Kitabı oxu: «Spielen! Was sonst?»
SPIELEN –
WAS SONST?
Lebenserfahrungen
von Null bis Ultimo
Herausgeberin
Erny Hildebrand
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2016
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Collage Titelbild: Annette Korintenberg
Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Christa Anderski
Wenn ihr nicht spielet wie die Kinder
Pfeifkonzert am Nachmittag
Tante Emma
Eine andere Welt
Suzanne Augenstein
Ich wäre dann mal der Majoratsherr
Ingrid Basile
Abgeliebte Spielzeuge
Tödliche Skatrunde
Wenn’s ums Geld geht
Rita Bauer
Gedankenspiele
Ein etwas anderer Nachmittag
Margarete Gritli Blickensdörfer
Mutprobe im Vorschulalter
Gerda Blume
Nikolaus
Gefährliches Spiel
Worüber wir gelacht haben
Schattenspiele
Auf der Bühne
Sabine Büchner
Meine Nachbarn
Die Zeit totschlagen
Mein Kind ist verunglückt
Renate Dahms
Hochzeit der Sinne
Drinnen und draußen
Der Clown
Im Spielen das Leben einüben
Ingrid Denzel
Allein zu Hause
Tarot in der Eifel
Rita Dietrich
Stilles Verstehen
Sonntage
Der Frischetest
Liebesspiele
Rache ist süß
Böhmerwald
Christiane Eichhorn
Darf denn in der Schule gespielt werden?
Ursel Fuchs
Das Spiel ist aus – der Puppenkopf in Scherben
Lesen lernen – ein Kinderspiel
Spiel mit dem Feuer
Angelika Gewehr
Spielend lernen
Monika Gockel
Wir hatten ein ganzes Dorf zum Spielen
Helga Gondek
Schulschluss
Blinde Kuh
Marlis Gondek
Die Heizerin
Die Verkäuferin
Elisabeth Gradowski
Wolkenspiele
Wasserspiele
Lore Heller
Die Vertreibung aus dem Paradies
Theater
Bist du eigentlich glücklich?
Wir machen es selbst
Im Heidelberger Kinderladen
Tanzspiel
Barbara Heubach
Straßenfest
Des Teufels Gebetbuch
Aus der Mistgrube zum Schloss
Erny Hildebrand
Schau mal, wie die Fische fliegen
Susanne Holtz
Kinderparadies
Das Glück im Karton
Sieger sein
Wilma Kohlschein
Du bist kein kleines Kind mehr
Mascha spielt keine Rolle mehr
Monika Kristen
Itta, U und ich
Dat schöne Pitterken
Top-Team 1988
Brigitte Kümper
Die komische Schrift
Wenn Bürokraten „Wichtig! Wichtig!“ spielen
Ute Ladewig
Wer spielt, gewinnt!
Isabell Lorenz
Erstes Spiel
Wir spielen Einschlafen
Das Kind muss mit anderen Kindern spielen
Das vermaledeite Märchenpuzzle
Meine Mutter, die Puppen und ich
Aufregung in der Schule
Das Klavier und die Filme
Das Spielen heute
Christine Machande
Spielen wurde meine Leidenschaft
Die Intrige
Das Insekt
Pauline Pérez Chalezquer
Ein Hackbrett fürs Rheinland
Roserl und Franz
Marion Portz-Kube
Der will ja nur spielen!
Spiel-ABC
Christa Reinke
Schlammspiele
Federball versus Badminton
Nanni Schnitzler
Musik für Oma Krause
Die Wette
Fromme Kinder
Plitsch – Platsch
Imi, Ata und Persil
Karina Weiß
Falsches Spiel
Freispiel
Schreibspiele für Gruppen
Altweibersommer
Erinnerungslose
Es war einmal … ganz anders
Hartnäckige Wörter
Kennst du den?
Krimi in fünf Sätzen
Miró-Elfchen
Zirkelgeschichte
Wer bin ich?
Adressen
Weitere Bücher der Gruppe Schreibzeiten
Vorwort
Geh spielen!
Hat alles verspielt.
Der spielt ja nur!
Das ist kein Spiel!
Sie spielt mit ihrer Gesundheit!
Ich kann nicht aufhören zu spielen.
Sei kein Spielverderber!
Diese Rolle will ich nicht mehr spielen.
Spielend lernen
Kann ich spielen gehen?
Spiel dich nicht so auf!
Sie meisterte alles spielerisch
Das Kind ist immer noch so verspielt.
Sprachlich und tatsächlich zieht sich das Spiel durch das ganze Leben. Wir spielen unterschiedliche Rollen, die wir mehr oder weniger ausgestalten, sind Kind, Mutter, Vater, Chefin oder Angestellter, Gewinner oder Verlierer. Wir spielen sogar mit unserem Leben und das Lied vom Tod.
Spielen hat in unserer Gesellschaft und in unserer Zeit viele Betonungen, einige davon zielen darauf ab, eine Trennlinie zwischen Spiel und Ernst zu ziehen. Wenn der Ernst des Lebens beginnt, wann auch immer das sein mag, ist die Spielzeit vorbei, so scheint es. Aber ist das wirklich so? Das Spiel ist das einfachste und zugleich kreativste Werkzeug, das wir haben. Im Spiel, vor allem im freien Rollen- und Phantasiespiel ist alles möglich, kann Neues probiert werden. Entwicklung ist ohne eine spielerische Komponente kaum möglich, denn Spielen setzt Kreativität frei, eine Ressource, die für die Lösung von Problemen notwendig ist. Der Neurobiologe Gerald Hüther postuliert in seinem Buch „Rettet das Spiel“ sogar: „Ein Leben ohne Gedankenspiele wäre ein Leben ohne Lebendigkeit“ und spricht sich für eine „Kultur spielerischer Lebenskunst“ aus, die er für heilsam und lebendigkeitsfördernd hält. Friedrich Schiller vermerkte in seinen Überlegungen zur ästhetischen Erziehung: „Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Die Biografiegruppe „Schreibzeiten“ hat das Thema „Spielen“ erst zögerlich, dann mehr und mehr interessiert und schließlich gefesselt aufgenommen. Wir sind um das Thema herumgeschlichen, haben es gepackt, geknetet, hin und her gewälzt. Wir haben uns an manches erinnert, anderes erdacht, einiges verworfen und schließlich bestaunt, wie sich das Thema Spielen durch unser aller Leben zieht.
So umfasst diese Anthologie
• Biografische Texte
• Kurzgeschichten
• Fachbeiträge sowie
• Anregungen für Schreibspiele
Damit ist das Buch eine Einladung, die eigene spielerische Seite wieder öfter oder auch mal ganz anders zu betrachten und zu leben.
Erny Hildebrand
Schreibgruppenleiterin und Psychotherapeutin
Christa Anderski
1945 in Köln geboren, 5 Kinder. Zeitweise lebte und arbeitete sie in England und Südamerika. Lange Zeit war sie als Psychologin in Düsseldorf tätig. Sie schreibt Biographien von Zeitzeugen im Rahmen des ASB-Projekts „Geschichtsschreiber“. Bisherige Veröffentlichungen: Lyrik in verschiedenen Anthologien, Fachbücher, Märchen.
Wenn ihr nicht spielet wie die Kinder
Da steh ich nun und versuche in mir zu klären, was Spielen ist. Die ersten Assoziationen, die aufsteigen, sind Begriffe wie: Spielen aus „Spaß an der Freud“, Spielen, eine Tätigkeit ohne bestimmten Zweck, mit Freunden zusammen spielen, phantasievoll spielen. Weitere Begriffe wie Olympische Spiele, Fußballspiele, Wettspiele, Lernspiele drängen sich auf. Ich schüttele mich. Nein, die haben nach meinem Empfinden nichts mit Spielen zu tun. Sie alle sind auf einen bestimmten Zweck und ein Ziel ausgerichtet. Plötzlich erwacht mein Widerwillen gegen die sogenannten pädagogischen Spiele. So wie früher überkommt mich der Ärger: Unter dem Deckmantel eines lustvollen Spiels wird dir ein zu erreichendes Lernziel untergeschoben. Das ist unlauter! Oder die Olympischen Spiele, die nur noch erbitterte Kämpfe um Hundertstel Sekunden oder um wenige Millimeter sind, die darüber entscheiden, ob du gut oder schlecht bist. Das hat aber nichts mit meiner Auffassung von Spiel zu tun. Was ist Spielen eigentlich? In meinem Kopf dreht es sich.
Ich stürze mich ins Internet und suche nach Aufklärung. Je länger ich suche, desto verwirrter werde ich. Vielfältige Definitionen tauchen auf, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen und sich zum Teil widersprechen. Nach längerem Recherchieren kann ich für mich nur feststellen: Es gibt einfach keine eindeutige, allgemeingültige Definition von Spielen. Das erscheint mir sehr seltsam, denn soweit ich weiß, haben alle Kulturen zu allen Zeiten Spiele gehabt. Ich forsche nach und finde meine Meinung bestätigt: Es gibt Spiele aus der Steinzeit, bei den Ägyptern und den Griechen, bei den Germanen und Wikingern. Es muss demnach etwas ganz Wichtiges für die Entwicklung und die Evolution des Menschen sein. Ist Spielen etwas Menschenspezifisches?
Plötzlich sehe ich Fotos von spielenden Tierkindern vor meinem inneren Auge: sich balgende Welpen oder kleine Katzen, die einem Wollfaden hinterher jagen. Das bedeutet, dass Spielen nicht unbedingt etwas spezifisch Menschliches ist. Ein nächster Internet-Ausflug. Ich lese von Tieren, die in freier Wildbahn spielen – nicht nur junge Tiere, nein, auch erwachsene Tiere. Es gibt beeindruckende Aufnahmen von Delfinen, die unter Wasser mit selbst erzeugten Luftblasen spielen oder auf den Bugwellen großer Schiffe reiten und dabei offensichtlich große Freude empfinden. Ich sehe Bilder von Schildkröten, die Bälle vor sich hertreiben, und selbst von Oktopoden, die scheinbar amüsiert Korken in Strömen aus Luftblasen auf und ab hüpfen lassen. Bei den Tieren sind die Forscher sich einig, dass Spielen vor allem Lernen und Üben bedeutet.
Erstens: Das Training des jungen Körpers, die Stärkung von Sehnen, Muskeln und Gelenken – eben das Einstudieren von Bewegungsabläufen wie anschleichen oder Beute packen.
Zweitens: Daneben entdeckt das Tier spielerisch seinen Lebensraum und lernt diesen einzuschätzen.
Drittens: Eine besondere und komplexe Bedeutung kommt dem Sozialspiel, dem Spiel mit Artgenossen zu wie die Spielkämpfe bei jungen Hunden: Zähne fletschen, Beißen, Herumtollen, ohne dass ein Beteiligter ernsthaft verletzt wird. „Dieses Raufen und Toben dient vor allem dem Aufbau und der Festigung sozialer Bindungen und dem Erlernen der Regeln, der „Moral“ des sozialen Verbands, in dem das Tier lebt“, sagt Marc Bekoff, Verhaltensforscher der University of Colorado. Bei Affen zum Beispiel kann Spiel unter Erwachsenen die Funktion haben, soziale Bindungen zu knüpfen. Bei Wölfen wurde beobachtet, dass einige Individuen anscheinend durch Spiel Konflikte in der Gruppe schlichten. Die Verhaltensforscher deuten das Spielverhalten bei Tieren als eine angeborene Neigung, die zweckfrei und spontan erfolgt.
Wie ist das nun beim Menschen? Frau Haug-Schnabel, Leiterin der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen, sagt: „Beim Spielen von Kindern handelt es sich um eine angeborene Lernstrategie. Es gibt Kindern die Möglichkeit, die Welt zu erkunden, zu beobachten und nachzuahmen, Erfahrungen zu sammeln, diese selbst zu überprüfen und später abzurufen“. Die kindliche Offen- und Unbefangenheit, die kindliche Freude und die spontan- neugierig- kreative Haltung der Welt gegenüber ist etwas, was wir im Spielen, so wie ich es verstehe, finden.
Vor diesem Hintergrund halte ich es mit Picasso, der gesagt haben soll: „Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.“ Der österreichisch-irische Künstler Gottfried Helnwein führte in seinem Interview mit Herbert Schorn, Oberösterreichische Rundschau, 2006, weiter aus: „Das ist deshalb so schwer, weil die meisten Erziehungssysteme wie Mähdrescher funktionieren: vorne kommen die lieben Kinder hinein, und hinten kommen sie fein geschrotet und gemahlen wieder heraus. Und so werden Erwachsene erzeugt: durch die Zerstörung des Kindseins, des Spielens und Träumens, der Kreativität und jeder Spontaneität. Aber das ist wahrscheinlich unvermeidlich, wenn man sich ordentliche Staatsbürger wünscht, wie Soldaten, Steuerfahnder, Zuhälter, Psychiater, Geheimagenten, Rennfahrer, Banker, Politiker, usw.“

Das Erziehungssystem Mähdrescher habe ich am eigenen Leib erfahren.
Schaue ich mir zudem die Vielzahl der Verben mit „spielen“ an, so entdecke ich die Mannigfaltigkeit der durch das Spielen betroffenen Lebensbereiche. Hierzu einige Beispiele: anspielen, aufspielen, abspielen, ausspielen, bespielen, einspielen, erspielen, falschspielen, hochspielen, herunterspielen, jemandem böse mitspielen, nachspielen, niederspielen, eine Rolle spielen, runterspielen, überspielen, umspielen, verspielen, vorspielen, verrückt spielen, weiterspielen, zuspielen, zusammen spielen, zurückspielen.
Da bleibt mir nichts anderes übrig, als zu sagen: Wenn ihr nicht spielet wie die Kinder, so werdet ihr nicht die Erfahrungen machen, die euch zu zufriedenen, kreativen, sozialen und aufgeschlossenen Erwachsenen formen können.
Pfeifkonzert am Nachmittag
Durch das dichte Laub des Haselnussstrauchs winden sich Töne, gleiten auf Blättern hinunter und purzeln ins Gras. Helle Pfeiftöne, mal schnell, mal langsam. Immer und immer wieder. Einige langgezogene Töne tanzen auf den Ästen, andere tropfen schnell und abgehackt zu Boden. Zwischendurch Kinderlachen. Das Pfeifen auf einem Ton will kein Ende nehmen.
Mein Kaffee wird kalt und noch immer schraubt sich das helle Pfeifen in mein Ohr. Ab und zu lassen Kinderstimmen das Pfeifen verstummen. Aber kaum sind die Worte verklungen, so schwillt das eintönige Pfeifen wieder an wie zuvor.

Kannst du pfeifen…? Gewiss kann ich das!
Ich schleiche mich an und erblicke durch die Hecke zwei Kinder blitzenden Auges mit Stöcken um sich schlagen. Ihren wenigen Worten entnehme ich, dass sie Piraten sind und sich verteidigen müssen. Jeder Schlag mit dem Schwert, jede Woge, die das Schiff emporhebt, jeder Schritt auf Deck wird mit einem Pfeifton untermalt. Ein wahres Pfeifcrescendo. Da, ein langgezogenes schrilles Pfeifen, der Gegner gleitet getroffen zu Boden. Die Kinder lachen siegesgewiss. Ein „Caramba“ saust durch die Luft. Der Kopf eines neuen Feindes taucht über der Bordwand auf. Ein Pfeiffortissimo setzt ein.
Plötzlich wird ein Fenster aufgerissen und eine Männerstimme gellt durch den Nachmittag: „Verdammt noch mal, könnt ihr denn nicht endlich mal mit dem elenden Gepfeife aufhören. Das ist ja schrecklich nervtötend.“ Das Pfeifen bricht abrupt ab und wir drei ducken uns schnell hinter die Bordwand.
Tante Emma
Eines Abends klingelte das Telefon. Ich hob den Hörer ab und schon schallte mir die Stimme meiner Cousine entgegen. „Tante Emma hat doch bald Geburtstag. Weißt du, was sie sich wünscht? Das rätst du nie!“ Vor meinem Auge sah ich Tante Emma: schlank, ernst, gewissenhaft, verantwortungs- und pflichtbewusst und ich hörte wieder den Spruch, den sie uns als Kinder so oft gesagt hatte: „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen.“ Und wie oft hatten wir, wenn wir bei ihr zu Besuch waren, erlebt, dass die Zeit der Pflichtenerfüllung zu lang war, um noch spielen gehen zu können. Ich begann zu raten: „Wünscht sie sich einen Staubsauger?“ Ach nein, ich verwarf den Gedanken. Mir fiel das letzte Telefonat mit ihr ein. „Sie sprach doch von einer Tiefkühltruhe, damit sie ihr Essen für die Woche vorplanen könne. Tante Emma wünscht sich sicher eine Tiefkühl…“ Das Lachen meiner Cousine unterbrach mich. „Ich hab doch gesagt, das errätst du nie!“ Und wieder ergoss sich ihr Gelächter über mich. Ich versuchte es erneut: „Ein neues Haushaltsbuch? Einen Terminkalender oder einen Wochenplaner?“ Das Kopfschütteln meiner Cousine höre ich bis zu mir. „Du wirst es nicht glauben.“ Sie kicherte. „Sie wünscht sich einen Nachmittag mit Spielen.“ Ich glaubte nicht richtig gehört zu haben, Tante Emma und spielen? Das passt doch so gut zusammen wie Nordpol und Palmen. „Das ist nicht wahr! Du machst Witze!“ stieß ich ungläubig hervor. „Nein, wirklich, sie wünscht sich einen Geburtstag zum Spielen. Ich habe es auch nicht geglaubt, als sie mir dies sagte. Und auf meine entgeisterte Nachfrage entgegnete sie nur: „Lasst euch was einfallen!“
Nachmittags beriefen wir eine Familienkonferenz ein, aber niemand von uns konnte sich vorstellen, was Tante Emma mit „spielen“ meinte. Wir einigten uns darauf, dass jeder ein Spiel für sie kaufen sollte, das wir dann am Geburtstag mit ihr spielen würden.
Dann war es soweit. Wir überreichten ihr ein Spiel nach dem anderen: Schach, Mühle, Halma, Master Mind, Abalone. Peter gab ihr sogar eine Eintrittskarte zum nächsten großen Fußballspiel. Doch sie freute sich nicht richtig. Sie setzte sich zwar mit uns an den Tisch und begann zu spielen, aber sie war nicht richtig dabei.
Nach einer Weile drängte sich Nico, mein kleiner Sohn, an sie und sagte: „Tante Emma, es ist so langweilig, komm, wir gehen raus und spielen.“ Er fasste sie bei der Hand und zog sie nach draußen. Wir sahen, wie die beiden die Köpfe zusammensteckten und miteinander flüsterten. Nico verschwand für ein paar Minuten und kam dann wieder. In seinen Händen hielt er Hühnerfedern und zwei Stöcke umklammert. Beide steckten sich die Federn ins Haar und die Stöcke wurden zu Speeren. Sie schauten sich an. Dann duckten sie sich und schlichen in den Wald, wo sie unseren Blicken entschwanden.
Auch wir schauten uns an. Wir wollten nicht glauben, was wir gesehen hatten. Tante Emma, die ach so Vernünftige, hat sich auf solche Kindereien eingelassen. Wir verstanden die Welt nicht mehr. Kopfschüttelnd setzten wir uns um den Tisch und ließen es uns schmecken.
Ewigkeiten später flog plötzlich die Türe auf und zwei Indianer umtanzten, wildes Kriegsgeschrei ausstoßend, unseren Tisch. Speere zielten auf uns und wir wurden zur Herausgabe von Kuchen gezwungen.
Tante Emmas Backen glühten, ihre Augen blitzten und ihr Kriegsgeschrei gellte in unseren Ohren. Sie sprühte vor Lebenslust.