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Inselwelt. Erster Band. Indische Skizzen

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„Hast du den Khris?“ sagte der Javane, ohne den Gruß weiter zu erwidern.

„Den Khris? – allerdings, hier ist er, mein brauner Tuwan.“

„Und hier ist dein Geld dafür – gieb mir die Waffe,“ sagte der Javane, ihm mit der linken Hand die Banknoten reichend und die rechte nach dem Messer ausstreckend.

„Halt, nicht so schnell,“ entgegnete ihm aber ruhig der Kaufmann, „wie viel hast du in dem Bananenblatt da eingewickelt?“

„Was du verlangt hast – dreitausend Gulden,“ sagte der Eingeborene, mit finster zusammengezogenen Brauen, „es ist mir schwer genug geworden, es zu schaffen.“

„Möglich,“ lachte der Amerikaner, „aber für dreitausend Gulden gebe ich den Khris nicht her.“

„Hast du ihn mir nicht um den Preis verkauft?“ rief der Javane, mit zornfunkelnden Augen emporfahrend, während die Rechte fast unwillkürlich nach dem Griff der eigenen Waffe fuhr, die er im Gürtel trug.

„Nur ruhig, Freund,“ entgegnete ihm aber mit einem verächtlichen Lächeln über die drohende Bewegung der kaltblütige Yankee, „ich habe dich bloß gefragt, ob du Lust hättest, dreitausend Gulden an den Stahl zu wenden, dir aber nicht gesagt, mit keinem Worte, daß ich ihn dafür lassen würde – Giebst du aber viertausend, soll er dein sein.“

„Viertausend,“ rief der Javane, die Zähne zusammenknirschend, „was ich an mir trage, ist mein ganzes Vermögen, ich habe nicht tausend Deute mehr, sie zuzulegen.“

„Das thut mir leid,“ sagte der Amerikaner achselzuckend, „dann fürcht' ich, werd' ich den Khris behalten müssen.“

„Der Khris ist mein!“ zischte da der Javane zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch, „du darfst ihn mir nicht vorenthalten. Hier ist dein Geld, es ist mein Alles, und ich gönne es dir, verdank' ich dir dann doch die Waffe meiner Ahnen, aber – weigere mir sie nicht.“

„Hm, ich dachte, du wolltest ihn nur für einen Freund haben,“ lachte der Yankee, „hätte ich das gewußt, wär' er mir nicht einmal um viertausend feil; aber ein Mann ein Wort, und schaffst du mir die Summe, magst du ihn haben, unter dem aber um keinen Deut.“

„Gib mir den Khris und nimm dein Geld,“ drängte der Eingeborene, „ich kann dir, bei Allah, nicht mehr geben; treibe mich nicht zum Äußersten.“

„Wo du die Dreitausend aufgetrieben hast,“ spottete der Amerikaner, „wird dir auch wohl noch ein viertes zu Gebote stehen. Es ist mein letztes Wort, und jetzt laß mich zufrieden, denn ich muß an Bord eines der Schiffe auf der Rhede fahren. Wenn du das Geld zusammen hast, so komm' morgen früh in das Amsterdam-Hotel.“

„Und du verweigerst mir ihn für dreitausend Gulden,“ frug der Javane mit leiser, von innerem Grimm fast erstickter Stimme; der Amerikaner aber, der an der ganzen Aufregung des Mannes wohl sah, daß er sein Spiel gewonnen habe, antwortete ihm gar nicht darauf, sondern schritt, sich von ihm abwendend, langsam am Ufer des Flusses nieder. – Er hätte vielleicht besser gethan, ihm den Dolch zu geben.

Etwas weiter unten stand sein Cabriolet, der braune Kutscher mit dem runden, backschüsselförmigen, vergoldeten Hut hatte ihn kommen sehen, und fuhr mitten in die Straße; Goodwin stieg langsam ein und einen flüchtigen Blick zurückwerfend, suchte sein Auge die Gestalt des eben verlassenen Eingeborenen. Dieser aber war nirgends mehr zu sehen und der Yankee, dem Kutscher in ein paar Malayischen Worten das Steueramt am Kali Besaar als Bestimmungsort nennend, lehnte sich nachlässig in dem kleinen Fuhrwerk zurück, still vor sich hinlächelnd über den vortheilhaften Handel.

Als sie den Ort erreichten, an dem sämmtliche Boote anlegen müssen, die den schmalen, zum Hafen führenden Canal passiren, ob sie nun ein- oder auswärts gehen, war die Jölle des Holländischen Capitains noch nicht gekommen, und der Yankee ging eine ziemlich lange Weile mit wachsender Ungeduld am Strande auf und ab.

Den Canal herunter kam eine kleine Praue von vier Malayen gerudert. Ein fünfter lag lang ausgestreckt und in einen schmutzigen alten Sarong gehüllt, im Spiegel des schlanken Fahrzeugs. Die Praue glitt dicht und langsam am Steindamm des Steueramts hin, dem dort postirten Beamten – einem Liplap – zu zeigen, daß sie nichts einer Abgabe Unterliegendes im Boote hätten. In der That war sie auch vollkommen leer, und nur ein Paar Fruchtbündel Bananen oder Pisang, ein Dutzend Cocosnüsse und ein Paar Körbe mit Reis und anderen Früchten lagen im Vordertheil derselben. Ein weiteres Anhalten war deshalb nicht nöthig und das Fahrzeug trieb langsam vorbei.

„Nun, kann der faule Bursche da hinten nicht aufsitzen, wenn er die Steuer passirt?“ rief der Liplap mürrisch.

„Ist krank,“ sagte der eine Malaye, während er sein Ruder einsetzte, und gleich darauf schoß das scharf gebaute Boot, die Strömung der Ebbe wieder erreichend, rasch das enge Fahrwasser hinab.

Der Amerikaner hatte die Leute halten sehen, aber nicht weiter auf sie geachtet, denn das schon ungeduldig erwartete Boot kam endlich den Canal nieder, hielt einige Sekunden an dem Steinwerft, wo es den Yankee an Bord nahm und passirte dann, da der Capitain nur Hühner, Früchte und einige andere Sachen zur Verproviantirung seines Schiffes bei sich führte, unbehindert nach außen.

Auf der Rhede überholten sie die Praue mit den fünf Malayen – der eine Bursche lag noch immer auf seiner Bank ausgestreckt, und die übrigen Ruderer schienen es auch nicht besonders eilig zu haben, denn sie trieben mit der ausgehenden Strömung langsam zwischen die dort vor Anker liegenden Schiffe hinein.

Die Sonne war indessen untergegangen und Goodwin blieb mehrere Stunden an Bord des Holländers, theils die bald eintretende Fluth, theils den Aufgang des Mondes abzuwarten, der Capitain frug ihn einmal nach seinem Handel mit dem Javanen, der Amerikaner aber gab eine ausweichende Antwort, besorgte, was er noch an Bord zu besorgen hatte, und verließ dann mit den Malayischen Bootsleuten, die jedes Europäische Fahrzeug für die Dauer seines Aufenthalts auf der Rhede von Batavia miethet, das Schiff, an Land zurückzukehren.

Ein aufsteigendes Gewitter schickte eben eine frische Brise vom Ufer herüber, und die Malayen mußten zu den Rudern greifen, dieser entgegenzuarbeiten; die See war aber noch vollkommen ruhig, und der Mond schien hell und klar auf die leicht gekräuselte, blitzende Fluth.

Die Lastprauen, die über Tag den Schiffen ihre Ladung zuführen, waren schon sämmtlich in den Canal zurückgekehrt; nur hie und da glitt noch ein einzelnes verspätetes Boot, eigentlich gegen das Gesetz, und dann und wann von dem Wachtschiff angerufen, durch die dort ankernden gewaltigen Fahrzeuge, und der regelmäßige Schlag der Ruder klang weit hin durch die Nacht. – Ihnen gerade entgegen kam jetzt ein solches und der Amerikaner, der hinten am Ruder saß, sah es plötzlich so dicht vor sich auftauchen, daß er kaum Zeit behielt, den Bug seines eigenen Bootes herumzuwerfen, um nicht mit dem des fremden zusammenzurennen.

„Holla, da vorn, zum Teufel, weshalb paßt ihr nicht auf!“ rief er auf Englisch ärgerlich den Begegnenden zu. Das fremde Boot veränderte seinen Cours aber nicht um eines Haares Breite, ja, folgte eher noch etwas der abweichenden Bewegung des anderen, dessen Planken es jetzt berührte und scheuerte. Die Malayen behielten in der That kaum Zeit, ihre Ruder aus den Dollen zu werfen und in Sicherheit zu bringen.

Tabée Tuwan45!“ rief dabei zu gleicher Zeit eine trotzige Stimme, die des Amerikaners Blut zu Eis erstarren machte, und eine dunkle Gestalt sprang, während zwei der fremden Bootsleute ihr folgten, und die beiden Fahrzeuge fest zusammenhielten, mit wildem Satz auf den Amerikaner zu.

„Hülfe! Mörder – Räuber!“ schrie dieser und riß den Khris, den er in seiner Tasche trug, heraus, sich gegen den auf ihn einspringenden Feind zu vertheidigen. Ehe er aber den Stahl aus der hölzernen Scheide bringen konnte, hatte des Javanen schmächtige doch elastische Gestalt sich über ihn geworfen und den Khris gefaßt.

„Hülfe, Mörder!“ tönte wieder der gellende Ruf des Überfallenen, der jetzt in wilder Wuth sich von dem Griff des Feindes zu befreien suchte, und mit der rechten Faust wohl gut gemeinte, aber erfolglose Stöße nach dessen Kopf führte.

„Meinen Khris will ich,“ knirschte der Javane dabei zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch, „gieb meinen Khris, oder du bist ein Kind des Todes.“

„Verdammte braune Bestie, eher mein Leben!“ schrie der Yankee, jetzt zu wilder Wuth entflammt, „warte Hallunke, das zahlst du mir theuer. Hierher, Malayen, helft mir den Schurken binden.“

Auf den benachbarten Schiffen, die den Lärm und das Hülferufen gehört, wurde es laut, und das Knarren der Blöcke auf dem nächsten verrieth dem geübten Ohr des Eingeborenen, wie ein Boot niedergelassen wurde. Auch aus der Gegend, wo das Wachtschiff lag, tönten rasche Ruderschläge herüber, die das Ohr des Amerikaners ebenfalls trafen.

„Zu Hülfe hierher – hurrah meine Bursche, ich halte die Canaille!“ schrie dieser jubelnd auf, „hierher, ohoy.“

„So hab' deinen Willen!“ zischte es in des Amerikaners Ohren, und ein gellender Angstschrei antwortete der schlangenähnlichen Bewegung des Javanen, der sich im nächsten Augenblicke aus den Armen des Weißen wand, und zurück in sein eigenes Fahrzeug sprang.

„Her zu mir!“ rief er dabei seiner Bootsmannschaft zu, „und nun fort!“ und blitzschnell folgten die braunen gewandten Gestalten dem Befehl, während des Amerikaners Malayen starr und entsetzt zurückblieben, und kein Glied zur Vertheidigung des angegriffenen Weißen zu rühren wagten.

„Halt dort – was für ein Boot ist das?“ rief da eine tiefe Stimme über das Wasser, und die rasch eingesetzten und wieder gehobenen Ruder blitzten im Mondenlicht.

 

„Segel auf!“ rief der Javane dagegen seinen Leuten zu, denen er jetzt selber ganz kaltblütig half, das Mattensegel zu setzen. Kaum aber hob sich dies mit seiner breiten Fläche über Deck, als es der immer schärfer einsetzende Wind auch schon faßte, und das schlanke Boot vor sich hintrieb.

„Halt da, sag' ich!“ schrie die näher und näher kommende Stimme in malayischer Sprache, während von der andern Seite ebenfalls ein Boot herüber schoß, „euer Segel nieder, oder ich gebe Feuer.“

„Feuert!“ lachte der Javane trotzig zurück, „feuert so viel ihr mögt!“ und das Steuer ergreifend, lenkte er den scharf gebauten Bug des kleinen Fahrzeugs gerade vor den Wind, daß das riesige Segel weit ausblähte und die Fluth vorn wild und schäumend emporspritzte.

Drei, vier Schüsse fielen jetzt hinter ihm her, aber sie erreichten das Boot nicht. Trotzdem gab das Wachtboot die Verfolgung nicht auf, sondern setzte jetzt ebenfalls ein Segel, den frischen Wind zu benutzen. Der commandirende Officier rief indessen dem zweiten herbeieilenden Boote, das von einem englischen Kriegsschiffe abgeschickt worden, zu, das andere, auf dem Wasser treibende Fahrzeug anzulaufen und zu untersuchen. – Es war das Boot des Amerikaners, in dem die Malayen noch nicht wieder zu den Rudern gegriffen hatten, denn sie waren um die Leiche des weißen Mannes beschäftigt. Hülfe konnten sie ihm freilich nicht mehr bringen; der scharfe Khris hatte sein Herz mit furchtbarer Sicherheit getroffen.

Über die See schäumte indessen, des Verfolgers spottend, die flüchtige Praue des Javanen den „tausend Inseln“ zu, in deren Bereich sich das Wachtboot nicht einmal allein hineinwagen durfte, und wo auch weitere Verfolgung zwischen den vielen kleinen Inseln nutzlos gewesen wäre. Nach zweistündigem Rennen mußte es die Jagd aufgeben und kehrte langsam und unverrichteter Sache zu seinem Stationsschiff auf der Rhede zurück.

45Ich grüße euch, Herr!