Ein Boot, ein Kuss und du

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»Ich freue mich jedes Jahr darauf.« Wir betraten den Schwimmsteg, der unter unseren Schritten und dem leichten Wellengang schwankte. Ich holte das Schiff am Tau heran und reichte Angelina die Hand, um ihr an Bord zu helfen. Leitfüßig sprang sie hinüber. Für einen Moment verfing sich mein Blick an ihren Brüsten, die dabei verführerisch wippten. Ich schüttelte innerlich über mich den Kopf und rief mich zur Ordnung. Offenbar hatte ich schon zu lange keinen Sex mehr gehabt.

Ich löste die Leinen und startete den Motor. Eine Mischung aus Abenteuerlust und Freiheit erfasste mich, doch wie immer erfüllten mich auch Freude und Dankbarkeit, Eigentümer dieses schnittigen Bootes zu sein. Langsam steuerte ich es aus dem Hafenbecken. Angelina saß stumm neben mir und ein vergnügtes Lächeln lag auf ihren Lippen. Für einen Moment betrachtete ich ihr Profil und plötzlich reizte es mich, einen Kuss auf ihre süße Stupsnase oder den schön geschwungenen Mund zu drücken. Überrascht von diesem völlig unangebrachten Impuls sah ich wieder übers Wasser. Wir waren Freunde, sonst nichts.

In mäßigem Tempo passierten wir die natürliche Engstelle, die das Hafenbecken vom offenen Meer trennte, und ich wandte ihr neuerlich das Gesicht zu. »Süden oder Norden?«

Ihre Augenbrauen zuckten überrascht hoch, dann kam spontan: »Süden.«

Ich lenkte das Boot nach steuerbord, also rechts, und wir folgten der Küstenlinie. Angelina seufzte zufrieden.

»Wir haben einen traumhaften Tag erwischt. Für Anfang November ist es noch richtig warm. Ich freue mich schon darauf, ins Meer zu springen.«

»Schwimmst du noch immer so viel?«, fragte ich sie. »Du warst ja eine richtige Wassernixe.«

Sie lachte. »Stimmt, du hast mich früher immer so genannt. Das hatte ich ganz vergessen.« Sie schüttelte lächelnd den Kopf, dann beantwortete sie meine Frage. »Ja, für mich ist es Entspannung pur, mich nach einem langen Arbeitstag in die Fluten zu stürzen.« Sie kreiste mit den Schultern und verzog dabei ein wenig den Mund.

»Hast du Schmerzen?«

»Ach, nur Verspannungen.«

»Ich könnte dich massieren. Darin bin ich gut.«

Die Skepsis in ihrem Blick konnte ich durch die Sonnenbrille hindurch nur erahnen. »Nur die Schultern und den Rücken. Mehr gibt es nur auf ausdrücklichen Wunsch«, setzte ich frech hinzu und entlockte ihr damit ein helles Lachen, das sich als Kribbeln in dem Bereich um meinen Magen festsetzte.

»Mal sehen, vielleicht komme ich heute noch auf dein freundliches Angebot zurück«, meinte sie mit einem verschmitzten Lächeln, das ihr ausnehmend gut stand. Sie wandte das Gesicht wieder in den Fahrtwind und genoss es sichtlich.

»Soll ich ein bisschen mehr Gas geben?«

»Nichts dagegen. Es ist einfach herrlich!«

Ich lenkte das Boot ein Stück weiter von der Küste weg, dann ließ ich es durch das Wasser schießen. Das Vibrieren des Motors, das Klatschen der Wellen, die gegen den Rumpf schlugen, die warme Luft, die über meine Haut strich ... Ach, ich liebte das einfach!

Nach einer Weile sah ich zu Angelina hinüber. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und lächelte selig. Eine Haarsträhne hatte sich gelöst und kitzelte sie im Gesicht, obwohl sie sie immer wieder zurückstrich. Etwas in mir löste sich bei ihrem Anblick. Ein Teil der Anspannung der arbeitsreichen Monate fiel von mir ab, aber es war mehr als das, auch wenn ich nicht hätte sagen können, was genau es war. Jedenfalls fühlte es sich gut an und ich beglückwünschte mich zu dem spontan gefassten Entschluss, Angelina mitzunehmen.

3. Kapitel

Angelina

Neugierig streifte ich Lorenzo mit einem Seitenblick. Wenn ich ihn in unserem Freundeskreis erlebte, war er einer von denen, die die Unterhaltung am Laufen hielten. Er erzählte lustige Begebenheiten aus seinem Alltag oder flirtete mit den Mädels. Jetzt, alleine mit ihm, wirkte er viel ruhiger. Ich fragte mich, ob es an mir lag, ob er mit mir nichts anzufangen wusste, doch das zufriedene Lächeln, mit dem er mich nun bedachte, zerstreute meine Bedenken wieder.

»Gefällt es dir?«, fragte er mich und ich nickte.

»Ja, es ist wunderbar, so alleine übers Wasser zu gleiten. Also, mit dir, meine ich.«

Er schmunzelte belustigt über meine Berichtigung. »Ja, geht mir auch so. Ich finde es wohltuend, dass du nicht die ganze Zeit schnatterst.«

»Hast du das erwartet?«, fragte ich erstaunt.

»Nein, sonst hätte ich dich nicht mitgenommen.« Seine Augen funkelten frech. »Das hatte ich schon und es ist verdammt anstrengend.«

»Kann ich mir vorstellen. Ich habe eine solche Kollegin. Es reicht schon, mit ihr die Pause zu verbringen. Sie ist nett, aber sie den ganzen Tag um mich zu haben, würde mich verrückt machen.«

Lorenzo brummte zustimmend und stieß im nächsten Moment einen Fluch zwischen den Zähnen hervor. Ein größeres Boot überholte uns zu nahe und als uns seine Bugwelle erfasste, wurden wir ordentlich durchgeschaukelt. Ich wollte mich am Sitz festhalten, doch plötzlich lag meine Hand auf seinem Schenkel. Rasch zog ich sie zurück. »Verzeihung.«

Er lächelte mir kurz zu, während er damit zu tun hatte, das Boot auf Kurs zu halten. »Kein Problem. - So ein Idiot! Der ist ja schon am Vormittag besoffen!«

Der Schluss war naheliegend. Während sie an uns vorbeischossen, hatte ich die Bierdose in der Hand des Bootsführers gesehen und ein weiterer Mann und zwei Frauen hatten johlend zu uns herübergewunken.

»Kommt das öfter vor?«

»Zu oft, besonders in der Hauptsaison. Dabei ist Alkohol auch beim Lenken eines Bootes verboten.« Er zuckte mit den Schultern. »Hast du Lust zu baden? Da vorne ist eine schöne, kleine Bucht. Mit ein bisschen Glück haben wir sie für uns alleine.«

»Das klingt gut!« Die Sonne war zwar schon deutlich milder als im Sommer, doch das Wasser hatte noch sehr angenehme Temperaturen. Lorenzo drosselte das Tempo. Gemächlich glitt unser Schiff durch eine schmale Passage, danach traten die steilen Felswände ein wenig zurück und weiteten sich zu einer vom Meer aus uneinsichtigen Bucht.

»Oh«, machte ich überrascht.

»Nicht schlecht, oder?« Lorenzo lächelte zufrieden. »Die habe ich mal durch Zufall entdeckt. Vom Landweg ist sie praktisch unerreichbar.«

Unwillkürlich fragte ich mich, was er an dem abgeschiedenen Fleckchen schon alles getrieben hatte. Nun, ich stand dafür nicht zur Verfügung, das war sicher. Obwohl das, was unter seinem Shirt zum Vorschein kam, als er es sich über den Kopf zog, gar nicht so übel aussah. Nur Farbe hatte der V-förmige Oberkörper, der in schmalen Hüften endete, bisher nicht viel abbekommen. Ich hatte unter dem Top schon den Bikini an und streifte es ebenfalls ab.

Lorenzo betrachtete mich sichtlich wohlwollend, dann hob er entschuldigend die Schultern. »Wenn ich dich so ansehe, von Kopf bis Fuß schön gebräunt, komme ich mir noch blasser vor. Zeit, wenigstens jetzt noch etwas Sonne zu tanken.«

Er sah tatsächlich etwas seltsam aus: Die Arme waren bis über die Ellenbogen braun, darüber, bis zum Hals war seine Haut hell. Die leichte Brustbehaarung stach dadurch stärker hervor. Gleichzeitig schlüpften wir aus unseren Hosen. Seine langen Beine waren genauso weiß wie sein Bauch. Sie waren schlank, aber nicht dünn und die Badeshorts ließen erahnen, dass sein Po knackig und fest war. Leichtes Kribbeln machte sich in meinen unteren Regionen bemerkbar und ich spürte, wie meine Brustwarzen reagierten. Schnell wandte ich mich ab und legte meine Kleidung ordentlich zusammen.

Nie im Leben würde ich ihn spüren lassen, wie anziehend ich ihn fand. Er war ein Jäger und Sammler und ich hatte keine Ambitionen, zu einer weiteren Zeile auf seiner Checkliste zu werden. Alleine in meinem Umfeld kannte ich ein paar Frauen, die schon mit ihm im Bett gewesen waren, und ich wagte zu bezweifeln, dass er selbst noch den Überblick hatte. Während ich an der Leiter ins kristallklare, türkisblaue Wasser hinabstieg, fiel mir dummerweise auch ein, dass sie alle in höchsten Tönen von Lorenzos Fähigkeiten geschwärmt hatten. Unauffällig sah ich zu ihm. Er hatte sich auf einer der beiden Liegeflächen ausgestreckt und genoss die Vormittagssonne. Offenbar hatte er keine Lust zu baden, aber damit hatte ich kein Problem. Mein Blick fiel auf die Wölbung zwischen seinen Beinen. Sogar im entspannten Zustand war sie nicht zu übersehen.

Oh, Mist! Ich hatte eindeutig schon zu lange keinen Sex mehr gehabt! Entschlossen, mich schnellstens abzulenken, ließ ich mich hinterrücks mit einem Platsch ins Wasser fallen. Es schlug über mir zusammen und kühlte meine hitzigen Gedanken gleich mit ab.

Mit kräftigen Zügen schwamm ich los. Ach, wie herrlich war es, mich von dem glitzernden Nass umspülen zu lassen! Zum Meer hatte ich immer schon eine ganz besondere Beziehung. Das war mein Element. Es sah aus wie flüssiges Glas und die Sonnenstrahlen, die durch die Wellen gebrochen wurden, malten Lichtflecke auf den Grund. Als ich den Fischschwarm unter mir bemerkte, bedauerte ich, meinen Schnorchel auf dem Boot vergessen zu haben. Da war ich wohl nicht ganz bei der Sache gewesen. Ich durchquerte die Bucht und schwamm bis an die Felsen heran. Lilafarbene, nur wenige Zentimeter hohe Anemonen wiegten sich knapp unter der Wasseroberfläche in den sachten Wellenbewegungen. Fasziniert beobachtete ich die silbrig glitzernden, fingerlangen Fischchen, die gleich daneben eifrig Algen von den Steinen zupften. Ein paar Meter weiter sonnten sich zwei Krabben auf einem leicht überspülten Vorsprung. Eilig zogen sie sich zurück, als mein Schatten auf sie fiel. Hinter mir plätscherte es leise und erst, als ich mich umsah, bemerkte ich, dass sich Lorenzo gemächlich näherte.

 

»Was gibt es denn da Interessantes?«, fragte er und ich zeigte ihm, was ich alles entdeckt hatte.

»Erstaunlich! Ich muss gestehen, so genau habe ich noch nie hingesehen.«

Ich verkniff mir die Bemerkung, dass er sich üblicherweise vermutlich mit anderen Dingen beschäftigte, wenn er hier ankerte.

»So, wie du schwimmst, hätte ich beinahe erwartet, einen Fischschwanz statt deiner Beine zu sehen.«

Ich lachte, streckte einen Fuß über die Wasseroberfläche und wackelte mit den Zehen. Die Sonne verfing sich in den zarten Glitzersternchen, mit denen ich den Nagellack verziert hatte. »Wie du siehst, noch alles menschlich.«

Sein Blick strich eindeutig bewundernd über mein Bein nach oben und hinterließ eine prickelnde Spur, die mich innerlich erbeben ließ. Rasch wandte ich mich ab und machte ein paar Schwimmbewegungen von ihm weg. Als ich merkte, dass er mir folgte, drosselte ich das Tempo. Schließlich sollte es nicht so aussehen, als ob ich vor ihm flüchtete.

Wir schwammen noch ein wenig herum, ließen uns treiben und beobachteten die Möwen, die über uns hinwegflogen. Es war herrlich, die Sonne auf der Haut zu spüren und alle Gedanken loszulassen. Sobald wir wieder an Bord waren, drückte ich meinen Pferdeschwanz über der Reling aus und löste die Spange. Ich schüttelte die Haare aus, damit sie besser trocknen konnten. Dass Lorenzo mich dabei beobachtete, merkte ich erst danach. Wortlos stand er auf und verschwand unter Deck. Kurz darauf kam er mit zwei Bechern Eiskaffee wieder.

»Oh, vielen Dank. Das ist ja ein tolles Service!«

Er grinste. »Ich kann es eben nicht lassen.«

Ich nahm einen Schluck von dem kalten Getränk. »Du magst deinen Job, oder?«

Lorenzo nickte. »Ja, ich arbeite gerne bei Matís.«

»Wie lange bist du schon dort?«

»Seit fast fünfzehn Jahren.«

»So wie ich im Supermarkt.«

Er sah mich aufmerksam an. »Du wirkst aber nicht sehr zufrieden.

Das überraschte mich. »Es war mir nicht bewusst, dass mir das tatsächlich anzusehen ist.«

»Ich bin ein guter Beobachter«, meinte er leichthin. »Wo liegt das Problem?«

»Das Betriebsklima wird immer schlechter. Gestern hat auch noch meine direkte Vorgesetzte gekündigt und ich soll auf ihren Platz nachrücken.«

Er zog die Augenbrauen hoch. »Eine Beförderung ist doch eigentlich etwas Gutes, oder?«

Ich nickte. »Grundsätzlich schon, aber dann unterstehe ich direkt dem Filialleiter und mit seinem Jähzorn kann ich schwer umgehen. Er ist der Grund, warum Ana geht.«

»Okay, das ist schwierig. Aber die Arbeit an sich macht dir Spaß?« Sein Blick lag forschend auf mir und sein Interesse tat mir gut. Meine Eltern ermahnten mich immer nur, nicht so empfindlich, sondern dankbar zu sein, einen sicheren Job zu haben. Dabei war mein Vater schon so lange selbstständig, dass er gar nicht mehr wusste, wie es war, wenn man von einem Vorgesetzten herumgescheucht wurde und Mama kümmerte sich in seinem Betrieb um den Bürokram.

Ich zuckte mit den Schultern. »Es ist eben ein Job. Ich hatte in einem Möbelgeschäft den Verkauf gelernt, das ist das, was ich eigentlich immer machen wollte, aber du weißt ja, wie es hier ist: Man muss mit dem zufrieden sein, was man kriegt.«

»Muss man?« Lorenzo lächelte mich herausfordernd an. »Möbelverkauf also ...« Er strich sich nachdenklich über das Kinn, das ein Dreitagebart zierte. Außerhalb der Saison nahm er es mit dem Rasieren nicht so genau und ich musste zugeben, dass es ihm gut stand.

»Mein älterer Bruder arbeitet in Manacor in einem Einrichtungsgeschäft. Möbel, Deko, Vorhänge, Teppiche. Würde dich das interessieren?«

Ich nickte eifrig. »Das wäre genau mein Ding. Um ehrlich zu sein, spiele ich schon länger mit dem Gedanken, einfach mal ein paar Bewerbungen loszuschicken. Bisher konnte ich mich nicht dazu aufraffen, doch jetzt, wo Ana Ernst gemacht hat, wäre möglicherweise der richtige Zeitpunkt dafür.«

Lorenzo nickte zustimmend. »Rafael hat neulich erwähnt, dass eine Mitarbeiterin gekündigt hat, aber ich weiß nicht, ob sie schon Ersatz haben. Soll ich nachfragen?« Seine Hand fuhr bereits zum Mobiltelefon, das neben ihm lag. Einerseits widerstrebte es mir, Beziehungen auszunutzen, andererseits konnte das meine große Chance sein, also nickte ich. Aufregung ergriff mich und mein Puls erhöhte sich spürbar.

»Ich werde mich auf jeden Fall bewerben. Fragst du bitte gleich, an wen ich mich wenden kann?«

Er bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht recht deuten konnte, dann wählte er eine Nummer.

»Hallo Rafa, wie geht’s? ... Prima. Was ich dich fragen wollte: Ist die Stelle bei euch noch frei, von der du erzählt hast? ... Sehr gut! Ich hätte da jemanden, die Interesse hätte. ... Nein, eine Jugendfreundin. Sehr sympathisch und mit jahrelanger Verkaufserfahrung. ... Super, das sage ich ihr. Danke, mach’s gut!« Lorenzo lächelte mich verschmitzt an. »Ich denke, es war in deinem Sinne, dass ich ihm erzählt habe, dass du keine meiner Kurzzeitfreundinnen bist, oder?«

Ich nickte. »Auf jeden Fall. Die Stelle ist also noch frei?«

»Ja, sie ist noch nicht einmal offiziell ausgeschrieben und er wäre nicht unglücklich darüber, das Verfahren abkürzen zu können. Ich soll dir seine Nummer geben, damit du gleich einen Vorstellungstermin vereinbaren kannst.«

»Oh, das ist super!« Mein Herz klopfte vor Aufregung schneller und ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, Lorenzo vor Begeisterung und Dankbarkeit um den Hals zu fallen. Dann fiel mir etwas ein. »Welche Position hat dein Bruder dort?«

Er grinste. »Ihm gehört der Laden.«

4. Kapitel

Lorenzo

»Und er ist Single.« Ich beobachtete Angelina genau, während ich ihr das mitteilte.

»Das heißt, es hängt also einzig von seiner Meinung ab, ob ich den Job bekomme oder nicht?« Sie strich sich eine Haarsträhne zurück, die ihr der Wind sofort wieder ins Gesicht blies. Ich fragte mich, ob sie den zweiten Teil überhört hatte, oder tatsächlich nur an der Stelle interessiert war. Oft genug hatte ich es in Frauenaugen aufblitzen sehen, wenn sie ihre Chance witterten, sich einen wohlhabenden Unternehmer zu angeln. Für einen Moment kam die Erinnerung an Juliana hoch. Sie war anders gewesen. Vielleicht hatte sie mich deshalb so verzaubert. Angelinas fragender Blick holte mich in die Gegenwart zurück.

»Ja, aber sei einfach du selbst, dann klappt das schon. Ich schicke dir seine Telefonnummer.« Erneut nahm ich das Mobiltelefon in die Hand und nur wenige Sekunden später ging die Nachricht bei ihr ein.

»Dann sollte ich mich wohl gleich melden, oder?« Sie sah mich mit einer für sie untypischen Unsicherheit an.

»Mach dir keine Sorgen. Rafa ist nicht ganz so lässig wie ich, aber ein umgänglicher Typ.« Ich zwinkerte ihr aufmunternd zu. Weil ich spürte, dass es ihr unangenehm war, in meiner Gegenwart zu telefonieren, und ich ohnehin Durst hatte, ging ich in die Kajüte hinunter. Dass ich sie trotzdem hörte, wusste sie ja nicht. Ich nahm eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank und holte zwei Becher aus dem Schränkchen. Erst als es oben still geworden war, stieg ich wieder an Deck.

»Ich soll mich morgen Vormittag vorstellen kommen«, erzählte sie mir aufgeregt, was ich ohnehin schon mitgehört hatte. »Er ist nett!« Sie sprang von der Liege auf und überraschte mich mit einem Küsschen auf die Wange. »Danke, es war so lieb von dir, den Kontakt herzustellen!«

Ich lächelte erfreut. »Keine Ursache. Im Idealfall ist damit euch beiden gedient. Hältst du mich auf dem Laufenden?« Ich füllte Wasser in die Becher und hielt ihr einen hin.

»Danke. Aber sicher!«

»Willst du hier noch mal schwimmen, oder fahren wir weiter?«

»Ganz wie du willst. Es ist schön hier, aber das ist es überall an diesem Küstenabschnitt.«

Ich machte Anstalten, den Anker einzuholen, als sie einen überraschten Laut ausstieß. Fragend drehte ich mich zu ihr um.

»Du solltest dich eincremen! Du bist schon leicht rosa und es ist gerade mal Mittag!«

Bedauernd zog ich die Schultern hoch. »Ich habe aber keine Sonnencreme dabei.«

»Aber ich.« Sie fing schon an, in ihrer Tasche zu kramen, und hielt Sekunden später eine Flasche hoch. Zögernd trat sie näher. »Darf ich?«

Alleine der Gedanke an ihre Hände auf meiner Haut verursachte ein leichtes Kribbeln, das sich in meinem Unterleib sammelte, doch mehr Berührung würde ich von ihr nicht bekommen, also beschloss ich, wenigstens das zu genießen.

»Okay. Aber nur, wenn ich dir nachher die Schultern massieren darf.«

»Warum willst du das?« Es klang, als ob sie es nicht gewohnt wäre, dass ihr jemand etwas Gutes tun wollte. Oder, als ob sie einen Hintergedanken vermutete.

»Ich verwöhne gerne.« Ich nahm mir vor, wenn sie jetzt Nein sagte, würde ich es auf sich beruhen lassen. Doch dann wurden ihre Gesichtszüge weich und sie nickte lächelnd. »Okay.«

Ich drehte ihr den Rücken zu und zuckte zusammen, als die kühle Sonnencreme auftraf. Anscheinend war meine Haut schon ziemlich heiß, was bedeutete, dass Angelina nicht übertrieben hatte. Ich konzentrierte mich auf das Gefühl, das ihre Hände hervorriefen. Sie waren sanft und verteilten die Creme gründlich. Unwillkürlich entfuhr mir ein wohliges Stöhnen.

»Tut es weh?«, fragte sie besorgt. Was sollte ich sagen? Dass ihre harmlosen Berührungen reichten, um mich hart werden zu lassen?

»Nein, alles okay!« Ich räusperte mich und in dem Moment ging mir auf, was es mit mir anstellen würde, ihren glatten, makellosen Rücken zu massieren. Aber ganz sicher nahm ich mein Angebot deshalb nicht zurück.

»Soll ich vorne auch gleich?«, fragte sie nun und hielt ihre fettigen Hände hoch. Oh Himmel! Wider besseren Wissens nickte ich und genoss es mehr, als für mich gut war, wie sie über meine Schultern und Arme glitten, meine Brust eincremten und den Rest auf meinem Bauch verteilten. Ihre Augen waren konzentriert auf die jeweilige Stelle gerichtet, die sie gerade bearbeitete. »Und jetzt noch die Beine.« Ich stöhnte mit zusammengepressten Lippen auf, doch unbeeindruckt davon ging sie vor mir in die Hocke. »Kein Problem, ich habe meine jüngeren Brüder unzählige Male eingecremt.« Sorgfältig fing sie an, mit beiden Händen und reichlich Creme mein rechtes Bein zu bearbeiten. Ein Schauer lief mir die Wirbelsäule hinauf und hinunter, als sie erst den Schenkel, dann Knie und Waden, Knöchel und Rist einrieb. Meine Erektion befand sich praktisch direkt vor ihrer Nase. Die konnte sie unmöglich übersehen, doch sie ließ sich nichts anmerken. Erst als sie auch das zweite Bein gründlich versorgt hatte, erhob sie sich wieder. »Fertig. Kann ich mir irgendwo die Hände waschen?«

Ich räusperte mich erneut und deutete zu den Stufen, die in den Rumpf des Schiffes hinunterführten. »Danke. In der Kombüse. Aber sei sparsam mit dem Wasser.«

Nachdem sie verschwunden war, fuhr ich mir mit allen zehn Fingern übers Gesicht und durch die Haare. Du lieber Himmel, ich konnte mich nicht erinnern, wann mir zuletzt eine Frau so eingeheizt hatte! Mein ganzer Körper kribbelte und mein Schwanz pochte schmerzhaft. Ich fragte mich, ob sie so unschuldig oder so durchtrieben war, das hier durchzuziehen. Verzweifelt rieb ich mit der Hand über meinen Steifen, doch das machte es noch schlimmer. Alles in mir schrie nach Erleichterung, doch sie hatte von Anfang an klargestellt, dass sie an unserem Freunde-Status nichts ändern wollte. Vielleicht hätte es geholfen, mich wieder ins kühle Wasser zu stürzen, aber das hätte die ganze Prozedur sinnlos gemacht. Ich hörte ihre Schritte hinter mir und atmete tief durch, holte den Anker ein und startete den Motor, ohne mich zu ihr umzudrehen. Nur langsam beruhigte sich mein Puls wieder und meine pochende Erektion fiel nach und nach in sich zusammen. Im Augenwinkel nahm ich wahr, dass sie sich auf der Liege niedergelassen hatte. Die langen Beine hatte sie angewinkelt, die Arme darum gelegt und ihr Kinn ruhte auf den Knien, während sie stumm über das Meer sah. Was wohl in ihrem Kopf vorging?