Kitabı oxu: «Ja, so ist das Leben, eben.»

Şrift:

Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.

Jubeljahrausgabe

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vor dem Wort 1955 - ciao

ERSTES KAPITEL: KLEINER MANN

ZWEITES KAPITEL: JUNGER MANN 1

2

3

4

4 1/2

5

MANN IN DEN BESTEN JAHREN 1

2

3

VIERTES KAPITEL: OIDA TROTTEL

DRITTES KAPITEL:

Impressum neobooks

Vor dem Wort 1955 - ciao

Wie alles begann:

„Am Anfang schuf ich Himmel und Erde.“

Eigentlich existiert dieses Buch nicht. Ich schreibe es für meinen Sohn, damit er eventuell besser versteht, welche Umstände seinen Vater zu einem eigensinnigen Menschen, zu einem Quartalssäufer, geschiedenen Arbeitslosen machten und er auch noch stolz auf seine Leistung ist.

Also, dieses Buch wurde nie geschrieben, nie verlegt, (wer druckt schon so einen Schwachsinn), aus dem einfachen Grund, ich interessiere kein Schwein. Falls doch, erscheint es so, wie ich es in meinen Schlepptop, (älteres Modell), jetzt reinklopfen werde.

Jedes Mal, wenn ich dieses Buch aufschlage, finde ich Flüchtigkeitsfehler, aber ich liebe natürlich auch meine Rechtschreib` und Grammatikfehler.

Es wäre besser, denke ich, wenn dieses Buch unter „ mich“ bleiben würde.

Ich versuche die Ereignisse chronologisch zu erzählen, kleine Abweichungen bitte ich zu entschuldigen, doch ich verspreche, sie bemerken es nicht. Alle Beteiligten nenne ich nur mit Vornamen, um Ihnen Nachteile, bzw. „Häfenaufenthalte“, wie sie auch mich betreffen würden, zu ersparen.

Ich habe noch nie ein Buch geschrieben, nicht einmal daran gedacht, aber ich habe auch noch nie ein so ehrliches gelesen. Eine Marktlücke.

Ein Leben nach dem Grundsatz „mit dem lachenden Gesicht in die Kreissäge“.

Ein neues Zeitalter der Literatur beginnt, die Ära eines halbintellektuellen Vollidioten.

ERSTES KAPITEL: KLEINER MANN

Im Rudolph-Spital, im Dritten Wiener Gemeindebezirk, hatte die Warterei ein Ende. Ein unschuldig Kindlein ward geboren. Der Messias der geringen Fertigungskosten..

Schon als Kind hatte ich mir vorgenommen, mir alle Begebenheiten genau zu merken, um etwaige Nachkommen „vorwarnen“ zu können. Ich hätte zum Beispiel zeitgerecht meinen Teddybär gewarnt, er hatte nur mehr ein Auge.

Doch er war eigentlich die einzige wahre, unkomplizierte Liebe meines Lebens.

Das tollste jedoch war, ich hatte die Gabe "Wunschträumen“ zu können. Ich stellte mir einen Helden vor, Indianer, Waldläufer, Partisane, stellte mir ein Thema vor - und ab ging die Reise ins Traumland. Wenn ich kurz vor dem skalpieren war, wachte ich auf, programmierte den Traum um und ritt dem Sonnenuntergang entgegen.

Die Phantasie war mein bester Freund.

Mein erster bleibender Lebenseindruck war, dass ich mich, wenn es regnete, unter einem Postkast`l unterstellten konnte und nicht nass wurde.

In jener Zeit war es auch eine sportliche Herausforderung, die hohen Stufen der Straßenbahn zu erklimmen. Sie waren ja in Augenhöhe.

Eine „Glöckerlpartie“ , bei einer der ersten Gegensprechanlagen anläuten und schnell davon laufen, oder unserem Greisler im Hinterhof die Leerflaschen zu stehlen und vorne im Laden den Pfand zu kassieren, waren die ersten kriminellen Handlungen zu dieser Zeit.

Da meine Mutter berufstätig war, musste ich in den Kindergarten. Der Ernst des Lebens hatte begonnen. Die erste Lektion bekam ich von meinem Bruder, - eine Schuhmasche selbst zu binden. Er war immer im Zeitdruck, oder es war ihm einfach zu blöd.

Für mich war es ein richtiges Erfolgserlebnis. Meine Kindergartentante, ein gewisses Frl. Fritz, so sah sie auch aus, war ein richtiges Arschloch. Zum Beispiel, als ich sie fragte, „Tante, kann ich auf Klo?“, antwortete sie regelmäßig, „ob du kannst weiß ich nicht, aber du darfst.“ Aus nichtigen Grund riss sie mir ein Büschel Haare aus. Sie hatte aber nicht mit der friedfertigsten Mutter von Allen gerechnet, sie putzte die Fritzi so zusammen, das sie unter dem Teppich Radfahren konnte.

Das Leben war erträglich geworden. Meine erste Liebe im Kindergarten waren Karin und Irmgard.

Monogamie war nie „Meins.“ Die Irmgard hatte einen super Arsch, Karin ist später sicher Modell geworden sein. Sie fanden mich sicher auch recht nett, doch ich kam an sie nicht so richtig heran.

Natürlich mussten wir, wie befohlen, Hausschuhe tragen.

So schwarze Leder bzw. „Stoffpotschn“ . Die aber den Vorteil haben, man kann herrlich am Parkettfußboden rutschen.

Eines Tages, Matadorbausteine, Autos, etc., waren vergeben, dachte ich mir, „rutsch ich halt ein bisschen.“ Ich rutschte ein Stück zu weit und fiel mit der Stirn auf die riesige Matadorkiste. (Matador sind riesige Holzbauklötze) Ich haute mir ein anständiges Loch in mein Sunnyboygesicht und ich blutete „wie Sau“. Die Mädchen kamen sofort gelaufen und Karin legte meinen Kopf in ihren Schoß und streichelte mich unter Liebesbezeugungen unentwegt. Daneben saß Irmgard unden schluchzte. Ich sah auf ihre nicht vorhandenen Titten und dachte mir, „nächste Woche hau‚ ich mir wieder ein Cut.“

So einfach war es dann doch nicht, ich musste ins Spital und genäht werden. Die Narbe sieht man heute noch und wenn Mädchen danach fragen: „Vietnam“.

Meine Großeltern väterlicherseits, stammen aus dem Burgenland, woher mein arischer Name stammt ist mir ein Rätsel. Vermutlich als die Türken 1529 oder 1683 die Kroaten, Tschuschen, Slowenen, etc., nordwärts vertrieben, waren meine Vorfahren die Beschützer Ostarichis, -ganz sicher.

Da es immer etwas zu „hamstern“ gab bei diesen reichen Leuten, verbrachten mein Bruder und ich die Ferien im Süden. Mein Großvater war der Fahrradchefmechaniker dieses Landstriches, Trainingsgefährte der Radlegende Ferry Dusika. Ich besitze heute noch ein Bild aus dieser Zeit.

Die Familie vor einer „Schupf´n“, Großvater mit dunkler Sonnenbrille, Tschik in der „Papp´n“, daneben ein zerlegtes Fahrrad und ein Doppler Wein.

Sein hartes Gesicht strahlte Autorität aus, die Mafia beginnt in Wulkaprodersdorf.

Er war ein harter „gerechter“ Mann. Als mein Vater heiratete und überzeugt war, das der burgenländische „Haxenbeidler Wein“ zu sauer war, zuckerte er seinem Vater alle Weine etwas auf. Mein Großvater knallte ihm eine, am Hochzeitstag vor seiner Frau.

Die Mafiaweiber gingen komplett in schwarz gekleidet, schwarzes Kopftuch war Usus, aber sie waren keine Muslime, sondern streng katholisch. Das Gebot, du sollst nicht Unkeuschheit treiben nahmen sie nicht so genau, sie hatten nicht einmal String Tangas an, zogen den schwarzen Kittel in die Höhe und „brunzten“ vor mir in den Sand.

Mein Bruder und ich gingen fischen an die nahe Wulka, mein Bruder bastelte sich eine Art Fischreuse, mein Großvater freute sich über das Handwerkliche Geschick seines Enkels. Als er das geborgte Fahrrad, zwecks Reinigung in den Fluss tauchte, war er allerdings sprachlos, der Hitlerschnauzbart stand ihm zu Berge, aber ohne Gewalt ölte er das komplette Fahrrad.

Er konnte ja nachsichtig sein, er war der Familienpatriarch, er soff jeden Tag einen Doppelliter Wein (ohne die geringste Schwankung), er aß seine Eierspeis. Für die Kinder gab´s eine Nahrhaften „Sterz“.

Für unsere Familie gab es als Abschiedsdeputat, Karnickel im Karton, mit Luftlöchern. Ihr neuer Stall war jetzt unsere neue Badewanne, vom Vater eigenhändig montiert.

(Leider war er bei den Stemmarbeiten etwas zu weit ins Stiegenhaus geraten. Ich "unterstützte" ihn natürlich bei dieser Arbeit und stemmte zwei ordentliche Löcher am Balkon, ins Gebäude. Seltsamerweise ohne nennenswerte Reaktion.

Beides wurde schnell notdürftig verputzt und im Stiegenhaus mit meinem Wasserfarbenmalkasten, das Muster erneuert. Diese Kunstwerke sind heute noch zu bewundern).

Solange die Kaninchen klein waren, hatte ich Spielgefährten. Eines Sonntags war Schluss damit, ich boykottierte das Mittagessen. Bis heute habe ich bei Kaninchenbraten ein trauriges Gefühl.

Ihren Lebensabend verbrachte meine Großmutter bei uns. Nach dem Tod ihres Mannes, - im tiefsten Burgenland bahrte man die Verstorbenen, im offenen Sarg zu Hause auf (mein erster Toter), verfiel sie zusehends. Ihre letzten Tage, verbrachte sie auf meiner Couch, ich schlief mit meinem Bruder auf der Bettbank.

Doppelbettbank, wir waren reich.

An ihrem Todestag, öffnete sie plötzlich die Schlafzimmertüre, im weißen Nachthemd murmelte sie einige unverständliche Worte. Meinen Bruder und mir blieb das Herz stehen. Es stimmt, im Angesicht des Todes entwickeln Menschen ungeahnte Kräfte.

Meine Schlafstätte stand den ganzen Winter auf unserem Balkon.

Im Frühjahr bekam ich sie wieder.

Wenn wir nicht soweit in den „Süden“ fuhren, besuchten meine Freunde und ich das Kinderfreibad. Wir ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und gaben vor, im seichten Wasser bereits schwimmen zu können, auch „Hundskraulen“ genannt. Aber Übung macht den Meister, ich wurde immer schneller und berührte den Beckenboden mit den Händen nicht mehr. Meine Freunde nahmen mir nicht ab, das ich mir schwimmen beigebracht hatte. Ich zog sie in tieferes Gewässer und gab das Kommando:“ Alle „Hundskraulen“! Jetzt waren sie beleidigt.

Am Wochenende war das Freibad geschlossen, jedoch nicht für uns. Wir kletterten über den Eisendornenzaun. Ich stützte mich dabei schlecht zwischen den Eisendornen auf, eigentlich kein Problem, ein blutiges Problem wird es, wenn das leichte Körpergewicht auf die Handflächen drückt. Ich sah aus wie Jesus Christus nach der Kreuzigung.

So etwas merkt man sich fürs ganze Leben.

Ich nicht. Jahre später, im Wiener Praterstadion, wollten wir die Stehplätze gegen Sitzplätze tauschen. Metallzackenzaun, - mein Freund und ich waren wieder Christuspassionsschauspieler geworden.

Meine ersten Freundinnen waren alle wesentlich älter als ich, vermutlich waren es eigentlich die Freundinnen meines Bruders. Aus welchem Grund auch immer, standen sie auf mich. Erika, fünf Jahre älter als ich, (gestern hab ich sie zufällig getroffen, eigentlich noch ganz resch, aber was mach ich mit so an alten Weib), also diese Erika legte ihre gesamte Barschaft aus und kaufte mir eine Spritzpistole, genau das richtige in einem heißen Sommer Sie stand mein Leben lang hoch im Kurs bei mir, vielleicht lade ich sie doch auf einen Kakao ein. Mit den anderen Mädels, Christa, Inge konnte man seine ersten Erfahrungen sammeln.

Aber eigentlich war das Abenteuerleben wichtiger. Es gab damals noch einen zweiten parallelen Eisenbahntunnel neben der heutigen Schnellbahn, der vom Gürtel bis in den zehnten Bezirk führte, fast bis zum Amalienbad. Wir konnten also in ca. zwanzig Minuten, schneegeschützt, baden gehen. Der Tunnel ist schon jahrelang von Außen zugeschüttet, aber falls ich jemals einen guten Fluchtweg benötige, ich weiß einen.

Gegensprechanlage in den Bauten gab es eine Einzige, ich denke, weil wir kleinen Jungs sie bei einer so genannten „Glöckerlpartie“ missbrauchten. Wir läuteten schnell bei mindestens Zehn Parteien an, die ersten beiden unterhielten sich noch gegenseitig, dann schwere Beleidigungen, aber da waren wir schon um die Ecke.

Die Haustore waren noch alle unversperrt, man konnte fast alle städtischen Vierkanthöfe innen durchqueren. In einen dieser grünen Innenhöfe gab es eine alte Werkstatt, um über die nächste Mauer klettern zu können, musste man über ein Holzdach. Klein und behände kletterten wir Regenrinnen rauf und liefen vorsichtig über das morsche Holzdach. Es war schon dämmrig, als ausgerechnet bei mir Leichtgewicht die Holzbalken des Daches einbrachen. Blitzschnell konnte ich mich gerade noch an einem noch intakten Balken klammern. Geschockt und mit Einsatz aller Kräfte zog ich mich hoch. Meine Freunde schauten gespannt zu, in die Nähe der morschen Balken wagte sich jedoch keiner. Ein drei Meter Absturz, womöglich auf eine Hobelbank, keine Ahnung, wann man mich gefunden hätte.

Ich war Weltmeister im Gemeindebau Geländer rutschen. Auf dieser fragilen Konstruktion konnte ich ohne abzusetzen, vom vierten Stock „talwärts“ rutschen. Einzige Ausnahme, ein Holzzapfen im zweiten Stock. Einmal darüber gerutscht, gleich gemerkt.

Kriminell waren eigentlich die anderen, z.B. die Gerlgassebande. Sie verhauten ein „Gangmitglied“ von uns, dass schrie nach Blutrache. Mit Steinen und Erdbrocken bewaffnet überfielen wir diese Mafiosos, die Straße in ihrem Revier musste renoviert werden. Natürlich war ich nicht nur ein Mitglied in einer gewalttätigen Jugendgang, ich war auch literarisch interessiert, ich hatte ein Micky Mouse Abonnement.

Fußball spielten wir beim FC Rennweg, die Löcher in den Leibchen waren größer als das Shirt. Später kaufte mich der Wiener Sportklub (Rapid, Austria, Wacker Innsbruck, Sportklub waren die Primgeiger), in den Ferien jeden Tag Training, war mir zu blöd, ich ging lieber baden.

Mit meinem Bruder hatte ich es lustig, ich stand kurz vor ihm auf, doch der Kerl war nicht wach zu kriegen. Erst ein kleiner Trick erlöste mich:“ Rudi, acht Uhr is, hast verschlafen?“ Das erzählte ich ihm jeden Tag um seinen Blutdruck zu steigern.

Bei einer Polsterschlacht nahm er mir das etwas krumm, er verdrosch mich ordentlich mit seiner Superdaune, leider holte er bei einem Schlag etwas zu weit aus und zerbröselte unseren Retroluster. Er sauste in ein Papierwarengeschäft besorgte sich Klebstoff und wir fügten in stundenlanger Arbeit das größte Puzzle der Welt wieder zusammen. So perfekt, dass es erst registriert wurde, als wir es, als erwachsene Männer beichteten.

Ich war immer schon ein Gourmet. Da meine Mutter bis heute der Meinung ist, dass ich zu wenig esse, vereinbarte sie mit unserem Greisler, Hr. Ellinger, dass ich mir Wurstsemmeln kaufen und „anschreiben“ lassen könne. Eine Extrawurstsemmel mit fünf „Blattln“ kostete immer zwei Schilling, jedoch gab es jedes Jahr ein „Blattl“ weniger. Ich registrierte schnell, dass man auch Schokobananen, Punschkrapf`n etc., anschreiben lassen kann. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, doch meiner Mutter wäre es sicher recht gewesen. Hauptsache Viel, Süß und der Bua nimmt endlich zua.

Ein unbeschwertes Leben, auch wenn ich meinen Haustürschlüssel vergessen hatte, der Kellerschlüssel der Nachbarn sperrte auch. Sehr nette Leute, sie beschwerten sich auch nicht, als wir aus Mickymausheften eine Autorennbahn im Stiegenhaus errichteten, (es gab verschiedene Plastikboliden um vier Schilling zu kaufen).

Nach dem Tod ihres Mannes ging die nette Frau Fuhrmann aus dem Haus und fand nicht mehr heim. Einen Tag später war sie tot.

Ich war damals ca. elf Jahre, doch meine Lebenseinstellung hat sich seit damals nicht geändert, betete ich früher zum lieben Gott, “Bitte mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm` und hilf mir morgen bei der Schularbeit.“, dachte ich jetzt, „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, oder auch nicht. Das Selbstbewusstsein zu entwickeln ist harte Arbeit, aber es lohnt sich.

Das Burgenland ließ mich nicht los. Ein Arbeitskollege meines Vaters lud uns am Wochenende zu einem kleinen Besuch ein. Es wurde die übliche, burgenländliche Fressorgie. Doch meine Aufmerksamkeit fiel auf die Gänse mit ihren schneeweißen Federn, zwecks US-Eingeborenen -Kopfschmuck. Diese zu ergattern ist nicht einfach, ich hatte schon Lehrgeld bei meiner Marchfeldtante zahlen müssen. Ein Gänserich, dem ich nahe kam, ging zum Angriff über, verfolgte mich, hockte sich auf meine Schultern und „peckte“ mich in den Nacken.

Dieses Mal war es einfacher, erschreckt lüfteten sie ihr Gefieder und ich sammelte die „Adlerfedern“ ein.

Aus „Winnetouheften“ hatte ich Originalanleitungen zum Bau einer Indianermontur. Gänsefedern werden an der Spitze schwarz eingefärbt, ein kleines Stück Zwirn an die Spitzen, zwecks Authentizität und sie mutieren zu Adlerfedern. Mokassins- Schuhe, Leggings-Hosen, alles selbst geschneidert, keine Squaw war geschickter als ich. Die Sommernächte verbrachte ich stilgerecht in meinem Tipi am Balkon.

Es war ja früher alles besser. Die Sommer heißer, die Winter kälter, der Klimawandel nicht vorhanden. Eh kloa, weil´s keinen gibt. Revidiere, keinen menschengemachten Klimawandel.

Die Erde „torkelt“ durch den Weltraum, und so verändert sich im Laufe der Zeit die Drehachse. Vom Einfluss der Sonne ganz zu schweigen. Mit den Ur-Ängsten der Menschen können gescheite Leute Geschäfte machen, dass Rauschgift und Prostitution zum Kleingeld wird. Plus zwei Grad Klimawandel, entsetzlich, die Eisberge am Pol schmelzen, die Südseeinseln versinken. Keiner der EU-Geförderten Superwissenschaftler erklärt uns, dass es physikalisch gar nicht möglich ist. (Kann man leicht in einem Aquarium testen). Resümee - ohne Klimawandel keine EU-Förderungen.

Aber eines weiß ich sicher, zu jener Zeit, gingen wir Ende Oktober zum Heustadelwasser schwimmen und angeln. Wir angelten mit einer einfachen Schnur, mit Haken und zogen so an die zwanzig „Sardinen“ aus dem Wasser. Mangels Transportmöglichkeit warfen wir sie jedoch ins Wasser zurück.

Manchmal erwischten wir einen besonders gierigen Fisch, der schon drei Löcher im Maul hatte. Jetzt ist mir alles klar, die Natur verzeiht nicht, die Natur schlägt zurück, - richtig „oasch“ wird´s aber erst, wenn´s im Sommer Minus zwanzig Grad hat.

Es war eine gefährliche Zeit, - denn ich war einfach zu wenig „blad“.

Die Schnellbahn in der Raaber-Bahngasse war durch einen Maschendrahtzaun gesichert, hinter dem Zaun, neben dem Gleisbett, ein ca. zwei Meter tiefer Graben.

In diesem Graben konnte man oft interessante Dinge finden, er gehörte zu unserem Jagdrevier. Meine Freunde liefen also auf dem schmalen, überwucherten Streifen zwischen Zaun und Gleisbett entlang, drückten große Gebüsche einfach zur Seite und ließen sie ohne erkennbare Sorgfalt zurück „schnalzen“. Wie gesagt, ich war nicht dick, dass Gebüsch beförderte mich in den Gleisgraben. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich mit dem Kopf auf einem Ziegelstein und meine Freunde grinsten aus der Höhe „besorgt“ hinunter. Wie ich aus dem Graben wieder heraus kam, ist nur schemenhaft in meiner Erinnerung, doch ich dachte sicher: “Ich muss mehr essen.“

Mehr Power hatte seine Vorteile, ich war kein „Restl“ wie die meisten, doch kraftmäßig hatte niemand eine Chance. Kraft plus Schnelligkeit, jetzt als alter Depp leidet die Schnelligkeit, ich habe mir daher einen Pfefferspray gekauft.

So geht es einfacher, im Ernstfall hau´ ich dem Widersacher einfach in aller Ruhe eine in die Gosch´n

Doch bei den damaligen Keilereien ging es ja noch viel ehrlicher zu.

Doch einer terrorisierte die ganze Bubenschar.

Unter dem Schlachtruf, “Olle auf eahm“, inszenierte mein ewiger Erzfeind Franz K. immer wieder Massenkeilereien. Er war etwa gleich stark wie ich, doch ich verstand es, mich meiner Haut zu wehren. Dass er ein feiges Arschloch war, wusste ich auch.

Nach einem Fußballeuropacupmatch, dass spät in der Nacht endete, merkte ich schon in der Alleestraße, dass er, trotz der vielen Besucher, in der Dunkelheit Angst hatte. Zu Hause ging jeder seiner Wege. Als ich die Balkontüre schließen wollte, hörten meine Mutter und ich ein herzzerreißendes „Rär´n“. „Bei mir ist niemand zu Hause!“ Was blieb uns über, als den ewigen Stänkerer bei uns auf seine Mami, warten zu lassen.

Nächsten Tag, holten wir beide, sicherheitshalber seine Mutter von der Fabrik ab, sein Vater ausnahmsweise nicht besoffen, war auch dabei, er meinte: “Schau ma, wer schneller laufen kau, ich sag´ los, bei Halt, umdrehen, wer als erster wieder bei mir ist.“

Da ich am Abend immer topfit bin hängte ich ihn ab. Sein Vater meinte leise zu ihm: “Lauf die erste Strecke langsamer, daun is kürzer:“

Nutzte ihm auch nichts. Die Streiterei ging wieder los. Ich wusste eines Tages zahl´ ich ihm das heim.

In der Schule war jede Pause eine Massenkeilerei angesagt. Ein gewisser Handke(?), wollte sich auf mich, bereits am Boden liegenden stürzen, ich zog das Knie an, er verlor einen halben Schneidezahn.

Ich weiß nicht, ob das die Krankenkasse damals bezahlt hat, auf jeden Fall erschien er kurz darauf wieder mit einem sehr schönen Zahn, wieder hatte er nichts besseres zu tun, als sich wieder in das Schlachtengetümmel zu werfen. Ich zog das Knie an.

Hart, gleichzeitig sensibel, war ich schon als kleiner Junge. An einem kalten Wintertag, es schneite, „früher schneite es ja viel mehr als heutzutage“, bekam ich von meiner Mutter, aus Nichtigen Grund, „Hofverbot", d.h. nix runter in den Gemeindebauhof zu Spielkameraden“. Ich nahm mir mein Buch setzte mich an den Ofen. Ein richtiger Kohleofen, nicht so eine neumodische Zentralheizung. Am Abend rief meine Mutter, (die Beste von Allen), „Essen!“ Antwort: „Komme gleich.“ Leichte Verblüffung ihrerseits. Als ich am dritten Tag noch immer mit meinem Buch beschäftigt war, meinte Sie: „Willst nicht einmal an die frische Luft gehen!“ Ich bekam nie wieder „Hofverbot.“

Ich wusste also schon immer was ich wollte. Eines Ostersonntags fuhren wir zur K. Oma und Tante ins Marchfeld. Die Großeltern mütterlicherseits kommen aus Katowiz, ehemals Österreich –Ungarn, heute Kattowitz, Polen.

Meine Oma hatte einen lieben Hund, der alle Briefträger, bzw. Kinder biss. Ich schlief bei ihm in der Hundehütte. Nette Tiere hatte auch der Schwager, ein Sudetendeutscher Vertriebener, der einen riesen Bauernhof sein Eigen nannte. Den dürften sie in die richtige Richtung vertrieben haben.

Er hatte schon einen Traktor, aber auch noch zwei Pferde. Mit dem Leiterwagen fuhr ich mit ihm auf´s Feld, um zu kontrollieren ob die Niederrösterreicher auch brav arbeiten. Die Rösser gingen durch, so etwas muss man erlebt haben, dann kann man im Alter, das Enkerl auf dem Schoß, etwas erzählen. Bei dieser Landbevölkerung gibt es noch ganz alte, urige Brauchtümer. Eierpecken. (Mit einem Geldstück auf ein Ei schießen, ein Doppelliter Wein ist „a Zwara“). Der Vorteil an diesem schönen Brauch ist, ich bekomme von meiner Tante ein silbernes fünfundzwanzig Schillingstück. An diesen Sonntag nix.

„Tante, wo sind meine fünfundzwanzig Schilling?“ Meine Mutter wurde blass und entschuldigte sich mehrmals, doch meine Tante rückte auf der Stelle den „Silbernen“ heraus. Meine Mutter nahm mich anschließend einigermaßen ins Gebet, doch ich dachte mir, „eigentlich braucht man nur das Maul aufmachen.“ Selbstverständlich wurden die fünfundzwanzig Schilling am anschließenden Kirchtag „verprasst“.

Bei diesen Geldorgien war ich natürlich immer mit meinem acht Jahre älteren „Großen“ Bruder“ Rudolf K. (Rudi), der immer gute Tipps zum Geldausgeben hatte, unterwegs.

Er kaufte sich einen „Stoppelrevolver“, gibt‚s nicht mehr, verboten. Ich die Munition, das Projektil ist ein Stoppel. Das Gelände war prädestiniert für die „Winnetoufestspiele“. Da ich immer Indianer sein wollte, war auch klar wer Cowboy plus Revolver war. Der blöde Cowboy verfolgte mich so lange, bis er ca. fünf Meter hinter mir, mich durch einen gezielten Schuss auf die Ferse außer Gefecht setzte. Ich glaubte mich holt der Qui,Qui (Tod).Aber ein Indianer kennt ja bekanntlich keinen Schmerz.

Als ich leicht hinkend bei meiner Mutter vorbeizog, fiel ihr Blick sofort auf meinen Bruder, der sich das Ganze natürlich nicht erklären konnte. Ich war immer Stolz, dass ich einen „Großen Bruder“ hatte.

Er half mir auch jegliche Mutprobe zu bestehen. In der Nähe des Hauses meiner Großmutter, hatte die Firma Haanl ein Kies und Schotterwerk. Ein langes Transportband ragte bis auf die Spitze des Schotterberges. Mein Bruder und alle großen Großbauernbuam erklommen das Transportband und sprangen mit braunen Streifen in der Unterhose auf den Schotterberg. Umso mehr Kraft beim Absprung, desto kürzer ist der freie Fall. Jetzt kam der kleine Ennio, ich konnte ungefähr einschätzen, wo ich landen würde, das war nicht so gut. Als ich noch überlegte wie ich dem „Todesurteil“ entgehen konnte, rief mein bereits etwas genervter Bruder:“ Chief, der Pfarrer kommt!“ (Wie er auf diesen Satz gekommen ist, weiß er bis heute nicht).

Ich jedenfalls sprang. Eh, überhaupt nix dabei. Ein großer Bruder schaut auf dich.

Das äußerte sich in einem leicht autoritären, wie auch freundschaftlichen Verhalten.

Als meine Freunde und ich, die ersten Zigaretten bei unserem Zuckerbäcker, fünfzig Groschen das Stück kauften, und den nicht gerauchten Rest, grün im Gesicht, an einer geheimen Stelle vergruben, wurden wir von einem Freund meines Bruders, Wolfgang S. beobachtet.. „Burschen, habt’s eine Zigarette für mich?“ Großzügig überreichten wir einen „Lungentorpedo.“ „Nadererwolfgang“ rauchte sie genüsslich, und mit gleicher Harmonie erzählte er es meinem Bruder. Er erklärte er mir den Altersunterschied mit einer „Watschen“. Die Autorität waltete ihres Amtes.

Meine Mutter hatte es wahrlich nicht leicht. Um das Salär der Familie aufzubessern musste sie hart arbeiten. Manche Fabriken hatten jedoch auch ihre Vorteile (für mich), z.B., die Firma Niemetz. Die Arbeiterinnen hatten ein Freideputat, anfangs verputze ich einen Karton „Schwedenbomben“ auf „einen Sitz“. Gut nach einiger Zeit konnten man die Dinger nicht mehr sehen, aber nach einer kurzen Pause ging´s wieder. Wesentlich härter ging es bei der Firma „Hummer“ zu, eine Plastikfabrik. Meine Mutter arbeitete „Schicht“ bis zehn Uhr abends, die Plastikdämpfe, die Akkordarbeit war beinhart. Sie hat bis heute gesundheitliche Schwierigkeiten. Ich hatte das Privileg, abends alleine mit meinem meist besoffenen Vater zu sein, ab und zu durfte ich zu meiner Mutter in die „Plastikbude“. Ich freute mich wenn ich zusammenkehren durfte. Bis heute ist es mir unerklärlich, mit diesem schwer verdienten Geld kaufte sie, unter anderem, meinem Bruder ein neues KTM Moped. Die KTM-Comet war das erste Moped, das diesen Namen auch verdiente. Nach langem Bitten, nahm er mich auf seinem nagelneuen Moped mit, wo es uns natürlich in der ersten ernstzunehmenden Kurve hinstreute. Etwas lakonisch meinte er. „Nicht gegen die Kurve lehnen!“ Eigentlich waren wir mit dem Fußraster am Asphalt gestreift, noch mehr in die Kurve legen…..vermutlich wären es dann die Knie gewesen. Bei Anblick des zerkratzen Tanks verzichtete ich aber auf eine Gegendarstellung. Da alle Körperteile, sogar die Hosen noch intakt waren, beschlossen wir zur Oma ins Marchfeld zu fahren. Wir schafften es, als Preis gab es ein Glas Cola bei meiner Großmutter. Die Kohlensäure verflüchtigte sich ziemlich schnell, da sich die Vibrationen des Mopeds, sich auf meine Hände übertragen hatten.

Sogar ins Fußballstadion nahm mich mein Bruder mit (widerwillig), Österreich–Russland.

Eins zu Null gewonnen, einundneunzig tausend Zuschauer.

Was wünscht sich ein kleiner Bruder mehr?

Ich weiß es. Am Leben zu bleiben.

Da wir direkt neben der Schnellbahn wohnten, nicht so einfach. Der Fußball flog öfters über die Abzäunung, wer holte ihn? Richtig. Bei dieser Gelegenheit horchte ich wie ein Indianer, ein Ohr auf den Schienen, ob eine Schnellbahn sich ankündigte. Ich dachte, dass funktioniert nicht. Richtig, zehn Sekunden später brauste die S-Bahn vorbei.

Ja, es waren gefährliche Zeiten. Besonders als mein zwei Jahre älterer Freund Gerhard B., auf die Idee kam, "U-Hagerl" zu kaufen. Das sind kleine U-förmige Stahlstifte, die mit einem Gummiringerl abgefeuert werden. Garantiert ungefährlich.

Das Kommando hieß „nur auf die Füße“. Wir befetzten uns, dass uns das Blut in der Hose herunterlief. Nach einer gewissen Zeit hatte ich genug, und vertschüßte mich. Im ersten Stock des Stiegenhauses blickte ich aus dem Fenster und Dilogerhard zielte auf mich. Wie in einem Gangsterfilm hatte die Scheibe plötzlich ein kleines Loch. Ich lief die Stiegen hinunter, um ihm mitzuteilen, dass er ein Idiot ist. Da kam Karin G. zufällig des Weges. Aus größerer Entfernung machte sich Gerhard B. noch einen zweiten Spaß. Er traf sie genau zwischen die Augen. Einen Zentimeter links oder rechts und das Auge wäre verloren gewesen. Ja, es waren gefährliche Zeiten.

Gefährlich war es auch, als mein Bruder sein erstes Auto kaufte (eigentlich der Vater). Um es abzubezahlen, durfte er ab und zu, die Familie zu Verwandten kutschieren. An einem sonnigen, aber eiskalten Februarsonntag, beschloss die Familie, der Großmutter, im Marchfeld einen Besuch abzustatten. Blauer Himmel, die Straße staubtrocken. Kurz vor der Ortstafel „Markgrafneusiedel“ jedoch eine Baumgruppe. Das bereits getaute Wasser, durch die Bäume wieder gefroren, wie auf einem Eislaufplatz. Mein Bruder konnte unmöglich reagieren, der Wagen drehte sich um die eigene Achse, anschließend stürzten wir uns überschlagend, über die Böschung in das Flussbett. Meine Mutter „krallte“ sich mich, wie es nur eine echte Mutter schafft. Auf dem Autodach liegend, absolute Stille, einzig das Surren der noch drehenden Räder war zu hören. Unglaublich, keinem etwas Ernsthaftes passiert, nur der Bruder ein Schnitt an der Nasenwurzel. Die Tetanusinjektion im Spital war schmerzhafter.

Einzig meinem Vater war zu Heulen zumute. “Mei schen´s Auto!“

Ich beschloss mir Autos nur noch aus der Ferne anzusehen, z. b. Chruschtschow und Kennedy paradieren im offenen Straßenkreuzer über den Gürtel. Mir war die Begeisterung unheimlich:

„Bitte, wer ist denn das?“ Der Glatzerte kam mir irgendwie bekannt vor.

Die Gürtelbrücke über die Schnellbahn war einige Tage später noch unheimlicher. Eine Menschentraube schaute sensationslüstern auf die Zuggeleise:“ Do hot si ana umbrocht!“

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