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Der schweizerische Robinson

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Da der Wind uns gerade nach der Bucht zutrieb, so steuerte ich vorsichtig durch die Einfahrt, ließ das Segel fallen und brachte nach einigen Wendungen das Fahrzeug an eine Stelle, wo unser Vieh auf den Grund kam und Fuß fassen konnte; dann ließ ich die Stricke los, das Vieh wandelte von selbst an das Ufer, und bald lag unser Schifflein an dem alten Landungsplatze fest.

Es war mir doch nicht wohl, daß unsre Leute nicht sogleich erschienen, denn schon brach der Abend herein, und ich wußte nicht, wo ich sie suchen sollte. Aber kaum waren wir am Ufer und hatten unser Vieh von seinem Schwimmzeug zu erlösen begonnen, als ein lautes Jubelgeschrei in unsere Ohren drang und hüpfend und tanzend die junge Mannschaft daherkam, worauf sich auch die Mutter frisch und gesund erblicken ließ.

Nachdem sich das erste Durcheinander der Freude gelegt hatte, fing ich, ins Gras gelagert, an, der Ordnung nach unsere Verrichtungen herzuerzählen. Die Mutter war überrascht, daß es mit der Überfahrt des Viehs so vortrefflich gelungen sei. »Ich habe mir fast den Kopf zerbrochen«, sagte sie, »wie man die Tiere ans Land bringen könnte, und doch fiel mir gar nichts ein.«

»Ja«, sagte Fritz, »diesmal hat der Herr Geheimrat seine Künste gemacht.«

»Das ist wahr«, bemerkte ich, »es gebührt ihm das Lob, daß er mich auf die richtige Spur gebracht hat.«

»Ihr sollt beide Dank haben«, erwiderte die Mutter, »denn ihr habt das Beste gerettet, was ich in unsrer Lage mir denken kann.«

»Ach was«, meinte Fränzchen, »da ist die Flagge an dem Schiff doch etwas anderes als das plumpe Vieh. Hei, wie sie lustig im Winde weht!«

Ernst und die andern sprangen nun an das Schiffchen und bewunderten den Mast und das Segel und den Wimpel und ließen sich erklären, wie alles gemacht worden sei. Unterdessen fingen wir an auszupacken und hatten gewaltig zu tun; aber Jack, dem das nicht behagen wollte, schlich sich zur Seite, machte sich an das Vieh, löste Schafen und Ziegen die Korkwämser ab, belachte den Aufzug des Eselchens, das noch trübselig zwischen seinen zwei Tonnen stand, und versuchte zuletzt, ihm Luft zu machen. Als das jedoch nicht gelingen wollte, schwang er sich getrost auf den Rücken des Tieres zwischen die zwei Tonnen hinein und kam nun majestätisch wie ein Hanswurst auf dem ehrlichen Grauschimmel hergeprunkt, indem er aus Leibeskräften mit Maul und Hand und Fuß ihn antrieb, von der Stelle zu traben.

Wir mußten nicht wenig über den drolligen Aufzug lachen und am meisten ich, als ich das Kerlchen von dem Esel hob und es mit einem gelbhaarigen ledernen Gürtel umschlungen sah, in welchem ein paar kleine Pistolen staken.

»Wo in aller Welt«, sagte ich, »hast du nur den Schleichhändleranzug hergenommen?« – »Eigenes Machwerk«, versetzte er, »und sieh nur die Hunde an!«

In diesem Augenblick bemerkte ich, daß jede von den Doggen ein gleichartiges Halsband hatte, nur daß aus dem Leder eine Menge von Nägeln ganz bedenklich in die Lüfte ragte und eine furchtbare Schutzwaffe bildete.

»Das ist brav«, bemerkte ich, »wenn du das alles selbst erfunden und selber ausgeführt hast.«

»Das habe ich! Nur hat die Mutter mir geholfen, wenn es was zu nähen gab.«

»Aber, wo habt ihr die Haut«, fragte ich, »und wo habt ihr Faden und Nadel her?«

»Fritzens Schakal mußte uns jene liefern«, antwortete die Mutter, »und mit Faden und Nadeln soll eine brave Hausfrau jederzeit versehen sein. Ihr Männer denkt wohl an das Große, aber das Kleine überseht ihr, und doch hilft uns dieses tausendmal aus Verlegenheiten. Darum habe ich solche Kleinigkeiten in meinen Zaubersack genommen und hoffe, sie sollen uns noch oft nützlich werden.«

Fritz sah etwas scheel dazu, daß Jack seinen Schakal entweiht und die schöne Haut in Riemen zerschnitten hatte; doch verbarg er seinen Unmut, so gut er konnte.

Aber Jack bekümmerte sich nicht um ihn, sondern stolzierte mit seinem Gürtel umher wie ein kalkuttischer Hahn und blähte sich mächtig auf. Weil aber die Überreste des Schakals bedenklich zu riechen begannen, liefen alle hin und schafften sie in die See, damit sie uns nicht belästigen könnten.

Weil ich unterdessen sah, daß noch keine Anstalten zum Nachtessen getroffen waren, so befahl ich Fritz, die Westfälinger hervorzulangen, die noch in der Kufe lagen.– Alle sahen mich fragend an, was ich damit sagen wolle, als Fritz schon mit einem prächtigen Stück dahergesprungen kam. »O willkommen!« rief nun alles; »ein Schinken! ein Schinken! das ist ja herrlich.«

»Ach«, sagte die Mutter, »laßt euch nicht das Maul wässern nach diesem Leckerbissen; denn, solltet ihr warten, bis er gar gekocht wäre und nach Wunsch euch schmecken dürfte, so könntet ihr dasitzen bis morgen und mit den Zähnen müßig gehen. Hier aber habe ich ein paar Dutzend Eier von unsrer Reise mitgebracht, und wenn es wahr ist, was Ernst behauptet, so sind es Schildkröteneier. Aus diesen habe ich bald einen Kuchen gemacht, denn an Butter fehlt es uns gottlob auch nicht mehr.«

»Oh, es sind gewiß Schildkröteneier«, behauptete Ernst, »denn sie sind wie eine weiße Kugel, ganz hautig wie nasses Pergament, und wir haben sie im Sand am Meerufer gefunden.«

»Ei, so kann es nicht fehlen, mein lieber Ernst!« sagte ich. »Aber bei welchem Anlaß habt ihr sie entdeckt?«

»Ja, das hängt mit unsrer ganzen Geschichte von dem heutigen Tage zusammen«, antwortete die Mutter, »und wenn du mich einmal anhören kannst, so wirst du alles vernehmen.«

»Gut, Mutterchen«, sagte ich, »so koche zuerst dein Eiergericht! Während wir speisen, wollen wir uns eure Taten als ein gutes Zugemüse auftischen lassen und fürstlich davon leben. Was übrigens unsre Schinken betrifft, so kann ich dir sagen, daß sie auch roh ganz eßbar sind, wie wir es auf dem Schiffe selbst erfahren haben; doch will ich glauben, daß sie gekocht noch doppelt so köstlich schmecken. – Indes will ich, bis unser Nachtmahl fertig ist, die Kuh, den Esel und das Schwein, mit denen Jack nicht fertig geworden, vollends ihrer Schwimmrüstung entledigen, und ich hoffe, das junge Volk werde mir Hilfe leisten.«

Mit diesen Worten erhob ich mich, alles jubelte mir nach an das Ufer, und die Arbeit ging uns frisch von der Hand.

Unterdes war die Mutter mit dem Eiergericht fertig geworden und rief uns einladend herbei. Wir machten es uns mit Tellern, Löffeln, Gabeln und Zubehör recht bequem und speisten dann mit verdoppelter Lust, indem wir teils um die aufgestellte Buttertonne standen, teils gemächlich auf der Erde saßen. Der Schinken, Käse und Zwieback gaben nebst den Eiern schon ein stattliches Mahl, und die Hunde, die Hühner, die Tauben, die Schafe und Ziegen versammelten sich mit eigennütziger Neugier als belebende Zuschauer rings umher. Den Gänsen und Enten, obschon sie ganz in der Nähe waren, gefiel es nicht, von der Gesellschaft zu sein. Sie mochten sich in ihrem nassen Elemente besser befinden, zumal da sich dort viele Würmer und eine Art von kleinen Krabben in Menge befanden und die leckerhafteste Nahrung gewährten. Mir aber war schon recht, daß ich die Zahl unsrer Kostgänger sich mindern sah; denn ich merkte im voraus, daß wir weder Zeit noch Mittel haben würden, alle die Tiere in Zukunft zu pflegen und abzufüttern.

Nachdem wir gespeist hatten, ließ ich durch Fritz eine Flasche von unserm eroberten Kanariensekt aus des Kapitäns Flaschenkeller aufstellen; und endlich bat ich die Mutter, uns die Geschichte ihres Tuns und Lassens während unsrer Trennung der Länge nach preiszugeben.

Zweites Kapitel

Erzählt die Entdeckungsfahrten einer tapfern Mutter und wie eine Brücke und ein Baumhaus gebaut werden. Fritz erweist sich als ein Held. Es wird Sonntag gefeiert. Die Natur schenkt reiche Gaben.

»Tatsächlich«, begann die Mutter, »scheinst du nicht begierig zu sein, mich anzuhören, da du mich den ganzen Abend gar nicht zum Worte kommen lässest. Aber je länger sich das Wasser gesammelt hat, je länger fließt es; und nun will ich reden nach Herzenslust!

Morgens frühe war ich aufgestanden, und als ich erkannte, daß ihr so bald nicht zurückkehren würdet, war mein Plan bald gefaßt. Ich wollte einen bequemeren Wohnplatz suchen; denn hier in der furchtbaren Hitze am Strand ist es tagsüber fast nicht auszuhalten. Die Knaben waren bald munter geworden; sie hatten sich sofort daran gemacht, Fritzens Schakal abzuhäuten und nicht ohne Kunst aus Streifen, die sie aus der Haut schnitten, Jacks Gürtel und Türks Halsband zu verfertigen, die beide ihr heute abend angestaunt habt.

Ich eröffnete ihnen jetzt meinen Reiseplan, und alle gaben ihre freudige Zustimmung. Ohne Säumen setzten sie sich in Bereitschaft, untersuchten ihre Gewehre, luden sie, wählten sich Hirschfänger und erhielten Mundvorrat auf den Rücken. Mir blieb die Wasserflasche und statt des Hirschfängers ein Handbeil. Dafür nahm ich Ernsts leichte Flinte und gab ihm ein Jagdrohr, das mit Kugeln geladen werden konnte. So waren wir gerüstet, und da eure Rückkehr sich noch immer verzögerte, brachen wir, von den zwei Hunden begleitet, auf und zogen dem Bache zu.

Türk, der bei eurem ersten Zuge mitgewesen war, schien gleich zu bemerken, daß wir den nämlichen Weg aufsuchten, und warf sich sofort zu unserm Anführer auf. Hinter ihm her kamen wir bald an die Stelle, wo ihr über den Bach gesetzt, und glücklich, obwohl nicht ohne Mühe, gelangten auch wir hindurch.

Nachdem ich aus dem Bache noch die Wasserflasche gefüllt hatte, setzten wir unsern Stab weiter, und als wir die Anhöhe jenseits des Baches erreicht hatten, bekam in der Tat, wie ihr es beschrieben, die Gegend ein ungemein anmutiges Aussehen, und mein Herz eröffnete sich seit langem zum erstenmal wieder einem hoffnungsvollen Gedanken.

Wir hielten uns links nach dem Strande hin, wo wir ohne Hindernis weiterschreiten konnten. Wir trafen auf eure vorgestrigen Fußstapfen und folgten ihnen nach, bis wir in die gerade Linie mit einem Wäldchen kamen, wo wir denn den Strand wieder verließen und uns rechts gegen dasselbe hinwandten. Bald aber mußten wir durch hohes Gras eindringen, was äußerst beschwerlich war und uns ganz ungemein ermüdete.

 

Eine Menge unbekannter Vögel sangen uns aber fröhlich entgegen oder flatterten vor uns her. Die Knaben verschlangen sie gierig mit den Augen und schickten sich an, sie herunterzuschießen; allein ich gab es um so weniger zu, da die Bäume von solcher Höhe waren, daß schwerlich ein Schuß nur hinaufgetragen hätte.

Aber, was das auch für Bäume waren! – Nein, du kannst dir keinen Begriff davon machen. In deinem Leben hast du keine Bäume von solcher Größe gesehen. Was uns von ferne ein ganzes Wäldchen geschienen, das war in der Nähe doch bloß eine Gruppe von zehn bis vierzehn Stämmen, und, was das Sonderbarste war, sie standen sicher in den Lüften, wobei sie rings herum wie von großen Strebepfeilern kräftig unterstützt wurden. Die weit ausgebreiteten starken Wurzeln hatten den ungeheuer dicken Stamm gleichsam in die Höhe gehoben. Dennoch war derselbe auch in der Mitte fest in den Boden gewurzelt, aber unten war er ungleich dünner als oberhalb, wo die Wurzeln sich in ihn verloren und ihn wohl um die Hälfte dicker machten.

Jack mußte mir an einem Wurzelpfeiler eines der Riesenbäume hinaufklettern und droben den Umfang des Stammes mit Packfaden ausmessen. Da fanden wir denn an elf Meter; und rings um die Wurzeln, wo sie aus der Erde brachen, hatte ich vierzig Schritte zu gehen. Die Höhe des Baumes von der Erde bis da, wo die Äste anfingen, mochte an zweiundzwanzig Meter betragen. Laub und Zweige waren dicht und gaben vortrefflichen Schatten. Die Blätter sind ungefähr wie unsere Nußblätter, aber Früchte habe ich nicht entdeckt. Unter den herrlichen Bäumen endlich ist der Boden mit reinem Grase bewachsen und von Buschwerk oder Dornen vollkommen frei, so daß sich alles vereinigt, um den schönsten und lieblichsten Ruheplatz zu bilden.

Auch gefiel es mir dort so wohl, daß ich beschloß, ein kühles Mittagslager zu halten, und daß ich mich samt den Knaben in dem grünen Waldpalast niederließ. Die Futtersäcke wurden hervorgenommen, ein Bächlein gewährte einen frischen Trunk, und wir erquickten uns nach Herzenslust. Indes kamen auch unsre Hunde herbei, die am Strand zurückgeblieben waren, und zu meinem Erstaunen bettelten sie nicht einmal zu fressen, sondern legten sich, wie mir schien, mit ziemlich gefülltem Wanste ruhig zu unsern Füßen hin und schliefen alsbald ein.

Ich konnte nicht satt werden, mich an diesem unvergleichlichen Platze umzusehen, und mir deuchte, wenn wir uns auf einem der hochstämmigen Bäume ansiedeln könnten, so würden wir ganz außerordentlich sicher sein. Zudem sah ich weit und vermutete noch weiter umher nicht einen einzigen Ort, der zum Ansiedeln lieblicher und freundlicher wäre, so daß ich den Entschluß faßte, nicht ferner zu suchen, sondern umzukehren und nur, wenn die Zeit es erlaubte, am Strande noch einiges aufzufischen, das von unserm Wracke angetrieben worden war.

Am Strande fanden wir dann aber wenig zu retten, weil der größere Teil der angeschwemmten Sachen für unsere Kräfte viel zu schwer war.

Soviel wir aber bezwingen konnten, zogen wir landeinwärts, bis es uns vor der künftigen Flut gesichert schien, und bei dieser Arbeit merkte ich, was unsre Hunde vor kurzem gefressen haben mochten. Denn ich sah sie an seichten und klippigen Stellen des Ufers auf Krabben lauern und dieselben vermittelst der Pfoten beglückt aufs Trockene ziehen oder selbst unter dem Wasser mit Behendigkeit wegschnappen. Da wußten wir also, wo unsere Fresser vorhin ihre Nahrung gefunden hatten.

Indem wir unsern Weg fortsetzten und schon im Begriffe waren, vom Strande abzulenken, ward ich inne, daß unser Bill etwas Rundes mit Begier aus dem Sande scharrte und alsbald hastig verschlang. Ernst sah ihm gleichfalls zu und sagte gelassen: ›Das werden Schildkröteneier sein.‹

›Oh‹, rief ich, ›in diesem Falle wollen wir retten, was zu retten ist; denn dergleichen können auch wir verspeisen!‹

Es kostete jedoch Mühe, bis wir den Näscher von der schmackhaften Beute wegbringen konnten. Aber endlich gelang es uns, gegen zwei Dutzend Eier noch unversehrt zu erhalten und in unsere Säcke zu verteilen.

Über diesem Geschäfte blickten wir zufällig auf das Meer hinaus und gewahrten mit Verwunderung ein Segel, das sich lustig dem Lande näherte. Ich wußte gar nicht, was ich denken sollte. Ernst behauptete, daß es der Vater und Fritz seien, und Fränzchen fing an bange zu werden, daß die Wilden kommen und uns auffressen möchten. – Indes bestätigte sich bald, was Ernst behauptete, und wir liefen eilig dem Bache zu, sprangen alle von Stein zu Stein hinüber und kamen bald bei der Ankerstelle an, wo wir mit Frohlocken in eure Arme flogen.

Das ist, mein lieber Mann, der Bericht von unsrer Erkundigungsreise, und jetzt, wenn du mir einen Gefallen tun willst, ziehen wir gleich morgen aus und setzen uns bei meinen herrlichen Bäumen fest.«

»Ei«, sagte ich, »Mutterchen, so, das ist alles, was du für unsre künftige Bequemlichkeit und Sicherheit herausgefunden hast! Ein zweiundzwanzig Meter hoher Baum, auf dem wir wie die Hühner auf der Stange sitzen müßten, wenn wir schon das Glück hätten hinaufzukommen! Denn, werden wir keinen Luftballon auftreiben, wird es uns schwerlich gelingen.«

»Oh, scherze nur lustig zu!« entgegnete die Mutter. »Mein Gedanke ist so abgeschmackt nicht. Wenigstens wären wir nachts vor den Schakalen und vor ähnlichen Gästen sicher, und ich weiß noch wohl, daß ich in unserm Vaterland so ein paar Linden sah, auf welchen man vermittelst einer Treppe hinanstieg und zwischen den Ästen eine hübsche Laube mit einem tüchtigen Fußboden fand. Was hindert uns, nach ähnlicher Weise hier auf den Bäumen ein Schlafzimmer einzurichten?«

»Nun, wir werden ja sehen, was sich tun läßt!«

Wir hatten inzwischen unser Mahl beendet, und die Dunkelheit brach mächtig herein; so beschlossen wir, zur Ruhe zu gehen, legten uns, nach verrichteter Andacht, in gewohnter Ordnung unter den Schirm unsres Zeltes nieder und schliefen wie die Murmeltiere bis an den lichten Morgen fort.

»Horch, Weibchen,« sagte ich zu meiner Frau, als wir beide des Morgens früh erwachten, »du hast mir vergangenen Abend eine in jeder Hinsicht schwere Aufgabe vorgelegt, wir müssen uns über dieselbe noch ein wenig näher beraten. – Im Grunde deucht mir, die Vorsehung habe uns gleich anfangs an die passendste Stelle dieser Küste geführt, um sowohl für unsere Sicherheit als für unsern Unterhalt aufs beste zu sorgen. Gerade als ob der ganze Raub von dem gescheiterten Schiffe uns zuteil werden sollte, haben wir einen bequemen Weg zu demselben, und die Klippen hier rings herum bergen uns so gut, daß wir alle Wachsamkeit nur gegen die Seite des Baches zu richten haben, der ohnehin an den wenigsten Stellen einen Übergang erlaubt. Wie wäre es also, wenn wir uns einstweilen geduldeten und zum wenigsten ausharrten, bis wir uns alles Beweglichen auf dem Wrack bemächtigt haben? Und wie wäre es, wenn wir dein auserkorenes Wäldchen zum Wohnplatze wählten und hier zwischen den Felsen unser Magazin und unsere Festung hätten? – Wenn ich mit der Zeit an einigen Stellen das Ufer des Baches mit Pulver sprenge, so kommt gegen unsern Willen auch keine Katze hinüber. Vor allem aber müssen wir an eine Brücke denken, wenn wir mit Sack und Pack von hinnen wollen.«

»Oh, dann geht es wieder eine Ewigkeit, bis wir ausziehen können«, bemerkte sie dagegen. »Warum nicht aufpacken und durchwaten? – Das Notwendigste mögen Esel und Kuh auf dem Rücken tragen!«

»Das werden sie wohl immer tun müssen«, sagte ich; »aber da sind Bastkörbe und Säcke nötig, und während du für diese sorgst, können die übrigen an der Brücke schon ein Tüchtiges fördern. Einmal gebaut, nützt sie uns immer. Der Bach kann anschwellen und den Durchgang unmöglich machen. Zudem mag ich unsre Schafe und Ziegen nicht der Gefahr des Ertrinkens aussetzen, und selbst die Knaben und wir dürften in dem Überspringen nicht immer so viel Glück haben wie bisher.«

»Nun denn, in Gottes Namen!« rief sie aus, »ich ergebe mich. Aber ohne Unterbrechung muß jetzt daran gearbeitet werden, daß wir weiter kommen; und dann hoffe ich, daß du unser Pulver hier zurücklassest; denn ich ängstige mich fort und fort, eine solche Menge davon in der Nähe zu wissen.«

»Wir wollen es mit der Zeit verteilen«, beruhigte ich sie, »und in den Felsen eingraben, daß es vor Feuersgefahr und vor Nässe besser verwahrt sei. Allerdings ist es unser gefährlichster Feind, wenn wir es nicht mit Sorgfalt hüten; aber es ist auch unser nützlichster Freund, wenn wir es in Obacht nehmen.«

So war nun die wichtige Frage von der Veränderung unsres bisherigen Wohnorts abgetan und zugleich unser heutiges Tagwerk bestimmt. – Die Kinder wurden aufgeweckt und der Plan ihnen mitgeteilt. Sie fanden ihn prächtig und wären nur des Brückenbaues gern enthoben gewesen, um in lauter Luftsprüngen sogleich nach dem angenehmen Wäldchen zu fliegen, dem sie jetzt anfingen, den Namen des gelobten Landes zu geben.

Alles sah vorerst der emsigen Mutter zu, die der Reihe nach erst die Kuh und dann die Ziegen ihrer Milch entledigte und rechts und links den schmunzelnden Knaben davon zu kosten gab. Den Rest goß sie teils in einen Topf über das Feuer, um mit Zwieback eine Milchsuppe zu kochen, teils in unsre Wasserflasche, um ihn aufzubewahren.

Unterdessen rüstete ich unser Tonnenschiffchen, um nach dem Wracke zu fahren und Bretter für die künftige Brücke zu holen. Dann wurde gefrühstückt, und gleich darauf bestieg ich mit Fritz und Ernst unser Fahrzeug, weil mir zur Beschleunigung meines Geschäftes nötig schien, doppelte Hilfe mitzunehmen.

Ernst war ganz entzückt, daß ihm erlaubt worden war, mitzufahren, und daß er nun das Segel so prächtig sich füllen, den Wimpel so lustig dahinflattern sah. Wir brauchten aber diesmal gar nicht bis zum Wrack zu fahren. Als unser Schifflein von der Strömung hinausgetrieben wurde, bemerkte ich ein kleines Inselchen unweit vom Strande, und mit Vergnügen sah ich dort eine Menge Balken und Bretter, die das Wasser nach und nach hier angetrieben hatte und die uns der Mühe überhoben, für ihresgleichen nach dem Wracke zu fahren. Ich wählte also, was zu meinem Brückenbau mir dienlich schien, machte mit Hilfe des Hebeeisens und einer Winde flott, was auf dem Trocknen saß, verknüpfte die Balken zu einem Floße, lud die Bretter darauf und hängte das Ganze hinten an unser Fahrzeug, so daß wir, vier Stunden nach der Abreise von den Unsrigen, wieder zur Heimkehr gerüstet waren und uns mit Fug wohlverrichteter Dinge rühmen konnten.

Es dauerte auch nicht lange, so fuhren wir glücklich in die kleine Bucht, ließen das Segel fallen und legten an der alten Stelle bei. Von den Unsrigen war zwar niemand bei der Hand, aber ihre Abwesenheit erschreckte uns nicht wie das vorige Mal; wir erhoben vielmehr unsre Stimmen im Chor und riefen ein tapferes ho! ho!, bis endlich ein lauter Gegenruf erschallte und die Mutter mit den zwei Kleinen vom Bache her zum Vorschein kam, wo das Ufer sie unsern Augen entzogen hatte. Jedes trug in der Hand sein Schnupftuch bauchig und gefüllt, und Fränzchen führte das kleine Fischnetz, das an einem langen hölzernen Gabelstock festgemacht war.

Als die lieben Leute jetzt bei uns standen und sich über unsre baldige Rückkehr sattsam verwundert hatten, konnte sich Jack nicht länger enthalten, sein Schnupftuch hoch in die Luft zu heben und eine Anzahl der prächtigsten Flußkrebse vor unsern Augen auszuschütten. Die Mutter und Fränzchen folgten seinem Beispiel nach, und ein wimmelnder, zappelnder Haufe lag plötzlich beisammen. Aber die Krebse, die anfingen, sich frei zu fühlen, watschelten rechts und links nach allen Kräften davon, und die Knaben hatten genug zu tun, die Flüchtlinge beieinanderzuhalten. Da gab es denn ein Springen und Bücken und Schimpfen und Lachen, das ganz unvergleichlich war.

»Ja, gelt, Vater«, sagte Jack, »da haben wir jetzt von den rechten? Es waren erschrecklich viel, gewiß über tausend, und wenigstens zweihundert davon haben wir mitgehen heißen. Seht nur, was für große darunter sind! Und was für Scheren sie haben!«

»Aber wer ist denn der Urheber dieses herrlichen Funds?« fragte ich. »Gewiß bist du es selbst!«

»Nein, das nicht«, sagte er, »der kleine Lecker da hat das Meisterstück gemacht. Aber wer gleich zur Mutter gelaufen ist und es ihr gesagt und das Gabelnetz geholt und bis über die Knie im Wasser gestanden und die Burschen zu Dutzenden herausgefischt hat – das weiß ich! Und nun will ich euch erzählen, wie alles gegangen ist: Während die Mutter mit Nähen beschäftigt war, ging ich mit Fritzens Affen auf den Schultern und mit Fränzchen dem Bache nach, um ein bißchen zu sehen, wo wir doch die Brücke schlagen könnten.«

 

»So, so!« fiel ich ihm in die Rede, »da hat dein flüchtiges Köpfchen einmal einen wichtigen Gedanken erfaßt! Der junge Herr Werkmeister war folglich auf den Augenschein ausgegangen, und nun werden wir, seine Gesellen und Lehrburschen, vernehmen, was für eine passende Stelle sich finden ließ.«

»Ja, höre nur«, fuhr er fort, »ich will dir alles zeigen! – Wir gingen immer dem Bache zu, und Fränzchen las bunte Steinchen auf, und wenn er ein glänzendes fand, so lief er zu mir her und sagte: das ist ein prächtiges, siehst du da, Gold! Das will ich zerstoßen und Schreibsand machen. Als er endlich auf dem obern Rande des Ufers der Dinger zu wenig fand, ließ er sich niederwärts in den Bruch bis an das Wasser, und jetzt rief er plötzlich: Jack, Jack, komm doch her und sieh, wie ungeheuer viel Krebse an Fritzens Schakal sind! – Ich rutschte hinab über das Bord und sah in der Tat mit Erstaunen, daß der Schakal an einer seichten Stelle festgeblieben und jetzt die Beute einer Legion der prächtigsten Krebse war. – Auf und davon machte ich mich jetzt und verkündigte es der Mutter, die gleich mit einem Gabelgarn herausrückte, das ich noch nie gesehen hatte, und so fingen wir teils mit dem Werkzeug, teils mit den Händen, soviel wir nur wollten, und wir hätten noch mehr gefangen, wenn wir nicht euer Rufen gehört hätten. – Aber, nicht wahr, es sind doch grimmig viel?«

»Ja«, sagte ich, »wenn wir auch die kleinsten davon wieder laufen lassen, so sind noch genug zu der freigebigsten Mahlzeit für uns alle; und so haben wir abermals unvermutet eine Vorratskammer entdeckt, die uns Speise verspricht für manchen Tag. Gott sei‘s gedankt, daß wir allenthalben Überfluß finden!«

Nachdem wir nun auch unserseits Bericht erstattet hatten, traf die Mutter Anstalten, eine gute Portion von den Krebsen zu sieden; wir übrigen aber waren indes beschäftigt, die hergebrachten Balken und Bretter teils voneinander zu lösen, teils an das Land zu schaffen. Es bedurfte zwar noch des Nachdenkens, um eine so einfältige Sache zustande zu bringen, weil wir gar kein Geschirr hatten, um unsere Tiere vorspannen zu können; ich machte es aber kurz und gut so, wie die Lappländer ihre Rentiere vor die Schlitten binden. Ein langer Strick ward an dem einen Ende zur Schlinge geknüpft und diese dem Esel über den Hals geworfen, so daß das andere Ende zwischen den Beinen des Tieres nach hinten ging und dort an die Hölzer festgebunden wurde. Die Kuh mußte sich auf gleiche Weise anspannen lassen, und so brachten wir unser Floß Stück für Stück bis an den Bach, auf die Stelle, die der kleine Werkmeister auf seinem Augenschein zum Brückenbau ausersehen hatte und die auch mir bei näherer Betrachtung die beste schien. Beide Ufer des Baches nämlich waren hier zusammengedrückt, ziemlich steil, fest und gleich hoch. Dazu kam noch diesseits der Strunk eines alten Baumes, an den ich meine Hauptbalken anlehnen konnte, während jenseits ein paar kräftige Bäume mir ebenfalls einen guten Stützpunkt versprachen.

Es war nur die einzige Schwierigkeit, auszumachen, wie die langen und schweren Balken, die zum mindesten acht Meter lang sein mußten, über den Bach zu bringen wären; eine Frage, die uns während der bevorstehenden, fast um eine Stunde verspäteten Mahlzeit recht nützlich beschäftigen konnte.

Wir begaben uns also sämtlich zur Kochstelle, wo die Mutter inzwischen nach Herzenslust Krebse gesotten hatte und jetzt uns erwartete. Vor allem aber zeigte sie mir die Näherei, mit welcher sie den Vormittag zugebracht hatte, und überraschte mich sehr mit zwei Tragsäcken für unsern Esel, die sie aus Segeltuch mit Packfaden mühselig zusammengenäht hatte. Da es ihr nämlich an großen und starken Nadeln gefehlt hatte, so war sie genötigt gewesen, mit einem Nagel allemal ihrem kleinen Werkzeug vorzubohren; und so hatte sie nur durch seltene Geduld und Ausdauer ihre Arbeit zustande gebracht, was ihr denn auch dreifaches, aus dem Herzen kommendes Lob einbrachte.

Mit dem Essen ging es diesmal rasch vorwärts; wir schwatzten über das bevorstehende Werk, und wir waren kaum satt, als wir schon wieder aufsprangen und frisch an den kunstreichen Brückenbau gingen.

Das erste, was ich hier veranstaltete, war, daß ich einen Balken hart hinter den Baumstumpf der Länge des Ufers nach legte und ihn vier bis fünf Fuß über einem seiner Enden so an dem Stumpf befestigte, daß er sich leicht um denselben herumdrehen und auf diese Weise das kürzere Hinterteil des Balkens dem längern allenfalls Gegengewicht halten konnte, wenn dieses über den Bach hinaus und nach dem untern Ufer gezogen würde. Hierauf befestigte ich an das andere Ende des Balkens einen Strick, und dieser, in gehöriger Länge um einen Stein gebunden, wurde über den Bach geworfen. Da ich keine Möglichkeit sah, den Esel oder die Kuh sogleich dorthin zu schaffen, nahm ich einen Flaschenzug und ein Seil, sprang damit von Stein zu Stein über, befestigte den Flaschenzug an einem Baum, zog den hergeworfenen Strick hindurch und kehrte mit dem Ende desselben in der Hand auf das diesseitige Ufer zurück. Nun war leicht zu helfen. Die Kuh samt dem Esel wurden an dieses Strickende vorgespannt und wacker angetrieben. Der Balken wandte sich sanft um den Strunk und hielt fest, obgleich sein längeres und schwereres Ende schon anfing, frei über dem Bach zu schweben. Bald berührte das Holz die andere Seite des Ufers und legte sich dort durch sein Gewicht fest. Jetzt waren Jack und Fritz im Sprung auf dem Balken, und verwegen, aber mit ungemeiner Leichtigkeit, gingen sie hinüber.

Nachdem der erste Balken gelegt war, minderte sich die Schwierigkeit unsres Werkes um vieles. Ein zweiter und ein dritter wurden so hinübergezogen, daß sie mit dem einen Ende diesseits liegen blieben und mit dem andern, auf den befestigten Balken aufgelegt, sich bequemen mußten, bis hinüber zu rutschen, wo sie, in passender Entfernung, neben dem ersten hingebettet wurden.

Bald blieb uns nur noch übrig, Bretter und Laden quer auf diese Unterlage zu breiten, und in einem Nu war dieses Geschäft abgetan, und die Brücke stand fertig vor unsern Augen. Fast ausgelassen vor Lustigkeit tanzte das junge Volk nun darüber hin, und schier hätte ich in der Freude selbst ein paar Sprünge gemacht. Die Brücke war zweieinhalb bis drei Meter breit und ganz erträglich ausgefallen; nur daß ich noch unterließ, die Bretter fest aufzulegen, weil mir ratsam schien, sie beweglich zu erhalten, damit man sie leicht wegnehmen und den Übergang des Baches erschweren könnte.

Die Arbeit hatte unsere Kräfte nicht wenig mitgenommen, und als der Abend hereinbrach, fanden wir uns so erschöpft, daß wir ohne weiteres uns nach Essen und Nachtlager umsahen.

Des andern Morgens erhielten die Knaben Befehl, unsere Herde zusammenzutreiben und den Esel samt der Kuh zum Bepacken näher zu bringen. Beide mußten sich Säcke von der Arbeit der fleißigen Mutter aufladen lassen, und beide hielten geduldig her. Die Säcke bestanden aus einem langen Stück Segeltuch, das den Tieren über den Rücken hing, an beiden Enden beträchtlich aufgeschlagen und auf den Seiten mit Packfaden fest vernäht war.

Hierauf fingen wir an einzupacken, was wir in den nächsten Tagen an Mundvorrat, Werkzeug, Küchengeschirr, Stricken und andern Bedürfnissen nötig haben konnten. Des Kapitäns Flaschenfutter und ein kleiner Vorrat aus dem Butterfasse wurden nicht vergessen. Zuletzt wollte ich oben über die Säcke unsere Bettdecken und Hängematten schlagen und damit die Ladung vollenden, als die Mutter eilig herbeikam und plötzlich meinem Eifer Einhalt tat.