Nutztierhaltung und -hygiene

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Ein Fressgitter (Abb. 13) ermöglicht die zeitweilige Fixierung aller oder einzelner Tiere, z. B. für Trächtigkeitsuntersuchungen, veterinärmedizinische Behandlungen, Blutentnahmen oder die Besamung. Dagegen erfolgt die Klauenpflege zumeist in einem speziellen Stand.


Abb. 13 Fressgitter

Zum Stand der Technik bei der Laufstallhaltung gehört die Abruffütterung über eine oder mehrere Kraftfutterstationen. Die Kühe werden durch eine elektronische Tiererkennung identifiziert und in Abhängigkeit von ihrer Milchleistung mit einer individuell festgelegten täglichen Kraftfutterration gefüttert (zu den technischen Details s. Jungbluth et al. 2005). Für 25 bis 30 Kühe soll eine Kraftfutterstation vorhanden sein.

Große Bedeutung kommt einer ausreichenden Wasserversorgung zu. Wasser ist das wichtigste Futter- und Lebensmittel. Milchkühe nehmen große Wassermengen insgesamt und pro Zeiteinheit auf. Die Trinkgeschwindigkeit beträgt 5 bis 10 l pro min. Um die Tränke muss ausreichend Platz sein. Ranghohe Tiere blockieren gelegentlich die Tränken; für rangniedere Tiere muss eine Ausweichmöglichkeit bei Verdrängungen bestehen. Es kommen Schwimmertränken zum Einsatz, bei denen stets so viel Wasser nachläuft, wie getrunken wird. Wenn die Wasserleitungen frostsicher verlegt sind, besteht angesichts des großen Volumens der Tränken mit Vorratsbehälter (80 bis 150 l) und des häufigen Trinkens der Kühe keine Frostgefahr. Für 20 Kühe soll ein Tränkplatz vorhanden sein (eine Doppeltränke für 40 Tiere).

Eine Voraussetzung für eine hohe Milchleistung ist möglichst wenig Stress rund um die Abkalbung und eine optimale Vorbereitung auf die nächste Laktation. Daher müssen die Kühe rechtzeitig vor dem Abkalben trockengestellt werden. Trockenstellen bedeutet, dass die Kühe nicht mehr gemolken werden. Angestrebt, und in vielen Betrieben auch realisiert, ist ein Trockenstellen 51 bis 42 Tage vor dem Abkalben. Etwa 2 Wochen (16 Tage) vor der Kalbung erfolgt die Umstallung in die Transitgruppe (= Vorbereitungsgruppe), d. h. in den Betrieben befinden sich zwei Gruppen Trockensteher. Das Trockenstellen wird in den Betrieben unterschiedlich gehandhabt. In 80 % der Milchviehbetriebe erfolgt das Trockenstellen unter Antibiotikaschutz. In den ersten Tagen nach dem Trockenstellen wird in den Alveolen des Euters noch Milch gebildet, die in dem Hohlraumsystem der Euterviertel gespeichert wird. Diese sezernierte, aber nicht mehr abgemolkene Milch bildet ein ideales Nährmedium für die Erreger von Eutererkrankungen. Da die trockengestellten Kühe nicht mehr täglich auf mögliche Eutersekretionsstörungen untersucht werden (können), steigt in dieser Phase das Risiko von unerkannten oder zu spät erkannten Mastitisfällen mit Auswirkungen auf die Leistungen und die Eutergesundheit in der nachfolgenden Laktation. Daher wird vorsorglich ein Antibiotikum in die Zitzenzisterne appliziert, um die Keimvermehrung zu unterbinden. Allerdings sollte von Zeit zu Zeit ein Antibiotika-Resistenztest vorgenommen werden, um die Wirksamkeit des Präparates zu überprüfen. In 10 % der deutschen Spitzenbetriebe wird ein Antibiotikum prophylaktisch nur bei Problemkühen eingesetzt und in weiteren 10 % erfolgt eine intensive Mastitisuntersuchung vor dem Trockenstellen ohne Antibiotika-Einsatz. Mit dem Ziel, den Antibiotika-Einsatz zu reduzieren, werden zunehmend interne Zitzenversiegler eingesetzt, die für einen mechanischen Verschluss des Strichkanals sorgen. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes spielt das Trockenstellen unter Antibiotikaschutz aber auch weiterhin eine große Rolle.

Die Frühtrockensteher (etwa 7 Wochen vor der Abkalbung) können im Boxenlaufstall gehalten werden. Jedem Tier muss eine Liegebox zur Verfügung stehen. Überbelegungen sind wegen der längeren Liegezeiten der hochtragenden Kühe unbedingt zu vermeiden. Während der Vorbereitungsfütterung (= 2 bis 3 Wochen vor der Abkalbung) sollten die Kühe in einem eingestreuten Laufstall (= Abkalbebox) gehalten werden. Vorteilhaft ist eine etwa 160 cm tiefe und 40 cm hohe (zwei Stufen) befestigte Standfläche am Fressgitter (je Kuh etwa 90 bis 100 cm breit). Dadurch wird die Einstreumenge reduziert und durch das harte Stehen die Klauenqualität gefördert. Bei gleichmäßiger Abkalbung über das Jahr und einer angestrebten Zwischenkalbezeit von etwa 365 bis 385 Tagen lassen sich die erforderlichen Tierplätze in einem Milchviehbetrieb für die einzelnen Haltungsabschnitte berechnen (Tab. 9). Allerdings beträgt in vielen Betrieben die Zwischenkalbezeit deutlich über 400 Tage. Etwa 30 % der Plätze sollten für die Färsengruppe veranschlagt werden. Färsen benötigen Zeit, um ihr Immunsystem an das betriebsspezifische Keimmilieu anzupassen. So wird eine Eingliederung der Färsen in den Kuhbereich ca. 6 Wochen vor der Abkalbung empfohlen. In der Praxis erfolgt die Färsenintegration häufig später, z. T. erst eine Woche vor der Kalbung. Die Tiere werden zumeist mit den Trockenstehern gehalten. Das verringert die Rangkämpfe, bietet den Färsen mehr Ruhe beim Fressen und gestattet eine bedarfsgerechte Versorgung der Tiere. Einige Betriebe integrieren die Färsen direkt in die Herde der laktierenden Kühe. Die Färsen können sich bereits mit den Herdenmitgliedern auseinandersetzen und lernen den Melkstand und ihre spätere Haltungsumgebung kennen. Nachteilig bei dieser Eingliederung ist, dass das Risiko von Euterinfektionen steigt, harte Rangordnungskämpfe auftreten können (Gefahr von Aborten!) und dass Färsen von den älteren Kühen am Futtertisch verdrängt werden, sodass sie zu wenig Futter aufnehmen. Die Rationsgestaltung für laktierende Kühe ist außerdem nicht optimal auf den Nährstoff- und Energiebedarf der Färsen abgestimmt.


Tab. 9 Anteil Kuhplätze in den verschiedenen Haltungsabschnitten und empfohlene Aufstallung
Tiergruppe/HaltungsabschnittDauerAnteil (%)Empfohlenes Haltungsverfahren
Frühtrockensteher4 Wochen10Laufstall, Liegebox; evtl. Weide
Vorbereitungsgruppe2–3 Wochen(4–)5Zweiraumlaufstall; Stroh
Abkalbung(1)dito oder Tieflaufstall; Stroh
Frischlaktierer3 Wochen5Laufstall, weiche Liegebox
Hochleistende35 Wochen30Laufstall, weiche Liegebox
Altmelkende10 Wochen20Laufstall, weiche Liegebox
Färsengruppe45 Wochen30Laufstall, weiche Liegebox

Für hochtragende Tiere müssen eine oder mehrere Abkalbeboxen vorhanden sein. In 85 % der deutschen Spitzenbetriebe gibt es mindestens eine Abkalbebox. Die Fläche pro Box beträgt 3 × 4 bis 4 × 4 m. Werden mehrere hochtragende Kühe gemeinsam in einer Abkalbebox gehalten (in etwa der Hälfte der Betriebe ist dies der Fall), ist der Flächenanspruch pro Kuh mindestens 8 bis 10 m2. Die Abkalbebox wird als eingestreute Bucht mit Zugang zu Wasser und Futter ausgelegt. Die Bewegung bis zur Abkalbung fördert den Geburtsablauf. Man rechnet eine tägliche Strohmenge von 10 bis 15 kg pro Kuh. Durch das ungehinderte Hinlegen und Aufstehen haben die hochtragenden Kühe weniger Stress. Anbindeplätze für abkalbende oder auch kranke Kühe aus dem Laufstall sind nicht mehr Stand der Technik. In der Abkalbebox hat die Kuh die Möglichkeit, das neugeborene Kalb trocken zu lecken, was sich positiv auf die Durchblutung des Kalbes und auf die Nachgeburtsphase der Kuh auswirkt (s. Kap. 1.4.2). Von der Abkalbebox aus sollten die Kühe Sichtkontakt zur übrigen Herde haben. Das erleichtert die Wiedereingliederung in die Gruppe nach der Kolostralmilchperiode. Für etwa 30 Kühe sollte eine Abkalbebox zur Verfügung stehen. Neben der Versorgung des Kalbes (s. Kap. 1.4.2) kommt auch der Betreuung des Muttertieres in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt große Bedeutung zu. Die Kuh soll nach der Abkalbung möglichst schnell mit der Festfutteraufnahme beginnen. Daher sollte das Kalb innerhalb weniger Stunden von der Mutter getrennt und separat versorgt werden. Eine wichtige Maßnahme bei der Erstversorgung des Muttertieres ist die Verabreichung von (lauwarmem) Wasser. Die Kühe haben nach der Geburt ein Flüssigkeitsdefizit, das schnell gedeckt werden muss. Vor allem bei Schwergeburten kann es zu Kreislaufproblemen bei der Kuh kommen. Die Wasseraufnahme durch die Kuh hat folgende positive Effekte:

 Pansenstimulation zur Anregung der Festfutteraufnahme,

 die teilweise Füllung des Pansens reduziert die Gefahr einer Labmagenverlagerung,

 beschleunigter Abgang der Nachgeburt und

 besseres Wohlbefinden der Tiere.

Die Kühe bevorzugen handwarmes Wasser aus dem Eimer im Vergleich zum Wasser aus der Tränke. Mit dem Wasser können Zusatzstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Propylenglykol) verabreicht werden. In manchen Betrieben wird das Wasser den Tieren über einen Drench eingeflößt.

Drench: Schlauchleitung, über die mittels Pumpe Wasser, ggf. mit Zu­satzstoffen, appliziert werden kann

Eine Krankenbucht muss unbedingt separat vorhanden sein.

Weitere Laufstall-Varianten sind Fressliegeboxen, Tieflaufställe und der Tretmiststall. Bei Fressliegeboxen-Ställen sind die Liegeplätze unmittelbar an der Krippe bzw. dem Futterband angeordnet. In der maßlichen Gestaltung entspricht der Liegebereich dem Kurzstand der Anbindehaltung, wobei die Kopffreiheit über der Krippe gesichert sein muss. Für die Laufgänge gelten dieselben Anforderungen wie für den Liegeboxen-Laufstall.

 

Bei Tieflaufställen wird zwischen Einraum- und Zweiraumställen unterschieden. Durch die Einstreu werden Trittsicherheit, Wärmedämmung und Verformbarkeit des Liegebereiches gewährleistet. Allerdings ist der Strohverbrauch bei solchen Aufstallungen sehr hoch. Beim Einraumstall, bei dem die gesamte Lauf- und Liegefläche eingestreut ist, wächst die Einstreuschicht durch das tägliche Nachstreuen. Somit müssen die Fress- und Tränkplätze – ähnlich wie bei der Schafhaltung – „mitwachsen“, was um­­ständlich und aufwendig ist. Wird zu knapp eingestreut (weniger als 15 kg je Kuh und Tag), verschlammt die Einstreu. Ungenügend eingestreute, vernässte Tiefstreuflächen erfüllen vor allem in Außenklimaställen die Forderung nach einem ausreichend wärmegedämmten Liegebereich nicht. Bei hoher Stalltemperatur kann andererseits eine hohe Ammoniakkonzentration resultieren.

Einraum-Tiefstreuställe für Rinder über 4 Monate sind aus den folgenden Gründen als problematisch zu beurteilen:

 ungenügender Klauenabrieb,

 Sauberkeit der Tiere nur bei sehr hohem Strohverbrauch gewährleistet und

 Fressplatzniveau muss laufend an die wachsende Tiefstreumatratze angepasst werden.

Für Milchvieh ist daher von einer derartigen Aufstallung abzuraten.

Im Zweiraum-Tiefstreustall sind der Fress- und der Liegebereich getrennt. Über eine Schräge oder Stufen erfolgt der Übergang vom Einstreu- zum planbefestigten oder perforierten Bereich an den Futterplätzen. Bei Spaltenboden stellt allerdings der Stroheintrag in das Güllesystem ein Problem dar. Der Strohverbrauch (6 bis 10 kg je Tier und Tag) ist geringer als im Einraumstall. Allerdings verursacht die Einstreuversorgung im Vergleich zum Liegeboxenlaufstall Mehrarbeit und höhere Kosten.

Beim Tretmiststall besteht das Grundprinzip darin, dass auf einer schrägen Liegefläche mit einem Gefälle zwischen 6 und 10 % eine Stroh-Mist-Matratze aufgebaut wird, die unter der Bewegung der Tiere (von oben nach unten) durchgetreten wird und über eine Abrisskante aus dem Stall bzw. aus dem Liegebereich befördert wird. Voraussetzung ist ein Mindestgewicht der Tiere von 180 kg. Durch das Stroh-Exkremente-Gemisch entsteht eine Rotte mit einer Temperatur von 35 bis 45 °C. Nach etwa 30 Tagen ist dann Stalldung entstanden, der über eine Faltschieberanlage oder mit Traktor und Schiebeschild aus dem Stall befördert wird. Auch beim Tretmiststall kann prinzipiell zwischen dem Einraum- und dem Zweiraumstall unterschieden werden. Die Strohversorgung erfolgt auf der „Bergseite“. Der Futterplatz ist auf der „Talseite“ angeordnet. Beim Einraumstall stehen die Tiere allerdings am Fressplatz im Morast, sodass diese Variante nicht empfohlen werden kann. Beim Zweiraumstall ist der Liege- vom Fressbereich getrennt.

Die Vorteile des Tretmiststalles gegenüber dem Tiefstreustall bestehen in der Verringerung der Strohmengen (ca. 5 kg Einstreu/Kuh und Tag) sowie in der Selbstentmistung. Nachteilig wirkt sich der Keimdruck aus der feuchten und warmen Einstreuschicht auf die Eutergesundheit (Mastitis) und die Klauenhärte und -gesundheit aus. Die Klauen müssen regelmäßig kontrolliert und ggf. behandelt werden. Beim Tretmiststall wird eine Fläche von 3,5 bis 4 m2/Kuh kalkuliert. Die Breite des Laufganges im Fressbereich sollte mindestens 3 m betragen.


Abb. 14 Kompostierungsstall

Neue Verfahren sind der Kompoststall und der Kompostierungsstall. Im Kompoststall besteht die Einstreu bereits aus kompostiertem Material (z. B. Fertigkompost). Im Kompostierungsstall (Abb. 14) dagegen setzen sich organische Einstreumaterialien, wie Sägespäne, Getreideausputz oder Holzschnitzel, mit Kot und Harn im Stall zu einem Kompost um. Wichtig für die Funktion des Systems ist der Sauerstoffeintrag in die Einstreumatte, um die mikrobiologische Aktivität zu fördern. Durch die mikrobielle Tätigkeit entsteht Wärme, die die mit den Exkrementen eingetragene Feuchtigkeit aus der Einstreumatratze verdampfen muss. Zumeist wird ein Zweiraumlaufstall mit einem befestigten Laufgang am Futtertisch angewendet, um nicht zu große Exkrementemengen umsetzen zu müssen. Pro Tier und Tag fallen ca. 50 bis 60 kg Kot und Harn an, die auf etwa 10 m2 Fläche umgesetzt werden müssen. Funktioniert das nicht, verschlammt die Einstreu rasch. Auf dem Laufgang am Futtertisch werden ca. 30–40 % der Exkremente abgesetzt und z. B. mit einem Faltschieber aus dem Stall entfernt. Im Kompoststall konnten sporenbildende Mikroorganismen nachgewiesen werden, die von lebensmittelhygienischer Bedeutung sind, sodass einige niederländische Molkereien deshalb die Annahme von Milch aus derartigen Ställen verwehren. Gegenwärtig (2015) finden diesbezügliche Untersuchungen auch an Kompostierungsställen statt. Der Kompostierungsstall besitzt große Vorteile bei den Kriterien Tiergerechtheit und Sauberkeit und führt letztlich zu mehr Tierwohl. Zu Eutergesundheit und Milchleistung fehlen noch belastbare Daten, bislang gibt es allerdings keine Hinweise auf eine Verschlechterung der Situation. Die täglich mindestens zweimalige tiefwendende Kompostpflege ist unbedingt zu gewährleisten. Bei den Baukosten ist durch den großen umbauten Raum je Kuh keine große Einsparung im Vergleich zum Liegeboxen-Laufstall zu erwarten. Wenn die hygienischen Bedenken ausgeräumt werden können, werden entscheidend die Fragen nach der Verfügbarkeit und den Kosten eines geeigneten Einstreumaterials (z. B. Getreideausputz) sein, das nicht in Konkurrenz mit möglichen anderen Anwendungen (z. B. Holzpellets) steht.

1.1.4Managementmaßnahmen

Die wichtigste Managementmaßnahme ist das Melken. In den meisten Milchviehbetrieben wird zweimal pro Tag bei einer Zwischenmelkzeit von etwa 12 h gemolken. Die tierphysiologischen Vorteile des dreimaligen täglichen Melkens bei Jahresleistungen über 7000 kg Milch sind erwiesen. Auch die betriebswirtschaftlichen Vorteile sind zumeist gegeben, sofern keine überproportional hohen Kosten für die zusätzliche Arbeit anfallen. In vielen Betrieben kann der Übergang zum dreimaligen Melken zu einer physiologischen Entlastung im Hinblick auf Euter, Stoffwechsel und Zellzahl sowie zu einer deutlichen Leistungssteigerung führen. Im Familienbetrieb ist das dreimalige Melken arbeitsorganisatorisch schwieriger zu realisieren als im Großbetrieb mit Fremdarbeitskräften. Eine noch höhere Anzahl an Melkungen pro Tag (bis 3,2-mal) ist bei der Nutzung von Melkrobotern (AMS = Automatisches Melksystem) zu erreichen.

Dabei kann zugleich eine Vielzahl an Daten für das betriebliche Management erfasst werden (Tab. 10). Die Grundlagen des Milchentzugs und die Milchgewinnung werden ausführlich im Buch „Technik Tierhaltung“ (Jungbluth et al. 2005) beschrieben.


Tab. 10 Übersicht über die im Melkroboter erfassten individuellen Daten (Auszug)
Allgemeine Daten: Kuh-Nr., Abstammung, Geburtsdatum u. a.
Tierfütterung: Kraftfuttermenge pro Tag, Erhöhung, Reduzierung
Milchqualität: Leitfähigkeit in allen Vierteln, Leitfähigkeitshinweise, Milchtemperatur in allen Vierteln, Farbwerte
Aktivität: Aktivitätswerte, ggf. Wiederkauaktivitätswerte, Hinweise zu Aktivität
Übersicht Laktationen: kumulative Milchleistung, Tagesmilchleistung, Laktationstag, Anzahl Melkungen, Melkgeschwindigkeit, Anzahl Verweigerungen, Anzahl misslungene Melkungen
Kalender: sämtliche Ereignisse, z. B. Besamung, Trächtigkeitsuntersuchung
Gesundheitsereignisse: Behandlungen, Medikamente, Behandlungstag
Melkbesuche: Anmelkzeit und Melkzeit pro Viertel, Besuchszeiten

Eine der Voraussetzungen für eine hohe Milchleistung besteht darin, dass jede Kuh möglichst jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringt. Die Konsequenz daraus ist, dass die Kuh innerhalb einer Serviceperiode von etwa 95 Tagen (Schwankung zwischen 80 und 110 Tagen) nach der Geburt eines Kalbes erneut tragend wird. Die Zwischenkalbezeit sollte somit weniger als 365 Tage betragen. Tatsächlich liegt sie in vielen Betrieben bei über 400 Tagen.


Rastzeit= Zeit von der Abkalbung bis zur ersten ­Besamung/Belegung
Serviceperiode= Zeit von der Abkalbung bis zur erfolgreichen Besamung
Zwischenkalbezeit= Zeit von einer Abkalbung zur nächsten

Für die Erkennung des richtigen Besamungszeitpunktes ist eine intensive Brunstbeobachtung (möglichst 3- bis 4-mal täglich zu je ¼ h) außerhalb der Fütterungs- und Melkzeiten erforderlich. Im Wesentlichen gilt die „Morgen-Abend-Regel“. Allerdings sind in den letzten Jahren die Probleme bei der Brunsterkennung mit zunehmender Milchleistung deutlich größer geworden. Diese lassen sich durch eine geringe Ausprägung der Brunstsymptome, eine oft unregelmäßige und verlängerte Zyklusdauer von 22 bis 23 Tagen, eine verkürzte Brunstdauer (zum Teil unter 8 Stunden) sowie eine teilweise nur geringe Aktivitätserhöhung charakterisieren. Vor diesem Hintergrund wurden rechnergestützte Verfahren entwickelt, um Informationen zum Brunstgeschehen zu erhalten. Am verbreitetsten ist dabei die Aktivitätsmessung mittels Pedometer oder Respaktor. Sowohl Pedometer (Zählung der Schritte – während der Brunst ist die lokomotorische Aktivität erhöht) als auch Respaktoren (Messung für die Brunst typischer Kopf-/Halsbewegungen und Berechnung einer dimensionslosen Einheit „Aktivität“ nach einem internen Algorithmus) registrieren die Bewegungen der Tiere, sodass sich brünstige Kühe durch ihre erhöhte Bewegungsaktivität erkennen lassen. Pedometer- oder Respaktorsysteme stehen sowohl für Betriebe mit Automatischem Melksystem (AMS) als auch für solche mit Melkstand zur Verfügung. Daneben gibt es ein System zur automatischen, kontinuierlichen Messung der Wiederkaudauer (= Ruminationsdauer) als Bestandteil des Roboters oder als Single-Lösung zum Nachrüsten in Melkstandbetrieben. Dieses System misst sowohl die Aktivität als auch die tägliche (bzw. zweistündliche) Wiederkaudauer. In der Praxiseinführung befindet sich die automatische Progesteronmessung eines Herstellers. Un­­mittelbar vor der Brunst sinkt die Progesteron-Konzentration in der Milch ab, was zur Detektion verwendet werden kann. Über spezielle Software-Lösungen können ausgehend von den biologischen Gegebenheiten zum Brunstzyklus auch indirekt Informationen über mögliche Zysten abgeleitet werden.

„Morgen-Abend-Regel“: Wird die Kuh am Morgen als brünstig erkannt, erfolgt die Besamung am Abend, wird die Kuh am Abend als rindernd beobachtet, wird sie am nächsten Morgen besamt.

In Abhängigkeit von der Häufigkeit der Brunstbeobachtung kann der Besamungstermin – davon abweichend – etwas vorverlegt werden. Die künstliche Besamung ist beim Rind wesentlich schwieriger als beim Schwein, bedingt durch den Bau der Geschlechtsorgane. Dennoch nimmt der Anteil Eigenbestandsbesamer (EBB) zu, d. h. der Landwirt besamt die eigenen Kühe. Dies erfordert Übung, die am besten in großen Rinderbeständen zu erlangen ist. Daher ist der Prozentsatz an EBB in den östlichen Bundesländern deutlich höher als in den westlichen Ländern. Nicht immer wird die Kuh nach der ersten Besamung trächtig. Der Besamungsindex sollte weniger als 1,7, die Non-Return-Rate mehr als 65 % und der Erstbesamungserfolg 55 bis 65 % betragen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Parameter, die die Fruchtbarkeit des Einzeltieres oder der Herde charakterisieren, z. B. Erstkalbealter, Brunsterkennungs- und -nutzungsrate, Pregnancy Rate.


Besamungsindex= Alle Besamungen: Zahl der Erstbesamung
Non-Return-Rate (NRR in %)= Anteile der Tiere, die nach einer bestimmten Zeit nicht mehr zur Nachbesamung gemeldet werden
Erstbesamungserfolg (EBE in %)= Prozentsatz der Tiere, die nach der ersten Besamung trächtig sind

Anatomie und Physiologie der weiblichen Geschlechtsorgane, Samengewinnung und künstliche Besamung werden in der weiterführenden Literatur beschrieben (siehe Literaturverzeichnis).

Eine Managementhilfe stellt der Kuhplaner dar. Mit diesem Programm kann nicht nur ein Herdenregister geführt werden (z. B. Erfassung von Tierzugängen und -abgängen, Leistungs- und Besamungsdaten), sondern es kann auch als Bestandsbuch für Rinderhalter zur Dokumentation des Arzneimitteleinsatzes dienen. Die Dateneingabe kann über den Computer oder Handterminals erfolgen.

 

Kuhplaner: Softwarepaket für den gesamten Tierbestand mit den Bewegungsdaten, z. B. Besamungen, Geburtenzugänge, Milchleistungen, Futter, Termine, Gesundheitsdaten (Führen eines Bestandsbuches), aber auch für Prämienanträge und den Nachweis von Arzneimitteln

Eine weitere Managementmaßnahme im Milchviehbetrieb ist die Klauenpflege, die entweder durch den Tierhalter selbst, durch spezialisierte Klauenpfleger oder den Tierarzt betrieben wird. Klauenerkrankungen treten bei Kühen EU-weit zu über 20 % auf, wobei pro Lahmheit ein Schaden von ca. 200 Euro entsteht. Nur gesunde Kühe können hohe Leistungen erbringen. Neben Fruchtbarkeitsstörungen und Euterkrankheiten zählen Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen zu den wichtigsten Abgangsursachen von Milchkühen. Die Milchviehhalter können Klauenkrankheiten vorbeugen durch:

 eine wiederkäuergerechte Fütterung,

 eine tiergerechte Haltung sowie

 eine sachgerechte und regelmäßige Klauenpflege.

Zu den Klauenkrankheiten sowie zur Klauenpflege siehe weiterführende Literatur.