Kitabı oxu: «Das siebenfache Licht», səhifə 2

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Von Erleuchtung zu Erleuchtung

Alle Philosophen, spirituellen Schulen und Forscher aller Zeiten, die sich je mit der Erleuchtung beschäftigt haben, sehen dieses Problem: Wir meinen, wir sähen oder glaubten, unsere beschränkte Sicht läge an äußeren Umständen und nicht an unseren eigenen Augen, die entweder geschlossen oder, wie mir gesagt wurde, „gedimmt“ sind. Genau das bescheinigte Jesus seinerzeit den Schriftgelehrten und Pharisäern:

Einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, hörten dies und sprachen zu ihm: Sind denn auch wir blind? Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde. Nun aber sagt ihr: Wir sehen. Daher bleibt eure Sünde (Joh 9,40-41).

Wir können uns vorstellen, dass unsere Augen immer weiter geöffnet werden können. Jedes Mehr bringt und braucht eine entsprechende Neu-Orientierung und Phase der Integration dessen, was wahrgenommen wird.

In einer tiefgehenden Vision, die ich in meinem Buch „Über die Schwelle“1 beschreibe, wurde mir etwas von der himmlischen Augensalbe gegeben. Jedoch war es eine 10-prozentige Salbe, die meine Sicht um 10 Prozent erweiterte, mehr wollte man mir für den Moment nicht zumuten. Mir wurde gesagt, mit dieser Salbe würde ich bereits zehnmal mehr sehen, als vorher – und damit müsste ich dann erst einmal klarkommen!

Haben wir in der Finsternis der Welt gelebt, dann können wir die 100 Prozent Erleuchtung nicht auf einen Schlag verkraften; wir gehen sozusagen in Stufen von einem Maß an Licht bzw. Erleuchtung zur nächsten Stufe. Von Erleuchtung zu Erleuchtung. Wir werden damit nicht fertig – und das ist auch gar nicht das Ziel. Für Jünger Jesu ist das Ziel, in der Verbundenheit mit Jesus zu wachsen und entsprechend immer lichter zu werden.

Dabei kann der Heilige Geist nicht sämtliche Finsternis auf einmal aus uns austreiben (und uns aus aller Finsternis), zu verwoben sind wir damit, zu geprägt davon, zu voll von Schatten und Negativität, Bitterkeit und Egomanie. In gewissen Abständen geht der Heilige Geist als unser himmlischer Therapeut mit uns in unseren „Keller“ und zu unseren „Wurzeln“, um dort Licht zu machen und aufzuräumen.

Dieser „Abstieg“ ist in der Regel alles anderes als angenehm. Bei jeder Runde meinen wir, es sei gewiss die letzte und nun wären wir durch und durch rein und klar, aber dann geht es wieder los … (Im Englischen gibt es den passenden Spruch: „On every level there is a new devil“2). Dieses Programm kann man als das „Werde-Licht-Programm“ bezeichnen. Wieviel Unreinheit, Unrat und Dunkelheit aus uns herausgeholt werden kann und wir entsprechend lichter und leichter werden, das kann uns sehr verwundern; nie hätten wir gedacht, dass es so umfangreich ist und so tief geht.

Nach der x-ten Runde in der Waschmaschine wehren wir uns nicht mehr so sehr gegen die Behandlung wie zu Anfang, wo es sich anfühlte, als würden wir vor lauter Sündenerkenntnis und Überführung von Verkehrtheit unser Heil verlieren. Jedes Mal sind wir zudem überrascht, wie wenig wir von alledem gemerkt haben und dabei doch geglaubt hatten, wir würden sehen. Wir lernen, wie selektiv wir geblickt haben und nur gesehen haben, was wir sehen wollten und nicht die ganze Wahrheit. Wir entdecken, dass wir auch die Bibel entsprechend selektiv lesen und anstreichen.

Der Heilige Geist weckt in uns eine „Liebe zur Wahrheit“ (vgl. 2 Thess 2,10), die uns in diesem Programm der Reinigung, Aufdeckung, Befreiung und Durchleuchtung weitergehen lässt, auch wenn es weh tut, weil es unsere Illusionen über uns selbst zerbricht und so ungefähr alles zerstört, was wir einst für die Wirklichkeit gehalten haben. Wir erleben Phasen krasser Desillusionierung, Ernüchterung und Demontage von unserem kompletten Selbst- und Welt-Verständnis. Nichts ist, was es zu sein scheint und was wir darüber geglaubt haben.

Das Licht der Erleuchtung ist neutral, es deckt einfach alles auf, was es ist, ob gut, ob schlecht, ob Schein oder Sein. Alles wird hinterfragt, alles erschüttert (vgl. Hebr 12,27). Wir können nicht nur eine „positive“ Erleuchtung verlangen, in der es ausschließlich darum geht, frei und glücklich zu werden, sowie um Aufstieg und Herrlichkeit. Nein, wir müssen genauso auch absteigen und uns aller unserer Unheiligkeit und Schatten stellen; das Licht zeigt uns gleicherweise Tiefen wie Höhen, alle Seiten und Ebenen. ALLES.

Der Heilige Geist zerlegt uns in sämtliche Einzelteile, prüft, reinigt und repariert sie – oder entfernt sie, wenn sie gar nicht zu uns gehören. Dann werden wir wieder zusammengesetzt, aber anders als zuvor. Wir werden tatsächlich zu neuen Menschen!

Vieles, von dem wir dachten, dass es zu uns gehört, ja, dass wir es sind, gehört nicht zu uns und sind wir nicht. Umgekehrt gilt es genauso: Vieles, was wir als nicht zu uns gehörend verstehen und womit wir uns überhaupt nicht identifizieren, gehört doch zu uns und sind wir. Das Licht offenbart uns ein Menschsein, das sowohl Tiefe als auch Höhe umfasst, viel umfänglicher, als wir uns vorstellen können.

Dass das „Ablegen des alten Menschen“ so umfassend sein könnte und entsprechend das „Anziehen des neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4,24), das haben wir nicht geahnt. Es wurde uns in der Regel leider nicht gelehrt, weswegen wir durch viele solche Prozesse, welche die „dunklen Täler“ aus Psalm 23 darstellen, alleine gehen müssen; aber Jesus geht mit uns hindurch. Er versäumt und verlässt uns nicht; nur so können wir den Weg der Reinigung, Erneuerung und Erleuchtung überhaupt verkraften.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich (Ps 23,4 LUT).

Irdisches und himmlisches Licht

Religionen und esoterische Schulen aller Couleur nehmen für sich in Anspruch, ihren Mitgliedern das Licht zu bringen. Es ist verwirrend. Im nächsten Kapitel schauen wir uns einige ihrer Ansichten und Angebote genauer an.

Es gibt meines Erachtens auch so etwas wie eine „Wissenschafts-Gläubigkeit“, wo die Glaubenden das Licht und die Orientierung von der Forschung erwarten. Es hat mit Gott ausdrücklich nichts zu tun. Dennoch gebärden sich deren „Jünger“ genauso engstirnig und missionarisch wie alle anderen. Auch gibt es Drogen, die das Bewusstsein erweitern und für das Licht öffnen können – welchem auch immer.

Heute erleben Yoga oder der Schamanismus eine Renaissance, in dem man sich durch bestimmte Übungen und Rituale der Welt der Geister öffnet, um deren „Licht“ zu erfahren. Mit der gleichen Intention wird auch in buddhistische oder christliche Klöster geeilt, um an uralten Traditionen anzuknüpfen und das Überzeitliche, ja Ewige zu berühren.

In alledem zeigt sich ein Hunger nach Spiritualität, nach Ganzheitlichkeit und einer Anbindung an das Göttliche. Es ist eine Art Erweckung, die im Gange ist – nur dass die Kirche dem häufig hilflos bis ablehnend gegenübersteht, anstatt die Sehnsucht aufzugreifen und mit Jesus in Verbindung zu bringen.

Aber auch was Jesus betrifft, haben wir das Problem der „selektiven Sicht“. Jede christliche Richtung hat ihre Erkenntnis über ihn, die sie zum Ganzen erklärt und gegen die anderen Denominationen verteidigt – manchmal bis aufs Blut.

Die Mission der Zukunft muss meines Erachtens darin bestehen, die Menschen weniger an unsere Dogmen und Theologien zu binden, sondern mehr an Jesus selbst, der sich ihnen auch selbst erklären muss. Ansonsten kommt wieder ein „irdisches Licht“ dabei heraus, eine „religiöse Lampe“, die wir fälschlich als „die Wahrheit“ deklarieren. Aber man kann die Wahrheit nicht „haben“ und dann verwalten und mit ihr handeln. Die wirkliche Wahrheit ist zu groß, zu weit, zu tief und dann auch noch lebendig; wir können sie in keine religiöse Leuchte fassen und dann auf den Altar unserer Kirche stellen, als hätten wir sie in unserem Besitz.

Die Wahrheit ist es, zu der wir durch die Prozesse der Erleuchtung immer „kompatibler“ werden. Und es ist der Heilige Geist, der uns „in alle Wahrheit“ und alle Wahrheit in uns leitet. Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, das zu übernehmen, sondern ein Zeuge dieser Dinge zu sein: „Kommt und seht!“

In der oben bereits angesprochenen Offenbarung, die mir zum Thema Kunstlicht und wahrem Licht zuteilwurde, wurde mir weiter vermittelt:

Alle irdischen Lichter – egal welches Leuchtmittel auch immer du zur Hand nimmst und egal von welcher Firma es produziert wurde – befinden sich auf der irdischen Ebene. Die Sonne aber befindet sich nicht auf der irdischen Ebene, sondern auf einer außerirdischen. So verhält es sich auch mit den Ideologien und der Wahrheit.

Alle Philosophien und Gedankengebäude auf Erden haben ein irdisches Licht, ein wenig Wahrheit, einen Aspekt des Spektrums, den sie gerne zum einzigen und wahren Kern des Ganzen erklären. Aber wenn die Sonne aufgeht, ist jedem klar, dass dies ein Irrtum ist, dass es eine andere, vollkommene Sphäre gibt, auf der ein Licht von ganz anderer Qualität scheint. Es ist so hell und so umfassend, dass sämtliche Leuchtmittel der ganzen Welt dagegen „dunkel“ sind. Verstehst du das?“

Ich sehe das alles bildlich vor meinem inneren Auge vorüberziehen, während die Stimme spricht. Es ist sehr angenehm und erhellend, ihr zuzuhören. Die Worte sind sanft und eindringlich zugleich.

Ich stelle mir vor, dass ich in die Gottesdienste verschiedener christlicher Denominationen gehe und dann weiter in die von allerlei anderen Religionen. Tatsächlich habe ich das Empfinden, dass das alles nicht so sehr verschieden ist. Es ist wie diese verschiedenen Glühbirnen: die einen verkaufen LED- und die nächsten bieten Halogen-Birnen an, andere handeln mit Energiesparlampen und die Konservativen veräußern gute alte Birnen mit Glühfaden. Es erinnert mich an den „Jahrmarkt der Religionen“:

Mein Freund und ich gingen auf die Weltmesse der Religionen. Keine Handelsmesse, eine religiöse Messe. Aber der Wettbewerb war genauso verbissen, die Reklame genauso laut. Am jüdischen Stand erhielten wir Prospekte, die besagten, Gott sei allbarmherzig und die Juden sein auserwähltes Volk. Am islamischen Stand erfuhren wir, Gott sei voller Gnade und Mohammed sein Prophet. Das Heil erlange man, wenn man auf den einzigen Propheten Gottes höre. Am christlichen Stand entdeckten wir, dass Gott die Liebe sei und es außerhalb der Kirche keine Rettung gäbe. Nur ein Mitglied der Kirche läuft nicht Gefahr ewiger Verdammnis. Beim Hinausgehen fragte ich meinen Freund: „Was hältst du von Gott?“ Er erwiderte: „Er ist engstirnig, fanatisch und grausam.“ Wieder zu Hause fragte ich Gott: „Was hältst du von einer solchen Sache, Herr? Merkst du nicht, dass man dich jahrhundertelang in Misskredit gebracht hat?“ Gott sagte: „Ich habe die Messe nicht organisiert. Ich hätte mich geniert, auch nur hinzugehen.“3

1 Frank Krause, Über die Schwelle, GloryWorld-Medien 2015.

2 „Auf jeder Stufe gibt es einen neuen Teufel.“

3 Anthony de Mello, Geschichten, die gut tun, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2001, S. 191.

Kapitel 1: Erleuchtung – was ist das?

Erleuchtung (von althochdeutsch arliuhtan „erleuchten“, mittelhochdeutsch erliuhtunge „Aufleuchten“, „Erleuchtung“; lateinisch illuminatio), auch Illumination, bezeichnet eine religiös-spirituelle Erfahrung, bei der ein Mensch mit seiner Wirklichkeit die Realität (erfahren?) hat, dass sein Alltagsbewusstsein überschritten (worden) ist und er eine dauerhafte Einsicht in eine – wie auch immer ausgeprägte – gesamtheitliche Wirklichkeit erlangt.1

Hier erfahren wir zum einen, dass „Erleuchtung“ auf lateinisch „Illumination“ heißt, wovon sich auch die Bezeichnung der „Illuminaten“ ableitet, einer unscharf bestimmten Gruppe von Freimaurern, Logen, Geheimgesellschaften usw. die hinter den Kulissen großen Einfluss auf Politik, Wirtschaft, das Geldsystem und vieles anderes haben sollen. Manche dieser „Gesellschaften“ fußen auf den alten Mysterienschulen, die das „geheime (esoterische) Wissen“ gehütet haben und nur innerhalb ihrer Zirkel an „würdige“ und „eingeweihte“ Träger weitergeben.

Heute kommt alles verborgene (okkulte) Wissen jedoch ans Licht und es gibt kaum mehr Verborgenes.

Für uns als Christen gilt, dass es solche verborgenen und elitären Kreise nicht braucht, weil wir in Christus durch den Heiligen Geist Zugang zu allem nötigen Wissen, aber auch den Wegen und Verwandlungen haben, die es braucht, um nicht nur Einsicht in, sondern auch Eintritt in die höhere und ganzheitlichere Wirklichkeit zu erlangen, des Himmels teilhaftig zu werden und sich Gott zu nahen.

Aus lauter Furcht vor einer falschen Erleuchtung, die uns nicht in, sondern hinter das Licht führt, wollen viele Christen von Erleuchtung nichts wissen, aber das ist kein reifer Umgang mit der Sache. Was wir brauchen, ist Unterscheidung und ein Verständnis von Heiligkeit, was ebenfalls zum ABC der Schule der Erleuchtung zählt.

Der Heilige Geist hat unter anderem den Titel „Kritikos“ (griechisch), was „der Urteilsfähige“ bedeutet. Er bringt uns die Kunst des Unterscheidens bei – ­auch in Bezug auf die subtilsten Unstimmigkeiten.

Wir müssen davon ausgehen, dass es einfach ALLES in der Welt in einer zweifachen Ausgabe gibt, nicht nur das wahre Licht und das Kunstlicht. Es gibt auch das echte und das falsche Christentum mit einem echten und einem falschen Christus, einem echten und einem falschen Vater und Heiligen Geist. Es gibt einen falschen und einen echten Glauben, eine echte und eine trügerische Hoffnung, eine heilige Agape-Liebe und eine unheilige, humanistische Ersatz-Liebe usw.

In der von Gott abgekoppelten Welt gibt es für alles Echte einen Ersatz. Diese Ersetzung kann täuschend echt aussehen, ist aber eben nur eine Kopie. Unentwegt, Tag und Nacht, müssen wir unterscheiden, was was ist. Das ist bereits Teil der Erleuchtung, in der wir anfangen, uns dieser nicht einfachen Situation bewusst zu werden, denn wachsende Erleuchtung bedeutet wachsende Bewusstheit. Wir bemerken, wie wenig wir bemerkt haben … Wir gehen vom Schein zum Sein. Dabei ist die Unterscheidungs-Arbeit umfassend und ständig.

Der zerbrochene Spiegel

Die wachsende Sensibilität für die Wahrheit bringt uns einerseits in eine ungekannte Freiheit, „denn die Wahrheit macht frei“ (vgl. Joh 8,32), jedoch wird uns die Welt in ihrer chronischen Verlogenheit zunehmend unerträglich. Ihr Gebaren ist dermaßen unwirklich und aufgesetzt, dass es uns ekelt und wir uns ihr entziehen, wo es nur geht. Das heißt, wir werden unmerklich im Prozess der Buße, der Wahrwerdung, der Durchleuchtung und Korrektur durch den Heiligen Geist „um-identifiziert“.

War zunächst die Welt ganz unser Zuhause und fühlten wir uns völlig eins mit ihren Idealen (Ideologien), Vorgaben und ihrer Egozentriertheit, so werden wir nun zunehmend eins mit Gott und zu Bürgern des Himmels. Da dort ein Ego nicht vonnöten ist, werden wir selbstlos – ein typisches Kennzeichen von Heiligkeit.

Wir leben als Erwachte und Erleuchtete, als Teilhaber einer höheren und ganzheitlicheren Wirklichkeit durch den Heiligen Geist, also in zwei Welten. Und diese beiden Welten könnten gegensätzlicher nicht sein.

• In der unteren, irdischen Welt ist alles Schein, in der oberen, himmlischen alles Sein.

• In der unteren darf niemand sein, der er wirklich ist, und lernt, eine Ego-Inszenierung zu leben. In der oberen Welt ist jeder genau der, der er wirklich ist, und macht weder sich selbst noch jemand anderem etwas vor.

• In der unteren Welt ist alles Geschäft, in der oberen gibt es weder Geld noch Geschäfte. Wir sind dort Kinder und keine Kunden.

Der Himmel ist so licht, dass alles durchscheinend ist. Da sind Innen und Außen deckungsgleich. Es ist nicht möglich und nicht nötig, das eine zu denken und etwas anderes zu sagen. Heuchelei ist undenkbar, alles ist in inniger und lebendiger Verbundenheit, so wie die untere Welt durch Zertrennung und Konkurrenz gekennzeichnet ist.

• In der unteren Welt regieren Furcht und Kontrolle, in der oberen Liebe und Vertrauen.

Eigentlich sollte die untere Welt ein Spiegel der oberen sein, aber der Spiegel ist zerbrochen.

Prof. Dr. Ing. Franz Moser von der Universität Graz beruft sich auf die Quantenmechanik, wenn er sagt: „Wir leben immer in zwei Welten: in der biologischen, körperlichen Wirklichkeit. Das ist das Diesseits. Und in einer Energie-Bewusstseins-Wirklichkeit. Das ist das Jenseits.“

Wo ist das Jenseits? Von verschiedenen Seiten ruft es zurück: „Es ist hier, mitten unter uns. Schon immer gewesen!“ … Kein Hier, kein Dort. Keine Position. Willkommen im Mysterium!2

Erleuchtung ist nicht bei allen gleich

Hören wir weiter, was Wikipedia zum Thema „Erleuchtung“ zu sagen hat:

Über die Vorgänge, die mit dem Begriff Erleuchtung im religiösen Sinn bezeichnet werden, und die Gründe ihres Auftretens gibt es unterschiedliche Auffassungen, die mit dem jeweiligen philosophischen oder religiösen Hintergrund des Beurteilenden zusammenhängen.3

Dieser kleine Abschnitt liefert uns eine Menge weiterer nützlicher Informationen. Zuerst einmal wird aufgezeigt, dass es je nach dem kulturellen Hintergrund, aus dem wir kommen und der uns geprägt hat, auch unterschiedliche Vorstellungen und Wege gibt, sich einem Thema wie etwa dem Begriff „Erleuchtung“ anzunähern.

Nun wollen viele Christen aber eine einheitliche, für alle gültige und „richtige“ Vorgehensweise, die von den theologischen Experten „abgesegnet“ ist und für sie also „sicher“ ist. Wer immer von diesem Standard abweicht, ist dann ein Häretiker und zu verwerfen.

Was bei solch einem Dogmatismus herauskommt, ist ja in der Kirchengschichte reich belegt. Jeder spricht dem anderen die Legitimität ab und verdammt ihn als Irrlehrer. Warum nicht Unterschiedlichkeit zulassen, ja, fördern? Warum nicht Vielfalt statt Einfalt? Gott geht nicht mit uns allen gleich um, und wir sind auch nicht gleichgeschaltete Marionetten einer Religion.

Wir wollen nicht vergessen, dass Jesus keine Religion gegründet, sondern Religion in der uns bekannten Form abgeschafft hat. Seine Abrechnung mit den Hütern der Religion in Form der Schriftgelehrten und Pharisäer, Ältesten und Hohepriestern der Synagoge, ist unvergleichlich. Aber bis heute machen sie unverdrossen weiter und „bauen“ das Reich Gottes, weil er es offenbar selber nicht auf die Reihe bekommt, seine Geschäfte zu regeln …

In manchen Fällen wird Erleuchtung als spontan eingetretener Durchbruch oder als aus eigener Kraft erlangtes Endergebnis eines Prozesses geistiger Übung und Entwicklung aufgefasst, nach anderen Interpretationen ist sie göttlicher Gnade zu verdanken, und wieder andere konstatieren eine Verbindung von beidem.4

Alles Genannte ist möglich und nötig, nichts muss gegeneinander ausgespielt werden. Es gibt die Erfahrung einer spontanen „Entrücktheit“, in der einem die höhere Wirklichkeit offenbar und das „große Bild“ in einem erleuchteten Moment erschlossen werden. In einem solchen Augenblick „sieht“ man sein ganzes Leben oder gar die ganze Weltgeschichte in ihrer Gesamtheit. Die Erfassung geschieht nicht mit dem Verstand, der bei einem solchen „Download“ nicht mitkommt. Solche Erfahrungen sind auch nicht auf Christen beschränkt.

Wenn der Himmel mit der Erde tanzt

Eine eindrückliche Geschichte fand ich bei Piero Ferrucci:

Sehr bemerkenswert ist die Geschichte des Schwarzen Elch, dem letzten großen Sioux-Häuptling. Dieser außergewöhnliche Mensch hatte im Alter von neun Jahren eine Vision, in der ein schwarzes Pferd tanzte und mit seinem gewaltigen Gesang den ganzen Kosmos erfüllte; in gewisser Weise war es eine Einladung zum universellen Tanz. Es tanzten die Blätter an den Bäumen, die Gräser auf den Hügeln und in den Tälern, ja selbst das Wasser in den Bächen, Strömen und den Seen, es tanzten Mensch und Tier. Dann fühlte Schwarzer Elch, dass er im Zentrum der Welt stand. Seine Beschreibung ist von großartiger Schönheit:

„Ich sah die Berge, mit Felsen und Wäldern, und von den Gebirgen flammten alle Farben aufwärts zum Himmel. Dann stand ich auf dem höchsten Berg von allen diesen Bergen und ringsum unter mir in der Tiefe lag der ganze Erdkreis. Und während ich dort stand, sah ich mehr, als ich sagen kann, und ich verstand mehr, als ich sah; denn ich schaute auf heilige Weise die Gestalten aller Dinge im Geist, und die Gestalt aller Gestalten, wie sie zusammen leben müssen, gleich wie EIN Wesen.

Da sah ich, dass der heilige Ring meines Volkes einer von vielen Ringen war, die EINEN Kreis bildeten, weit wie das Tageslicht und wie Sternenlicht. In der Mitte aber wuchs ein üppig blühender Baum zum Schutze all der Kinder einer Mutter und eines Vaters. Und ich erkannte all dies als heilig.“5

Solch eine Vision für ein neunjähriges Kind! Woher wusste es, was „heilig“ bedeutet? Ich glaube, dass alle Menschen eine Art Urwissen darum haben. Das Kind sah die Welt der Zerrissenheit übergehen in die Welt der Verbundenheit. Der Baum des Lebens stand in der Mitte der Völker und alle tanzten zu einem universellen Rhythmus. Der „Seher“ selbst, das Indianerkind, stand auf einem hohen Berg und beobachtete dies „alles“ als der Zeuge des Heils.

Wird einem eine solche Erleuchtung zuteil, dann geht mit ihr das Empfinden von Bestimmung und Berufung einher, dieser Vision bzw. ihrer Erfüllung mit dem ganzen Leben zu dienen. Weniger wäre zu wenig.

Menschen verstehen sich aus diesem Grund je nachdem als „auserwählt“, vielleicht als „Prophet“ oder dergleichen. Manche meinen gar, sie wären der Messias selbst und landen in der Psychiatrie. Das ist sehr schade und müsste in vielen Fällen nicht sein, wenn da nur jemand wäre, der einem Menschen hilft, mit solch einer Erfahrung klar zu kommen!

Meiner Meinung nach sollten die Ältesten der Gemeinde jene reifen Persönlichkeiten sein, die in der Lage sind, solche Erfahrungen aufzugreifen und in ihrer Wirkung einzuschätzen sowie den Prozess der Entfaltung zu begleiten. Aber häufig ist das nicht der Fall. Fehlt jedoch ein solcher „spiritueller Therapeut“, können Erleuchtungserlebnisse entweder verdrängt, mit der Zeit vergessen oder aber falsch interpretiert werden und zu Selbstüberhöhung führen.

Es heißt in der weiteren Geschichte von dem Kind, „dass es sich selbst in seinem Zelt in seinem Dorf liegen sah und seine Eltern, die sich über ein krankes Kind beugten – das war es selbst, ein armes Kind, das eine Erfahrung gemacht hatte, die größer war, als es selbst, das nun wieder zu Bewusstsein kommen musste und die Wunder, die es gesehen hatte, (zunächst) niemandem mitteilen konnte.“6 Jahre später erst fand der Junge jemandem, der ihm half, das Erlebte einzuschätzen und zu verarbeiten.

Tatsächlich haben mir schon manche Leute – Christen wie auch Nichtchristen – ähnliche Offenbarungen wie die jenes Indianerkindes mitgeteilt, welche ihnen widerfahren sind, die sie aber nie jemandem erzählt haben, weil sie davon ausgingen, dass ihnen sowieso niemand glauben würde und sie für verrückt erklärt werden könnten. Schließlich waren sie keine „großen Heiligen“, warum ausgerechnet waren sie es und nicht der Pastor oder ein Ältester, dem die Vision gegeben wurde?

Ja, das ist so eine Frage. Die Reihe der Unqualifizierten zieht sich durch die ganze Bibel. Die unmöglichsten Leute erhielten sagenhafte Visionen, Gaben und Aufträge, oft auch auf einem „hohen Berg“, so wie das Indianerkind. Hier müssen wir konstatieren, dass Gott wirklich die Person nicht ansieht,

… sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zuschanden mache. Und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zunichtemache, dass sich vor Gott kein Fleisch rühme (1 Kor 1, 27-29).

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25 may 2021
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9783955784867
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