Udine

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Ein

giro

 auf den Spuren der Geschichte



Udines prächtige Palazzi und Arkadengänge geben eine atmosphärische und besonders „italienische“ Kulisse für die beliebten Kurzbesuche ab, auch wenn in deren Fokus hauptsächlich chice Schuhe oder trendige Handtaschen stehen sollten. Doch Vorsicht: Ein wenig mehr über das geschichtsträchtige Umfeld zu wissen, kann die Freude am Bummeln in der sympathischen Stadt beträchtlich steigern! Denn plötzlich weiß man, warum man auf der Piazza Libertà immer so an Venedig erinnert wird oder warum eigentlich die romantische Kirche auf der Piazza Matteotti einen Balkon hat. Oder dass auf der Piazza I° Maggio, die heute einen idealen Ausgangspunkt für Stadteroberungen darstellt, einst ein Seemonster lauerte … Wir starten also in einen

giro

, einen Rundgang, der uns mehr über diese Stadt erfahren lässt:







A. Im Herzen der Stadt





Idealerweise finden Sie genau dort, wo einst ein kleiner See lag, für Ihr Auto einen – gebührenpflichtigen – Parkplatz. Die Udineser nennen den großen, grünen Platz

Giardin Grande

 oder auf Furlanisch Zardin Grant, auch wenn man ihm zum Ende des Zweiten Weltkrieges die Allerweltsbezeichnung „1.-Mai-Platz“ verpasst hat. Und als Garten wird er nicht zu Unrecht bezeichnet, denn er misst, den angrenzenden Park

Loris Fortuna

 mitgerechnet, circa 20 000 Quadratmeter und präsentiert sich nicht nur mit einer ellipsenförmigen Parkanlage voller Plantanen, Kastanienbäume und einem Springbrunnen in seiner Mitte, sondern auch rundherum grün und einladend. Giovanni Boccaccio war von dem Park so begeistert, dass er ihn in seiner berühmten Novellensammlung „Decamerone“ als einer der schönsten Gärten, den man jemals zu Gesicht bekommen könnte, gewürdigt hat.







Das Seemonster der Piazza I° Maggio





Eine Sage erzählt von einem Seemonster, das im Zardin Grant sein Unwesen getrieben hat. Doch wie kommt ein Seemonster dorthin? Schlummerte es etwa im Springbrunnen? Wer heute da steht, glaubt es kaum – der weitläufige Platz war in der Antike ein kleiner See. Er wurde von der Roggia di Palma gespeist und jeder, der vom Castello auf die andere Seite wollte, musst sich eines Bootes bedienen, um trockenen Fußes dorthin zu gelangen. Kein Wunder, dass die Fantasie den mittelalterlichen und des Schwimmens nicht mächtigen Seeüberquerern ein gruseliges Gerücht einflüsterte: Es erzählte von einem schaurigen Ungeheuer, das in den Tiefen des Gewässers lauerte. Nach und nach wurde die Wasserfläche trockengelegt, bis aus dem See schlussendlich ein blühender Garten geworden war. Die große, freie Fläche lud natürlich ein, hier Riesenspektakel abzuhalten: Nach 1780 wurden im Sog des großen Lorenzimarktes am 10. August aufsehenerregende Pferderennen abgehalten – mehrere Tage dauerte das Fest, bis es schließlich am 15. August mit der beliebten öffentlichen Tombola seinen Höhepunkt erreichte.



In den 1970er-Jahren startete man den Versuch, ein mittelalterliches Pferdeturnier im Stile eines Palio wie in Siena einzuführen, im Zuge dessen sich zehn Udineser Parteien einen heißen Wettkampf um den Sieg lieferten – allerdings nur zwei Jahre lang. Aber auch ohne Palio sah der Zardin Grant so einiges, was die Massen in Bewegung setzte: buntes Treiben zwischen Marktständen, riesige Zelte der Wanderzirkusse, Rad- und Motorsportveranstaltungen, Militärparaden und für die beiden Papstbesuche (Paul VI. und Johannes Paul II. waren hier!) war der Große Garten gerade groß genug.



Doch was ist aus dem Seeungeheuer geworden? Im Brunnen schwimmt es jedenfalls nicht mehr … Man munkelt, dass eine seiner Rippen in der angrenzenden Basilica Madonna delle Grazie bis heute aufbewahrt wird.



Nach wie vor findet hier rund um den 25. November, dem Tag der heiligen Katharina, ein traditioneller Markt statt, der aus dem 13. Jh. stammt und der wahrscheinlich älteste Italiens ist. Früher kamen die Bauern aus der Umgebung auf den Platz, um ihre Produkte anzubieten und sich im Gegenzug für den langen Winter einzudecken. Noch heute sagt man, dass alles, was man am Katharinenmarkt ersteht, einen ganz besonderen Stellenwert hat – egal, ob Schal, Keramikhäferl oder bunte Zuckerwatte am Stiel.



Auch am Rande des großen Platzes gibt es so einiges zu entdecken, wie etwa die

Chiesa Madonna delle Grazie

 (auch: Santuario della Beata Vergine delle Grazie) gegenüber dem Schlossberg. Auch als Standort für Bildungsinstitute und Schulen erschien der Platz den Stadtplanern und Gründern als der richtige Ort, so hat sich im Südosten das staatliche

Konservatorium Jacopo Tomadini

 angesiedelt, im Osten, in erhabener Position, das

Liceo Classico Jacopo Stellini

 und im Norden beim Viale della Vittoria das

Liceo Artistico Giovanni Sello

, das sich die Kunsterziehung an die Fahnen geheftet hat.








Durch die Porta Manin hinein ins Zentrum

 Doch jetzt führt uns der Weg vom südlichen Ende des Platzes direkt ins Herz der Stadt, nämlich durch das Stadttor

Porta Manin

 mit dem Turm San Bartolomeo. Dieses Tor war seit dem 13. Jh. Bestandteil der dritten Stadtmauer Udines, sein heutiges Erscheinungsbild ist allerdings nicht mehr original, was sich unschwer erkennen lässt – die schmucke Glasloggia war zur Zeit seiner Errichtung wohl noch außerhalb jedes architektonischen Vorstellungsvermögens.



So wie die Porta heißt auch die anschließende Straße

Via Daniele Manin

, in Erinnerung an das Geschlecht, das auch den letzten Dogen Venedigs stellte und dem Friaul u. a. die geschichtsträchtige Villa Manin vor den Toren Udines, in Codroipo, zu verdanken hat. Hier befindet sich gleich hinter dem Tor ein sehenswerter Palazzo ganz in Stile der venezianischen Frührenaissance aus dem 16. Jh., nämlich der

Palazzo Mantica

, heute frisch renovierter Sitz der Philologischen Gesellschaft Friauls. Diese Straße ist außerdem eine beliebte Einkaufs- und Einkehrstraße, wo man gleich zu Beginn auf der rechten Straßenseite tolle Accessoires (Rosa dei Venti) findet und ein paar Häuser weiter bei A.C.E.R. süße Mitbringsel, Spirituosen und Wein einkaufen kann. Das geschichtliche Gewicht dieser Straße belegen die alten Osterias wie das „Ai Piombi“, die „Osteria Nr. 8“ und das nunmehr innen renovierte „Ristorante Pizzeria Manin“.








Venedig in Udine: Die Piazza Libertà

 Die Via Daniele Manin bringt uns über die Via Vittorio Veneto mit dem traditionsreichen Caffè Cotterli an der Ecke direkt zu dem Vorzeigeplatz der Stadt:

Piazza Libertà

. Von ihm sagt man, er sei der venezianischste außerhalb Venedigs – und wirklich hat die Serenissima, unter deren Regentschaft Udine 380 Jahre lang stand, hier unverkennbar beim Entwurf Regie geführt: die

Loggia del Lionello

 mit der weiß-rosa gestreiften Fassade und den zarten Bögen der Arkaden und Fenster, der

Torre dell’Orologio

, der Uhrturm, den sogar ein Markuslöwe ziert – dieses Ensemble könnte auch in Venedig stehen.



Der Eindruck, den der Platz an einem normalen Arbeitstag erweckt, mag von der Betriebsamkeit her enttäuschend sein – für Cafés und Geschäfte ist an umittelbarer Stelle kein Platz. Doch die Piazza kann auch anders. Wenn es etwas richtig zu feiern gibt, wie etwa den Aufstieg in den Fußballhimmel der Champions League durch den heimischen Udinese Calcio, dann bietet die Loggia eine ideale Bühne und der Platz wird zum brodelnden Hexenkessel, in dem gefeiert wird, bis den hier residierenden Giganten Herkules und Kakus die steinernen Köpfe dröhnen.



Als Versammlungsort fungierte er schon im Mittelalter und er war darüber hinaus Marktplatz – wohl auch für Wein, denn „Piazza del Vino“ ist neben der Bezeichnung „Piazza del Comun“ einer seine alten Bezeichnungen. Erst seit 1530 sieht die Piazza so aus wie heute. Ein schweres Erdbeben – keine Seltenheit im Friaul und durchaus keine Erscheinung der historischen Vergangenheit, wie uns 1976 die Katastrophe im Kanaltal schmerzlich bewiesen hat – hatte 1511 große Verwüstungen angerichtet und auch den Vorzeigeplatz Udines schwer in Mitleidenschaft gezogen.








Die Stadtväter, zu jenen Zeiten in Venedigs Diensten, machten sich also an die Wiederherstellung. Mit dem

Torre dell’Orologio

 begann die Neugestaltung. Er ersetzte einen mittelalterlichen Turm der Stadtmauer und präsentiert an seiner Front stolz den Markuslöwen, der ursprünglich sogar vergoldet und ein deutlicher Hinweis darauf war, wer in Udine das Sagen hatte. Vor dem blauen Himmel der Stadt macht sich das himmelblaue Ziffernblatt der Turmuhr äußerst dekorativ, und wenn die Sonne einmal nicht scheint, so strahlt immer noch die goldene Sonne im Zentrum des schönen Zeitmessers. Die Glocke hängt ungeschützt am Dach des Turms, wo sie von zwei dunkelhäutigen Gesellen zeitgerecht zum Ertönen gebracht wird. Der Turm scheint aus der luftigen Loggia di San Giovanni emporzuwachsen, aus der sich die Kuppel der

Cappella di San Giovanni

 erhebt, heute eine Gedenkstätte für Gefallene.



Die elegante venezianische

Loggia del Lionello

 gegenüber bildet das Gegengewicht dazu – sie ist das älteste Monument am Platz, ihr Bau wurde 1448 begonnen. Dieser Palazzo Comunale (ehemaliges Rathaus) gilt als Meisterwerk venezianischer Gotik und ist einen genaueren Blick wert.

 








Loggia del Lionello: Ein Schmuckstück vom Goldschmied





Vielleicht liegt der Grund für die Filigranität des Bauwerkes darin, dass es ein Goldschmied entworfen hat? Nicolò Lionello hieß der gute Mann, dem Udine dieses Schmuckstück zu verdanken hat, und so lautet auch der offizielle Name des prächtigen Palazzos. Lionello stammte aus der Stadt und war Architekt, vor allem aber mit Leib und Seele Goldschmied, mit einer Werkstätte in der Via Mercatovecchio – und er hatte schon für einige Kirchen und Klöster kostbare Goldschmiedearbeiten geliefert. Sein Entwurf fand nach langwierigen Diskussionen die Zustimmung der Stadtväter und so wurde dieser unter der Leitung eines Udineser Baumeisters namens Bartolomeo delle Cisterne in die Realität umgesetzt.








Der Palazzo ist nicht mehr zur Gänze im Original erhalten, so sind beispielsweise die Treppen an der Schmalseite jüngeren Datums, nach einem verheerenden Brand 1876 wurde er nach seinem ursprünglichen Vorbild sehr einfühlsam wieder aufgebaut. In der Loggia mit dem hochglänzenden Marmorboden führt ein Marmorportal nach einem Entwurf von Palladio in die Innensäle, Kunstwerke, darunter die Kopie von Pordenones „Madonna mit Kind“ auf der rechten Seite (das Original wurde beim Brand beschädigt und hängt im Schlossmuseum), schmücken die Wand. Die weite, spiegelnde Fläche der Loggia ziert einzig ein kunstvoll geschmiedeter eiserner Kasten, der meteorologische Instrumente aus dem Labor des Udineser Erfinders

Arturo Malignani

 (siehe S. 59) birgt.



An den Schmalseiten der Piazza, die von den Udinesern auch Piazza Contarena genannt wird, setzten die Stadtplaner ebenfalls markante Blickfänge: im Süden ein Brunnen vom großen Giovanni da Udine, von dessen Werk man etwas respektlos behaupten könnte, es erinnere an eine mehrstöckige Hochzeitstorte. Und im Norden steht das sogenannte Friedensdenkmal, das von Napoleon in Auftrag gegeben wurde und in dessen Rücken schon der Aufstieg zum Schlossberg beginnt. Garniert wird das geschlossene Ensemble des Platzes mit zwei Monumentalsäulen, deren rechte das stolze Markenzeichen der Venezianer trägt, den Markuslöwen, die andere, erst nach 1600 errichtet, eine Statue der Gerechtigkeit. Zusammen mit dem besonders eindrucksvollen geflügelten Raubtier auf dem Arco Bollani, das den Eingang zum Schlossberg bewacht, und dem Löwen vom Uhrturm ergibt das ein Rudel von drei imposanten Löwen, die die einstige Macht Venedigs hier eindrucksvoll demonstrieren.













Starke Männer aus dem Hause des Unholds

 Blieben noch die beiden steinernen Mannsbilder zu bewundern, die mit Muskeln und Keule bepackt den Platz bewachen: es sind Herkules und Kakus – Letzterem ist irgendwann im Laufe der Geschichte seine Keule abhanden gekommen –, zwei Barockstatuen aus der Werkstätte eines gewissen Angelo de Putti. Die beiden Riesen behüteten einst einen Udineser Palast, der mitten auf Piazza XX Settembre stand. Sein Besitzer war Lucio della Torre, ein Adeliger aus Fagnagna von übelstem Ruf, der noch dazu hinter jedem Rockzipfel her war und schließlich wegen angeblicher Verwicklung in einen Frauenmord selbst einen Kopf kürzer gemacht wurde. Nicht nur der Übeltäter selbst, auch sein Palast war den Stadtvätern ein Dorn im Auge, und er wurde bei dieser Gelegenheit dem Erdboden gleich gemacht. Nur die beiden steineren Riesen, die auch die Namen Floreàn und Venturìn tragen, halten die Erinnerung an den Bösewicht und seine strenge Strafe aufrecht.








Ein Platz, viele Denkmäler. Jetzt muss man sich entscheiden: durch den Arco Bollani hinauf auf den Schlossberg, zur schönen Aussicht und vielleicht sogar ins Museum zu altehrwürdigen Künsten und Künstlern? Oder hinein ins Stadtleben, zu Palazzi, Märkten, Shops und Cafés?



Wer sich für die Innenstadt entscheidet, gelangt gleich hinter der Loggia zum

Palazzo d’Aronco

 mit seinen Jugendstilelementen aus der Zeit 1911 – 1925, der nach seinem Erbauer benannt ist und als Rathaus fungiert. Eine kleine Einkehr in das sehenswerte

Caffè Contarena

 bietet nach so viel Kultur eine willkommene Abwechslung. Zwar sicher nicht der günstigste und nach Urteil der Einheimischen auch nicht der beste Kaffee der Stadt, ist das Lokal, das im eleganten Jugendstil mit Silber- und Mosaikverzierungen ausgestattet wurde, gleichwohl selbst eine Sehenswürdigkeit (siehe S. 121).



1910 wurde mit dem Bau des Palazzo d’Aronco oder Palazzo Municipale begonnen – eine Reihe von Gebäuden fielen dem Vorhaben zum Opfer, um in der geschäftigen Via Rialto Platz für das kühne Vorhaben zu schaffen, sehr zum Missfallen der Einwohner. Jahrzehnte später wiederholte sich der Vorgang an der anderen Seite des Platzes vis-àvis des Caffè Contarena, wo der Palast, in dem das beliebte Kino Centrale, von den Udinesern auch Eden genannt, der Spitzhacke zum Opfer fiel und ein modernes Gebäude aus Beton und Glas entstand, in dem das Kaufhaus Upim Quartier bezog. Mittlerweile ist auch dieses schon in die Jahre gekommen und sein Ende angeblich nahe.







Casa Cavazzini – Museum der modernen und zeitgenössischen Kunst





Einen besonderen Leckerbissen für Freunde der zeitgenössischen Kunst gibt seit Kurzem in der Via Cavour nahe dem Palazzo d’Aronco und dem Caffè Contarena – ein weiterer guter Grund für einen Udinebesuch: Die frisch renovierte Casa Cavazzini beherbergt jetzt die etwa 4000 Werke, die bis dato im „Palamostre“ an der Adresse Piazzale Paolo Diacono/​Via Ampezzo untergebracht waren. Ob wohl der etwas abgelegene Standort dran schuld war, dass dieses Juwel einer modernen Galerie von Besuchern eher stiefmütterlich behandelt worden war? Jetzt ist ein Besuch einfach geworden – und allein der renovierte Palazzo eine nähere Betrachtung wert: Die Casa Cavazzini aus dem 16. Jh., ein Geschenk des Kaufmannes Dante Cavazzini an die Stadt, wurde 2012 nach der einschneidenden Renovierung durch den Architekten Gae Aulenti ihrer neuen Bestimmung übergeben. Modern, hell und funktionell im Innern, blieb die historische Schale erhalten. Zwar scheint der Übergang von Alt auf Neu so manchem Udineser ziemlich kompromisslos, doch ohne Zweifel bietet es unter hellen Lichtkuppeln und weißen Gewölben auf 3500 Quadratmetern eine beeindruckende Kulisse für die zeitgenössische Kunst. Im Zuge der Restaurierung wurden auch bis dahin unentdeckte antike Schätze wie Mauerwerk, Fresken und Töpfereien gefunden, die, nun ebenfalls restauriert, gewissermaßen ein „Museum im Museum“ bilden. Der erste und zweite Stock sind der ständigen Ausstellung der Sammlungen des Vorgängermuseums gewidmet, deren wertvollste Kollektionen jene von Astaldi, FRIAM und die Werke der Brüder Basaldella sind. Die Astaldi-Sammlung umfasst allein 193 Werke wichtiger italienischer Künstler wie Severini, De Pisis, Carrà, Morandi, Sironi, Martini, Santomaso, De Chirico und Savino. 1982 machten Maria Luisa and Sante Astaldi ihre Kollektion den Udinesern zum Geschenk. Die Brüder Basaldella und Corrado Cagli schufen hier 1938 im damaligen Privathaus von Cavazzini (Bad, Küche und Speiseraum sind noch erhalten) einen Zyklus von Wandgemälden, der ebenfalls in neuer Frische erstrahlt. Die Kollektion FRIAM umfasst 113 Werke zeitgenössischer amerikanischer Kunst mit Werken von Willem De Kooning, Carl Andre und Frank Stella, die von den Künstlern als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Erdbebens von 1976 gespendet wurden. Nicht alle wichtigen Exponate finden gleichzeitig Platz, deshalb werden manche Werke rotierend ausgestellt.



Casa Cavazzini



Museo d’Arte Moderna e Contemporanea



Via Cavour 14



33100 Udine





www.udinecultura.it





Öffnungszeiten: Täglich, außer Dienstag, 1. Oktober bis 30. April 10.30 – 17 Uhr und 1. Mai bis 30. September 10.30 – 19 Uhr, Ticketverkauf bis eine halbe Stunde vor Schluss. Vollpreis Erwachsener € 5, FVG Card akzeptiert.



Via Mercatovecchio: Ein Graben macht Karriere

 Jetzt geht es Richtung Geschäftsviertel und damit auf die Via Mercatovecchio, die sich als die eigentliche Hauptstraße um den Schlossberg schlängelt. Ein Blick zurück in die Geschichte erklärt auch, warum im historischen Stadtinnersten, wo stets Platznot angesagt war und ist, eine so breite Straße entstehen konnte: Einst befand sich hier ein 40 Meter breiter Graben, der die ursprüngliche kleine Siedlung schützte – der innerste, älteste Verteidigungsring der mittelalterlichen Stadt. Die Siedlung wuchs und der Graben wurde zugeschüttet. Dafür entstand in der Folge eine breite Straße, auf der auch der Markt abgehalten wurde, daher auch der Straßenname.



Doch die Stadt wuchs weiter und der Markt wanderte jetzt zur Piazza Matteotti, der im Unterschied zum Mercato Vecchio auch Mercato Nuovo genannt wurde. Die Befestigungsanlagen wurden natürlich ebenso weiter verlagert, von denen der Kanal, der über weite Strecken unterirdisch verläuft, z. B. bei der Via Antonio Zanon, noch heute zeugt: Hier zaubert er nicht nur eine ganz besondere Atmosphäre, sondern markiert auch die Ausdehnung der Stadt im 13. Jh.








Doch bleiben wir noch bei der Via Mercatovecchio: Hier bezog der Adel sein Quartier und wichtige Institutionen wie Münzprägung und Staatskanzlei richteten sich in den prächtigen Palazzi ein. Ursprünglich dominierte die Gotik die Fassaden der Häuser, mit den Zerstörungen durch das Erdbeben und darauffolgenden Renovierungen ging dieser Stil jedoch weitgehend verloren. Ein markantes Gebäude fällt besonders in der schönen Arkadenstraße auf, auch wenn heute jede Menge kommerzieller Versuchungen in Form verlockender Auslagen um die Aufmerksamkeit des Spaziergängers buhlen: Es ist der hellgelbe

Palazzo del Monte di Pietà

, jetzt Sitz der Cassa di Risparmio, der Sparkasse. Um Geld ging es hier immer schon, war es doch einst das Pfandleihhaus, gleichzeitig wird aber dem Himmel reichlich Reverenz erwiesen. Alle vier Ecken werden von Pietà-Skulpturen geschmückt und das Zentrum ist gar mit einer schmucken Barockkapelle namens

Cappella del Monte di Pietà

 mit Fresken von Giulio Quaglio ausgestattet.







Barockes von Quaglio





Udine hat in Sachen barocke Malerei nicht nur eine Vielzahl von Werken des berühmten Venezianers Giovanni Battista Tiepolo aufzuweisen. Auch Giulio Quaglio der Jüngere (1668 – 1751) hat Udine so einiges an bemerkenswerten Hinterlassenschaften gebracht – wie die Fresken in der Cappella del Monte di Pietà, die er mit dem Jahr 1694 datierte. Er stammte vom Comosee aus der Familie der Quaglios, aus der zahlreiche Maler und Architekten hervorgingen. Seine berühmtesten Werke schuf er zwar in der Kathedrale von Laibach, doch nahm er auch in Udine eine ganze Reihe von Aufträgen in den Palästen der Adeligen an, z. B. im Palazzo Attimis-Maniago, im Palazzo Strassoldo in der Via Vittorio Veneto und im prächtigen Palazzo Antonini-Belgrado an der Piazza del Patriarcato, der heute Verwaltungssitz der Provinz Udine ist. Seine Auftraggeber waren aber nicht nur weltliche Herren, die Kirche fand ebenso Gefallen an seiner Kunst. So findet sich in der Kirche Santa Chiara in der Via Gemona im alten Stadtviertel Borgo Gemona seine Handschrift.



Die Via Mercatovecchio endet schließlich bei der Piazza Marconi, wo der

Palazzo Bartolini

 mit dem Wappen an der Fassade die wichtigste Bibliothek Friauls, und zwar deren Hauptsitz beherbergt: die

Biblioteca Civica „Vincenzo Joppi“

 (mit acht weiteren Standorten in der Stadt!) archiviert 500 000 Bände.



Wenn man nach links die dann bald etwas abfallende Straße weitergeht, beginnt schon das Universitätsviertel – ein Viertel, das bei Tagesbesuchern weitestgehend unbekannnt ist. Mit seinen traditionellen und oft originellen Kneipen und dem ganz besonderen Ambiente ist es jedoch absolut sehenswert! Doch dazu später, noch bleiben wir im Bereich der „Hauptstraße“: Die schmalen Gässchen wie die Via Mercerie und die Via del Monte, die von der breiten Arkadenstraße abgehen, haben einen eigenen Zauber. Hier finden sich hübsche, kleine Geschäfte, Cafés und Bars, an denen sich mittags und abends die Menschen bis auf die Straße hinaus drängeln – jeder ein Gläschen in der Hand und ein Schwätzchen auf den Lippen. Das ist Italien pur.

 



Piazza Matteotti: Ein Lieblingsort mit vielen Namen

 Folgt man einer dieser beiden Gassen, so landet man auf der

Piazza Matteotti

 und ist damit bei einem weiteren „Must“ Udines angelangt. Der Platz wird wegen seiner Kirche auch Piazza San Giacomo genannt, Touristiker nennen ihn „Salon unter freiem Himmel“, was angesichts seiner quadratischen Form und der hübschen geschlossenen Häuserfassad

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