Chronik von Eden

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Kapitel VIII - Belagerung



Jessica räkelte sich wohlig in der Sonne. Die warmen Strahlen streichelten ihre Haut. In den nahen Bäumen war das Gezwitscher der Vögel zu vernehmen, irgendwo bellte ein Hund.



So einen ruhigen Tag hatte sie schon lange nicht mehr erlebt, und sie hatte vor, ihn auszukosten. Bald würden die Herbststürme einsetzen, und dann würde es wieder einige Monate dauern, bis man sich erneut in die Sonne legen konnte.



Jessica seufzte zufrieden, dann hielt sie plötzlich inne. Irgend etwas war eigenartig. Sie lauschte eine Weile, doch die Geräusche klangen alle völlig normal. Auch mit der Wiese, auf der sie ihr großes Badetuch ausgebreitet hatte, schien alles in Ordnung zu sein.



Leise und heimlich wie ein Dieb schlich sich die Erkenntnis in Jessicas Gedanken: Es waren die Sonnenstrahlen, mit denen etwas nicht stimmte! Diese sanften, fast zärtlichen Berührungen, Jessica konnte sich nicht daran erinnern, dass sich die Sonne auf ihrer Haut schon jemals so angefühlt hätte.



Mit aufgerissenen Augen sah sie an sich herab. Das, was sie eben noch für Sonnenstrahlen gehalten hatte, entpuppte sich als ein Gewühl aus Tentakeln! Diese hielten sie fest und liebkosten sie zugleich.



Für einen Moment liefen Jessica wohlige Schauer über den Rücken, dann drückten zwei der Tentakeln ihre Schenkel auseinander. Zwei weitere dieser Dinger machten sich daran, das Mädchen an einer Stelle zu berühren, die für so etwas noch nicht bereit war.



Jessica schrie auf. Alle angenehmen Empfindungen waren wie weggewischt. Panik stieg in ihr hoch, doch es war zwecklos. Der zarte Körper des Mädchens konnte der Kraft der Tentakeln nichts entgegensetzen.



Jessica begann zu weinen und wachte daran auf. Als sie die Augen öffnete, konnte sie am anderen Ende des Zimmer gerade noch ein dunkles Schemen erkennen, das sich schnell und leise zurückzog.



Sie sah an sich herunter und fragte sich, ob es nur ein Albtraum gewesen war, das Schemen ein letzter Nachklang davon, den ihr noch umnebelter Geist mit in die Wirklichkeit herübergenommen hatte. Dann entdeckte sie, dass ihre Jeans geöffnet und bis an die Knie heruntergezogen war.





*





Der Tag versprach herrlich zu werden. Über den nahen Feldern lag Morgennebel, der langsam von der Sonne vertrieben wurde. Nach einer ruhigen und ungestörten Nacht waren die Pilger früh erwacht und nahmen nun ein karges Frühstück zu sich.



»War irgendwas heute Nacht?«, wollte Sandra kauend von den Männern wissen, von denen ebenfalls wieder jeder eine Wache übernommen gehabt hatte.



Dreifaches Kopfschütteln antwortete ihr. Sandra bemerkte nicht, dass Jessica bei ihrer Frage den Kopf gehoben, dann aber schnell wieder gesenkt hatte und nun noch eifriger damit beschäftigt war, die Pampe hinunterzuwürgen, die man notdürftig aus Haferflocken, Wasser und ein wenig Zucker zusammengerührt hatte.



Nach dem Frühstück bestand Patrick darauf, mit den Kindern zu beten und ein Lied zu singen. Sandra ließ ihn gewähren, obwohl man ihr deutlich anmerkte, dass sie am liebsten sofort aufgebrochen wäre.



Schließlich war es dann soweit. Die Gruppe trat vor das Haus, in dem sie die Nacht verbracht hatte, und atmete die frische Morgenluft. Die Sonne war mittlerweile höher gestiegen, der Nebel hatte sich vollständig aufgelöst.



»Wir müssen da hin.« Sandra deutete nach Süden. »Dort muss sich der Fliegerhorst befinden.«



Für einen Moment sah es so aus, als ob Stephan etwas sagen wollte, aber dann schloss er den Mund einfach wieder und nickte.



»Also los jetzt!«, trieb Sandra die anderen an. »Wenn wir uns ranhalten, können wir gegen Mittag dort sein. Dann bekommt Gabi auch endlich das Medikament, das sie so dringend braucht.«





*





Wieder nahmen sie den Weg durch die Felder. Irgendwie rechnete jeder in der Gruppe damit, dass der weiße Hund jederzeit auftauchen könnte, aber dieser ließ sich nicht blicken. Mit den Zombies verhielt es sich ebenso, es war weit und breit nichts von ihnen zu sehen.



Nach wie vor mussten die Pilger immer wieder längere Pausen einlegen. Gabis Gesundheitszustand hatte sich weiter verschlechtert. Aus ihrer Kehle drang ein schleimiges Röcheln.



»Willst du dich nicht wenigstens das letzte Stück tragen lassen?« Sandra sah das Mädchen mitfühlend an. »Es ist nicht mehr weit, und Patrick oder Stephan lassen dich sicher gerne auf ihren Schultern reiten.«



Beim letzten Satz fing Gabi an, wild um sich zu schlagen und zu kreischen. Mit viel Phantasie konnte man die spitzen Schreie als »Nein! Nein! Nein!« interpretieren. Die nackte Panik stand in das Gesicht des Mädchens geschrieben, welches knallrot angelaufen war, und in dessen Farbe sich jetzt auch ein ungesund wirkender Blauton zu mischen begann.



»Schschschsch, ist ja gut.« Sandra sprach beschwichtigend auf Gabi ein. »Wenn du nicht willst, dann trägt dich eben niemand. Schschschsch.«



Stephan verdrehte die Augen. »Mit ihrem Gebrüll hetzt sie uns noch alle Freaks von hier bis München auf den Hals. Verdammt, bring das Gör zum Schweigen, sonst mache ich es!«



»Sie beruhigt sich ja schon.« Sandra sah Stephan mit einem warnenden Blick an. »Und du lässt deine Finger von ihr, wenn du deine Hände behalten willst, verstanden?«



»Das will ich sehen.«



Stephans gesamte Körperhaltung war übergangslos pure Provokation. Fast im gleichen Moment befand sich der Lauf einer Pistole genau zwischen seinen Augen, der Hahn der Waffe war gespannt.



»Atme auch nur ein wenig zu hastig, und ich drücke ab.« In Sandras Stimme klirrten Eiskristalle. »Dass mit dir etwas nicht stimmt, war mir von Anfang an klar, und ich werde auch noch dahinter kommen, worum es sich dabei handelt. Was aber viel wichtiger ist: Tu einem der Kinder irgendetwas an, egal was, und wenn es auch noch so wenig ist, und du bist tot. Ich habe dich nur mitgenommen, weil du gut kämpfen kannst und weil die Gruppe einen weiteren Erwachsenen, der für Schutz sorgt, gut brauchen kann. Mach nicht den Fehler, diesen Vorteil zu überschätzen oder gar zu verspielen.«



Stephan schluckte trocken. »Hey, ist ja gut, alles easy, okay? Ich hab das doch nicht so gemeint. Du weißt genau, dass ich den Kindern niemals etwas antun könnte, ich mag Kinder über alles. Wenn ich als junger Mann geheiratet hätte, wäre ich jetzt der Vater einer ganzen Horde dieser kleinen Racker.«



»Ich frag jetzt besser nicht, warum ihn keine wollte«, murmelte Martin so leise, dass niemand ihn verstand. Trotzdem glaubte er in den Gesichtern von Sandra und Patrick denselben Gedanken zu lesen.



Patrick räusperte sich. »Ich denke, er hat es verstanden, Sandra. Du kannst die Pistole also wieder runternehmen.«



»Das hoffe ich für ihn, dass er es verstanden hat«, zischte sie. »An diesem Punkt verstehe ich nämlich keinen Spaß. Überhaupt keinen!«



Sie starrte Stephan noch ein paar Sekunden in die Augen, dann senkte sie ihre Waffe und steckte sie weg. Demonstrativ drehte sie sich zu Gabi um und kümmerte sich wieder um das Mädchen, welches sich mittlerweile beruhigt hatte.



»Na, wieder alles okay?«



Gabi nickte stumm, dabei wischte sie sich unbeholfen die Tränen aus den Augen.



»Bald sind wir in Sicherheit.« Sandra zwang sich zu einem Lächeln. »Die Männer dort werden dann auf uns aufpassen, und sie haben sicher auch Medizin für dich.«



Als sich Gabis Gesichtsfarbe vollends normalisiert hatte und das Mädchen wieder einigermaßen Luft bekam, setzten die Pilger ihre Wanderung fort.





*





Wie Sandra es vermutet hatte, erreichte die Gruppe gegen Mittag das Gelände des Fliegerhorsts. Hier war ihre Wanderung jedoch zuerst einmal zu Ende, denn es wimmelte geradezu von Zombies. Diese umringten den Zaun, als gäbe es drinnen etwas umsonst – was aus ihrer Sicht vermutlich auch stimmte, denn allem Anschein nach war der Stützpunkt tatsächlich noch besetzt, und zwar mit lebendigen, warmen Menschen.



»Da kommen wir niemals rein, ohne dass sie uns am Wickel haben«, flüsterte Martin. »Es sind einfach zu viele.«



»So schnell gebe ich nicht auf«, gab Sandra ebenso leise zurück, wobei ihre Stimme entschlossen klang. »Irgendwo muss es ein Durchkommen geben.«



»Das hätte sich manch mittelalterlicher Burgherr sicherlich auch gewünscht«, war es nun an Patrick, den Pessimisten zu geben. »Doch auch damals schon waren die Belagerungsringe nicht zu überwinden, was in der Regel damit endete, dass die Insassen der angegriffenen Burg irgendwann vor Durst und Hunger aufgeben mussten.«



»Wir sind aber nicht im Mittelalter, der Fliegerhorst ist keine Burg, und die Zombies sind keine Krieger, sondern tumbe Fressmaschinen. Wenn dem nämlich nicht so wäre, hätten sie das bisschen Zaun, was zwischen ihnen und ihren ›Leckerlis‹ steht, schon längst überwunden und würden satt und rülpsend in der Sonne liegen.«



»Du magst zwar mit dem, was du sagst, recht haben, aber deine Art, dich auszudrücken, finde ich trotzdem ein wenig befremdlich.« Patrick sah Sandra tadelnd an. »Denk doch bitte an die Kinder.«



»Ich denke an nichts anderes.« Sandra reckte angriffslustig das Kinn vor. Kurz schien sie zu überlegen, dann entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder. »Wir sehen uns hier mal ein wenig um. Und falls wir tatsächlich keine Möglichkeit finden sollten, da reinzukommen, können wir uns immer noch überlegen, was wir als nächstes tun wollen.«





*





Eine halbe Stunde später schien ihnen das Glück in der Tat wieder hold zu sein. Die Pilger hatten den großen Parkplatz, der vor den Toren des Fliegerhorsts lag, erreicht. Für die Zombies war die Ansammlung lebloser Blechkarossen offenbar völlig uninteressant, weshalb sich hier auch keiner von ihnen aufhielt. Ein Stück weiter am Zaun sah das allerdings schon wieder ganz anders aus.

 



»Na also, wer sagt’s denn?« Sandra klang zufrieden.



»Hast du etwas gesehen, was mir bislang entgangen ist?« Stefan runzelte die Stirn. »Hier hat es doch genauso viel Freaks am Zaun wie an allen anderen Stellen, die wir bislang gesehen haben.«



»Von den Untoten redet doch auch keiner.« Sandra grinste. »Zumindest noch nicht. Wartet hier, und wenn die Lücke groß genug ist, dann seht zu, dass ihr nach drinnen kommt.«



»Was hast du vor?«, fragte Martin besorgt.



»Das wirst du gleich sehen.«



»Sandra, bitte, mach keinen Scheiß. Wir brauchen dich doch.«



»Ich sorge dafür, dass ihr in Sicherheit kommt, ganz einfach.«



»Soll nicht wenigstens einer von uns mitgehen? Zu zweit hat man doch bessere Chance bei was auch immer du vorhast.«



Sandra schüttelte entschieden den Kopf. »Ihr bleibt bei den Kindern, basta. Im Augenblick habe ich noch das Kommando, also wird gemacht, was ich sage, klar?«



Martin öffnete den Mund, um ihr erneut zu widersprechen, aber Sandra legte im schnell den Zeigefinger davor.



»Tut einfach was ich sage.« Ihr Blick wurde weicher, fast flehend. »Bitte. Nur noch dieses eine Mal.«



Als Martin stumm nickte, hauchte sie ihm zur Überraschung aller eine flüchtigen Kuss auf die Stirn, dann hastete sie auch schon auf den Parkplatz zu und verschwand zwischen den dort stehenden Fahrzeugen.





*





Das Aufheulen des großvolumigen V8-Motors erinnerte an das ungestüme Brüllen einer Urzeitbestie. Noch einmal wurde das Gaspedal unflätig durchgetreten, dann schoss der Hummer, mit quietschenden Reifen aus seiner Parklücke.



Erneut war ein Quietschen zu hören, als das Fahrzeug abrupt zum Stehen gebracht wurde. Es krachte im Getriebe, dann war der Vorwärtsgang eingelegt. Trotzdem schien der Fahrer noch auf irgend etwas zu warten.



Der Motor brüllte zwei weitere Male auf, dann wurden die ersten Untoten aufmerksam. Köpfe drehten sich, und teils widerlich entstellte Fratzen blickten in die Richtung, aus der der Lärm kam. Die ersten faulenden Leiber setzten sich wankend in Bewegung und hielten auf das Fahrzeug zu. Hier gab es offenbar frisches Fleisch!



Das schien dem Fahrer des Hummers der geeignete Moment zu sein. Wieder jagte er die Drehzahl des Motors nach oben, dann nahm er einfach den Fuß von der Kupplung. Laut protestierend drehten die Räder des Fahrzeugs durch, stinkender Rauch stieg auf. Als der Gummi begann, durch diese Misshandlung heiß zu werden, siegte schließlich die zunehmende Reibung über die Massenträgheit, und das Fahrzeug schoss mit einem Ruck vorwärts.



Die Zombies schienen in ihrer Gier gar nicht zu bemerken, in welcher Gefahr sie sich befanden. Fast drei Tonnen Stahl rasten auf sie zu, doch sie machten keinerlei Anstalten, auch nur einen einzigen Schritt zur Seite zu weichen. Stattdessen setzten sich immer mehr von ihnen in Richtung auf das Fahrzeug in Bewegung.



Der Hummer fuhr wie ein Geschoss zwischen die Untoten. Haut platzte auf, und Knochen brachen, als wären sie Streichhölzer. Mancher Körper wurde einfach davongeschleudert, so als würde er fast nichts wiegen.



Dem Fahrer war das Spektakel offenbar nicht laut genug. Zu allem Überfluss malträtierte er jetzt die Hupe des Wagens, was nun auch diejenigen Zombies auf ihn aufmerksam machte, die weiter weg standen und bislang keine Anstalten gemacht hatten, ebenfalls an der »Party« teilzunehmen.



Abrupt hielt das Fahrzeug an, und wieder war dessen Hupe zu hören. Jetzt bemerkte man auch im Inneren des Stützpunkts, was auf dem Parkplatz vor sich ging. Durch den infernalischen Lärm, den V8 und Hupe veranstalteten, war zwar nichts zu hören, aber die zurückgebliebenen Pilger, die sich immer noch zwischen den Büschen am Rand des Parkplatzes versteckten, sahen erste Bewegungen hinter dem Zaun.



Der Hummer setzte sich langsam wieder in Bewegung. Dabei walzte er unbarmherzig alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Ein angefaulter Schädel zerplatzte unter einem der Räder, und an der Stoßstange hing ein Arm, der seinem Besitzer offenbar im Schultergelenk herausgerissen worden war.



»Sie schafft es tatsächlich!« In Stephans Stimmt lag Bewunderung. »Was für ein Teufelsweib!«



Martin sah ihn von der Seite an, dabei war seiner Miene nicht zu entnehmen, was er von dieser Äußerung hielt.



»Macht euch bereit, Kinder.« Wie selbstverständlich hatte Patrick die Führung der Gruppe übernommen. »Wie es aussieht, geht Sandras Plan auf und die Zombies folgen ihr alle.«



Umsichtig trat er einen Schritt aus dem Gebüsch heraus und winkte verhalten den Soldaten zu, die auf der anderen Seite des Zauns aufgetaucht waren und mit großen Augen die Show betrachteten, die ihnen da geboten wurde. Doch Patricks Vorsicht hätte es nicht bedurft. Die Untoten waren viel zu sehr mit ihrem »Essen auf Rädern« beschäftigt. Sie bemerkten überhaupt nicht, dass das nur die Vorspeise war und sich der Hauptgang noch im Dickicht befand.



»Los jetzt!« Patrick trieb die Kinder an.



Inzwischen waren die Zombies weit genug vom Parkplatz entfernt, dass die Pilger diesen gefahrlos überqueren konnten. Einer der Soldaten schloss die kleine Seitentür auf, die sich neben dem Haupttor befand, und winkte die Menschen hindurch. Sie waren endlich in Sicherheit!





*





Im Rückspiegel sah Sandra gerade noch, wie der letzte ihrer Gruppe im Innern des Stützpunkts verschwand. Erleichtert atmete sie auf, dann drückte sie aufs Gas. Röhrend beschleunigte der Hummer und walzte erneut ein paar Zombies nieder, die so dumm gewesen waren, sich ihm in den Weg zu stellen.



Tränen in Sandras Augen verschleierten ihr den Blick. Mit einem Mal fiel die Anspannung der letzten Zeit von ihr ab. Ihr Körper zuckte, während sie von Weinkrämpfen geschüttelt wurde.



Die junge Frau hieb aufs Lenkrad, dann lenkte sie das große Fahrzeug an die Seite und blieb einfach stehen. Sie konnte kaum noch eine klaren Gedanken fassen.



Die Kinder waren in Sicherheit, nur das zählte! Der Rest war egal.



Sandra zog geräuschvoll die Nase hoch.



Was hatte sie sich nur dabei gedacht? So kaputt, wie ihr ganzes Leben bisher gewesen war, hatte sie mehr Glück als Verstand gehabt, mit den Kindern überhaupt heil bis hierher gekommen zu sein.



Was für eine Ironie des Schicksals! Ausgerechnet sie gehörte zu den Immunen!



Das sarkastische Lachen, welches ihre Kehle nach oben rollte, klang eine Spur zu schrill.



Aber nun war alles vorbei. Endlich! Die Kinder waren in Sicherheit, Sandra wurde nicht mehr gebraucht. Das war der richtige Zeitpunkt, um sich aus dieser ganzen Scheiße, zu der die Welt geworden war, zurückzuziehen. Sollten doch die anderen Immunen zusehen, was sie aus diesem Scherbenhaufen machten, Sandra hatte keinen Bock mehr darauf.



Als sie die Pistole langsam an den Kopf führte, um sich selbst den Gnadenschuss zu setzen, nahm sie draußen eine merkwürdige Veränderung der Situation wahr. Nein, das konnte einfach nicht sein! Was sie dort sah, war einfach nicht möglich!





*





Die Zombies hatten den Hummer umringt, versuchten von allen Seiten, in das Fahrzeug einzudringen. Jetzt zogen sie sich langsam davon zurück, nahmen einen respektvollen Abstand ein.



Ein Mann betrat den Kreis, der sich um den Wagen gebildet hatte. Sein Kopf war vermummt, wie der eines Wüstennomaden, die Haut seiner Hände wirkte verbrannt. Langsam ging er auf das Fahrzeug zu.



»Sandra, nicht! Das ist nicht nötig!« Franks stimme drang merkwürdig gedämpft unter dem Tuch hervor. »Bitte, nimm die Pistole runter, wir können über alles reden.«



Entgeistert schaute ihn die junge Frau an. Langsam ließ sie die Hand mit der Waffe sinken und öffnete das Seitenfenster einen kleinen Spalt breit.



»Frank? Bist du das?«



»Ja, Sandra.« Die vermummte Gestalt nickte.



»Ich dachte, du seist in Köln verbrannt.«



»Bin ich auch.«



»Wie kommt es dann, dass du hier lebendig vor mir stehst?«



»Ich lebe nicht mehr. Ich habe etwas viel besseres gefunden.« Langsam nahm er das Tuch von seinem Gesicht und enthüllte seine schrecklich entstellten Züge.



»Scheiße!«, entfuhr es Sandra. »Das tut mir so leid. Ich wusste ja nicht …«



»Ich mache dir keine Vorwürfe.« Frank lächelte, was aber mehr bizarr als andere wirkte. »Stattdessen bin ich gekommen, um dir ein Angebot machen.«



»Ein Angebot? Was denn für ein Angebot?«



»Ich lebe jetzt zwischen den Welten, bin halb am Leben und zur Hälfte tot. Aber ich bin unsterblich, und die anderen Untoten sind meine Diener. Schließe dich mir an, und wir werden gemeinsam über die Welt herrschen. Sei meine Königin! Was sagst du?«



»Deine Königin?!?«



Fassungslos starrte Sandra auf das Ding, das einmal Frank gewesen war. Es strahlte Kälte aus, doch zugleich schien es auch Macht zu atmen. Was war nur aus dem Menschen geworden, den sie einst gekannt hatte?



Dann fiel unvermittelt ein Schuss.





*





Kurz zuvor





Eine Gruppe von zehn Soldaten bewegte sich leise und schnell am Zaun des Stützpunkts entlang. Ihre Mienen waren konzentriert, die Waffen geladen und entsichert.



»Denkst du wirklich, wir finden denjenigen, der den Hummer gefahren hat?« Peter Immenhoff hatte leise und mit Skepsis in der Stimme gesprochen.



»Falls nicht, haben wir es wenigstens versucht«, gab Jörg Weimer, der die Soldaten anführte, ebenso leise zurück. »Der Mann hat durch seine mutige Tat schließlich einer ganzen Gruppe Immuner das Leben gerettet. Da sind wir es ihm zumindest schuldig, nach ihm zu suchen.«



Übergangslos blieben die Männer stehen. Sie hatten den Hummer gefunden!



Das schwere Fahrzeug war von einer größeren Horde Zombies umringt, die jedoch einen respektvollen Abstand dazu einhielten. Nicht allzu weit von der Fahrertür entfernt stand ein Mann. Er schien fast beschwörend auf den Lenker des Wagens einzureden.



»Wer ist das?« Immenhoffs Stimme war kaum mehr als ein Lufthauch, während er mit dem Daumen auf den Mann neben dem Hummer deutete.



»Ich weiß es nicht.« Weimer zuckte mit den Schultern. »Aber wir müssen den Fahrer auf jeden Fall da rausholen.«



Der Rest der Kommunikation ging mittels Handzeichen vonstatten. Die Soldaten legten an, und als Weimer die entsprechende Geste machte, krachte der erste Schuss.



Der Mann neben dem Auto riss den Kopf herum. Gleichzeitig verhüllte er sein Gesicht mit einer fließenden Bewegung, so dass seine Erscheinung jetzt an die eines Wüstennomaden erinnerte. Mit ein paar schnellen Schritten stellte er sich vor die Motorhaube des Wagens, so dass er den Fahrer desselben verdeckte, wobei dieser auch zuvor schon durch dir spiegelnde Scheibe hindurch mehr zu erahnen als zu erkennen gewesen war.



Mittlerweile hatten die anderen Männer aus Weimers Truppe ebenfalls geschossen, und es lagen acht Zombies am Boden, die sich nicht mehr rührten. Wie auf Kommando setzte sich der Rest der Untoten in Bewegung und griff die Soldaten an. Doch diese verkauften ihr Leben so teuer wie möglich, denn keiner von ihnen verspürte auch nur die geringste Lust, als »kleines Frühstückchen« zu enden.





*





Sandra saß starr da. Ihre Gedanken rasten. Franks Schicksal hatte sie wie ein mentaler Schlag getroffen, von dem sie sich nur langsam erholte. Nur am Rande ihres Bewusstseins hatte sie mitbekommen, dass Soldaten aufgetaucht waren und das Feuer auf die Untoten eröffnet hatten.



Frank hatte sich im selben Moment so vors Auto gestellt, dass sie nicht versehentlich getroffen werden konnte. Hatte er denn gar keine Angst, selbst im Kugelhagel zu sterben?



Die Soldaten kämpften wie besessen, doch der Übermacht der Zombies konnten sie nicht lange standhalten. Schon wurde dem ersten von ihnen das Gewehr aus den Händen gewunden. Der Mann schrie auf, dann erstarb der Laut in einem feuchten Gurgeln, als die Zähne des Untoten Kehle und Schlagader des Soldaten zerfetzten.



Derweil redete Frank unablässig weiter auf Sandra ein. Aber seine Worte rauschten in ihren Ohren wie ein starker Wind in den Kastanien. Sie konnte ihnen einfach keinen Sinn mehr entnehmen, war viel zu aufgewühlt und zu verunsichert.



In der Zwischenzeit fielen drei weitere Soldaten unter den gierigen Bissen der Zombies. Das Blut spritzte, und die Schreie der Männer drangen merkwürdig verzerrt an Sandras Ohren, in denen ihr Herz so laut pochte, als würde es ihr jeden Moment aus der Brust springen. Die ganze Szenerie war ein einziger fleischgewordener Albtraum.

 



Sandra schüttelte sich. Über das wirre Zeug, das Frank ihr erzählte hatte, würde sie später nachdenken müssen. Nun musste sie zuerst den Männern helfen, die offenbar gekommen waren, um nach ihr zu sehen.



Der V8 des Hummer erwachte röhrend zum Leben. Fast im gleichen Moment machte das Fahrzeug einen Satz nach vorne. Frank wurde wie eine Spielzeugpuppe beiseite geschleudert und blieb mit verrenkten Gliedern liegen. Gleichzeitig schien der Angriff der Zombies an Intensität zu verlieren.



Als Sandra den Wage

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