Kitabı oxu: «Chris Owen - Die Wiedergeburt»
Matthias Kluger
CHRIS OWEN
DIE WIEDERGEBURT
Fortsetzungsroman von Schwarzer Kokon
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2017
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Copyright (2017) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte beim Autor
Titelbild © Matthias Kluger (Gemälde, 2017)
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Vorwort
Im zarten Alter von 26 Jahren träumte ich in der Nacht von Samstag, den 10. August 1991, auf Sonntag, den 11. August 1991, von Jesus – oder wie man dieses vor meinem Auge real erschienene Gesicht charakterisieren möchte. Dieses Antlitz gab mir zwei Botschaften mit, welche ich, prompt war ich aufgewacht, in meine Kommunionsbibel notierte. Anschließend schlief ich umgehend wieder ein.
»Blick in die Zukunft und nicht auf die Spuren der Vergangenheit. Denn diese lassen sich nicht verändern.«
»Geh in den Saal und erleuchte ihn mit Glauben.«
Dass dieses Buch Realität werden konnte, danke ich – neben besagtem Traum – folgenden lieben Menschen: Pfarrer Peter Bielmeier, Sabine und Treufried, Matteo, Ingrid und Karl, Aimie, Lea und Hartmut wie auch meiner geschätzten Lektorin Daniela Lorenz.
Matthias Kluger
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Prolog
Kapitel 1: Ich bin wieder da
Kapitel 2: Patmos
Kapitel 3: Apokalypse – Die Offenbarung des Johannes
Kapitel 4: Vorbereitung auf das Familienfest
Kapitel 5: Der Schwarze Reiter
Kapitel 6: Besuch am Grab
Kapitel 7: Der Missionar
Kapitel 8: Das zweite Siegel
Kapitel 9: Ostfront 1915
Kapitel 10: Die Erscheinung
Kapitel 11: IMMERZEIT
Kapitel 12: Krieg und Terror
Kapitel 13: Das dritte Siegel
Kapitel 14: 9 Monate?
Kapitel 15: Tafaris Reise
Kapitel 16: Er soll Chris heißen
Kapitel 17: Zwischenlandung Brüssel
Kapitel 18: Zu Hause
Kapitel 19: Das Virus
Kapitel 20: Ziel New York
Kapitel 21: Die Nacht im Hotel
Kapitel 22: Der Morgen danach
Kapitel 23: Die Mail trifft ein
Kapitel 24: Der kranke Hotelgast
Kapitel 25: Erste Maßnahmen
Kapitel 26: Krieg der nächsten Generation
Kapitel 27: Chris sieht Nachrichten
Kapitel 28: IMMERZEIT
Kapitel 29: Die Pandemie
Kapitel 30: Sechs Jahre Elend
Kapitel 31: Er liest
Kapitel 32: Der erste Schultag
Kapitel 33: Der Besuch
Kapitel 34: Heimlichkeiten
Kapitel 35. Die Pause
Kapitel 36: Privatstunden
Kapitel 37: Ego
Kapitel 38: Chris’ Geheimnis
Kapitel 39: Olivia und Fredrik
Kapitel 40: Plauderstunde
Kapitel 41: Der Albtraum
Kapitel 42: Seit jener Nacht
Kapitel 43: Die Entwicklung
Kapitel 44: Die Kardinäle
Kapitel 45: Das Brandmal
Kapitel 46: Kardinal Laval
Kapitel 47: Atomare Bedrohung
Kapitel 48: Schachmatt
Kapitel 49: Selig die, die an mich glauben
Kapitel 50: Reficul
Kapitel 51: Bella Italia
Kapitel 52: Recherchen
Kapitel 53: Eleonora Dempsey
Kapitel 54: Fündig
Kapitel 55: Der Spiegel Immerzeit
Kapitel 56: Zwei der Reiter fehlen
Kapitel 57: Auf Sendung
Kapitel 58: Alberts Fund
Kapitel 59: Thron ist der Operator
Kapitel 60: Albert in der Engelsburg
Kapitel 61: Bloomtal Television
Kapitel 62: Die Tiefen der Katakomben
Kapitel 63: Ist sie es tatsächlich?
Kapitel 64: Dagobert Huston
Kapitel 65: Das Kreuz aus Turmalin
Kapitel 66: Ist der Mensch zur Umkehr bereit?
Kapitel 67: Was macht Oskar nur?
Kapitel 68: Wurde ich verfolgt?
Kapitel 69: Besteht Hoffnung?
Kapitel 70: Verträge
Kapitel 71: Unerwarteter Besuch
Kapitel 72: Elias zweifelt
Kapitel 73: Glory Hunt wird zum Mythos
Kapitel 74: Der Schattenmann
Kapitel 75: Die Beine bewegen sich
Kapitel 76: Die Konsequenzen stehen in den Sternen
Kapitel 77: »Wir werden sehen«
Kapitel 78: Kein Traum
Kapitel 79: Wir müssen uns stellen
Kapitel 80: Im Umzugswagen?
Kapitel 81: Heute Nacht wird gefeiert
Kapitel 82: Die Talk-Runde
Kapitel 83: Sammlung von Informationen
Kapitel 84: Zurück in die Staaten
Kapitel 85: Böses Erwachen
Kapitel 86: Ein heftiger Schlag
Kapitel 87: Zufall oder Schicksal?
Kapitel 88: Wer zieht die Fäden?
Kapitel 89: Nur er kann die Fäden in Händen halten
Kapitel 90: Jetzt weiß ich, wie
Kapitel 91: IMMERZEIT
Kapitel 92: Ich bin der wahre Messias
Kapitel 93: Das Gebet
Kapitel 94: Gleich einem Drogenkartell
Kapitel 95: Suche das Kreuz!
Kapitel 96: Es jagt mir eine Heidenangst ein
Kapitel 97: Der Messias erscheint
Kapitel 98: In den Gemächern des Papstes
Kapitel 99: Auf nach Rom
Kapitel 100: Der letzte Atemzug
Kapitel 101: Die Zahnräder drehen schneller
Kapitel 102: Wir warten auf jemand ganz Bestimmten
Kapitel 103: Du wirst der neue Papst
Kapitel 104: Das Anagramm
Kapitel 105: Eleonora Dempsey und Dagobert Huston
Kapitel 106: Das Band gegenseitigen Sehens
Kapitel 107: In drei Tagen
Kapitel 108: Die Pforte öffnet sich
Kapitel 109: Die Basilika füllt sich
Kapitel 110: Tiefe Ruhe
Kapitel 111: Die Schleusen aus Immerzeit öffnen sich
Kapitel 112: Treibgut
Kapitel 113: Wo ist Chris?
Kapitel 114: Tief empfundene Liebe
Kapitel 115: Auf der Suche
Kapitel 116: Rächt sich »Mutter Natur«?
Kapitel 117: Weiteres Unheil droht
Kapitel 118: Chaos
Kapitel 119: Piazza San Pietro
Kapitel 120: Die Apokalypse
Kapitel 121: Eines Tages würde er es verstehen
Kapitel 122: Das Räderwerk war in Gang gesetzt
Kapitel 123: Francis Mentes begreift
Kapitel 124: Blutend lockendes Wasser
Kapitel 125: Das vierte Siegel ist nicht gebrochen
Kapitel 126: Die Beichte
Kapitel 127: Die Auferstehung
Kapitel 128: Die Botschaft
Epilog
Prolog
Woran erinnerst du dich, wenn du an deine Kindheit zurückdenkst? Sind es schöne Erinnerungen oder weniger schöne? Welche ist tatsächlich die erste? Es ist eher unwahrscheinlich, dass du dich an Ereignisse erinnerst, die vor deinem dritten Lebensjahr stattgefunden haben. Bis zum sechsten Lebensjahr nehmen die Erinnerungen dann eine meist unpräzise Gestalt an.
Ich selbst habe noch gut meinen Kinderwagen im Gedächtnis. Jenen, in dem mich meine Eltern zu Spaziergängen mitgenommen haben. Ist es wirklich realistisch, dass sich vor meinem inneren Auge der Umriss des Kinderwagens in grünblau kariertem Stoff abzeichnet? Eher nicht! Wahrscheinlicher ist doch, dass ich den Wagen auf irgendeinem Foto oder Dia gesehen habe. Daher nuancieren die Farben in meinen Gedanken auch ähnlich den ausgebleichten Fotografien der 70er Jahre mit ihrem ockerrötlichen Farbstich.
Kapitel 1: Ich bin wieder da
Washington, D.C., November 2015 bis 7. Juli 2016
Stille. Unendliche Stille – und doch eine geradezu präzise, das ganze Universum umfassende Aktivität.
Er erfasst die Teilung. Jede einzelne, die exakt wie ein Uhrwerk rasend voranschreitet. Die Architektur der Zellen steht und ist bis ins kleinste Detail vorherbestimmt. Er genießt seine beginnende Vollkommenheit, die Stunde für Stunde, Tag für Tag Gestalt annimmt. Unnötig, Befehle zu erteilen. Alles ist bis auf die kleinste Komponente geplant. Seine Bestimmung.
Noch sieht er aus wie eine Kaulquappe, durch eine hauchdünne Schnur mit der ständig größer werdenden Plazenta verbunden. Er ist versorgt. Er erkennt seine Augen, die sich als winzige Höcker am Kopf ausgebildet haben, genießt, in völliger Ruhe, sein Gehirn wachsen zu sehen. Wie ein dünnes Röhrchen windet es sich bis zum Steiß, um später das Rückenmark entstehen zu lassen. Alles um ihn herum wabert. Sämtliche Zellen folgen strikt ihrem Bauplan – ihren Anweisungen – bilden Organe, Muskeln, Haut, Haare, Hoden, Schweißdrüsen. Seit über dreißig Tagen beobachtet er sich nun – bis sein Herz zu schlagen beginnt. Das berauschende Gefühl der Existenz überkommt ihn, als er sich am Takt des Herzschlags seiner Mutter orientiert. Nur doppelt so schnell.
Seine Mutter: Afroamerikanerin, seit ihrer Geburt in Washington lebend, strahlend weiße Zähne. Sie liebt ihn bereits über Wochen, Monate hinweg abgöttisch und wird ihm all ihre Fürsorge zuteilwerden lassen. Noch weiß sie nicht, dass er sie auserwählt hat. Sie ahnt nicht, dass sie eine besondere Rolle innehat.
Er dreht sich, betrachtet seine Finger, seine Zehen – trotz geschlossener Augen.
Dann kommt der Tag, sein Tag, der 7. Juli 2016. Er spürt die Kontraktion der Gebärmutter, seine verschränkten Arme auf der Brust, die Beine angezogen. Es ist eng, sehr eng. Das Hormon Kortison durchflutet ihn. Er wird es benötigen, um den ersten Atemzug zu tun. Der Schleimpfropf, welcher den Muttermund verschlossen hat, geht ab und er wird in immer kürzeren Abständen nach unten gedrückt. Er nimmt die hechelnde Atmung seiner Mutter wahr, wie sich ihre Lungenflügel prall mit Sauerstoff füllen, um eine Sekunde später gepresst Kohlenstoffdioxyd auszupusten. Ihr Herz rast, pumpt nun im gleichen Takt wie das seine. Sie keucht, schreit auf, als sie abermals eine heftige Wehe überkommt. Er registriert ihre spitzen Schreie, so als ob seine Ohren unterhalb des Wasserspiegels einer Badewanne versunken wären. Panik erfasst ihn, als sein Kopf gequetscht wird und zwei Hände ihn umfassen.
Dann geht es schnell. Ein letzter Druck gegen sein Steißbein und – durch eine glitschig-feuchte Hautspalte wird er ins Freie gepresst. Gleißendes Licht blendet ihn, während er in blutig-schleimiger Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen liegt. Er schreit, spürt die Kraft des Sauerstoffs in den Lungen und denkt:
Achtet auf die Sperlinge!
Ich bin wieder da!
Kapitel 2: Patmos
99 nach Christi Geburt
Das trübe Licht der Kammer machte ihm zu schaffen. Seine trockenen Augen brannten. Mühsam erhob er sich von einem Holzschemel und ging gebeugt an das offene Fenster der Festung. Von hier oben hatte er eine wunderbare Aussicht auf das weite Meer. In den Wellen der einsetzenden Flut spiegelte sich das Abendrot. Kein Baum störte beim Betrachten der hügeligen, mit Phrygana, dem für die Insel typisch immergrünen Busch- und Strauchwerk, überzogenen Landschaft.
»Ist er müde?«
Johannes erkannte an der Stimme, wer soeben leise ins Zimmer getreten war. Der Diener des Cado, jenes Griechen, in dessen Kastell der Insel Patmos er seit seiner Verbannung Unterschlupf gefunden hatte.
»Ja, mir schmerzen die Augen, doch muss ich meinen Auftrag zu Ende bringen, so wie mir Jesus geheißen.«
»Dann lege er sich nieder und diktiere er mir, dass ich für ihn die Worte zu Pergament bringe.«
Johannes lächelte, während er den greisen Körper zur Liege bewegte, einer schlichten Schlafstätte aus Holz und Bast. Die Härte des Bettes schmerzte, sodass sein krummer Rücken morgens Zeit begehrte, wieder einsatzfähig zu werden. Noch immer waren die über neunzig Jahre alten Knochen gezwungen, den scharfsinnigen Geist des Johannes zu tragen. Manchmal wunderte er sich selbst über das greise Alter, doch er wusste, dass er zuerst eine Aufgabe zu erfüllen hatte, bevor er ins Reich Gottes aufgenommen werden konnte.
»So schreibe er, was ich aus dem Munde Jesu zu berichten habe.«
Der Diener entzündete die rote Kerze auf dem Tisch, nahm den Pinsel aus Binsen sowie eine Seite Papyrus – dann wartete er auf die ersten Worte des Alten. Er war stolz darauf, als armselig Bediensteter an diesem bedeutenden Ereignis – davon war er überzeugt – beteiligt zu sein. Jede Zeile, die er bereits seit Wochen zu Papier gebracht hatte, steigerte die Demut wie auch seinen Glauben, welcher sich tief in seinem Herzen verankert hatte.
Mit weißem langem Haar und ebenso wucherndem Bart lag Johannes ruhig atmend auf dem Rücken. Die knorrigen Hände waren wie zum Gebet gefaltet, als er mit sonorem Tonfall begann: »Und der siebente Engel goss aus seine Schale in die Luft; und es kam eine große Stimme aus dem Tempel vom Thron, die sprach: Es ist geschehen!«
Johannes seufzte, wartete auf des Dieners Gemurmel, jenes Zeichen, dass dieser fertig geschrieben hatte.
»Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner, und es geschah ein großes Erdbeben, wie es noch nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind – ein solches Erdbeben, so groß. Und aus der großen Stadt wurden drei Teile, und die Städte der Heiden stürzten ein. Und Babylon, der großen, wurde gedacht vor Gott, dass ihr gegeben werde der Kelch mit dem Wein seines grimmigen Zorns. Und alle Inseln verschwanden, und die Berge wurden nicht mehr gefunden. Und ein großer Hagel wie Zentnergewichte fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels; denn diese Plage ist sehr groß.«
Johannes öffnete die Augen. Es war finster im Raum. Nur der Kerzenschein flackerte neben dem eilig schreibenden Diener.
»Seid Ihr fertig, Johannes?«
»Für heute ja. Ich bin müde.«
»Erlaubt mir eine Frage: Warum droht unser Herr mit seinen Worten, wo er uns doch erschaffen hat und liebt?«
»Habt Ihr Kinder?«, fragte Johannes.
»Nein.«
»Wenn Ihr welche hättet, so verstündet Ihr das Wort Gottes. Denkt an Eure Eltern. Haben sie nicht alles gegeben, um euch zu einem anständigen Menschen zu erziehen?«
»Aber ja doch.«
»Und wurdet Ihr getadelt?«
»Gewiss.«
»Dann lest die Worte Jesu und denkt darüber nach.«
Der Blick des Dieners fiel auf bereits sechs versiegelte Rollen, die neben ihm auf dem Tisch lagen. »Warum sendet Jesus diese Worte?«
»Warum, fragt Ihr? Es werden viele, sehr viele Jahre – gar Jahrtausende ins Land gehen. Gute und schlechte Jahre. Der Herr gibt den Christen Geleit, sich auf gewaltige Auseinandersetzungen einzustimmen.«
»Auseinandersetzungen?«
»Gewiss. Es werden diese kommen, auf Leben und Tod, weil es eine Fehde zwischen Gott und Götzen ist. Versteht Ihr den Grundkonflikt? Jenen Konflikt zwischen Gut und Böse?«
»Warum sollte dieser kommen?«
»Er ist bereits da, mein Sohn. Ich blicke in den Thronsaal Gottes. Selbige kosmische Macht, die im himmlischen Glanze erstrahlt – der Herrlichkeit Gottes.«
Der Diener verstand nicht, worauf Johannes hinauswollte. »Wenn Ihr behauptet, die Auseinandersetzung wäre gegenwärtig, so verrate er mir, warum ich sie nicht sehen kann?«
»Ihr seht sie, dennoch nehmt Ihr sie nicht wahr. Warum bin ich hier in Patmos und nicht in meiner Heimat? Warum nährt die Politik, der Mensch, jenen Boden, der für Christen am gefährlichsten ist? Seht Euch um und Ihr werdet erkennen.«
»Was will Jesus mit seinen Worten bezwecken?«
»Er weist den Weg. Wenn die Zeit gekommen ist, wird das Volk die Zeichen verstehen. Dann nämlich, wenn die Siegel gebrochen werden.«
»Was geschieht dann?«, fragte der Diener, während ein Schauer über seinen Rücken lief.
»Der Mensch wird wissen, dass Gottes Gericht nahe ist. Das Jüngste Gericht ist Gottes Plan.«
»Wie und wen wird er richten?«
Johannes lächelte über den Wissensdurst des Pagen. »Ich bin müde. Lasst uns morgen weiterreden.«
Schweigend, mit hundert unbeantworteten Fragen, verabschiedete sich der Diener des Cado. Als er gegangen war, stand Johannes auf. Bedächtig las er die Worte auf dem Pergament – dann küsste er es, bevor er es rollte. Das rote Wachs der Kerze tropfte auf das Schriftstück. Johannes verschloss den siebten Brief, indem er das heilige Siegel in das noch weiche Kerzenwachs drückte.
Kapitel 3: Apokalypse – Die Offenbarung des Johannes
»Und Jesus ging aus dem Tempel fort und seine Jünger traten zu ihm und zeigten ihm die Gebäude des Tempels. Er aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde. Der Anfang der Wehen. Und als er auf dem Ölberg saß, traten seine Jünger zu ihm und sprachen, als sie allein waren: Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wird das Zeichen sein für dein Kommen und für das Ende der Welt? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. Das alles aber ist der Anfang der Wehen.« (Evangelium nach Matthäus)
Jesus hat seinen Jünger Johannes beauftragt, die Apokalypse niederzuschreiben, um der Menschheit zu verkünden, dass, wenn die Zeit gekommen ist, die Wehen eingeleitet werden. Der Apostel Johannes schrieb sie nieder, um uns Menschen zu zeigen, was kommen wird. Zu zeigen den Weg in die Ewigkeit. Die Apokalypse wird kommen durch vier apokalyptische Reiter.
Der Weiße Reiter
»Und ich sah, dass das Lamm der Siegel eines auftat; und hörte der vier Tiere eines sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm!« (Offenbarung 6)
Der Weiße Reiter als Sinnbild der Reinheit und des Friedens. Doch der Schein trügt, da er wie ein Eroberer dem Gefolge seine Vorstellung des Friedens aufdrängen wird.
»Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen.« (Matthäus 24)
Die Gemeinschaft der »Verführten« wird einen Pseudo-Frieden symbolisieren, wie ihn Paulus für die Endzeit voraussagte: »Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr – dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen.« (1. Thessalonicher 5,1–3)
Jener Messias, der sich als Stellvertreter Gottes ausgibt, versteht es, die Menschen zur Anbetung seines Systems zu animieren, welches den Anschein erweckt, er würde der Welt Gutes tun. Dies wird das allerletzte Aufleben eines Systems sein, welches Johannes in seiner Offenbarung prophezeit: »Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Gräuel auf Erden.« (Offenbarung 17,5)
Der Rote Reiter
»Und als das Lamm das zweite Siegel auftat, hörte ich die zweite Gestalt sagen: Komm! Und es kam heraus ein zweites Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, wurde Macht gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, dass sie sich untereinander umbrächten, und ihm wurde ein großes Schwert gegeben.« (Offenbarung 6,3–4)
Der Rote Reiter wird die tödlichen Kräfte des Bösen einleiten und der Erde den Frieden nehmen. Kriege nie gekannten Ausmaßes sind die Folge.
Der Schwarze Reiter
»Und als es das dritte Siegel auftat, hörte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme mitten unter den vier Gestalten sagen: Ein Maß Weizen für einen Silbergroschen und drei Maß Gerste für einen Silbergroschen; aber dem Öl und Wein tu keinen Schaden!« (Offenbarung 6,5–6)
Hungersnöte, Leid und Elend sind die Folge. Dürren genauso wie Überschwemmungen. Doch auch die ungerechte Verteilung kündet die Wehen an.
Der Fahle Reiter
»Und als das Lamm das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, dessen Name war: Der Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen wurde Macht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit Schwert und Hunger und Pest und durch die wilden Tiere auf Erden.« (Offenbarung 6,7–8)
Seuchen unvorstellbaren Ausmaßes suchen die Menschheit heim. Fahl, die gelbgrüne Farbe der Krankheit und des Todes.
Jeder Reiter, jedes Brechen der vier Siegel wird eine zerstörerische Macht einleiten, die menschliches Leben verwüstet. Nur das Eingreifen des Messias, gesandt von Thron, wird diese beenden können.
»Wenn diese Zeit der Not nicht abgekürzt würde, würde die gesamte Menschheit umkommen. Doch wegen der Auserwählten Gottes wird sie abgekürzt werden.« (Matthäus 24,22)