Kitabı oxu: «Mutige Studenten», səhifə 2

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«Grüezi Herr Professor!», mit gespieltem Optimismus betritt sie sein Büro.

«Ah, - Frau Fuchs», er reicht ihr die Hand, «diesmal sogar pünktlich. Sie steigern sich.»

«Olivia hat heute nicht angerufen», sie versucht sofort das Gespräch in die richtigen Bahnen zu lenken, «ich muss beinahe sagen, leider. Ich mache mir etwas Sorgen um sie.»

«Wie lange wollte sie bleiben?»

«Sie hat vom maximal sechs Wochen gesprochen. Ich ging jedoch davon aus, dass sie schon nach drei Wochen genug hat. Anscheinend täusche ich mich, das Leben ausserhalb der Zivilisation scheint doch Spass zu machen.»

«Warten wir ab, bis die sechs Wochen verstrichen sind», versucht sie Professor Gander zu beruhigen, «danach können wir versuchen mit dem Botschafter in Jakarta kontakt aufzunehmen.»

«Haben sie gute Beziehungen zum Botschafter?»

«Ich nicht, aber Professor Tobler. Er hatte mit ihm zu tun, als er sich um die Visa bemühte. Er und der Botschafter waren in der gleichen Studentenverbindung.»

«Das ist ausgezeichnet, gute Beziehungen sind sicher kein Nachteil.»

«So – nun zu Ihrer Arbeit», wechselt der Professor das Thema, «wir sitzen ja deswegen zusammen, wie sind sie vorangekommen?»

«Ach, ganz gut!», versucht Anna einen guten Eindruck zu vermitteln, «ich habe bereits viel Material gesammelt. Leider sind die meiste Daten zwei Jahre alt, für eine schlüssige Aussage sind sie zu alt, doch sie lassen eine Tendenz erkennen.»

«Gut, schauen wir uns die Daten an.»

Der Professor blättert im Ordner. Noch ist ihm nicht anzumerken, ob er zufrieden ist. Nach zehn Minuten hat er den Ordner durchgeblättert. Ab und zu stellt er eine Frage oder blättert wieder einige Seiten zurück.

Nach weiteren fünf Minuten klappt er den Ordner zu. Er zieht seine Brille aus und schaut Anna an: «Ist das alles?»

Anna ist überrascht, er hatte offensichtlich mehr erwartet. Was soll sie nun antworten.

«Ja, es gibt noch einige Tabellen, die mir unwichtig erschienen, deshalb habe ich sie noch nicht eingefügt, mehr konnte ich nicht finden. Die Daten sind einfach zu alt. Die Zahlen werden wie Staatsgeheimnisse gehütet».

«Ich weiss, Daten sind das Eine, damit bin ich zufrieden, doch wie sieht es mit eigenen Schlüssen und Ideen aus?»

«Die kommen noch!», versucht sich Anna herauszureden, «das Suchen nach Daten war zeitraubend, nun muss ich noch alles zu einem Bericht zusammenfügen, ich habe schon einige Versuche gemacht, doch es gab immer Probleme, entweder sind die Vorschläge nicht realisierbar, zu teuer oder politisch oder ethisch nicht vertretbar.»

«Lassen wir es für den Moment gut sein», der Professor erhebt sich, «ich erwarte noch einige Ideen, auch wenn sie politisch nicht realisierbar sind, als Student darf man auch ab und zu provozieren.»

«Ich werde es versuchen!», sie packt ihren Ordner in die Tasche und steht auf.

«Wenn Sie etwas von Olivia hören, möchte ich eine kurze Information – also, auf wieder sehen und bitte nur Mut. Provokation schadet nicht!»

«Auf wiedersehen Herr Professor!»

Als Anna das Büro verlässt, muss sie tief durchatmen. Geschafft, doch sie weiss auch, dass sie den Professor nicht überzeugt hatte. Es wird noch ein hartes Stück Arbeit, noch ist sie weit davon entfernt, die Welt zu retten.

Neues aus dem Dschungel

Olivia sitzt müde auf ihrem Rucksack. Die fünf jungen Männer aus dem Dorf haben ihre fünf Körbe mit Studienmaterial bis zur Strasse getragen. Nun muss sie auf den LKW warten. Eigentlich sollte er bereits hier sein. Die Männer bereiten das Nachtlager vor, sie wird noch eine Nacht im Dschungel schlafen müssen, auch wenn der Lastwagen noch eintreffen würde, weit könnten sie nicht mehr fahren.

Zwischen Bäumen werden die Hängematten aufgehängt. Mit Blättern flechten sie ein einfaches Dach. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es heute wieder regnen. Nach Sonnenuntergang, verschwinden alle in ihren Hängematten. Der Marsch war anstrengend.

Olivia hat sehr schlecht geschlafen, auch wenn sie sich inzwischen an das Schlafen in der Hängematte gewöhnt hat. Sie macht sich Sorgen, warum ist der Lastwagen nicht gekommen? Wie lange muss man auf ihn warten? Kommt er überhaupt noch?

Die Fragen beschäftigen sie die ganze Nacht und verfolgen sie im Traum. Soll sie zurück ins Dorf oder soll sie dem Lastwagen entgegen gehen? Die Entscheidung ist nicht einfach. Zurück ins Dorf möchte sie nicht mehr, schliesslich haben die Männer ihre Körbe zwei Tage lang durch den Dschungel getragen.

Als die Männer ihre Hängematten verlassen und sich um ein Feuer versammeln, schwingt sich auch Olivia aus ihrer Hängematte. Sie hat sich entschieden, sie wird dem Lastwagen entgegengehen. Nur weiss sie nicht, ob sie die Männer begleiten. Wenn sie zu ihrem Dorf zurückkehren, wird sie allein weiter marschieren, dann muss sie viel Studienmaterial zurücklassen. Insgeheim erwartet sie, dass die Männer sie nicht hängen lassen. Zumindest bis sie den Hügel mit dem Telefon erreicht, hofft sie auf ihre Unterstützung. Am Telefon könnte sie nachfragen, was los ist.

Nach dem Tee informiert sie die Männer über ihren Plan. Sie besprechen sich. Die meisten sind für umkehren, doch zwei setzen sich für sie ein. Schliesslich können sie die anderen überzeugen, dass man sie weiter begleiten muss. Man kann sie nicht allein dem Dschungel überlassen.

Schon kurze Zeit später machen sie sich in Einerkolonne auf den Weg. Auf der Strasse kommen sie recht gut voran. Olivia denkt zurück an ihre Zeit im Dorf. Die Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen. Besonders die Frauen haben es ihr angetan. Die stoische Ruhe mit der sie ihren nicht einfachen Alltag meistern hat sie beeindruckt. Mit den Männern hatte sie etwas mehr Probleme. Sie sind stark in ihren Ritualen gefangen. Sie müssen dauernd darauf achten, dass sie sich richtig verhalten. Der ganze Tagesablauf wird diktiert. Sie arbeiten nicht so streng wie die Frauen, trotzdem ist ihr Tagesablauf nicht einfacher, alles wird ihnen genau vorgeschrieben. Im Gegensatz zu den Frauen, stehen sie unter einem starken Leistungsdruck. Ihre Jagt muss erfolgreich sein, sonst verlieren sie sofort an Ansehen.

Dass sich fünf Männer als Träger zur Verfügung stellten, ist etwas Aussergewöhnliches. Das Schleppen von Lasten ist eigentlich Frauensache. Nur der Umstand, dass Olivia die Träger mit Medikamenten bezahlen konnte, wertete ihre Arbeit auf. Auch wenn die Dorfbewohner für jede Krankheit ihre Kräuter kennen, hatten die Erfahrungen gezeigt, dass die Medizin der Weissen, in gewissen Fällen Vorteile bietet.

Die Gruppe kommt gut voran. Das Telefon werden sie jedoch heute nicht mehr erreichen. Sie müssen nochmals im Wald übernachten. Früher hätte sie Angst gehabt, Olivia befürchtete, dass sie von Tieren angegriffen werden. Inzwischen weiss sie, dass es im dichten Wald sehr selten zu Begegnungen mit Tieren kommt. Ob es so wenige Tiere hat, oder ob diese den Menschen ausweichen, konnte sie nicht feststellen. Die jungen Männer müssen tagelang durch den Wald ziehen, bis sie auf ein wildes Tier treffen. Lediglich Insekten scheinen sich im dichten Wald wohlzufühlen. Für alle anderen Tiere ist der Lebensraum Dschungel nicht attraktiv. Das Überleben ist hart.

Von der Strasse zweigt ein kaum sichtbarer Weg ab. In kurzer Zeit ist eine heftige Diskussion entbrannt. Die Männer wollen diesen Weg nehmen, da sie davon ausgehen, dass er in ein kleines Dorf führt. Olivia will eigentlich die Strasse nicht verlassen. Sie erinnert sich jedoch, dass die Strasse sehr weite ausholt, um die Steigung zur Passhöhe zu überwinden. Zu Fuss ist man auf dem direkten Weg sicher schneller.

Der Weg ist gut begehbar. Dies deutet darauf hin, dass er regelmässig benutzt wird. Olivia kann nicht feststellen, ob die Benutzer Tiere sind, oder ob es zu einem Dorf führt.

Nach einiger Zeit erreichen sie eine kleine Lichtung. Zwischen Baumkronen kann man die Felswand erkennen. Olivia ist beruhigt, die Richtung stimmt, es war durchaus eine Abkürzung. Die Felswand ist nicht so steil, wie es von oben ausgesehen hatte. Es besteht die Möglichkeit, über die Felswand hochzusteigen.

Durch Zeichensprache verständigt man sich, man will versuchen, an den Fuss der Felswand zu gelangen. Dort wird es einfacher voran zu kommen. Die Vegetation ist dort weniger üppig. Doch noch fehlt rund ein Kilometer. Der ausgetretene Weg endet bei einer Lichtung, die von einem kleinen Bächlein durchquert wird. Den Weg zur Felswand versperrt dichter Dschungel.

Da die Sonne schon relativ tief am Himmel steht, beschliessen sie hier zu lagern. An den Bäumen am Rande der Lichtung hängen sie ihre Hängematten auf. Die jungen Männer suchen Holz für ein Feuer. Vielleicht haben sie Glück und ein Tier besucht in der Abenddämmerung den Bach. Mit etwas Glück könnten sie es mit dem Blasrohr erlegen.

Es ist nicht einfach trockenes Holz zu finden, sie müssen einige Meter in den Wald eindringen. Das Holzsammeln überlässt Olivia den Männern. Sie entspannt sich und sucht eine Stelle, von der sie die Felswand beobachten kann.

Später gibt sie das Beobachten der Wand auf und schlendert den Waldrand entlang. Sie spürt eine gewisse Unruhe. Wie von unsichtbarer Hand geführt, zieht es sie plötzlich in den Wald hinein. Sie hat das Gefühl, dass der Wald an dieser Stelle weniger dicht ist. Sie kann ohne Probleme weiter in den Wald eindringen.

Dann bleibt sie plötzlich überrascht stehen, unter einem sehr grossen Baum steht eine Hütte. Es ist nur ein Bretterverschlag, doch der ist eindeutig das Werk eines Weissen. Die Hütte dürfte schon jahrelang nicht mehr benutzt worden sein. Sie hat keine Tür, lediglich ein alter löchriger Vorhang schliesst den Eingang. Olivia geht zurück und holt sich den Anführer der Träger. Er soll mit ihr die Hütte untersuchen. Nur unwillig folgt ihr der Führer ihn den Wald. Als er die Hütte bemerkt, will er sofort umkehren. Olivia kann ihn überreden, mit ihr die Hütte zu inspizieren. Mit einem brennenden Holzstück, leuchtet sie in die Hütte, während der Führer ihr ängstlich und mit viel Widerwillen folgt. Zwei einfache Betten stehen an den Seitenwänden. Gleich rechts neben dem Eingang gibt es eine Feuerstelle mit einigen Töpfen. In der Mitte erspäht sie ein Tisch auf dem eine Petrollampe steht.

Olivia ist erleichtert, die Hütte ist leer. Sie hatte schon befürchtet, eine Leiche anzutreffen. Doch dieser Anblick bleibt ihr erspart. Anscheinend hatte der oder die Bewohner die Hütte vor Jahren aufgegeben.

Kurz überprüft sie die Stabilität der Betten. Eines hält noch und besitzt oben an der Decke eine Einrichtung zur Befestigung des Moskitonetzes. Sie beschliesst, wieder einmal eine Nacht in einem Bett zu schlafen.

Von der Lichtung ertönt ein Geschrei. Zwei der Männer hatten Jagdglück und erlegten zwei hühnergrosse Vögel. Sie sind bereits am rupfen der Federn, sie werden später über dem Feuer gebraten.

Olivia hat ein Bein des gebratenen Huhns abgenagt. Es schmeckt beinahe wie ein Grillhähnchen zu Hause. Kurze Zeit später zieht sie sich in die Hütte zurück. In einem Bett zu schlafen, da kommt Vorfreude auf.

Bevor sie sich zur Ruhe legt, inspiziert sie die Hütte genauer. In einer Ecke findet sie eine Kiste. Sie ist mit einem durchgerosteten Schloss verschlossen. Sie muss sie mit Gewalt öffnen. Hat sie einen Schatz gefunden? Die Durchsuchung ist eine Enttäuschung, die Kiste enthält keinen Schatz, in ihr liegen nur zwei Schreibhefte. Die Seiten sind zusammengeklebt, es ist nicht möglich sie zu öffnen. Auf dem Umschlag kann sie die Jahreszahl 1942 entziffern.

Die Kiste scheint schon einige Jahre verschlossen hier zu liegen. Sie Verstaut die zwei Hefte in ihrem Rucksack. Das wird eine gute Übung für die Archäologiestudentin – Leni, die muss sich oft mit alten Schriften herumschlagen. Sicher kann sie die Hefte so präparieren, dass sie deren Inhalt entziffern kann.

Zufrieden legt sie sich im Schlafsack aufs Bett und verkriecht sich unter ihr Moskitonetz. Sie schläft herrlich, auch wenn sie einige Male erwacht und an die gefundenen Hefte denken muss. Wer lebte hier zur Zeit des Krieges? Sie wird es herausfinden, es könnte eine spannende Geschichte werden.

Am nächsten Morgen fühlt sie sich seit langem wieder ausgeschlafen. Das Schlafen in einem Bett hat schon Vorteile. Sie fühlt sich wesentlich besser. Nun gilt es, die Felswand zu bezwingen. Hoffentlich hat sie sich bezüglich der Steilheit nicht verschätzt. Wenn sie nicht mehr weiter kommen, könnte das fatale Folgen haben. Es kann nicht damit gerechnet werden, dass ihnen eine Rettungskolonne zu Hilfe eilt, sie sind auf sich allein gestellt.

Mühsam bahnen sich die Männer einen Weg durch den dichten Dschungel, bis sie die Felswand erreichen. Nochmals sucht sie die Wand mit dem Feldstecher ab. Sie ist Steil, doch nirgends überhängend. Dazu scheint der Fels sehr griffig zu sein. Nach langem Überlegen entscheidet sie sich, noch einige hundert Meter dem Fuss der Wand zu folgen. Sie sieht, dass sich weiter vorne die Felsen verworfen haben. Diese Verwerfung ist etwa ein Meter breit. Sie bildet einen schmalen Weg, der wesentlich weniger steil ansteigt und er bietet zusätzlichen Halt. Noch weiss sie nicht, wie berggängig die Männer sind.

Die Sorge, ob die Männer mit der Steilwand zurechtkommen, hat sich erübrigt. Wie Bergziegen erklimmen sie den steilen Pfad. Selbst das transportieren der Körbe auf ihren Köpfen scheint sie nicht zu behindern. An einigen Stellen müssen sie die Hände zu Hilfe nehmen, doch an diesen Stellen reichen sie sich die Körbe weiter. Der Aufstieg geht sehr ruhig und kontrolliert vor sich. Sie hat sogar Zeit, einige Steine aus der Wand auszubrechen, zu markieren, die Stelle zu fotografieren und den Stein in ihrem Rucksack zu verstauen. Tim wird über dieses Geschenk erfreut sein.

Bis gegen Mittag haben sie die Hälfte der Wand erklommen. Der obere Teil scheint eher etwas flacher zu sein. Zügig kommen sie voran. Immer wieder macht Olivia Fotos von der Wand und der überwältigenden Aussicht, die sich ihnen bietet. In den Schweizer Bergen ist es nicht schöner. Sie ist begeistert und verzeiht es dem Lastwagen, dass er nicht rechtzeitig gekommen ist. Vermutlich ist er noch nicht unterwegs. Das Geräusch würde man meilenweit hören. Ausser den üblichen Geräuschen des Dschungels ist nichts zu hören. Ab und zu brüllt laut ein Affe und Frösche quaken um die Wette.

Im Laufe des Nachmittags erreichen sie die Kante der Felswand. Die Hütte mit dem Telefon ist einige hundert Meter weite hinten. Stolz blickt Olivia die Wand hinunter. Kaum zu glauben, dass sie da hochgeklettert sind. Nun ist das Schlimmste überstanden. Auch wenn sie noch keine Ahnung hat, wie es von hier aus weiter gehen soll. Sie hat zumindest eine Möglichkeit, ihre Freundin anzurufen. Die wird erfreut sein, nachdem sie sich mittlerweile doch um einige Tage verspätet hat.

Sicher macht sich Anna mittlerweile Sorgen. Sie wird es ihr Verzeihen, wenn sie wieder mitten in der Nacht anruft. Sie will einfach nicht noch zwei Stunden warten, bis es in der Schweiz acht Uhr ist.

Der Mann, welcher das Telefon hütet ist über den Besuch erstaunt. Von dieser Seite erwartet er keinen Besuch. Für ihn galt die Felswand als unbezwingbar.

Nach der kurzen Begrüssung stellt Prior endlich die Verbindung her. Es knackt mehrmals in der Leitung, dann endlich der Summton, es läutet. Wie nicht anders zu erwarten war, dauert es lange bis sich Anna meldet: «Hallo – bist du’s Olivia?»

«Ja ich bin’s – Guten Morgen Anna. Entschuldige, dass ich wieder mitten in der Nacht anrufe.»

«Das macht doch nichts, die Hauptsache ist, dass du noch am Leben bist, ich habe mir solche Sorgen gemacht», dann war sie vorerst sprachlos, sie kämpft gegen die Tränen. In ihrer Fantasie hat sie sich schon die schlimmsten Geschichten zusammengereimt. Nun schämt sie sich dafür.

«Anna, mir geht es gut. Es hat nicht alles so geklappt wie es geplant war, doch jetzt habe ich zumindest das Telefon erreicht. Es war nicht einfach. Der Lastwagen ist nicht gekommen und wäre auch nie gekommen, er scheint endgültig den Geist aufgegeben zu haben. Genaues weiss der Mann, welcher das Telefon hütet leider nicht.»

«Das ist nicht so wichtig, die Hauptsache ist, dass du noch lebst», Anna findet langsam ihre Sprache wieder, «los erzähl, wie ist es dir ergangen.»

«Später, jetzt muss ich zuerst mein Problem lösen», unterbricht Olivia, «ich sitze hier rund hundert Kilometer von Meer entfernt auf einem Bergkamm und habe keine Ahnung, wie ich das Meer erreichen soll, zu einem Fussmarsch von hundert Kilometer habe ich keine Lust, die rund vierzig Kilometer, die bereits hinter mir liegen, reichen mir.»

«Kann ich dir helfen?»

«Ich weiss nicht, vielleicht sollten wir erst mal herausfinden, wie du mich erreichen kannst. Auf dem Apparat steht keine Nummer, ich weiss also nicht, ob du mich zurückrufen kannst. Momentan kannst du sicher nichts unternehmen, in der Schweizer schlafen alle noch, oder?»

«Ja vermutlich schon, was glaubst du, wie könnte ich dich erreichen?»

«Versuche bei der Telefongesellschaft herauszufinden woher der Anruf kommt», schlägt Olivia vor. «Ich werde in genau einer Stunde nochmals anrufen, vielleicht können sie den Anruf zurückverfolgen.»

«Gute Idee, ich werde mich darum kümmern.»

«Also bis in einer Stunde, tschüss Anna, danke!»

Gegen Abend hat Olivia es geschafft. Professor Tobler ruft sie an. Er verbreitet bei Olivia einen gewissen Optimismus, hat sie es tatsächlich geschafft? Professor Tobler wird versuchen, einen Helikopter zu entsenden. Noch ist nicht sicher, ob er eine Landebewilligung erhält. Da der Lastwagen offensichtlich nicht mehr repariert werden kann, wird die Lage sicher als Notfall eingestuft. Doch ohne Beziehungen wird es nicht gehen und einiges an Entwicklungsgelder werden auch fliessen müssen.

«Frau Hauser, Sie legen sich jetzt schlafen», erklärt ihr der Professor, «ich hoffe, dass wir Morgen etwas mehr wissen. Auf alle Fälle bleiben Sie da wo Sie jetzt sind, so können wir Sie erreichen. Bei ihnen wird es Nachmittag sein, bis wir uns melden, bitte nicht nervös werden. Ich wünsche eine gute Nacht.»

Damit ist das Gespräch beendet. Die Aussicht, dem Dschungel mit einem Helikopter zu entrinnen stimmt Sie optimistisch.

Nun verabschiedet sie sich von ihren Trägern, sie können in ihr Dorf zurück. Der Mann am Telefon hatte zum Glück noch etwas Salz und einige Speerspitzen aus Metall, welche Olivia ihm abkaufen konnte. So kann sie die Männer ohne schlechtes Gewissen, verabschieden. Sie werden als Helden in ihr Dorf zurückkehren. Beruhigt legt sich Olivia schlafen.

Da sie schon die vorherige Nacht gut geschlafen hat, ist sie bereits bei Sonnenaufgang munter. Sie nutzt die Zeit um die Umgebung zu Fotografieren. Sie kann sich nur schlecht mit dem alten Mann verständigen. Sie Essen gemeinsam, sonst geht sie eigene Wege. Der Mann ist mit sich selber beschäftigt. Die ständige Einsamkeit hat ihre Spuren hinterlassen.

Als die Sonne den Zenit überschritten hat, bleibt sie in der Nähe des Telefons. Sie will den Professor nicht warten lassen.

«Hallo Frau Hauser, sind Sie am Apparat.»

«Ja, hier spricht Frau Hauser», ruft sie in Telefon.

«Die Verbindung ist heute relativ schlecht. Also nur kurz, ich versuche einen Helikopter zu organisieren. Der Botschafter in Jakarta setzt alle Hebel in Bewegung. Es wird sicher noch zwei Tage dauern, ich hoffe, Sie halten es noch so lange aus.»

«Kein Problem, ich habe genug zu essen und schlafen kann ich auch. Auf einen Tag kommt es nicht an. Schauen sie, dass Sie dem Mann hier ein kleines Geschenk mitbringen können. Er schaut gut zu mir.»

«Machen wir, also, nochmals eine gute Nacht, ich melde mich Morgen nochmals.»

Drei Tage später landet Olivia in Ambon. Der Flug mit einem Armeehelikopter verlief ohne Probleme. Sie konnte ihr gesamtes Gepäck mitnehmen. Ambon, ist eine Stadt mit über zweihunderttausend Einwohnern. In der Universität logiert sie für drei Tage in einer Studentenbude. Einfach eingerichtet, aber mit richtigem Bett. Ihre gesammelten Gegenstände werden in einer Kiste verpackt, zum Hafen gefahren und per Schiff nach Europa verschickt. Die persönlichen Gegenstände packen sie in ihren Rucksack. Am Tag darauf sitzt sie bereits in einem kleinen Flugzeug, welches sie nach Bali bringt. Dort soll sie sich noch einige Tag erholen und anschliessen mit einem Charterflug in die Schweiz zurückfliegen.

In Bali wird sie im Flora Beatch Hotel in Kuta untergebracht. Dort ist es ihr zu laut. In einer Bar trifft sie eine Gruppe mit Tauchern, die bieten ihr an, sie für einige Tage nach Tulamben zu begleiten, dort sei es ruhiger. Im Ocean-Sun Ressort teilt sie sich mit einer anderen Taucherin das Zimmer.

Für den nächsten Tag bucht sie einen Tauchkurs, günstiger kann sie das Tauchbrevet nirgends machen. Am Ende des Kurses, taucht sie mit der Gruppe zur “Liberty“ ab. Das im zweiten Weltkrieg gesunkene Schiff hat ein einzigartiges Biotop geschaffen. Die Fische fühlen sich hier wohl und sind deshalb sehr zahlreich zu bestaunen. Diese Lebensfülle, einfach unglaublich. Auf engstem Raum leben gegen hundert verschiedene Tierarten. Vom Überlebenskampf ist nichts zu sehen. Die Fische leben friedlich in den Tag hinein. Gross und klein schwimmt aneinander vorbei, meistens ohne Angst. Jeder respektiert den Sicherheitsabstand. Dass es unter den bunten Fischen auch Räuber gibt, fällt nicht auf. Zu selten packen die Räuber zu. Meistens gelingt den möglichen Opfern die Flucht. Was für ein Gegensatz zum Dschungel. Dort führt jedes Lebewesen einen dauernden Kampf ums Überleben. Man geht jedem anderen Tier aus dem Weg. Wenn eine Begegnung nicht mehr zu verhindern ist, führt es sofort zu einem Kampf auf Leben und Tod. Hier im Wasser wirkt alles so friedlich. Olivia ist begeistert und muss vom Führer am Ende aufgefordert werden, aufzutauchen, sie hatte die Zeit vergessen.

Nach einer Woche gehen die Ferien der Tauchergruppe zu Ende. Sie darf mit der Gruppe im Bus nach Denpasar mitfahren. Im Internet bucht Olivia noch den Rückflug in die Schweiz. Auch wenn ihr der Aufenthalt in Bali sehr gut gefallen hat, sie freut sich auf die Heimreise. Endlich wieder in Basel, das ist zu verlockend. Sie hat Heimweh. Sie freut sich auf die Schweiz. Sie vermisst ihre Freundinnen.

9,09 ₼
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