Weit hinter den Schützengräben

Dieses Buch richtet den Blick auf die Front hinter der Front des Ersten Weltkriegs: Krankenhäuser, Munitionswerke, Bahnhöfe, Flüchtlingsunterkünfte und kommunale Schaltstellen, in denen das Hinterland den Krieg trug. In einer Mischung aus reportagehafter Beobachtung und analytischer Reflexion entfaltet Bäumer die soziale Mobilmachung – Kooperationen von Verwaltung, Wohlfahrt und Bürgerschaft – und verknüpft Fallvignetten mit Deutungen von Pflicht, Fürsorge und Staatsbürgerlichkeit. Stilistisch nüchtern, zugleich prägnant, wendet sich der Text gegen heroische Frontmythen und schreibt den Krieg als gesellschaftliche Totalerfahrung. Gertrud Bäumer, führende Protagonistin der deutschen Frauenbewegung und enge Weggefährtin Helene Langes, verband pädagogische Ausbildung, publizistische Arbeit (u. a. in der Zeitschrift Die Frau) und organisatorische Verantwortung im Bund Deutscher Frauenvereine. Ihre kriegszeitliche Tätigkeit in Frauen- und Wohlfahrtsdiensten verschaffte ihr Einblick in Netzwerke der Hilfe und Verwaltung. Aus dieser doppelten Perspektive – Aktivistin und Analytikerin – erwächst die dichte, quellennah wirkende Darstellung der Lebens- und Arbeitswelten hinter den Linien. Empfohlen sei dieses Werk allen, die die Kriegsjahre jenseits der Schlachtfelder verstehen wollen: Historikerinnen und Historikern, Leserinnen und Lesern der Sozial- und Geschlechtergeschichte sowie politisch Interessierten. Weit hinter den Schützengräben bietet begriffliche Schärfe, empirische Anschaulichkeit und ethische Tiefenschärfe – eine unverzichtbare Lektüre zur Kultur des Durchhaltens und der Fürsorge im Ausnahmezustand.