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Gedichte und Phantasien
Kitab haqqında
Karoline von Günderrodes 1804 erschienene Sammlung «Gedichte und Phantasien» ist ein Manifest romantischer Grenzüberschreitung und weiblicher Selbstbehauptung. In ekstatischen Hymnen, balladenhaften Erzählgedichten und kurzen Prosaskizzen erkundet sie die Spannungsfelder zwischen Eros und Thanatos, Geist und Natur, Individuum und Kosmos. Immer wieder beschwört die Dichterin mythische Gestalten – Inez de Castro, Hero und Leander, orientalische Gottheiten – um eigene Sehnsüchte nach Verschmelzung und transzendenter Freiheit zu spiegeln. Das Leitmotiv ist die «Sehnsucht nach dem Unendlichen», die sich nur im mutigen Überschreiten gesellschaftlicher und metaphysischer Grenzen erfüllt.
Die Botschaft des Buches lautet, dass wahre Selbstverwirklichung für Frauen nur jenseits patriarchaler Normen möglich ist. Günderrode verschränkt philosophische Ideen Schellings und Fichtes mit einer radikal subjektiven Stimme, die Leid und Ekstase gleichermaßen bejaht. Ihre poetische Vision stellt Liebe als kosmische Energie dar, die den Tod nicht negiert, sondern in einen größeren Kreislauf integriert.
Obwohl zu Lebzeiten verkannt und nach ihrem Freitod 1806 fast vergessen, wurde Günderrode im 20. Jahrhundert von feministischer Literaturwissenschaft und Autorinnen wie Christa Wolf wiederentdeckt. Heute gilt «Gedichte und Phantasien» als Schlüsseltext frühromantischer Lyrik und als frühe feministische Intervention: ein mutiges, hellhöriges Werk, das Generationen von Leser*innen ermutigt, die eigenen Grenzen zu sprengen. Seine Vision bleibt modern und unverzichtbar für poetische Selbstbefreiung.