Kitabı oxu: «Als Zivilist und Mann im Frauenknast der Deutschen Demokratischen Republik»

Şrift:

Kesselflicker

ALS ZIVILIST UND MANN

IM FRAUENKNAST DER

DEUTSCHEN

DEMOKRATISCHEN

REPUBLIK

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

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www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Mein persönlicher Werdegang – Pseudonym“ der Kesselflicker – auch bloß „der Kessel“ genannt

Die neue Arbeit im Frauenknast

Der Umgang mit den Strafgefangenen

Wieder zurück in den Frauenknast

Probleme im Heizhaus

Der Gabelstaplerschein

Der Umgang mit Strafvollzugsangestellten

Die Staatssicherheit war immer im Haus

Das Männerkommando kam zum Arbeiten

Der Tagesablauf im Knast

Die Amnestie im Strafvollzug

Der Stromausfall

Der versuchte Ausbruch

Die Pflege und Reinigung im Objekt

Wir waren noch eine Gemeinschaft

Der Weg in die Freiheit

Was geschah nach der Wiedervereinigung 1989

Mein persönlicher Werdegang – Pseudonym“ der Kesselflicker – auch bloß „der Kessel“ genannt

Meine gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse als Zivilist und Angestellter im Frauengefängnis der ehemaligen DDR, also der Deutschen Demokratischen Republik möchte ich hiermit darlegen.

Als ich, knapp 33 Jahre jung war, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Meine bisherige Arbeit als Fertigungstechnologe in einem Großbetrieb in Leipzig machte mir keinen Spaß mehr, dort gab es zu viele Spießer.

So suchte ich also in Leipzig nach einer neuen Arbeit. Ich fand auch eine offene Stelle bei einem Leipziger Großbetrieb, der Wäscherei, und bewarb mich mit meinen Unterlagen in der Kaderabteilung, heute würde man wohl Personalbüro, dazu sagen. Die Wäscherei war in Markkleeberg, einem Vorort von Leipzig, den man mit der Straßenbahn, oder der S-Bahn, vom Zentrum bzw. vom Hauptbahnhof, aus gut erreichen kann. Sie suchten einen Hauptmechaniker im Betriebsteil 3, kurz BT 3 genannt. In der Kaderabteilung sagte man mir, dass die Tätigkeit in einer Außenstelle der Strafvollzugsanstalt von Leipzig angesiedelt sei und zwar im Frauengefängnis. Man durfte aber keine Westverwandtschaft in der Bundesrepublik Deutschland haben, sonst hätte ich keine Chance, diesen Job zu bekommen. Der Hauptmechaniker war so eine Art technischer Leiter in dem Betrieb, ihm unterstanden die Handwerker und die Mitarbeiter des Heizhauses, und diese Chance wollte ich mir einfach nicht entgehen lassen, da ich schon nach einem anspruchsvollen Job Ausschau hielt. Also wurde ich heimlich auf Herz und Nieren von der Staatssicherheit bzw. vom Strafvollzug der DDR dahingehend überprüft, ob ich auch geeignet sei für diese Arbeit mit inhaftierten Frauen zu arbeiten. Man erkundigte sich in der so genannten Stammkneipe nach meinem Leumund, befragte Hausbewohner und Genossen in dem Mehrfamilienhaus in Leipzig, in dem wir wohnten, und schaute auf dem Dach danach, nach welcher Richtung die Antenne ausgerichtet war, ob man vielleicht Westfernsehen sah. Da wir die Antennen unter dem Dach hatten wusste keiner ob wir Westfernsehen gesehen hatten. Man fragte nicht nur in der Nachbarschaft die Leute aus, auch in dem ehemaligen Betrieb in Leipzig, wo ich zu der Zeit noch arbeitete, holte man Erkundigungen über mich ein. Ich hatte einen guten Kontakt zu allen Hausbewohnern, da ich auch gleich Hausmeister für unser Doppelhaus geworden bin und diese Aufgabe mit Leidenschaft erfüllt habe.

All diese Kontrollen und Überprüfungen waren zu diesem Zeitpunkt normal bzw. notwendig, um sich ein Bild von meiner Person, dem neuen leitenden Mitarbeiter zu machen. Es war ja auch schwer für die Staatssicherheit, da meine Frau und ich keine Genossen der SED der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands waren, und auch keine Mitarbeiter der Staatssicherheit gewesen sind. Wir waren in keiner Partei sondern nur in der Gewerkschaft der IG Chemie, einem Teil des FDGB, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds. Nach eingehender Überprüfung und Rücksprache mit mir, bekam ich diesen Job als Hauptmechaniker des BT 3, dem so genannten Frauengefängnis in Leipzig. Mit dieser Zusage konnte ich in meinem alten Betrieb gemäß den Vorschriften des von mir unterschriebenen Arbeitsvertrages kündigen. Bei meiner Arbeitssuche brauchte ich ja keine Angst zu haben, da ich ja eine technische Ausbildung bzw. Qualifikationen in der Technik nachweisen konnte. Als Hauptmechaniker sollte man doch über ein ausreichendes praktisches Wissen verfügen und jahrelange technische Erfahrungen besitzen.

Nach Abschluss der 8. Klasse erlernte ich 1958 den Beruf eines Kupferschmiedes, da das nach Aussagen von Mitarbeitern des Betriebes der Chemischen Fabrik Miltitz ein ordentlicher Beruf darstelle. Die Kupferschmiede sei das Herzstück eines chemischen Betriebes, sagte man da. Man hatte mit dem Beruf alles andere gleich mitgelernt. Ich bekam diese Lehrstelle allerdings nur, weil meine Eltern dort beschäftigt waren und zwar ohne Auffälligkeiten. Denn gewisse Schwierigkeiten, eine solch gefragte Lehrstelle zu bekommen, hatte ich damals schon. Ich hatte gerade die Konfirmation hinter mir und nicht wie es der Staat gern gesehen hätte, die sozialistische Jugendweihe absolvierte.

Man kann sich das nicht vorstellen aber zu diesem Zeitpunkt mussten wir noch samstags arbeiten. Jeden Samstag früh um sieben Uhr war für alle Lehrlinge Zeitungsschau angesetzt und jedes Mal war ein anderer dran, der über Neuigkeiten aus aller Welt berichten musste. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre 1961 in einem Chemiebetrieb in Miltitz bei Leipzig war ich nun Kupferschmied, man sagte auch „Kesselflicker“ dazu, mit gleichzeitiger Ausbildung in Heizungs- und Rohrlegerarbeiten, und wollte nun als Junggeselle noch viel dazulernen. „Kesselflicker“ nannte man früher die Handwerker die mit einem Wagen von Ort zu Ort zogen, und Töpfe und Pfannen gleich vor Ort reparierten bzw. löteten. Da das meistens Kupferschmiede waren, nannte man mich eben auch den „Kesselflicker.“ Der Verdienst als junger Kupferschmied war nicht so rosig, also suchte ich mir noch einen Nebenverdienst als Aushilfskellner bei Tanzveranstaltungen in Miltitz oder auch im Nachbarort Markranstädt. Dort lernte ich gleich den richtigen Umgang mit Menschen kennen, ich kannte ja diese Leute, die Gäste vorher nicht. Für mich war das natürlich eine große Herausforderung die Menschen zu studieren, mir Menschenkenntnisse zuzulegen, und dabei noch Geld zuverdienen. Mein größtes Ereignis in diesem Job als Aushilfskellner war es, zur Leipziger Messe als Oberkellner beim Staatsbankett zu arbeiten. Ich meisterte als „Kesselflicker“, der später auch bloß noch „Kessel“ genannt wurde mehrere Arbeitsstellen erfolgreich, und erlangte nach Feierabend den Schweißerpass im autogenen Schweißen in der Stufe R 1b als auch Elektro- Schweißerpass der Stufe B 1b, und bestritt erfolgreich die WIG-Prüfung „Wolfram-Inertgas-Schweißen“ von Aluminium beim Zentralinstitut der Schweißtechnik in Halle an der Saale. Der Schweißerpass wurde in verschiedene Stufen eingeteilt. Nach der Grundprüfung gab es die ersten Zusatzprüfungen, von denen ich jeweils eine Schweißart besaß, die Zusatzprüfungen wurden nach der Qualität immer höher eingestuft. Da zu DDR-Zeiten das Kupfer immer weniger zum Einsatz kam, wurde auf Aluminium und auf V2A, das ist nicht rostender Stahl, oder auf Plaste umgestellt.

Da ich mir als Kupferschmied an der rechten Hand die anerkannte Berufskrankheit die Nummer 25 zugezogen hatte, das war ein Ganglion, was auch Überbein genannt wird, musste ich mir unbedingt eine Arbeit suchen , wo ich meine rechte Hand nicht immer so stark einsetzen musste. Das Ganglion ist bestimmt von dem vielen Hämmern mit der rechten Hand gekommen, denn als Kupferschmied muss man viel hämmern, da durch das Hämmern auf das weiche Kupfer, dieses in seinem Gefüge wieder richtig fest wurde.

Das Überbein wurde mir herausoperiert und dabei die Hand verletzt, so dass ich zum Invalidenrentner wurde. Mit einem Mal war ich Frührentner mit einer unbeweglichen Hand. Einmal im Jahr bestellte mich die Sozialversicherung, damals sagte man; die Krankenkasse der DDR, zur Überprüfung in die Universitätsklinik der Karl Marx Universität Leipzig, um zu prüfen, ob es noch notwendig oder gerechtfertigt war, dass ich eine Rente erhielt. Diese anerkannte Berufskrankheit war auch der Grund, dass ich nicht zur Nationalen Volksarmee, so nannte man zu dieser Zeit die Verteidigungsarmee der DDR, eingezogen wurde. In der Zwischenzeit wurde ich als Gabelstaplerfahrer in einem Betrieb in Leipzig ausgebildet, der auch noch Elektrogabelstapler baute und diese auch vertrieb. Nach bestandener Prüfung besuchte ich im gleichen Betrieb den nächsten Lehrgang mit Bravur zum Hebezeugwärter für Gabelstapler. Jetzt war ich in der Lage selbst Elektrogabelstapler zu reparieren auch durften diese Arbeiten nur unter meiner Kontrolle ausgeführt werden. Zu all diesen Ausbildungen und Lehrgängen wurde ich von den jeweiligen Betrieben delegiert, die sie auch bezahlten. Die meisten Ausbildungszeiten und Lehrgänge fanden nach Feierabend statt, und das wollte keiner freiwillig über sich ergehen lassen. Ich aber sagte mir, wer weiß schon, ob man das später nicht einmal gebrauchen kann. Und als Betrieb wollte man ja davon auch profitieren, denn je ausgebildeter die Mitarbeiter waren, desto besser konnten sie eingesetzt und bezahlt werden.

In einem Betrieb in dem ich mehrere Jahre als Kupferschmied gearbeitet habe, fragte ich einmal den Chef, ob er mich nicht mal zum Studium delegieren könnte. Er antwortete mir: „Ich will niemanden neben mir haben der schlauer ist als ich.“ Und so bekam ich von der Firma auch keine Delegierung. Also musste ich zwangsläufig in einen Betrieb wechseln, in dem die Aussicht bestand, dass er mich, zum Studium delegierte. Bei den Vorgesprächen, die ich in der Kaderabteilung der neuen Firma in Leipzig geführt hatte, entschied man sich, mich als Brigadier einzustellen, und eine neue Abteilung, die Rationalisierung, zu gründen, mit der Option dass ich mich weiterbilde. Und so kam es dann auch, dass ich eine neue Arbeitsstelle hatte.

Also ging ich wieder mit einer Delegierung zur Volks - hochschule in Leipzig zu einem Vorbereitungslehrgang für die Fachschule, wo ich mich abends, also nach Feierabend dreimal wöchentlich auf die Schulbank setzen musste. Das war die Voraussetzung für ein weiteres Studium an einer Schule oder Akademie. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Volkshochschule wollte ich Maschinenbau studieren. Leider gab es aber nur ein Direktstudium außerhalb von Leipzig, das ich jedoch aus privaten Gründen nicht durchführen wollte.

Da entschied ich mich kurz entschlossen zu einem zweijährigen Meisterstudium für Maschinenbau in meiner Heimatstadt Leipzig. Dieses Meisterstudium an der Betriebsakademie in den „Kirowwerken“ stellte eine große Herausforderung und Belastung für meine gesamte Familie dar. Dreimal wöchentlich verbrachte ich den wohlverdienten Feierabend auf der Schulbank, diese Schule ging jeweils bis halb neun. Aber ich schloss sie mit Erfolg und dem „Meisterbrief“ ab.

Die neue Arbeit im Frauenknast

1977 begann ich nun endlich meine neue Arbeit als Zivilist im Frauengefängnis des BT 3 in Markkleeberg. Dort stellte man mich überall vor, denn jeder vom Strafvollzug musste jetzt wissen, wer ich bin, und dass ich jetzt mit den einsitzenden Frauen zusammen arbeiten musste, um die gesteckten Ziele des Betriebes zu erreichen. Man erkannte jede Strafgefangene, da sie, alle hinten auf ihrer Kleidung einen gelben Streifen hatten. Wir als Zivilisten mussten uns um die Planerfüllung des Betriebes kümmern, aber auch die Sicherheit des Strafvollzuges durften wir nicht vergessen, denn diese stand in unserem Betriebsteil im Vordergrund. Die Genossen vom Strafvollzug sagten mir gleich, wer im Knast arbeitet darf nicht zart besaitet sein, und keine Gefühle zeigen, denn ohne Grund ist keine Strafgefangene hier. An der Sprache erkannte man, dass hier Inhaftierte, aus der gesamten Republik vertreten waren. Man zeigte mir gleich meinen Verantwortungsbereich im Betrieb, und stellte mich auch der Leiterin einer Frau Genossin Hauptmann „Dienstgrad“, der Außenstelle des Strafvollzuges vor. Später wurde sie befördert zum „Major“ des Strafvollzuges und ihre Vertreterin war auch eine Frau Genossin Hauptmann. Außer den Handwerkern, in erster Linie Elektriker und Schlosser hatten ich noch ein großes Heizwerk bzw. Kesselhaus zu betreuen. Ich war auch gleichzeitig der Vorgesetzte der Heizer, Bekohler und des Kraftfahrers im Objekt. Unser gesamter Betrieb wurde auch von einem hohen Zaun umschlossen, der mit einer Schranke und einem Wachgebäude versehen war. Hier saßen noch zivile Mitarbeiter des Betriebes im so genannten Außenbereich im durchgehenden Schichtsystem und kontrollierten die Betriebsausweise der Wäschereimitarbeiter, und die Dienstausweise des Strafvollzuges, sie erfassten Besucher und den Fahrzeugverkehr bevor diese das Betriebsgelände betreten bzw. befahren durften. Zivile Wäschereimitarbeiter, Schlosser und Elektriker gingen im Gebäude an der Wache des Strafvollzuges „der so genannten Schleuse“ vorbei und kamen so zu den Produktionsräumen, wo die weiblichen Strafgefangenen arbeiteten. Dort führten sie Reparaturarbeiten an Maschinen und Anlagen aus, warteten sie oder installierten Neuanlagen.

Einmal fragten mich einige der Gefängnisinsassen, wie denn so ein Heizhaus funktioniert, und ich erklärte ihnen das Prinzip der Heizung und wie Dampf erzeugt wird und dass dieser wiederum in die Wäscherei transportiert werden musste und zur Warmwassergewinnung benötigt wurde.

Das Personal des Heizhauses war dafür zuständig, dass der Dampf geliefert wurde, da ja Dampf zum Aufheizen des Wassers in den Waschmaschinen, Mangeln und Pressen notwendig war, um waschen und bügeln zu können. Außerdem waren sie auch für das warme Wasser, und im Winter für die Heizung des gesamten Betriebsteiles zuständig. Das Heizhaus musste also im Zwei- oder Dreischichtbetrieb immer besetzt sein. Die Beheizung der Kessel erfolgte meist nur mit Braunkohle seltener mit anderen Brennstoffen wie zum Beispiel dem Brikettabrieb. Zum reibungslosen Produktionsablauf in der Wäscherei und ihren nachfolgenden Abteilungen war es also äußerst wichtig, den Arbeitsprozess der Strafgefangenen mit ausreichend Dampf und Wärme aus unserem Heizwerk am Laufen zu halten. Zur Erzeugung von warmem Wasser benötigte man auch wieder Dampf, der Dampf ging durch Rohre im Wärmetauscher. Mit dem erhitzten Wasser hatten wir auch Duschwasser erzeugt. Deswegen brauchten wir viel Braunkohle und legten uns immer eine Kohlehalde an. Das passierte immer im Sommer, weil die Kraftwerke dann nicht soviel Kohle zur Herstellung von Strom benötigten. Außerdem betrieben die Bürger zu dieser Jahreszeit auch keine Berliner Öfen oder ähnliche Heizquellen mehr. So hatte es jeder Betrieb angestrebt auf Vorrat zu wirtschaften. Das war in der sozialistischen Wirtschaft überall so, jeder hatte sich ein Lager angelegt, die Bürger im Keller und wir auf der Kohlehalde, da es nicht immer alles gab, was man zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigte. Deshalb betrieb man in der DDR eine Lagerwirtschaft, wofür man aber auch den notwendigen Platz benötigte.

Auf dem Kohleplatz kippten die Fahrzeuge ihre Braunkohle ab, und ein Mitarbeiter des Heizhauses, der so genannte Kraftfahrer des Betriebsteiles, fuhr mit der Planierraupe die Kohle fest. Die Kohle musste verdichtet werden, damit sie sich nicht von selbst entzünden und anbrennen konnte. Das ist im Sommer öfters passiert, da wegen Glasscherben in der Kohle die Sonne durch Überhitzung leichtes Spiel hatte. Hier mussten wir immer die Löscharbeiten selber durchführen. Wir versuchten mit einem Schlauch aus dem Heizhaus oder mit Wasser vom Hydranten die Glut oder die brennende Kohle selbst zu löschen. Es kam aber auch schon mal vor, dass wir zu langsam waren oder aufgrund eines anderen Umstands die Kohle mal schneller brannte, so das auch die Feuerwehr dann und wann zum Löschen anrücken musste.

Hunderte Tonnen von Braunkohle mussten deshalb immer mit der Planierraupe verdichtet werden, und so fuhr der Fahrer mit der Planierraupe immer hin und her. Wenn also Braunkohle im Heizhaus benötigt wurde, schob der Fahrer die Kohle bis an einen Trichter, bevor sie mit dem Schrapper „einem mit Hand bewegten Schild mit Seilantrieb und Elektroschalter“ in diesen hinein geschoben wurde. Dann transportierte ein langes Förderband die Kohle hoch hinaus bis zum Kohlebunker, der über den Kesseln stand. Der Bekohler musste auch öfters mal den Bunker kontrollieren, damit beim Befüllen nichts überlief. Der Bekohler war also immer dafür verantwortlich, dass die Bunker voller Kohle waren und der Heizer richtig Feuer unter die Kessel brachte. Wenn die Braunkohle mal recht nass und schmierig gewesen war und schlecht brannte, freuten wir uns über den Anruf eines Kohlenhändlers, der aus Lagerungsnot einige Tonnen Brikettabrieb aus seinem Bestand loswerden wollte. Wir waren froh darüber. Denn unser Job war es ja den Dampfdruck stabil zu halten, und so mischten wir dann immer die nasse Braunkohle mit dem trockenen Brikettabrieb und das Feuer in den Kesseln brannte wieder besser. Einen Nachteil hatte der Brikettabrieb aber auch. Er konnte zu einer Kohlenstaubexplosion führen oder auch eine Verpuffung auslösten. Deshalb war der Heizer bei Regenwetter immer auf Kontrolle und passte auf, dass die Bunker an diesem Tag nicht zu voll waren, um im Notfall eine Mischung mit Brikettabrieb zu versehen.

Der Heizer musste also immer vorsichtig sein bei dem Mischungsverhältnis mit Brikettabrieb. Für diesen Zweck hatten wir auch immer eine Reserve gleich neben der Halde liegen.

Die verbrannte Kohle erzeugte natürlich auch Asche. Bei der so genannten Nassenttaschung gelangte die Asche zum Ascheband, einem Förderband aus einzelnen Gussteilen, das in Wasser lief und die glühende Asche ablöschte. Dieses Kratzband, so nannte man es, lief ins Freie und entleerte sich dort auf die Ladefläche eines LKW oder Hängers. Die nasse Asche und die entstandene Schlacke wurden zu einer entfernten zugelassenen Halde abtransportiert, meistens waren das Restlöcher des Braunkohleabbaues oder auch ehemalige Sandgruben und dort entsorgt. Beim Abkippen auf der Halde musste man höllisch aufpassen dass man nicht im Schlamm oder im aufgewühlten Untergrund stecken blieb, und dass die Räder des LKW sich beim Losfahren nicht durchdrehten. Auf den Halden war man immer froh, wenn zu diesem Zeitpunkt, als man selbst dort ankam, gerade eine Planierraupe auf der Aschehalde vor Ort war. Die Raupe musste so ungefähr alle zwei Tage die Halde wieder planieren und verdichten, damit jeder wieder Schutt und Asche in das Tagebaurestloch abkippen konnte.

Meine Aufgaben hatten meistens zum Ziel, den Wert der Maschinen und Anlagen zu erhalten sowie die dazugehörenden Ersatzteile zu beschaffen. Es war ein regelrechter Kampf, den die Handwerker und das Heizhauspersonal gemeinsam mit mir bestritten, um einen reibungslosen und zufrieden stellenden Ablauf zu gewährleisten und Ausfälle zu vermeiden. Es war gar nicht so einfach für uns. Denn während der Strafvollzug nur für die Sicherheit sorgen musste, hatten wir noch einen Plan zu erfüllen, und die Zufriedenheit der Wäschereikunden war oberstes Gebot.

Die Leiterin des Strafvollzuges in unserem Betrieb sagte zu mir immer: „Die Strafgefangenen sind wegen eines Verstoßes gegen die Gesetze in unserem Land hier, deshalb ist es wichtig, dass alle Maschinen, Anlagen und Gabelstapler störungsfrei funktionieren, sonst machen wir uns ja auch strafbar, wenn wir zulassen, dass defekte Geräte zum Einsatz gelangen.“ Wir mussten also ständig dafür sorgen, dass es keine Mängel gab, da ja die Strafgefangenen, wenn sie mal keine richtige Lust zum Arbeiten hatten, diese Unregelmäßigkeiten als Vorwand benutzten und dem Strafvollzug Meldung machten. Dann mussten wir gleich bei der Leiterin antreten, der Schichtleiter, der Betriebsteilleiter und ich, und wurden darauf hingewiesen, dass es Mängel im Ablauf der Produktion gab. Unsere Pflicht war es also, wieder einmal für die Abstellung der Mängel zu sorgen. Wir gingen anschließend gleich zu unseren Mitarbeitern und stellten den Mangel ab oder versuchten es sogleich.

Ich hatte ein schönes Büro im Sozialtrakt des Betriebsteiles, gleich neben dem Leiter des Strafvollzuges. Auf der einen Seite, und auf der anderen Seite hatte der Betriebsteilleiter sein Büro. Von den Strafgefangenen trennten uns im Normalbetrieb nur Zäune, Gitter und Personalschleusen, durch die die Strafgefangenen nach Feierabend zum Saubermachen in unseren Verwaltungsbereich geführt wurden und verschlossen werden mussten. Bei der Reinigung unserer Büroräume und denen des Strafvollzuges waren stets ein Zivilist und ein Wachposten des Strafvollzuges anwesend, sie beaufsichtigten, dass auch richtig und gewissenhaft gereinigt und geputzt wurde. Es war wichtig, dass man nichts auf seinem Schreibtisch liegen ließ, sonst hätte es vielleicht Beine bekommen. Das war auch für uns eine gewisse Erziehung, denn wir hatten jeden Abend einen leeren Schreibtisch vor uns. Es gab ja auch Sachen, die die Strafgefangenen nicht sehen durften.

Die Schlüssel zum Gefangenenbereich hatten nur die Strafvollzugsangestellten und jeder von ihnen nur für seinen Bereich. Wenn es mal gelingen sollte, einem Strafvollzugsangestellten den Schlüssel wegzunehmen, dann kam man nur aus einem Bereich heraus. Entweder es passte ein anderer Schlüssel oder man musste durch eine Schleuse mit Kamera laufen wo erst geschaut wurde, wer es ist, bevor man den Summer bediente. Die nächste Schleusentür ging erst auf, wenn die andere geschlossen war, und dann stand man in einem Raum ohne Fenster, aber mit Türen und vorhandenen Kameras. Der gesamte Wäschereibereich wurde mittels Kameras überwacht und die Aufnahmen zur Wache des Strafvollzuges übertragen.

In der Wäscherei waren wir als Zivilisten allein für die Strafgefangenen zuständig. Wir waren eigenständig für die Überwachung und Leitung der Produktionstechnologie verantwortlich. Das zivile Personal war einfach ausgebildetes Wäschereipersonal, das die inhaftierten Frauen anleitete und kontrollierte. Es gab nämlich auch Strafgefangene, die, bevor sie ins Gefängnis kamen, zu Hause nichts machen mussten und deshalb keine Ahnung hatten, wie man schmutzige Wäsche behandelt, um saubere zu erhalten. Beim zivilen Wäschereipersonal gab es pro Schicht jeweils einen Schichtleiter. Ob dieser männlich oder weiblich war, es spielte keine Rolle, da ja noch genügend zivile Frauen als Wäscherinnen anwesend waren. Es gab auch Frauen, die für die Qualität der Wäsche und die Einhaltung entsprechender Merkmale zuständig waren, die Frauen von der TKO-Qualitätskontrolle, wobei TKO für technische Kontrollorganisation stand. Diese Frauen waren geschult und auf die Qualitätsmerkmale ausgerichtet. Es ging also keine Wäsche aus dem Versand, die nicht auf ihre Qualitätsstandards hin überprüft wurde.

Janr və etiketlər
Yaş həddi:
0+
Litresdə buraxılış tarixi:
22 dekabr 2023
Həcm:
140 səh. 1 illustrasiya
ISBN:
9783957440808
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