal in den Tiefen seines ungeheuren Magens erweckt, hatte Gorenflot nicht die Kraft, von selbst stehenzubleiben; er verschlang den Flügel, machte ein Skelett aus dem Rumpfe, rief Bonhomet und sagte zu ihm:

»Meister Claude, ich fühle mich sehr hungrig, habt Ihr mir nicht einen gewissen Speckpfannkuchen angeboten?«

»Gewiss,« erwiderte Chicot, »und er ist sogar befohlen. Nicht wahr, Bonhomet?«

»Allerdings,« antwortete der Wirt, der seinen Kunden nie widersprach, wenn ihre Reden auf einen Zuwachs von Verbrauch und folglich von Ausgaben abzielten.

»Bringt ihn, bringt ihn, Meister,« rief der Mönch.

»In fünf Minuten,« sagte der Wirt, der auf einen Blick von Chicot hinaus eilte, um das Verlangte zu bereiten.

»Ah!« machte Gorenflot, indem er eine ungeheure, mit einer Gabel bewaffnete Faust auf den Tisch fallen ließ, »es geht besser …«

»Nicht wahr?« versetzte Chicer.

»Und wenn der Pfannkuchen da wäre, so würde ich nur einen Mund voll daraus machen, wie ich aus diesem Glas nur einen Schluck mache.«

Und das Auge vor Lüsternheit funkelnd, leerte der Mönch den vierten Teil der dritten Flasche.

»Ah! Ihr wart also krank?«

»Ich war ganz blöde, Freund,« sagte Gorenflot, »diese verfluchte Rede hatte mich entkräftet; seit drei Tagen denke ich beständig daran.«

»Sie muss herrlich sein.«

»Glänzend,« rief der Mönch.

»Sagt mir etwas davon, bis der Pfannkuchen kommt.«

»Nein, eine Rede bei Tische, wo hast Du das gesehen, Meister Narr, etwa am Hofe des Königs, Deines Herrn?«

»Man hält sehr schöne Reden an dem Hofe von König Heinrich, den Gott erhalten möge!« sagte Chicot, seinen Hut abnehmend.

»Und worüber handeln diese Reden?« fragte Gorenflot.

»Über die Tugend.«

»Ah! ja,« rief der Mönch, sich auf seinem Stuhle zurückwerfend, »es ist auch ein ganz tugendhafter Bursche, Dein König Heinrich III.«

»Ich weiß nicht, ob er tugendhaft ist, oder ob er nicht ist,« entgegnete Chicot, »ich weiß nur, dass ich nie etwas gesehen habe, worüber ich hätte erröthen müssen.«

»Mord und Tod! ich glaube es wohl, es ist schon lange her, dass Du nicht mehr errötest, Meister Unzüchter.«

»Oh!« rief Chicot, »ich, die Enthaltsamkeit in Person, die Reinheit in Fleisch und Blut! Ich, der ich allen Prozessionen folge, alle Fasten mitmache.«

»Ja, mit einem Sardanapal, mit einem Nebukadnezar, mit einem Herodes! Eigennützige Prozessionen, berechnete Fasten! Zum Glücke weiß man ihn nach und nach auswendig, Deinen König Heinrich III., den der Teufel holen möge.«

Und statt der verweigerten Rede, stimmte Gorenflot folgendes Lied an:

 
Der König sich in Not befand
Durchstreifte drum sein eigen Land,
Legt sich auf Lüg und Bitten,
Ihm ward des Himmels Gnadentrost
Bei karger Brot- und Wasserkost,
Wie's han die Eremiten.
Paris, das kennt sein Leben,
Und will ihm nichts mehr geben,
Dem armen Bettelmann.
Zu viel hat man geliehen,
Drum lässt man ihn jetzt ziehen:
Helf Gott, der helfen kann.
 

»Bravo!« rief Chicot, »bravo!«

Dann fügte er ganz leise bei:

»Gut, da er singt, so wird er auch sprechen.«

In diesem Augenblick trat Meister Bonhomet ein; er hielt in der einen Hand den berühmten Pfannkuchen und in der andern zwei neue Flaschen.

»Bring ihn, bring ihn,« rief der Mönch, dessen Augen funkelten, während ein breites Lächeln seine zwei und dreißig Zähne entblößte.

»Doch, mein Freund, es scheint mir, Ihr habt eine Rede zu halten,« sagte Chicot.

»Die Rede ist hier,« erwiderte der Mönch, an seine Stirne schlagend, welcher sich die glühende Farbe seiner Wangen zu bemächtigen anfing.

»Um halb zehn Uhr,« sagte Chicot.

»Ich log,« versetzte der Mönch, »omnis homo mendax, confiteor

»Um welche Stunde sollte es also wirklich sein?«

»Um zehn Uhr.«

»Um zehn Uhr? Ich glaubte, die Abtei würde um neun Uhr geschlossen.«

»Man mag sie schließen,« versetzte Gorenflot, das Licht durch die in seinem Glas enthaltene Rubinmasse betrachtend, »man mag sie immerhin schließen, ich habe den Schlüssel.«

»Den Schlüssel der Abtei,« rief Chicot, »Ihr habt den Schlüssel der Abtei?«

»Hier in meiner Tasche,« antwortete Gorenflot, an seine Kutte schlagend.

»Unmöglich, ich kenne die klösterlichen Regeln, ich bin in drei Klöstern in Pönitenz gewesen. Der Schlüssel wird einem einfachen Bruder nicht anvertraut.«

»Hier ist er,« sagte Gorenflot, sich auf seinem Stuhle zurückwerfend und Chicot ein Geldstück zeigend.

»Sieh da, Geld. Ah! ich verstehe, Ihr bestecht den Bruder Pförtner, um zurückkehren zu können, wann es Euch beliebt, unglücklicher Sünder.«

Gorenflot schlitzte seinen Mund bis an die Ohren mit jenem freundlichen und glückseligen Lächeln des Trunkenen.

»Sufficit,« stammelte er.

Und er wollte das Geldstück wieder in seine Tasche stecken.

»Wartet, wartet!« sagte Chicot, »was für eine drollige Münze ist das?«

»Mit dem Bildnisse des Ketzers. Sie ist auch am Herzen durchlöchert.«

»In der Tat, es ist ein Teston, geschlagen vom König von Bearn und hat wirklich ein Loch.«

«Einen Dolchstich,« rief Gorenflot, »Tod dem Ketzer. Derjenige, welcher den Ketzer tötet, wird zum Voraus selig gesprochen, und ich gebe ihm meinen Teil am Paradies.«

»Ah! ah! die Dinge kommen nach und nach zum Vorschein,« sagte leise Chicot, »doch der Unglückliche ist noch nicht hinreichend betrunken.«

Und er füllte abermals das Glas des Mönches.

»Ja,« sprach der Gascogner, »Tod dem Ketzer, und es lebe die Messe!«

»Es lebe die Messel« rief Gorenflot, den Inhalt seines Glases mit einem Zuge leerend, »es lebe die Messe!«

»Also,« sagte Chicot, der, als er den Teston in der Tiefe der großen Hand seines Gastes sah, sich des Pförtners erinnerte, wie er die Hände von allen den Mönchen, welche unter die Halle der Abtei geströmt waren, prüfend anschaute, »also Ihr zeigt dieses Geldstück bei Eurem Eintritt dem Bruder Pförtner … und …«

»Und gehe hinein.«

»Ohne Schwierigkeit?«

»Wie dieses Glas Wein in meinen Magen geht.«

Und der Mönch verschluckte eine neue Dose von dem edlen Tranke.

»Pest!« rief Chicot, »wenn die Vergleichung richtig ist, so müsst Ihr ohne Schwierigkeit hineinkommen.«

»Nämlich …« stammelte Gorenflot ganz berauscht, »nämlich für den Bruder Gorenflot öffnet man beide Flügel.«

«Und Ihr haltet Eure Rede?«

»Und ich halte meine Rede,« sagte der Mönch. »Seht, wie sich das macht: Ich komme, hörst Du, Chicot, ich komme …«

»Ich glaube wohl, dass ich höre, ich bin ganz Ohr.«

»Ich komme also, wie ich Dir sagte, die Versammlung ist zahlreich und auserlesen; es sind Barone; es sind Grafen; es sind Herzöge.«

»Und sogar Prinzen.«

»Und sogar Prinzen,« wiederholte der Mönch, »Du hast es gesagt, Prinzen, nichts Anderes. Ich trete demütig unter die Treuen der Union.«

»Die Treuen der Union, was für eine Treue ist das?« fragte Chicot.

»Ich trete unter die Treuen der Union; man ruft den Bruder Gorenflot und ich schreite vor.«

Bei diesen Worten erhob sich der Mönch.

»Es ist gut,« sagte Chicot, »geht vor.«

»Und ich schreite vor,« sprach Gorenflot, indem er die Tat mit dem Worte zu verbinden suchte; doch kaum hatte er einen Schritt gemacht, als er an einer Ecke des Tisches stolperte und auf den Boden fiel.

»Bravo!« rief Chicot, während er ihn wieder aufhob und auf einen Stuhl setzte.

»Ihr schreitet vor, Ihr begrüßt die Versammlung und sagt.«

»Nein, ich sage nicht, die Freunde sagen.«

»Und was sagen die Freunde?«

»Die Freunde sagen: Bruder Gorenflot, die Rede des Bruders Gorenflot, ei! ein schöner Liguistenname, Bruder Gorenflot!«

Und der Mönch wiederholte seinen Namen, ihn durch die Betonung liebkosend.

»Ein schöner Liguistenname,« sagte Chicot, »welche Wahrheit wird noch aus dem Weine dieses Trunkenboldes hervorkommen?«

»Dann fange ich an.«

Und der Mönch stand auf, schloss die Augen, weil er geblendet, lehnte sich an die Wand, weil er völlig berauscht war.

»Ihr fangt an,« sagte Chicot, ihn an der Mauer haltend, wie Paillasse den Arlequin.

»Ich fange an: ›Meine Brüder, es ist ein schöner Tag für den Glauben. Meine Brüder, es ist ein sehr schöner Tag für den Glauben.‹

Nach diesem Superlativ sah Chicot, dass er nichts mehr aus dem Mönche herausbringen konnte, und ließ ihn los, Bruder Gorenflot, der das Gleichgewicht nur durch die Stütze behauptete, welche ihm Chicot bot, rutschte, sobald ihm diese Stütze entging, wie ein schlecht befestigtes Brett an der Wand hin und stieß mit seinen Füßen an den Tisch, von welchem in Folge dieses Stoßes alsbald mehrere leere Flaschen herabfielen.

»Amen!« sprach Chicot.

Beinahe in demselben Augenblick erschütterte ein donnerähnliches Schnarchen die Scheiben des engen Cabinets.

»Gut,« sagte Chicot, »die Füße der Poularde tun, ihre Wirkung. Unser Freund hat auf zwölf Stunden Schlaf und ich kann ihn ganz bequem auskleiden.«

Chicot dachte ohne Zweifel, es wäre keine Zeit zu verlieren, löste sogleich die Schnüre an dem Gewand des Mönches, entblößte jeden Arm, drehte Gorenflot wie einen Nusssack um, wickelte ihn in das Tischtuch, band ihm eine Serviette um den Kopf, rollte die Kutte des Mönches unter seinem Mantel zusammen, und ging in die Küche.

»Meister Bonhomet,« sagte er, dem Wirt einen Rosenobel reichend, »hier für unser Abendbrot, hier für mein Pferd, das ich Euch empfehle, und hier besonders, damit man den würdigen Bruder Gorenflot nicht aufweckt, denn er schläft wie ein Seliger.«

»Gut!« antwortete der Wirt, der seine Rechnung bei diesen drei Dingen fand, »seid unbesorgt, Herr Chicot.«

Auf diese Versicherung entfernte sich Chicot und erreichte, leicht wie ein Hirsch, hellsehend wie ein Fuchs, die Ecke der Rue Saint-Etienne, wo er, nachdem er mit großer Vorsicht den Teston mit dem Bildnis des Bearners in seine rechte Hand gelegt hatte, das Kleid des Bruders anzog. Um drei Viertel auf zehn Uhr zeigte er sich sodann nicht ohne ein gewisses Herzklopfen ebenfalls an der Pforte der Sainte-Geneviève Abtei.

7Lauterer Wein bekommt dem Nüchternen schlecht.