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La San Felice Band 5

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Fünftes Capitel.
Die Schlacht

Wir haben gesehen, wie Championnet sich aus Rom zurückzog, indem er Thiébaut und seinen fünfhundert Mann feierlich das Versprechen gab, die vor Ablauf von zwanzig Tagen zu erlösen.

Binnen achtundvierzig Stunden, nach zwei forcierten Märschen, befand er sich in Cività Castellana.

Seine erste Sorge war, die Stadt und ihre Umgebungen zu untersuchen.

Cività Castellana, welches man lange mit Unrecht für das alte Vejes gehalten, beschäftigte Championnet zunächst als Archäologen. Indem er aber die Entfernung berechnete, welche Cività Castellana von Rom trennt, eine Entfernung, welche über dreißig Miglien beträgt, begriff er, daß von Seiten jener großen Irrenden, welche man die Gelehrten nennt, ein Irrthum begangen worden, und daß die Ruinen, welche man in einiger Entfernung von der Stadt fand, die von Faleries sein müßten.

Neuere Forschungen haben bewiesen, daß Championnet Recht hatte.

Das Nächste, was er that, war, die von Alexander dem Sechsten erbaute Citadelle, welche jetzt nur noch als Gefängniß diente, in Stand setzen zu lassen und den verschiedenen Corps seiner kleinen Armee ihre Positionen anzuweisen.

Macdonald, welchen er alle Ehren der Schlacht, welche stattfinden sollte, vorbehielt, schickte er mit siebentausend Mann nach Borghetto, indem er ihm befahl, das Postamt und einige dasselbe umgebende kleine Häuser so gut als möglich zur Vertheidigung zu benützen, und sich dabei auf Cività Castellana zu stützen, welches die äußerste Rechte der französischen Armee bildete, oder vielmehr an dessen Fuße die französische Armee gruppiert war.

Den General Lemoine schickte er mit fünfhundert Mann in die zu einer Linken liegenden Engpässe von Terni, indem er zu ihm wie Leonidas zu den Spartanern sagte:

»Laffen Sie sich tödten.«

Casabianca und Rusca erhielten denselben Befehl für die Engpässe von Ascoli, welche die äußerste Rechte bildeten.

So lange Lemoine, Casabianca und Rusca sich hielten, fürchtete Championnet nicht umgangen zu werden, und so lange er nur von vorne angegriffen ward, hoffte er sich vertheidigen zu können.

Endlich schickte er Couriere an den General Pignatelli, welcher im Begriffe stand, zwischen Cività Ducale und Marano seine römische Legion wieder zu formieren, und ließ ihm den Befehl überbringen, sich, so bald seine Mannschaften bereit wären, in Marsch zu setzen, und zu dem Corps des polnischen Generals Kniasewitsch, welcher das zweite und dritte Bataillon der dreißigsten Halbbrigade, zwei Schwadronen vom sechzehnten Dragonerregiment, eine Compagnie vom neunzehnten reitenden Jägerregiment und drei Stück Geschütz unter einem Befehl hatte, zu stoßen, und in welcher Richtung er auch Kanonendonner vernehmen möchte, gerade darauf los zu marschieren.

Ueberdies ward der Brigadechef Lahure mit der fünfzehnten Halbbrigade beauftragt, in Regnano noch vor Cività Castellana Poto zu fassen, und der General Maurice Mathieu, gegen Vignanello zu rücken, um den Neapolitanern die Position vom Orte abzuschneiden, und sie am Uebergange über die Tiber zu hindern.

Gleichzeitig entsendete er Couriere auf der Straße von Spoleto und Foligno, um die Ankunft der von Joubert versprochenen dreitausend Mann Verstärkung zu beschleunigen.

Nachdem er diese Dispositionen getroffen, erwartete er festen Fußes den Feind, dessen Bewegungen er alle von der Höhe seiner Position bei Cività Castellana verfolgen konnte, wo er sich mit seiner Reserve von etwa tausend Mann befand, um sich mit diesen da in den Kampf zu stürzen, wo es nöthig sein würde.

Zum Glück verlor Mack, anstatt mit seiner zahlreichen und prächtigen neapolitanischen Cavallerie Championnet unablässig zu verfolgen, drei Tage in Rom und dann noch drei bis vier Tage damit, daß er seine ganze Streitmacht, das heißt vierzigtausend Mann, sammelte, um gegen Cività Castellana zu marschieren.

Endlich theilte er seine Armee in fünf Colonnen und setzte sich in Marsch.

Wäre Mack ein guter Stratege gewesen, so hätte er folgendermaßen verfahren müssen:

Er hätte das Corps des Generals Naselli, welches Nelson nach Livorno escortiert, über Perugia herbeirufen, die Hauptmacht seiner Armee auf das linke Tiberufer führen, und in Terni sich lagern und endlich mit seiner sechsfachen Streitmacht die kleine Schaar Macdonald's angreifen müssen, welcher zwischen den siebentausend Mann Nasellis und den dreißig- bis fünfunddreißigtausend Mann, welche Mack in der Hand behalten, eingekeilt, diesem doppelten Angriff keinen Widerstand zu leisten vermocht hätte.

Dagegen aber zersplitterte er seine Streitmacht dadurch, daß er in fünf Colonnen vorrückte und die Straße von Perugia freiließ.

Allerdings waren die umwohnenden Bevölkerungen, das heißt die von Rieti, Otricoli und Viterbo, durch die Proclamationen des Königs Ferdinand aufgereizt worden und zeigten sich überall bereit, die Bewegungen des Generals Mack zu unterstützen.

Dieser rückte vor, indem er eine durch ihre übergroße Barbarei lächerliche Proclamation vorausschickte.

Championnet hatte bei seinem Rückzuge aus Rom in den Hospitälern dreihundert Kranke zurückgelassen, welche er der Ehre und Menschlichkeit des feindlichen Generals empfohlen hatte.

Durch eine Depesche des Königs Ferdinand aber von dem Ausfall, welchen die Besatzung der Engelsburg gemacht, und von der Art und Weise unterrichtet, auf welche die beiden zum Tode verurtheilten Consule noch am Fuße des Schaffots gerettet und entführt wurden, erließ Mack ein Manifest, in welchem er Championnet erklärte, daß, wenn er seine Stelle bei Cività Castellana nicht aufgebe und wenn er wagte, sich hier zu vertheidigen, die in den römischen Hospitälern zurückgebliebenen dreihundert Kranken Kopf für Kopf für die Soldaten, die er, Mack, im Kampfe verlöre, bürgen und der gerechten Entrüstung des römischen Volkes preisgegeben werden würden, was so viel hieß, als daß sie zu gewärtigen hätten, vom Pöbel in Stücke gerissen zu werden.

Am Vorabende des Tages, wo man die Spitzen der neapolitanischen Colonnen in der Ferne erblickte, wurden diese Manifeste von Landleuten den französischen Vorposten überbracht und geriethen auf diese Weise in Macdonald's Hände.

Dieser war im höchsten Grade darüber empört, ergriff die Feder und schrieb an den General Mack:

»Herr General, ich habe das Manifest empfangen. Nehmen Sie sich in Acht! Die Republikaner sind keine Meuchelmörder, aber ich erkläre Ihnen meinerseits, daß der gewaltsame Tod eines einzigen Kranken in den römischen Hospitälern das Todesurtheil der ganzen neapolitanischen Armee sein und ich meinen Soldaten Befehl geben werde, keine Gefangenen zu machen.

»Binnen einer Stunde ist Ihr Brief in der ganzen Armee bekannt, wo Ihre Drohungen eine Entrüstung und einen Abscheu hervorrufen werden, die nur durch die Verachtung übertroffen werden können, welche der Mann einflößen wird, der dieselben ausgesprochen.

»Macdonald.«

Und in der That erheilte Macdonald sofort ein Dutzend Abschriften dieses Manifestes und ließ dieselben von den Corpscommandanten ihren Mannschaften vorlesen, während er selbst zu Pferde stieg und nach Cività Castellana galoppierte, um die Proclamation dem General Championnet mitzutheilen und ihn um weitere Befehle zu bitten.

Er traf den General auf der prachtvollen doppelten Bogenbrücke, welche über den Rio Maggiore führt und im Jahre 1712 von dem Cardinal Imperiali erbaut worden.

Er hatte das Fernrohr in der Hand, besichtigte die Zugänge zur Stadt und ließ durch seinen Secretär allerhand Notizen auf eine Landkarte machen.

Als er Macdonald bleich und aufgeregt herangaloppiert kommen sah, rief er ihm von weitem entgegen:

»Ich glaubte, General, Sie brächten mir Nachrichten vom Feind. Jetzt aber sehe ich, daß ich mich irre, denn in diesem Falle würden Sie ruhig und nicht aufgeregt sein.«

»Und dennoch bringe ich dergleichen, General,« sagte Macdonald, indem er vom Pferde sprang. »Hier sind sie.«

Und er überreichte ihm das Manifest.

Championnet las es ohne das mindeste Zeichen von Zorn und zuckte blos die Achseln.

»Kennen Sie den Mann, mit dem wir zu thun haben, nicht?«, sagte er. »Was haben Sie hierauf geantwortet?«

»Ich habe zunächst befohlen, daß das Manifest der ganzen Armee vorgelesen werde.«

»Sie haben wohl daran gethan. Es ist gut, daß der Soldat seinen Feind kenne und es ist noch besser, daß er ihn verachte. Dies ist aber noch nicht Alles. Sie haben wohl dem General Mack auch geantwortet?«

»Ja, ich habe ihm geantwortet, daß jeder neapolitanische Gefangene seinerseits Kopf für Kopf für die kranken Franzosen in Rom bürgen würde.«

»In dieser Beziehung haben Sie unrecht gethan.«

»Unrecht?«

Championnet betrachtete Macdonald mit unaussprechlich sanfter Miene, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:

»Freund, nicht durch blutige Repressalien müssen die Republikaner ihren Feinden antworten. Die Könige sind nur zu geneigt, uns zu verleumden; geben Sie ihnen nicht einmal Gelegenheit, uns etwas Schlimmes nachzusagen. Reiten Sie wieder zurück zu Ihren Leuten und lesen Sie ihnen den Tagesbefehl vor, welchen ich Ihnen geben werde.«

Mit diesen Worten wendete er sich zu seinem Secretär und dictierte ihm den folgenden Tagesbefehl, welchen der Secretär mit Bleistift niederschrieb:

»Tagesbefehl des Generals Championnet vor der Schlacht bei Cività Castellana. So,« unterbrach sich Championnet, »wird die Schlacht heißen, welche Sie morgen gewinnen werden, Macdonald.«

Und er fuhr fort:

»Jeder gefangene neapolitanische Soldat wird mit der Humanität und Freundlichkeit behandelt werden, welche die Republikaner gegen die Besiegten zu beobachten pflegen.

»Jeder Soldat, der sich gegen einen entwaffneten Gefangenen eine Mißhandlung erlauben sollte, wird ernstlich bestraft werden.

 

»Die Generale sind für die Ausführung dieser beiden Befehle verantwortlich.«

Championnet ergriff den Bleistift, um zu unterzeichnen, als ein mit Schmutz bedeckter, an der Stirn verwundeter Chaffeur zu Pferde am äußersten Ende der Brücke erschien und gerade auf Championnet zugeritten kam.

»Mein General,« sagte er, »die Neapolitaner haben in Baccano einen Vorposten von fünfzig Mann überfallen und dieselben in dem Wachthause sammt und sonders niedergemetzelt. Damit keiner der Verwundeten entschlüpfen oder mit dem Leben davonkommen möchte, haben sie dann das Haus in Brand gesteckt und es ist unter den Hohnreden der Königlichen und dem Freudengeschrei der Bevölkerung über den Unseren zusammengestürzt.«

»Nun, General,« sagte Macdonald triumphierend, »was sagen Sie zu der Handlungsweise unserer Feinde?«

»Weiter nichts, als daß die unsrige dadurch in um so helleres Licht gestellt wird,« entgegnete Championnet und unterzeichnete einen Tagesbefehl.

Macdonald schien diese Mäßigung zu mißbilligen und Championnet fuhr daher fort:

»Glauben Sie mir, dies ist die richtige Art und Weise, auf welche die Civilisation der Barbarei antworten muß. Gehen Sie, Macdonald. Ich bitte Sie als Freund, diesen Tagesbefehl sofort publiciren zu lassen, und wenn es sein muß, so befehle ich es Ihnen als Ihr General.«

Macdonald stand einen Augenblick stumm und gleichsam zögernd da, plötzlich aber fiel er Championnet um den Hals und rief:

»Gott wird morgen mit Ihnen sein, mein theurer General, denn Sie sind gleichzeitig die Gerechtigkeit, der Muth und die Güte.«

Dann schwang er sich wieder in den Sattel, kehrte zu seinen Leuten zurück, ließ sie in Reih und Glied treten, ritt an ihrer Front hinab und las ihnen den Tagesbefehl vor, welcher mit enthusiastischem Beifall aufgenommen ward.

Es waren dies die letzten schönen Tage der Republik. Unsere Soldaten hegten damals noch einige jener großen vom Jahre 1789 geborenen Ideen, welche später in Bewunderung und Hingebung für einen einzigen Mann übergehen sollten. Unsere Krieger blieben dann noch eben so groß, aber sie waren weniger gut.

Championnet schickte sofort Couriere an Lemoine und an Casabianca, um ihnen zu melden, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach den nächstfolgenden Tag angegriffen werden würden, und um ihnen zu befehlen, ihm, falls sie zurückgedrängt würden, sofort Couriere zuzusenden, damit er seine Maßregeln treffen könnte.

Lahure seinerseits ward von dem, was in Baccano geschehen, durch denselben Chaffeur unterrichtet, welcher dem Gemetzel entronnen war und der, noch von dem gestrigem Kampf blutend, bei dem morgenden in die vordersten Reihen gestellt zu werden verlangte, um seine Cameraden und sich selbst zu rächen.

Gegen drei Uhr Nachmittags entfernte Championnet sich von Cività Castellana, visitierte zunächst die Vorposten des Brigadechefs Lahure und dann das Armeecorps Macdonald's.

Er mischte sich unter die Soldaten und erinnerte sie daran, daß sie die Männer von Arcole und Rivoli seien, daß sie gewohnt seien, drei gegen einen zu kämpfen, und daß ein Kampf gegen vier folglich etwas Neues wäre, wovor sie nicht zu erschrecken brauchten.

Dann besprach er seinen Tagesbefehl und den des Generals Mack.

Er sagte ihnen, daß der republikanische Soldat, der Verbreiter der revolutionären Ideen, ein bewaffneter Apostel sei, während die Soldaten des Despotismus weiter nichts als Miethlinge ohne Ueberzeugung seien. Er fragte sie, ob sie ihr Vaterland liebten, ob sie die Freiheit als das Ziel der Bestrebungen einer wirklich intelligenten Nation betrachteten, und ob sie mit dieser doppelten Ueberzeugung, welche den dreihundert Spartanern beinahe den Sieg über das unermeßliche Heer eines Kerxes verschafft, glaubten, daß zehntausend Franzosen durch vierzigtausend Neapolitaner besiegt werden könnten.

Bei dieser väterlichen Anrede, die von Allen verstanden ward, weil Championnet weder hochtrabende Worte noch bildliche Ausdrücke anwendete, lächelten Alle und begnügten sich zu fragen, ob es nicht an Munition fehlen würde.

Auf Championnet's Versicherung, daß so etwas nicht zu fürchten stehe, antworteten sie:

»Nun, dann wird Alles gut gehen.«

Diesen Abend ließ Championnet unter jede Compagnie ein Faß Wein von Montefiascone, das heißt ziemlich eine halbe Flasche der Mann, vortreffliches, unter seinen Augen in Cività Castellana frisch gebackenes Brot und eine Ration Fleisch von einem halben Pfund vertheilen. Es war dies ein sybaritisches Mahl für diese Leute, welche seit drei Monaten Mangel an Allem gelitten und deren Löhnung seit sechs Monaten im Rückstand war.

Dann ließ er nicht blos den Anführern, sondern auch den Soldaten die größte Wachsamkeit empfehlen.

Am Abend wurden in den französischen Bivouacs große Feuer angezündet und die Regimentsmusiken spielten die Marseillaise und »Partant pour la Syrie.«

Die natürlich feindselig gesinnten Bevölkerungen betrachteten mit Erstaunen von ihren in Gebirgsschluchten versteckt liegenden Dörfern aus diese Menschen, welche den nächstfolgenden Tag kämpfen und wahrscheinlich sterben sollten, und die sich durch Gesänge und Feste auf Kampf und Tod vorbereiteten. Selbst für die, welche nicht begriffen, war das Schauspiel ein großartiges.

Die Nacht verging ohne Alarm, als aber die Sonne aufging, beleuchtete sie die ganze Armee des Generals Mack, die in drei Colonnen anrückte.

Eine vierte, welche, ohne gesehen zu werden, gegen Terni anrückte, verrieth sich durch den Staub, den sie am Horizont aufwirbelte.

Eine fünfte endlich, welche schon am Abende vorher von Baccano nach Ascoli abgerückt, war unsichtbar.

Die unter dem unmittelbaren Commando Macks gebliebenen drei Colonnen zählten nahe an dreißigtausend Mann.

Sechstausend sollten unsere Vorposten auf der äußersten Linken angreifen, viertausend das Dorf Vignanello, welches das ganze Schlachtfeld beherrschte, besetzen, und die Hauptmasse, die, welche aus zwanzigtausend Mann bestand und von Mack persönlich commandiert ward, Macdonald und seine siebentausend Mann angreifen.

Championnet hatte seine Reserve auf den Anhöhen des Berges aufgestellt, auf dessen höchstem Punkte er selbst mit dem Fernrohre in der Hand hielt. Seine Ordonnanzofficiere umgaben ihn, bereit, seine Befehle überall hin zu tragen, wo es nöthig wäre.

Der Brigadechef Lahure war der, dessen Mannschaften zuerst ins Feuer kamen.

Er hatte seine Streitmacht vor dem Dorfe Regnano aufgestellt, dessen erste Häuser er mit Schießscharten hatte versehen lassen.

Die Soldaten, welche Lahure angriffen, waren dieselben, welche am Abende vorher in Baccano die Gefangenen niedergemetzelt hatten. Mack hatte sie Blut lecken lassen, wie man mit Tigern zu thun pflegt, nicht um sie muthiger, sondern grimmiger zu machen.

Der Angriff erfolgte in kräftiger Weise, es lebten aber in der französischen Armee in Bezug auf den Muth der neapolitanischen Truppen Traditionen, welche sie zu keinem sonderlich furchtbaren Schreckbild für unsere Soldaten machten. Lahure warf daher mit seiner fünfzehnten Brigade, das heißt mit etwa tausend Mann, jenen ersten Angriff zurück, zum großen Erstaunen der Neapolitaner, welche hartnäckig zum Angriff zurückkehrten, aber zum zweiten Male zurückgeschlagen wurden.

Als der Chevalier Micheroux, welcher die feindliche Colonne commandierte, dies sah, ließ er Artillerie vorrücken und schmetterte die ersten Häuser nieder, in welche sich unsere Tirailleurs in den Hinterhalt gelegt. Die Häuser stürzten sehr bald ein und ihre Vertheidiger waren nun schutzlos.

Es trat eine augenblickliche Verwirrung ein, welche der neapolitanische General benutzte, um eine Angriffscolonne von dreitausend Mann vorrücken zu lassen, welche sich auf das Dorf stürzte und es nahm.

Lahure andererseits hatte aber eine kleine Truppe hinter einer Anhöhe wieder formiert, so daß in dem Augenblicke, wo die Neapolitaner aus dem Dorfe herausrückten, sie von einem so heftigen Feuer begrüßt wurden, daß die Reihe des Zurückweichens wieder an sie kam.

Micheroux ließ nun die Franzosen durch drei Colonnen angreifen, eine von dreitausend Mann, welche durch die Hauptstraße des Dorfes weiter vorrückte, und zwei von fünfzehnhundert Mann, welche es umgingen.

Lahure erwartete muthig den Feind hinter der natürlichen Verschanzung, wo er Posto gefaßt, und erlaubte seinen Soldaten nicht eher zu feuern, als bis der Feind dicht heran wäre.

Die Soldaten gehorchten pünktlich, die neapolitanischen Massen waren aber so tief, daß sie immer noch fortfuhren vorzurücken, weil die hinteren Glieder die vorderen drängten.

Lahure sah, daß er forciert werden würde. Deshalb befahl er seinen Leuten ein Carré zu formieren und sich Schritt um Schritt auf Cività Castellana zurückzuziehen.

Das Manöver ward ausgeführt wie auf dem Paradedeplatze. Drei Bataillone formierten sich augenblicklich unter dem Feuer der Neapolitaner und hielten, ohne sich zu lösen, mehrere glänzende Cavallerieangriffe aus.

Championnet verfolgte die glänzende Vertheidigung von der Höhe seines Felsens aus. Er sah Lahure sich bis an die Brücke von Cività Castellana zurückziehen, gleichzeitig aber bemerkte er, daß diese Verfolgung die Reihen der Neapolitaner in Unordnung gebracht hatte. Er endete sofort einen Ordonnanzofficier an den wackern Führer der fünfzehnten Halbbrigade, um ihm zu sagen, daß er wieder die Offensive ergreifen solle, während er ihm zugleich, um diese Bewegung zu unterstützen, fünfhundert Mann Verstärkung schickte.

Lahure verbreitete diese Nachricht sofort in den Reihen der Soldaten, welche sie mit dem Rufe: »Es lebe die Republik!« aufnahmen und die, als sie diese versprochene Verstärkung im Sturmschritte mit gefälltem Bajonnet anrücken sahen und die Trommeln wirbeln hörten, sich mit solchem Ungestüm auf die Neapolitaner stürzten, daß diese, welche auf diesen Angriff nicht gefaßt waren, weil sie schon Sieger zu sein glaubten, anfangs erstaunt stehen blieben, dann, nachdem sie einen Augenblick gezögert, Kehrt machten und die Flucht ergriffen.

Lahure verfolgte sie, machte fünfhundert Mann Gefangene, tödtete sieben- bis achthundert Mann, nahm zwei Fahnen, die vier Geschütze, womit sie die mit Schießscharten versehenen Häuser zertrümmert hatten, und zog als Sieger wieder in Regnano ein, wo er wieder dieselbe Position nahm, die er vor der Schlacht inne gehabt.

Während dieser Zeit befahl der Anführer der dritten Colonne, welche den rechten Flügel des Hauptangriffes bildete, und der sich Vignanellos bemächtigt hatte, als er den General Maurice Mathieu mit einer Colonne, die um zwei Drittel weniger stark war als die seine, anrücken sah, seinen Leuten, vor das Dorf zu rücken, eine Batterie von vier Geschützen aufzupflanzen und die Franzosen anzugreifen.

Dieser Befehl ward ausgeführt. Der General Maurice Mathieu gab aber seinen Soldaten einen solchen Impuls, daß sie, obschon durch den forcierten Marsch, den sie den ganzen Tag vorher gemacht, noch ermüdet, den Feind gleich anfangs zurücktrieben und ihn dann so nachdrücklich angriffen, daß er sich genöthigt sah, nach Vignanello zu fliehen und zwar so schnell und in solcher Verwirrung, daß die Artilleristen nicht einmal Zeit hatten ihre Geschütze wieder zu bespannen.

Sie gaben blos eine einzige Salve und ließen die Geschütze mit ihren Munitionskarren in den Händen von etwa fünfzig Dragonern, welche die ganze Cavallerie des Generals Maurice Mathieu ausmachten.

Dieser befahl die vier Geschütze auf das Dorf zu richten, dessen Bewohner für die Neapolitaner Partei ergriffen und auf die Franzosen gefeuert hatten.

Zugleich ließ er ihnen ankündigen, daß er das ganze Dorf in einem Schutthaufen verwandeln und Bauern und Neapolitaner über die Klinge springen lassen würde, wenn die letzteren es nicht augenblicklich räumten.

Erschreckt durch diese Drohung, räumten die Neapolitaner das Dorf und machten, dicht verfolgt, erst in Borghetto Halt.

Sie verloren fünfhundert Mann Todte, fünfhundert Gefangene, eine Fahne und die vier Kanonen, welche in unsern Händen blieben.

Der Angriff des Centrums war ernster. Mack commandierte hier in eigener Person und hatte dreißigtausend Mann zur Verfügung.

Macdonald's zwischen Otricolo und Cantalupo stehende Avantgarde ward von dem General Duhesme commandiert, welcher kürzlich erst von der Rheinarmee zu der römischen versetzt worden.

Man kennt die Rivalität, welche zwischen der Rheinarmee und der italienischen bestand, die stolz darauf war, unter den Augen Buonapartes selbst gekämpft und glänzendere Siege als ihre Nebenbuhlerin errungen zu haben.

Duhesme wollte den Soldaten von Tessin und Mincio gleich bei der ersten Gelegenheit zeigen, daß er würdig sei sie zu commandieren.

 

Anstatt den Angriff abzuwarten, befahl er daher zwei Bataillonen vom fünfzehnten leichten und vom elften Liniemregiment, die gegen die anrückende Colonne sofort anzugreifen.

Zugleich ließ er durch zwei kleine leichte Geschütze den Feind in die rechte Flanke fassen, stellte sich selbst an die Spitze dreier Schwadronen vom neunzehnten Chaffeurregiment und griff den Feind in dem Augenblicke an, wo dieser ihn anzugreifen glaubte.

So ganz unversehens gefaßt, ward die neapolitanische Avantgarde kräftig auf das Hauptcorps zurückgeworfen.

Als Macdonald diese kleine Schaar verloren und von den Fluten der Neapolitaner fast verschlungen sah, befahl er, die Avantgarde mit zweitausend Mann zu unterstützen.

Diese zweitausend Mann rückten im Sturmschritte vor und brachten die erste Colonne so in Unordnung, daß sie sich auf die zweite, zehn- bis zwölftausend Mann starke, warf.

Bei dieser rückgängigen Bewegung hatte die neapolitanische Colonne zwei Kanonen, welche man eben erst aufgepflanzt, sechs Munitionskarren, zwei Fahnen und sechshundert Gefangene zurückgelassen. Fünf- bis sechshundert todte oder verwundete Neapolitaner lagen in dem leeren Raume, welcher sich von dem Punkte, von wo die französische Avantgarde abgerückt war, bis zu dem erstreckte, zu welchem sie vorgedrungen.

Dieser Raum blieb jedoch nicht lange leer, denn Duhesme und seine Leute, welche sich gezwungen sahen, sich vor der zweiten Colonne zurück zu ziehen und auf ihren Flanken durch die Trümmer der Avantgarde, die sich wieder gesammelt und durch als Tirailleurs mitkämpfende Bauern beunruhigt wurden, wichen allerdings blos Schritt um Schritt zurück, wichen aber doch.

Macdonald schickte einen Adjutanten an Duhesme, um ihm zu sagen, daß er wieder in seine erste Position zurückkehren, Halt machen, Bataillonscarrés formieren und den Feind mit dem Bajonnet empfangen sollte.

Gleichzeitig befahl er einer Batterie von vier Geschützen, die auf einem kleinen Hügel stand, von wo aus sie die Neapolitaner von der Seite fassen konnte, ihr Feuer zu beginnen, während er selbst mit dem übrigen Theil seiner Truppen, das heißt mit ziemlich fünftausend Mann, in zwei Angriffscolonnen geheilt, als einfacher Oberst ebenfalls um Angriffe schritt.

Championnet, der das unermeßliche Schachbrett beherrschte, vergaß seine eigene Verantwortlichkeit, um Macdonald zu folgen, den er wie einen Bruder liebte. Er sah ihn mit einem Gefühle, welches er nicht bemeistern konnte, als General und Soldat zugleich mit jener Ruhe commandieren und kämpfen, welche das unterscheidende Kennzeichen von Macdonald's Muth war, einem Muthe, welcher zehn Jahre später bei Wagram den Kaiser, der sich doch auf Muth verstand, in Erstaunen setzte.

Gern wäre er hinter ihm gewesen, um ihm zuzurufen, daß er Halt machen und das Leben seiner Leute und das einige mehr schonen solle. Aber wider Willen war er genöthigt, zu bewundern und dieser Unerschrockenheit Beifall zuzuklatschen.

Dennoch fragte sich Championnet, ob er ihm nicht einen Ordonnanzofficier zuschicken solle, um ihn aufzufordern, zum Rückzuge blasen zu lassen, und Lahure einerseits und Maurice Mathieu andererseits den Neapolitanern in die Flanke zu schicken, als er sah, daß Macdonald diesen Rückzug von selbst ausführte.

Gleichzeitig formierte, um denselben zu erleichtern, Duhesme sich wieder in Colonnen und führte mit der Spitze derselben einen so kräftigen Stoß gegen das Centrum, daß dieses zurückweichen mußte.

Macdonald, der dadurch frei ward, formierte sich seinerseits in Bataillonscarrés und schien es sich zum Spiel zu machen, die Angriffe der neapolitanischen Cavallerie bis auf fünfzig Schritte abzuwarten und auf den beiden Seiten, von welchen er angegriffen ward, immer höhere Leichenhaufen von Menschen und Pferden aufzuthürmen.

Duhesme, welcher nichts weiter wollte, als seinen Chef frei machen, hatte sich wieder in Carré formiert und das Schlachtfeld bot den Anblick von dreißigtausend Mann, welche sechs lebendige Redouten belagerten, die jede aus zwölfhundert Mann bestanden und Ströme von Feuer spieen.

Als Mack sah, daß er es mit einem Feind zu thun hatte, der sich auf diesem Weg nicht werfen ließ, beschloß er seine zahlreiche Artillerie in Anwendung zu bringen.

Er ließ deshalb auf zwei das Schlachtfeld beherrschenden Punkten zwei Batterien, jede von zwanzig Kanonen, aufpflanzen, deren Kreuzfeuer die Carrés von der Seite faßte, während zehn andere Geschütze speciell das Duhesmes, welches das Centrum bildete, von vorne faßten, um, wenn es gelänge, eine Bresche darin zu öffnen, dann eine furchtbare Colonne hinein zu schleudern, welche er bereit hielt, um das Centrum der republikanischen Armee zu sprengen.

Championnet sah mit Unruhe den Kampf eine Gestalt annehmen, wobei Muth und Genie nichts mehr auszurichten vermochten. Er warf einen forschenden Blick auf die tiefen Massen Macks, die am Horizont wogten, als er die Augen links wendend plötzlich gegen Rieti zu Waffen durch eine sich rasch nähernde Staubwolke hindurch blitzen sah.

Er glaubte, es sei dies eine neue Verstärkung, welche Mack erhielte, vielleicht die von ihm am Tage vorher nach Ascoli geschickten Truppen, welche auf den Kanonendonner wieder heranrückten.

Er drehte sich herum, um einen seiner Ordonnanzofficiere, Namens Villeneuve, der sich durch sein besonders scharfes Auge auszeichnete, zu befragen, und gewahrte gerade auf der entgegengesetzten Seite, das heißt auf der Straße von Viterbo, ein zweites Corps, welches ihm noch beträchtlicher zu sein schien als das erste und mit gleicher Schnelligkeit gegen das Schlachtfeld vorrückte.

Es war, als ob diese beiden Corps, mochten sie nun angehören, wem sie wollten, verabredet hätten, jedes von seiner Seite zur selben Stunde, beinahe zur selben Minute einzutreffen, um an einem und demselben Kampfe Theil zu nehmen.

War es vielleicht das Corps des Generals Naselli, der von Florenz herbeikam, und war Mack ein geschickterer Feldherr, als man geglaubt? Plötzlich stieß der Adjutant Villeneuve einen Freudenruf aus, streckte die Hände nach der Staubwolke, welche auf der Straße von Viterbo zwischen Ronciglione und Monterosse von dieser zahlreichen Truppenmasse aufgewirbelt ward, aus und rief:

»Mein General, die dreifarbige Fahne!«

»Ha!« rief Championnet, »es sind die Unsrigen Joubert hält Wort.«

Dann richtete er seine Blicke wieder auf die andere Truppenmasse, die von Rieti herkam.

»Morbleu!«, sagte er, »das wäre beinahe zu viel Glück.«

Die Augen Aller, welche den General umringten, richteten sich auf den Punkt, den er mit dem Finger bezeichnete und Aller Mund entrang sich ein einziger Ruf:

»Die dreifarbige Fahne! die dreifarbige Fahne!«

»Es ist Pignatelli und die römische Legion; es ist Kniasewitsch mit seinen Polen, einen Dragonern und Chasseurs; es ist mit einem Worte der Sieg.«

Dann mit stolzer Geberde die Hand gegen Rom ausstreckend, rief der republikanische General: Nun, König Ferdinand, kannst Du, wie Richard der Dritte, deine Krone für ein Pferd anbieten.«