Kitabı oxu: «Das Schicksal des Gutmenschen»

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Heinz Bude

Das Schicksal des Gutmenschen

Ein Vorschlag zur Güte

Der Ausdruck stammt von Kurt Scheel. Anlässlich seines Abschieds vom Merkur hat der langjährige Herausgeber dieser »deutschen Zeitschrift für europäisches Denken« erzählt, wie es zur Prägung des Gutmenschen kam.1 Karl Heinz Bohrer, der andere Herausgeber, hatte im Januarheft 1992 »gegen die westdeutsche Schaumsprachigkeit« gewettert und die Anlegung eines »Wörterbuchs des guten Menschen« angeregt, in das Begriffe und Sätze wie »die Mauer im Kopf niederreißen«, »Streitkultur« oder »Querdenker« gehören sollten. Kurt Scheel hatte bei der Redaktion des Manuskripts seines Mitherausgebers daraus mit seiner dadaistischen Begabung das »Wörterbuch des Gutmenschen« gemacht. Deshalb darf er sich, streng genommen, als Erfinder des Ausdrucks betrachten.

Die damals »in kämpferischer Stimmung« von ihm in die Welt gesetzte Chiffre wird seitdem mit beträchtlichem Erfolg gehandelt2 und gilt heute als ironischer Standard für Kommentare von Vorgängen politischer Korrektheit. Das Gutmenschentum scheint besonders in Deutschland verbreitet zu sein, das mit militärischer Zurückhaltung, ökologischem Avantgardismus und ökonomischen Austeritätsdiktaten seinen europäischen Nachbarn das Fürchten lehrt. Aber die Wendung gegen den deutschen Gutmenschen kommt nicht aus Portugal, Irland oder Spanien, sondern aus dem eigenen Lande. Hier macht man sich gern mit unverhohlener Schadenfreude über gutmenschliches Scheitern in einer Welt handfester Interessenkonflikte lustig. Man wartet anscheinend nur darauf, dass die Liebchen aus der mittelständischen Komfortzone mit ihrem festen Glauben, dass es nur ein wenig guten Willen braucht, damit die Dinge sich zum Besseren wenden, auf die Schnauze fallen.

Wer ist ein Gutmensch?

Dabei war die Bezeichnung von ihrem Erfinder ursprünglich so böse womöglich gar nicht gemeint. Schließlich ist Kurt Scheels Darstellung seines Wegs zu dem honorigen Organ, welches der Merkur nun mal ist, zu entnehmen, dass er selbst diesem eigentümlichen sozialen Milieu, dem die Annoncierung von Moral für sein Selbstverständnis so wichtig ist, entstammt. Damit sind Leute aus der Mitte unserer Gesellschaft gemeint, die sich schwer damit tun, zu glauben, dass die Welt, so wie sie jetzt ist, die beste aller möglichen sein soll. Sie sind indessen nicht allein in der grün-linken Ecke zu finden. Auch junge Konservative, die aus dem Gedanken der Schöpfung eine ökologisch sensible Politik ableiten, oder Jungliberale, die als mutige Obelixe der Bürgerrechte Big Data herausfordern, muss man dazurechnen.

In der Regel besitzen Gutmenschen einen hohen Bildungsstatus, gehen einem mit befriedigenden Selbstwirksamkeitserfahrungen verbundenen Beruf nach und verfügen über ein halbwegs komfortables Einkommen. Aber wenn man sich gegen eine Welt stellt, die für einen selbst vielleicht gar nicht so schlecht aussieht, die aber für viele andere augenscheinlich ein Ort des Unglücks ist, muss man irgendeine Art von Gesinnung für sich in Anspruch nehmen. Die Gesinnungsethik ist zwar von Max Weber gegen die Verantwortungsethik ausgespielt worden, aber wenn man nur Verantwortung kennt, hat man doch schnell Begründungen dafür gefunden, dass die Welt so sein muss, wie sie ist.

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Həcm:
13 səh. 2 illustrasiyalar
ISBN:
9783867743570
Müəllif hüququ sahibi:
Bookwire
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