Kitabı oxu: «Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman»

Şrift:

Impressum:

Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre | Erotischer SM-Roman

von Katy Kerry

Katy Kerry wurde 1971 in Wien geboren, ist Mutter von zwei halbwüchsigen Töchtern und verheiratet. In ihrer Brust vereinen sich zwei Seelen. Einerseits schreibt sie für ihr Leben gern, andererseits setzt sie sich in ihrem Beruf als Rehabilitationsberaterin engagiert für Menschen mit Handicap ein. Auch der Zusammenhalt ihrer Familie ist ein kostbares Gut für sie. Inspiration holt sie sich zumeist bei ausgedehnten Spaziergängen in der Natur, vorzugsweise in Spital am Semmering oder in Irland. Bühnenstücke und irische Musik zählen zu ihren kulturellen Favoriten. Nach der Veröffentlichung eines Fantasyromans zeigt „Gefesselt an die dunkle Seite meiner Affäre“ eine andere Seite ihres literarischen Schaffens. Die Grundidee zur Handlung basiert auf einem persönlichen Erlebnis.

Lektorat: Melanie Reichert / www.buchstabenwirbel.de

Originalausgabe

© 2018 by blue panther books, Hamburg

All rights reserved

Cover: © shulgenko @ shutterstock.com

Umschlaggestaltung: MT Design

ISBN 9783862777525

www.blue-panther-books.de

Prolog

Als ich am nächsten Tag das Central Criminal Court Londons abermals betrat, klackerte ich mit meinen roten High Heels über den Marmorboden, bis ich in meinem Büro ankam. Tabitha saß bereits an ihrem Arbeitsplatz in meinem Vorzimmer und tippte Protokolle in den Computer, die ich ihr gestern in ein Diktiergerät gesprochen hatte. Sie war nur zwei Jahre jünger als ich, hatte schulterlanges kastanienbraunes Haar, braune Augen und eine zierliche Figur.

»Guten Morgen, Tabitha«, begrüßte ich sie freudig.

»Hi, Ella. Dein Kaffee steht bereits wohl temperiert auf deinem Schreibtisch, ich habe dir ein Marmeladen-Croissant von der Primrose Bakery mitgebracht und die Akten für deine Verhandlung liegen vorbereitet auf deinem Platz«, empfing sie mich wie immer hervorragend aufgelegt.

Ihr gestriges Date muss also prima gelaufen sein, dachte ich im Geheimen und betrachtete sie neugierig. Sie wusste bereits, worauf ich hinauswollte, und lächelte mich keck an.

»Mein Date war großartig, Michael ist der Oberhammer im Bett und ich habe schon seit Langem keinen so guten Sex mehr gehabt«, berichtete sie zufrieden. Ihre direkte Art, ohne Umschweife auf den Punkt zu kommen, machte sie geradezu einzigartig und genau deswegen mochte ich sie so gern.

»Warum sollte es dir schlechter gehen als mir?«, ließ ich eine Randbemerkung im Raum stehen. Meine Andeutung machte sie neugierig. Mit einem Mal war ihr Interesse geweckt und sie funkelte mich an, als würden ihr jeden Moment die Augen herausfallen.

»Erzähl! Wie ist er? Hat er’s mit dir auf dem Waschtisch getrieben? Von hinten oder in der Missionarsstellung?« Wenn Tabitha erst mal in Fahrt war, gab es kein Entrinnen mehr. Dann wollte sie es ganz genau wissen. Innerlich musste ich schmunzeln. Auf dem Waschtisch! Und dann noch in der Missionarsstellung? Pff! Die hatte vielleicht Nerven!

»Frag mich lieber, wer er ist, bevor du Details wissen möchtest«, forderte ich ihre Neugier nur noch mehr heraus. Energisch nahm sie ihre schwarze Nerdbrille von Miu Miu ab und verzog ihre knallrot geschminkten Lippen zu einem hinterlistigen Lächeln.

»Wer?«, stieß sie aufgeregt aus und zappelte nervös auf ihrem Stuhl herum. »Jetzt sag schon, spann mich nicht auf die Folter. Wer ist er?«

»Darauf wirst du nie kommen«, erwiderte ich forsch und stolzierte in mein Arbeitszimmer. Sie lief mir unbeirrt hinterher und starrte mich wissbegierig an, während ich auf meinem Chefsessel Platz nahm.

»Also?«, fragte sie verbissen nach und trommelte dabei mit ihren übermäßig langen, roten Fingernägeln auf meine Tischplatte. Wie sie mit diesen Dingern tippen konnte, war mir sowieso ein Rätsel.

»Jeremy White, der Präsident des Obersten Gerichtshofs«, ließ ich die Bombe platzen. Tabitha blieb der Mund im wahrsten Sinne des Wortes offen stehen, sicher wäre ihr die Kinnlade heruntergefallen, wenn sie nicht angewachsen wäre.

»Je-Jeremy W-White?«, stotterte sie, als könnte sie es nicht glauben.

»Jepp! Kein Geringerer als er.«

»Wo hast du denn den aufgetrieben?«, fragte sie erstaunt.

»An der Tankstelle«, kicherte ich.

»An der Tankstelle?«, erkundigte sie sich ungläubig und lachte sich halb schief dabei. »Bleibt nur zu wünschen, dass er auch bei dir kräftig getankt hat.« Blitzschnell strich sie meine blonden Locken zur Seite. »Hast du einen Knutschfleck?« Sie stierte mich neugierig an.

»Hey, nein!«, wehrte ich ab.

»Und? Wie ist der Präsident des Obersten Gerichtshofs im Bett?« Ich verdrehte die Augen.

»Also, du stellst vielleicht Fragen, Tabitha. Aber wenn du es unbedingt wissen möchtest, es war eine der heißesten Nächte, die ich je erlebt habe. So! Und jetzt lass mich bitte arbeiten, ich habe in zwei Stunden eine wichtige Verhandlung«, entgegnete ich streng. Mit diesen Worten vergrub ich mich in meine Akten.

Tabitha stemmte ihre Arme in die Hüften und inspizierte mich angriffslustig. »Nun gut, wie du meinst. Aber du musst mir später unbedingt mehr von ihm erzählen.«

Ein Hauch von Feuer

Vertrauen heißt, seine Ängste nicht mehr zu fürchten. Sich einem Menschen ganz zu öffnen,

heißt auch, ihn in unser Herz zu schließen.

(Ernst Ferstl)

Gerade als ich mich an den Gedanken hätte gewöhnen können, ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit zu führen, tauchte völlig unerwartet Jeremy darin auf und belehrte mich eines Besseren. Ich war eine stolze, selbstbewusste Frau und auf niemanden angewiesen.

An diesem Freitagabend war ich vollkommen erledigt. Ich hatte kürzlich einen Schwerverbrecher hinter Gitter gebracht, der seine arme Frau so brutal verprügelt hatte, dass sie nach dem letzten Schlag, den er ihr verpasst hatte, nicht mehr aufgestanden und wenig später ihren Verletzungen erlegen war. Fünfzehn Jahre für Totschlag hatte ich ihm aufgebrummt und die Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Denn die Art und Weise, wie er sich ihres Körpers entledigt hatte, war verabscheuungswürdig gewesen.

Wieder so ein Arschloch!, dachte ich noch, als ich die einsame Landstraße zu der einzigen noch geöffneten Tankstelle entlangfuhr. Heute war es wieder einmal Mitternacht geworden, da ich mich in meinen neuesten Fall hineingekniet hatte. Noch konnte ich mir keinen Reim auf die ganze Sache machen. Dem Angeklagten wurde unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen, da während einer der von ihm organisierten Sexorgien einer Frau schwerste Misshandlungen zugefügt worden waren, die zu ihrem Tod geführt hatten. Wohl ein Fall aus der SM-Szene, wie ich feststellen musste. Aber die Gedanken daran wollte ich jetzt beiseiteschieben und mir zu Hause einen gemütlichen Ausklang gönnen.

Würde ich in Zukunft immer nur von solchen schändlichen Kreaturen umgeben sein? Nun, eins war klar gewesen, als ich den Weg des Jurastudiums eingeschlagen und mich nach meinem Gerichtsjahr entschieden hatte, als Staatsanwältin zu arbeiten: Ich würde es sicherlich nicht mit blütenweißen Westen zu tun bekommen. Streng genommen, gefiel mir mein Job ja auch gut.

Schon als Kind hatte ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt und später, als mein bester Freund Jayson mit vierzehn Jahren wegen seiner Behinderung – er litt an den Folgen einer Kinderlähmung – gemobbt worden war, war ich völlig ausgerastet und hatte ihn verteidigt wie eine Löwin ihr Junges. Zu diesem Zeitpunkt waren offensichtlich die Weichen für meine berufliche Laufbahn bereits gestellt gewesen. Gemeinsam hatten Jayson und ich Irland verlassen, um an der Universität in London Jura zu studieren.

Heute war er einer der begehrtesten Anwälte Londons. Während unseres Studiums hatten wir zusammen immer richtig viel Spaß gehabt. Seit wir allerdings im Gerichtssaal standen, kämpften wir während der Verhandlungen wie zwei Hyänen, deren Rivalität mit blutigen Bissen ausgetragen wurde. Er auf der Seite des Angeklagten und ich auf der Seite des Opfers. Aber das war wieder eine andere Geschichte. Grundsätzlich verstanden Jayson und ich uns immer noch sehr gut und das war natürlich auch der Grund für unsere enge und lang anhaltende Freundschaft.

Rasant bretterte ich auf die Zapfsäule der Tankstelle zu und brachte meinen funkelnagelneuen roten Sportwagen der Marke Mercedes GT C unmittelbar daneben zum Stillstand.

Im Shop brannte Licht. Jake hatte noch geöffnet und lugte nun aus dem Schaufenster, indem er seinen Kopf etwas neigte und die Hand gegen seine Stirn hielt, um von meinen Scheinwerfern nicht geblendet zu werden. Ich schaltete das Licht aus. Als er mich erkannte, zwinkerte er mir zu und lächelte unwiderstehlich.

Dieser Casanova!, dachte ich, während ich meinen Wagen volltankte. Jake war als immer gut gelaunter Tankstellenmitarbeiter bekannt und sein Grinsen erweckte in mir stets einen amüsierten und vergnügten Seelenzustand. Er zwinkerte mir wieder zu und hielt hinter der Scheibe bereits die Cracker in die Höhe, die ich fast jedes Mal bei ihm kaufte, wenn ich vorbeikam.

Als ich den Tankstellenshop betrat, fiel mir ein auffallend elegant gekleideter Mann auf. Mitte dreißig, groß, schlank und doch muskulös gebaut. Er trug einen sehr teuer wirkenden schwarzen Anzug, unter der taillierten Sakko-Weste lugte ein blütenweißes Hemd hervor, an dessen Ärmeln Manschettenknöpfe blitzten. In seiner Brusttasche steckte ein passendes Einstecktuch. Seine Krawatte war exakt gebunden, man hätte sie mit einem Maßband vermessen können.

Mein Blick fiel unwillkürlich auf eine bestimmte Stelle seiner Hose – den Schritt. Verwirrt griff ich mir an die Stirn. Oh Gott, Elena, wo guckst du bloß hin?, mahnte ich mich in Gedanken. Ich schaute nach unten, auf seine blitzblank geputzten schwarzen Lederschnürschuhe. Dann betrachtete ich seine linke Hand. Kein Ehering, auch nicht an der rechten. Nun ja, das muss nicht unbedingt etwas heißen, er kann trotzdem gebunden sein, sinnierte ich.

Er hatte auffallend lockeres, nicht zu langes und leicht gewelltes dunkelbraunes Haar, das er markant zur Seite gescheitelt trug, und unheimlich schöne, eisblaue Augen, die mir nun entgegenstrahlten. Sein Mund verzog sich dabei zu einem bezaubernden Lächeln. Er war mir auf Anhieb sympathisch. Verlegen wandte ich meinen Blick von ihm ab, um zielstrebig auf Jake zuzugehen und meine Rechnung zu begleichen.

»Macht fünfzig Pfund, Elena.« Selbstbewusst hielt ich Jake meine schwarze Kreditkarte entgegen, die er in die mobile Bankomatkasse steckte. Schon bald ratterte die Rechnung heraus und er hielt sie mir entgegen.

»Wirf sie weg«, forderte ich ihn in arroganter Manier auf, mit diesem Verhalten wollte ich dem geheimnisvollen Fremden imponieren, und verabschiedete mich von ihm. Ich nahm die Papiertasche mit meinen geliebten Crackern entgegen und wandte mich zum Gehen um.

In voller Größe stand nun der elegant gekleidete Unbekannte vor mir. Mir stockte fast der Atem bei der Art, wie er mich musterte. Vor Schreck fiel mir die Tragetasche zu Boden. In exakt derselben Geschwindigkeit gingen wir beide gleichzeitig in die Knie und befanden uns jetzt auf Augenhöhe. Galant hob er meine Papiertüte auf, ohne jedoch den Blick von mir abzuwenden, und überreichte sie mir.

»Ich denke, das gehört Ihnen«, bemerkte er charmant.

Eine Gänsehaut lief mir über den Rücken. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm losreißen. Meine Stimme klang heiser: »Ja, vielen Dank.«

Simultan richteten wir uns auf, sein Lächeln wirkte überaus anziehend auf mich. Unsere Blicke trafen sich wieder und ich dachte: Wow, was für ein Mann! Da stellte er sich kurz und bündig vor: »Jeremy White.« Unsicher lächelte ich ihn an.

»Elena Cooper«, entgegnete ich wie unter Hypnose. Ich war verzaubert von seinem Charisma und achtete gar nicht auf die Worte, die er sagte.

»Sehr angenehm, Miss Cooper.« Dabei wanderte seine Aufmerksamkeit zu meiner linken Hand. Ich verzog meine Mundwinkel zu einem schüchternen Lächeln. Er wollte sich also auch vergewissern, ob ich verheiratet war.

Seine selbstbewusste Art brachte mich völlig aus dem Gleichgewicht. Mich, Elena Cooper, Staatsanwältin, achtundzwanzig Jahre alt und unter normalen Umständen durchaus selbstsicher sowie zielstrebig. Zuvorkommend näherte er sich der selbst öffnenden Schiebetür. Galant ließ er mir den Vortritt. Er zählte offenbar noch zu den Männern, denen man den Kavaliersinstinkt in die Wiege gelegt hatte. Ob er mich wohl noch zu einem Drink einladen würde?, ging es mir durch den Kopf.

Noch während ich so vor mich hin träumte und mir in Gedanken ausmalte, wie mein Abend mit ihm verlaufen könnte, hörte ich erneut seine Stimme: »Haben Sie heute noch etwas vor, Miss Cooper?«

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich flippte innerlich völlig aus. Mein Gott! Dieser gut aussehende Mann fragte mich tatsächlich, ob ich Zeit hätte. »Ähm … nein«, stammelte ich, denn mehr brachte ich nicht zustande. Gleichzeitig empfand ich mich als ziemlich abgeklärt, forsch und abweisend.

Doch Mr White lächelte mich hinreißend an, während er mir seinen Arm anbot. Dankend nahm ich an und wir stolzierten in die sternenklare Nacht hinaus. Vor meinem Wagen blieben wir stehen und er sah mich hoffnungsvoll an. Er räusperte sich.

»Nun, es wäre jetzt höchst unromantisch, getrennt in das nächstgelegene Lokal zu fahren, nicht wahr?«, versicherte er sich. Seine direkte Art gefiel mir. Endlich ein Mann, der wusste, was er wollte.

»Was schlagen Sie vor, Mr White?«, versuchte ich, gelassen zu klingen, obwohl mein Adrenalinspiegel so rasant anstieg, dass ich das Gefühl hatte, beinahe in Ohnmacht zu fallen.

Er aber schien davon nichts zu bemerken und schlug mir vor, meinen Wagen zu nehmen. Er würde sich danach ein Taxi kommen lassen. Beim Wort danach fuhren meine Gefühle Achterbahn. Was wollte er damit andeuten? Was hatte er an sich, das mir schlichtweg den Puls in die Höhe trieb? Wieso reagierte ich in seiner Gegenwart so unkontrolliert? Was machte mich so scharf auf ihn?

Bist du jetzt völlig verrückt geworden, Elena?, ermahnte ich mich innerlich. Reiß dich am Riemen verdammt noch mal und flipp jetzt nicht aus! Du kannst dich nicht einem x-beliebigen Mann an den Hals werfen, nur weil er gut aussieht und du deinen Hormonspiegel nicht im Griff hast. Geduldig wartete er auf eine Antwort.

»Einverstanden«, versuchte ich, so arglos wie möglich zu klingen und drückte ihm die Schlüssel in die Hand. Sofort öffnete er die Beifahrertür meines Wagens und machte eine einladende Handbewegung.

»Wenn Sie bitte Platz nehmen würden, Miss Cooper, ich übernehme das Steuer«, forderte er mich mit einer distinguierten Geste auf. Normalerweise überließ ich Fremden nur ungern meinen nagelneuen Wagen, aber Mr White schien mir sehr vertrauenserweckend zu sein.

Nervös und etwas unbeholfen rutschte ich auf den weichen Ledersitz. Da es draußen kühl war, hatte ich die Sitzheizung eingeschaltet gehabt, sodass die Sitzfläche jetzt noch angenehm warm war. Was mir definitiv entgegenkam, denn die Aufregung ließ mich etwas frösteln. Graziös schwang ich meine langen, schlanken Beine in den Wagen und stellte meine in hochhackigen Pumps steckenden Füße auf dem Teppich ab.

Ich trug unter dem offenen Mantel ein rotes, nicht zu aufdringliches Etuikleid, das am Rücken einen durchgehenden Reißverschluss hatte. Während ich eine geeignete Sitzposition suchte, rutschte es nach oben und der Spitzenabschluss meiner schwarzen Strümpfe wurde sichtbar. Nervös zupfte ich am Saum herum und zog es wieder nach unten.

Unterdessen stieg Mr White in den Wagen. Sein Blick fiel auf mein Dekolleté. Es wurde von einer dezenten Perlenkette geziert. Er musterte meinen Ausschnitt eindringlich. Unter dem Kleid trug ich einen Push-up-BH, der meine Brüste noch besser zur Geltung brachte. Sein Blick wanderte weiter. Wie ich wohl auf ihn wirke? An meinen Ohrläppchen hingen zur Kette passende Perlenstecker. Mein langes, gelocktes blondes Haar fiel offen über meine Schultern. Mit meinen kristallblauen Augen sah ich ihn an.

Sein Ausdruck war unwiderstehlich. Er war ein Gentleman, das merkte ich sofort. Obwohl er meinen Anblick und mein Outfit offensichtlich betörend fand, hatte ich das Gefühl, er würde diese Situation nicht ausnutzen wollen. Mit Sicherheit war ich nicht in die Kategorie Frau steigt zu jedem Mann ins Auto einzuordnen, zumal wir ja in meinem eigenen Wagen saßen.

Andererseits konnte man auch nicht jeden Mann als Chauvinisten hinstellen, der seine patriarchisch geprägten Vorstellungen verfolgte und aufgrund seines Geschlechts glaubte, Frauen gegenüber einen Überlegenheitsanspruch zu haben. Das wäre reiner Männerhass gewesen und stand in keiner Weise für mein Denken. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wollte ich es auf keinen Fall auf mich nehmen, zu hinterfragen, ob er möglicherweise eine männlichkeitsorientierte Haltung hatte.

Da ich so sehr damit beschäftigt war, Mr White einzuschätzen, bemerkte ich gar nicht, dass wir bereits vor einem Lokal angehalten hatten.

Er stieg aus und öffnete die Beifahrertür, galant reichte er mir die Hand. Er ging also auf Tuchfühlung und ich ergriff meine Chance. Nun stand er nur wenige Zentimeter vor meinem leicht geröteten Gesicht. Die Hitze war mir vor Erregung in die Wangen gestiegen. Ich hatte vor dem Verlassen des Büros noch einmal roten Lippenstift aufgetragen und mein Gesicht mit etwas Puder und Rouge bedeckt, dadurch hoffte ich, er würde meine Verlegenheit nicht gleich bemerken. Außerdem war es ziemlich dunkel hier. Nur die Straßenlaternen erhellten die sternenklare Nacht. Er lächelte mich gewinnend an.

»Haben Sie Lust, noch eine Kleinigkeit zu essen, Miss Cooper?«, fragte er mit bewunderndem Blick. Mir blieb beinah wieder die Luft weg. Lust? Da würde mir etwas ganz anderes einfallen, worauf ich Lust hätte, dachte ich insgeheim und belächelte dabei meine Hintergedanken.

»Ja, sehr gern, warum nicht?«, erwiderte ich. Unterdessen versuchte ich, so anziehend wie möglich auf ihn zu wirken, indem ich meine Augenbrauen kühn nach oben zog und meine Lippen zu einem verführerischen Lächeln formte.

Mr White verzog keine Miene und begleitete mich ins Boundary Restaurant unweit der Themse und des Tower of London. Das Restaurant war für diese Uhrzeit noch verhältnismäßig gut besucht, was mich sehr verwunderte. Allerdings, wenn ich ehrlich war, war ich bis dato nicht wirklich bestrebt gewesen, nach Mitternacht noch essen zu gehen, weil ich um diese Zeit absolut keinen Hunger mehr hatte. Was sich nun schlagartig änderte.

Meine Begleitung war hier offensichtlich wohl bekannt, denn der Restaurantleiter begrüßte ihn sehr vertraut. »Guten Abend, Mr White. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag, Sir.« Dann wanderte sein Blick zu mir. »Madam!«

Er lächelte vornehm, wurde jedoch von Mr White sofort unterbrochen: »Vielen Dank der Nachfrage, James.« Mein charmanter Begleiter machte eine einladende Handbewegung und ließ mir den Vortritt.

»Wenn Sie mir bitte folgen würden«, bat uns der Restaurantleiter, ging mir voraus und steuerte zielstrebig einem elegant gedeckten Tisch entgegen.

Im nächsten Augenblick rückte er mir den Stuhl zurecht und zündete die Kerze an, die in der Mitte des Tisches stand. »Ihr Lieblingswein, Sir?«

Mr White sah mich erwartungsvoll an. »Es kommt ganz darauf an, ob der Chardonnay meine reizende Begleitung anspricht.« Dabei nickte er mir entwaffnend zu.

»Ich hätte lieber ein Glas Merlot Pinot Noir, wenn Sie erlauben«, wandte ich mich selbstsicher an James. Mr White war sichtlich erstaunt, amüsierte sich aber über meine bestimmte Art.

Der Restaurantleiter nickte mir höflich zu. »Sehr wohl, Madam!«

James wollte schon kehrtmachen, da wandte ich raffiniert ein: »Ich würde vorschlagen, wir nehmen eine Flasche«, funkelte ich ihn gewitzt an.

Anerkennend beugte Mr White sich zu mir vor. »Ich sehe, Sie haben Ahnung, Miss Cooper.«

Ich fühlte mich geschmeichelt. »Vollmundige Frucht, rund im Geschmack, angenehm lieblich, aber nicht zu süß«, gab ich meine Weinkenntnisse preis, dabei flirtete ich auffallend drauf los. Ein Lächeln breitete sich auf meinen roten Lippen aus. Sein Blick ruhte verheißungsvoll auf meinem Gesicht, er schien mir mehr als nur zugetan zu sein.

Wir waren so sehr mit uns selbst beschäftigt, dass wir gar nicht richtig mitbekamen, wie der Restaurantleiter sich diskret zurückzog. Schon bald erschien er mit der Flasche Rotwein, deren Inhalt er nun vor unseren Augen in eine kunstvoll geschwungene Karaffe dekantierte. Das Karaffieren brachte das Bouquet des Weines erst zur vollen Entfaltung. Mr White lächelte unterdessen zufrieden.

Der Küchenchef empfahl heute ein Dinner bestehend aus vier Gängen: Marinierter Wildlachs und gebratene Jakobsmuscheln mit Edelkrebsen an Estragonbutter, Flusskrebs-Rahmsuppe, Kabeljau mit Meerrettichkruste und Riesengarnelen an Ingwergemüse sowie als Abschluss Schoko-Chili-Crème-brûlée und Sorbet von der Passionsfrucht mit Limonen-Quark-Mousse. Zugegebenermaßen passte der Rotwein nicht gerade zur empfohlenen Speisenfolge, da wäre der Chardonnay eindeutig die bessere Wahl zu Fisch gewesen.

Mein Begleiter bestellte das Menü, nachdem er meine Zustimmung eingeholt hatte. Währenddessen goss James den Rotwein in sein Glas und wartete auf Mr Whites Anweisung, um mir ebenfalls einschenken zu können. Er zog seine Augenbrauen hoch.

»Fantastisch! Genau wie Sie sagten, Miss Cooper«, lobte er mich.

***

Das Essen schmeckte hervorragend, der Wein war ein Gedicht und Mr White eine der imposantesten Persönlichkeiten, die mir je begegnet waren. Unerwartet fasste er nach meiner Hand und führte sie an seine Lippen, um sie zu küssen.

»Sie sind sehr faszinierend, Miss Cooper.« Das Herz schlug mir bis zum Hals und eine Gänsehaut breitete sich über meinem gesamten Rücken aus, als ich seine Worte hörte. Allein seine Stimme fand ich schon erotisch. »Ich bin übrigens Jeremy«, bot er mir das Du an. Und selbst da läuteten bei mir noch immer nicht die Alarmglocken.

»Elena«, hauchte ich ihm entgegen, während er noch immer meine Hand hielt. Langsam ließ er sie wieder los und ich wünschte, er hätte sie ewig gehalten. In seiner Anwesenheit fühlte ich mich inzwischen unsagbar wohl, als würden wir uns schon eine halbe Ewigkeit kennen.

»Ich weiß, dass sich das für eine Dame wie dich überhaupt nicht schickt, aber ich …«, er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr, »fühle mich unbeschreiblich zu dir hingezogen.« Er legte die Stirn in Falten. »Und ich möchte nicht, dass du jetzt gehst«, sagte der auf mich so geradlinig wirkende Mann. Diese Worte auszusprechen, schien ihn große Überwindung gekostet zu haben.

Die Beauty Queen in mir stieß einen Freudenschrei aus. Dieser charmante und überaus gut aussehende Mann fand mich offensichtlich anziehend. Wenn ich es mir so recht überlegte, zauberten mir seine Worte Schmetterlinge in den Bauch und brachten meinen Hormonspiegel weiter zum Ansteigen. Das erhitzte Blut pulsierte zwischen meinen Beinen und ich hatte große Mühe, mich zusammenzureißen.

Ich leerte das Glas Rotwein, das vor mir auf dem Tisch stand, in einem Zug, dabei zitterten meine Hände. Oh Gott! Hoffentlich bemerkte er meine Erregung nicht. Das wäre mehr als peinlich.

Als ich verstohlen zu ihm hinübersah, musste ich jedoch feststellen, dass es ihm nicht viel anders erging. Als ob er keine Luft mehr bekäme, lockerte er seine rot-silber gestreifte Business-Krawatte. Daraufhin stieß er hörbar den Atem aus. Jeremy schluckte.

»Die Rechnung bitte!«, rief er konsterniert den Kellner. Gekünstelt lächelte er ihm entgegen, während er versuchte, sich die Schweißperlen mit seinem Einstecktuch von der Stirn zu wischen.

Jeremy bezahlte mit Kreditkarte. Unverzüglich standen wir beide auf. James half mir in meinen roten, zweireihig geknöpften Tweed-Mantel, der am Kragen einen aufwendigen Kunstpelz hatte. Ich hasste echten Pelz. Das wäre mir zutiefst zuwider gewesen. Dankbar schlüpfte ich in das elegante Modell. Raffiniert unterstrich es mit seinem taillierten Schnitt meine feminine Silhouette. Dazu trug ich schwarze Lederhandschuhe. Mein gelocktes, blondes Haar wallte kunstvoll über den Webpelzkragen.

Bewundernden Blickes würdigte Jeremy mein Aussehen: »Du bist wunderschön, Elena.« Dabei blieb sein Mund halboffen stehen. Meine Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln.

Jeremy bot mir seinen Arm an und wir durchschritten die Eingangshalle, bis wir den Ausgang erreichten. »Ich wohne keine fünf Minuten von hier entfernt«, machte er eine ziemlich klare Aussage. »Wenn es dir nichts ausmacht, könnten wir zu Fuß bis zu meinem Penthouse laufen.«

»Wo wäre das genau?«, fragte ich neugierig.

»Im Chelsea Creek Tower, Imperial Road.«

Augenblicklich stockte mir der Atem. Das Chelsea Creek war der Noblesse von London vorbehalten, es zählte zu den teuersten und besten Wohnlagen und lag direkt an der Themse. Von dort aus hatte man einen traumhaften Ausblick über die ganze Stadt.

Nun blieb ich stehen und begann, Jeremy kritisch von der Seite her zu betrachten. »Bist du ein Drogenboss oder so etwas in der Art?«, fragte ich ironisch. Noch bevor ich die letzten Silben vollständig ausgesprochen hatte, brach er in Gelächter aus.

»Nein, Elena, keine Sorge. Ich bin nur der Präsident des Obersten Gerichtshofs in London. Weiter nichts.« Ich stieß einen leisen Laut durch die Nase aus und verdrehte innerlich die Augen.

»Das ist ja beruhigend!«, platzte ich heraus. »Ich spaziere also mir nichts, dir nichts mit dem Präsidenten des Supreme Court of the United Kingdom herum, ohne einen blassen Schimmer davon zu haben?«

Jeremy warf mir einen unwiderstehlichen Blick zu. »Touché!«

Wohl eher schachmatt, war ich erbost über mich selbst. Verlegen griff ich mir an die Stirn. Mein Gott, ist das vielleicht peinlich. Ich als Staatsanwältin lief dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs höchstpersönlich über den Weg und registrierte es nicht einmal! Auf der anderen Seite war ich ihm bisher noch nie persönlich begegnet und ich zählte wirklich nicht zu den Personen, die von Fotos auf ein Gesicht in der Realität schließen konnten.

Wie ein Lauffeuer stieg mir die Röte ins Gesicht und diesmal schaffte es mein Make-up mit ziemlicher Sicherheit nicht, meine Scham zu verbergen.

Jeremy stand nun unmittelbar vor mir, sodass ich sogar seinen Atem spüren konnte. Ich fiel aus allen Wolken, denn er strich mir augenblicklich durch meine blonden Locken.

»Dich hätte ich überall erkannt, ohne dass du dich bei mir vorzustellen brauchtest.« Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch und errötete gleich nochmals. Er lächelte. »Seit deinem Präzedenzfall am Central Criminal Court bist du in aller Munde, selbst die Mitglieder des Supreme Court wissen über dich Bescheid.« Er meinte wohl den Fall, als ich im Gerichtssaal einen namhaften Politiker zu Fall gebracht hatte, der seine Geliebte so sehr verprügelt hatte und der Meinung gewesen war, noch mit seiner Immunität durchzukommen. »Du siehst, du bist bekannter, als du denkst.« Unangenehm berührt, schlug ich die Hände vors Gesicht und stieß einen resignierten Seufzer aus.

»Großartig!« Nun sah ich ihm direkt in sein attraktives Gesicht. »Das heißt, streng genommen, kann ich mich nirgendwo mehr blicken lassen.« Jetzt musste ich doch lachen und Jeremy White stimmte in mein Lachen ein. Währenddessen setzten wir unseren Weg fort.

***

Wenig später trafen wir im Chelsea Creek ein. Es war noch viel atemberaubender, als ich es mir vorgestellt hatte. Da konnte ich mich mit meinem viktorianischen Stadthaus in der Nähe des Hyde Parks verstecken.

Jeremy wohnte, wie ich es nicht anders erwartet hatte, in der obersten Etage im elften Stockwerk. Sein Penthouse war durch einen separaten Fahrstuhl zugänglich. Nur mit einer Key Card konnte man es erreichen.

Wir standen nebeneinander im Lift. Es kam mir verhältnismäßig warm hier drin vor. Obwohl, wenn ich es mir so recht überlegte, war es Jeremy, der meinen Körper so in Wallung brachte. Er hatte seine Krawatte bereits geöffnet und sie hing nun lose über seinem weißen Hemd. Der Eindruck, den er mir dabei vermittelte, ließ mein Blut wie Lava durch meine Adern rauschen.

Ich schloss meine Augen. Jetzt konnte ich nur seinen schweren Atem hören, ab und an stieß er einen tiefen Seufzer aus. Irgendwie brauchte ich Ablenkung. Eine kalte Dusche vielleicht? Oh mein Gott, Elena!

Es war an der Zeit, dass ich wieder Herrin all meiner Sinne wurde, bevor ich noch mein Temperament vergaß und über ihn herfiel. So geht das nicht, Elena! Reiß dich zusammen! Womöglich war er verheiratet und morgen stand eine entsprechend große Schlagzeile in der Times: Sexgeile Staatsanwältin wirft sich Präsident des Obersten Gerichtshofs an den Hals!

Meine Gedanken verstummten. Keine optimale Werbung für mich. Nein, nein, nein! Meine Ehre war mir etwas wert. Und ich wollte die Karriereleiter hochklettern, aber nicht so. Das stand fest. Die kleinen grauen Zellen einschalten, Elena! Du hast auch noch einen Verstand, nicht allein einen Sexualtrieb, rief ich mich zur Ordnung.

Allmählich beruhigten sich meine empfindsamen Körperstellen wieder und ich hoffte, mein Lustempfinden würde, so pfeilschnell es auch gekommen war, ebenso blitzartig wieder verschwinden.

Der Fahrstuhl schnellte mit einer ziemlichen Geschwindigkeit empor, bis er zum Stillstand kam und ein angenehm weicher Gong ertönte, der uns vermittelte, dass wir angekommen waren. Leise, aber zügig öffneten sich die Aufzugtüren. Wir stiegen aus. Das Licht ging automatisch an.

Ich sah mich um. Wir standen nun in einem hell getünchten Vorraum, dessen Wände in einem matten, cremefarbenen Ton gestrichen waren. An der Wand hing eine luxuriöse, verschnörkelte goldene Wandleuchte, deren milchiger Kelch warmes Licht spendete. Im Blickfeld thronte ein eindrucksvoller, dazu passender Spiegel, sodass man noch schnell, bevor man in den Fahrstuhl stieg, sein Outfit kontrollieren konnte. Darunter war ein weißes Bord angebracht, worauf nur eine Packung Kosmetiktücher stand.

Janr və etiketlər
Yaş həddi:
18+
Həcm:
593 səh. 6 illustrasiyalar
ISBN:
9783862777525
Müəllif hüququ sahibi:
Bookwire
Yükləmə formatı:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip