Kitabı oxu: «Perry Rhodan Neo Story 2: Das Juwel im Lotus»

NEO-Story 2
Das Juwel im Lotus
Eine PERRY RHODAN NEO-Erzählung
von Oliver Plaschka
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Im Sommer 2036: Clark G. Flipper gehört zu der kleinen Gruppe von Astronauten, die mit Perry Rhodan zum Mond fliegen; über ihn und sein Leben ist so gut wie nichts bekannt. Dabei steht er stets mitten im Geschehen.
Doch während die Menschen auf die Außerirdischen treffen und sich das Leben auf der Erde in rasender Geschwindigkeit ändert, ringt Flipper mit seinem ganz persönlichen Trauma. Zu der Zeit, in der er zum Mond fliegt, kämpft sich seine Lebensgefährtin Beth Gale durch die eisigen Höhen des Himalaja.
Was keiner ahnt: Ihr Ausflug steht in einem engen Zusammenhang mit Flippers Expedition und dem mysteriösen »Ringen«, das rings um die Erde ausgetragen wird. Ihr Blick gilt dem Juwel im Lotus, der Majestät der Berge – und gleichzeitig der Unendlichkeit des Alls. Für Beth und Flipper geht es gleichermaßen um die Zukunft der Menschheit …
»Das Juwel im Lotus« ist eine emotionale Science-Fiction-Geschichte aus der nahen Zukunft, die in den eisigen Höhenlagen des Himalaja ebenso spielt wie in der amerikanischen Hauptstadt. Verfasst wurde sie von Oliver Plaschka, einem der regelmäßigen Autoren von PERRY RHODAN NEO.
1.
31. Mai 2036
Idaho
Stille lag über den Bergen, und die letzten Strahlen der Sonne tauchten die schneebedeckten Gipfel in rosiges Licht. Clark G. Flipper liebte diese kleine Hütte in den Rocky Mountains. Schon seine Eltern hatten früher ihren Urlaub hier am Gebirgssee verbracht. Mittlerweile hielt er sich meist nur ein paar Tage im Jahr darin auf, dennoch war sie ihm wie ein zweites Zuhause. Sie war eine Oase der Ruhe in seinem aufregenden, manchmal vielleicht sogar etwas zu aufregenden Leben.
»Danke«, sagte Perry Rhodan, als Flipper ihm ein Bier reichte. Sie saßen auf Liegestühlen unten am Seeufer, um den Sonnenuntergang zu genießen. »Danke euch beiden für die Einladung.«
»Keine Ursache«, sagte Beth. Auch sie war nicht zum ersten Mal hier, aber manchmal konnte es Flipper immer noch nicht fassen, was sich alles geändert hatte, seit sie in sein Leben getreten war. Noch lautete ihr Nachname Gale, doch schon bald waren sie vielleicht Mr. und Mrs. Flipper.
»Wir sind froh, dass du gekommen bist«, sagte er und hob sein Bier. »Vielleicht ist es das letzte Wochenende, das wir für uns haben … In drei Wochen geht's los.« Sie stießen an. »Mann!«, rief Flipper und wischte sich den Mund. »Drei Wochen! Wieso nur muss auf einmal alles so schnell gehen?«
Das Unternehmen STARDUST war gerade erst angesetzt worden. Selbstverständlich hatten sie alle seit Jahren für den Einsatz trainiert, ja ihm entgegengefiebert. Dass man sie doch so bald schon zum Mond schießen würde, obwohl die Eigenheiten ihrer Trägerrakete manchem Ingenieur noch schlaflose Nächte bereiteten, damit hatte niemand gerechnet.
»Ich kann's dir wirklich nicht sagen, Clark.« In Rhodans Stimme schwang Bedauern mit.
»Heißt das, du weißt es nicht, oder du sagst es mir nicht?«, platzte es aus Flipper heraus. »Was ist mit Eric? Oder Reginald? Hast du's denen gesagt?«
Rhodans Gesicht verhärtete sich. »Keiner von uns weiß, was uns da oben erwartet, Clark. Das kannst du mir glauben.«
Flipper biss sich auf die Lippe. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, und Beth griff nach seiner Hand. »Es ist nur …« Die Wahrheit war, er bewunderte seinen älteren Freund, und gleichzeitig fühlte er sich von ihm eingeschüchtert.
Spätestens seit Rhodan vor vier Jahren den Prototyp des Lunar Shuttle vor dem Absturz bewahrt hatte, war er zu einer kleinen Legende geworden – nicht nur in NASA-Kreisen. Selten hatte sich die Presse so für einen lebenden Astronauten interessiert wie für ihn. Doch Rhodan ging seinen Weg, als wäre ihm dieser vorgezeichnet, als könnte nichts ihn beirren.
Die graublauen Augen schauten ihn abwartend an. Schienen ihn einzuschätzen. Auf die Probe zu stellen. Flipper winkte ab, verärgert über sich selbst. Rhodan war der Kommandant der STARDUST, und wenn ihm Flight Director Pounder wirklich mehr über die Hintergründe der Mission anvertraut hatte, war es sein gutes Recht, diese Informationen bis zu einem Zeitpunkt seiner Wahl für sich zu behalten. Vielleicht hatte er sich ja Reginald Bull anvertraut. Bull mochte der Einzige sein, dem Rhodan wirklich vertraute.
»Wahrscheinlich kann ich's einfach noch nicht fassen, dass es endlich so weit ist«, sagte Flipper. »Dass wir bald dort oben sein werden …«
Der Mond war gerade erst aufgegangen und schob sich bleich über die glimmenden Berge. Er wirkte weniger wie ein fester Körper als wie ein in den Himmel gemalter Farbklecks in diesen Minuten, und nicht zum ersten Mal fragte sich Flipper, wann Menschen erstmals auf den Gedanken gekommen waren, den Mond als einen Ort zu begreifen, zu dem man reisen und auf dem man stehen und sich ein Haus bauen könnte … Eine Insel im Nichts.
»Vergiss nicht, mir ein schönes Selfie zu machen«, brach Beth das Schweigen, und sie lachten.
»Was ist mit dir?«, fragte Rhodan, an Beth gewandt. »Von welchen fernen Orten wirst du uns eine Karte schicken? Clark sagte, auch bei dir steht eine große Reise an.«
»Kann man wohl sagen.« Stolz strich sie sich eine Strähne ihres blonden Haars hinters Ohr, wo sie aber nicht lange blieb. Nur wenn man Beth Gale sehr gut kannte, verriet einem diese kleine Geste, dass sie nicht ganz so gelöst war, wie sie tat. »Ich gehe mit Freunden in den Himalaja. Ins Annapurna-Massiv.«
Rhodan hob eine Braue. »Kleiner haben sie's wohl nicht gehabt, was?«
Sie zuckte betont lässig die Achseln. »Ich dachte mir, wenn Clark allen Ernstes zum Mond fliegt, muss ich doch irgendwie dagegenhalten. Der Himalaja ist fast so lebensfeindlich wie der Mond – und ich habe keinen Raumanzug dabei.« Sie gab Clark neckend einen Schubs. »Du hast vielleicht geglaubt, du kannst dich einfach so aus dem Staub machen, 380.000 Kilometer von daheim! Acht davon klau ich dir wieder – und zwar zu Fuß.«
Flipper rieb sich die Schulter. »Das ist es sicher wert«, sagte er lakonisch.
»Vielleicht siehst du's ja, wenn ich dir winke«, setzte sie nach.
»Heißt das, es geht bald schon los?«, mischte Rhodan sich ein.
»Ende der Woche«, bestätigte Beth. »Man muss sich nicht mehr ganz so lange akklimatisieren wie früher – José würde am liebsten sofort loslegen. Aber etwas Training ist schon Pflicht.«
»Danke für den Hinweis«, sagte Flipper. »Das wär mir sonst die letzten Jahre gar nicht aufgefallen.«
»Ich mach das nicht zum ersten Mal!«, schoss sie zurück. »Ich bin mindestens so qualifiziert, die Annapurna zu besteigen, wie du es bist, zum Mond zu fliegen.«
Flipper verkrampfte die Hände um seine Bierflasche und erwiderte nichts. Ihm entging aber nicht der sorgenvolle Ausdruck in Rhodans Gesicht.
»Was ist das für ein Berg?«, fragte Rhodan.
Typisch Perry, dachte Flipper. Er führt uns schon wie ein Team. Dabei sollte das doch eigentlich meine Aufgabe sein.
»Es ist einer der weniger bekannten Achttausender«, antwortete Beth. »Vermutlich, weil man ihn nur selten besteigt.«
»Wofür es auch gute Gründe gibt«, brummte Flipper.
»Ich glaube, wir sind alle mehr als qualifiziert für das, was wir tun«, sagte Rhodan versöhnlich. »Oder nicht?«
»Darum geht es nicht«, sagte Flipper. Beth warf ihm einen drohenden Blick zu.
»Worum geht es dann?«
Flipper warf die Arme hoch. »Natürlich ist Beth qualifiziert, jeden Berg zu besteigen, den sie will! Selbst wenn es wahrscheinlich so ziemlich der schwierigste Berg ist, den es gibt … Aber muss es wirklich ausgerechnet jetzt sein? Ich hab doch ehrlich gerade genug …«
»Das ist einfach so unglaublich selbstgerecht«, unterbrach ihn Beth. »Merkst du das eigentlich nicht? Die Annapurna ist eine einmalige Gelegenheit für mich!«
»Ist es denn wirklich zu viel verlangt, wenn ich mich wenigstens während meines Flugs auf die Mission konzentrieren will, statt mir ständig Sorgen machen zu müssen?«, entgegnete er. »Was meinst du, weshalb drei von uns vier auf diesem Flug Singles sind? Ist dir das überhaupt schon aufgefallen?«
»Schau besser noch mal genauer hin«, schnappte sie. »Vielleicht hast du dich verzählt.« Sie stand auf und ging nach drinnen.
Eine Weile lag Schweigen über dem Ufer. Flipper und Rhodan hielten ihre Flaschen und schauten auf den See hinaus. Ein Adler rief. Allmählich wurde es dunkel.
»Es tut mir leid«, sagte Flipper dann. »Wir hatten uns auf diesen letzten gemeinsamen Abend mit dir gefreut, und nun das.«
»Kein Problem.« Rhodan warf ihm einen besorgten Blick zu. »Aber glaubst du wirklich, dass Reg, Eric und ich unsere Jobs nur deshalb haben, weil wir Singles sind?«
»Natürlich nicht.« Flipper schnaubte. »Bitte entschuldige. Aber es macht einen schon angreifbar, wenn die Freundin …«
»Du fühlst dich angegriffen?« Die graublauen Augen schauten ihn fragend an.
»Du kennst mich doch, Perry. Du weißt, dass ich früher eher zu viele als zu wenige Frauen gekannt habe. Mit Beth ist das anders. Die letzten zwei Jahre …« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann ja jetzt schon kaum an was anderes denken. Wie wird das erst auf dem Flug sein?« Er stöhnte. »Sag das bloß nicht Pounder, hast du gehört?«
»Ich verrate dem alten Knochen kein Wort«, versprach Rhodan. »Aber du musst dich auch mal entspannen, Clark. Die Zeiten, zu denen die Frauen brav warteten, bis der tollkühne Mann von seinen Abenteuern zurück ist … die sind doch nun wirklich eine Weile vorbei. Wenn Beth sagt, dass sie auf diesen Berg will und es eben jetzt sein muss, dann solltest du ihr vertrauen.« Er trank von seinem Bier. »Und vielleicht solltest du reingehen und mit ihr reden – wenn dich mein Rat als Single dazu interessiert. Mir geht's hier gut.« Grinsend hob er die Flasche. »Bring mir ein neues mit, wenn du schon dabei bist.«
Seufzend erhob sich Flipper und ging zurück zur Hütte. Perry hatte ja recht – wie meistens.
Er fand Beth in der Küche, wie sie gerade ein paar Chips in eine Schale schüttete, wobei die Hälfte allerdings danebenging. Sie wandte ihm den Rücken zu, doch als sie ihn reinkommen hörte, versteifte sie sich und schaute starr aus dem Fenster, in die Berge hinaus.
»Beth«, sagte er. »Es tut mir leid. Hörst du? Ich hab Unsinn geredet da draußen.«
Sie drehte sich um. Ihre Augen waren gerötet. Hatte sie geweint, oder war sie nur wütend?
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ob mit mir alles in Ordnung ist?«, wiederholte sie. »Das sollte ich eigentlich dich fragen. Was stimmt nicht mit dir, Clark? Glaubst du wirklich, ich mache das nur, ums dir heimzuzahlen?«
»Nein«, sagte er. »Es ist nur …«
»Mir passt der Termin genauso wenig wie dir, Clark. Aber ich kann ihn nicht ändern! Da hängen einfach zu viele andere Leute mit dran. Du weißt doch, wie das ist.«
»Ich weiß …«
»Würdest du denn deinen Flug zum Mond verschieben, wenn du's könntest, um auf mich zu warten?«
»Das kann ich nicht.«
»Aber würdest du's tun?«
Er ballte und öffnete die Hände, versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Ihm behagten diese Fragen nicht im Mindesten, aber er wusste sich nicht anders zu helfen, als das Spiel mitzuspielen.
»Ich würde alles für dich tun, Beth.«
»Wirklich alles?«
»Das weißt du doch.« Er griff nach einem Küchenstuhl, musste sich stützen. »Willst du, dass ich den Flug absage?« Er atmete schwer. Wie war er nur in diese Lage geraten?
Zu seiner grenzenlosen Erleichterung schüttelte Beth den Kopf. »Warum sollte ich das wollen? Und warum willst du, dass ich auf meine Chance verzichte?«
»Das will ich doch gar nicht.«
»Was willst du dann?«
»Du weißt, was ich will. Ich will dich, Beth.«
Sie kam zu ihm, fasste ihn am Arm. »Clark, wir haben doch darüber geredet …«
»Wieso heiraten wir nicht einfach sofort?« Er sagte es, ohne darüber nachzudenken. »Bevor wir uns beide Hals über Kopf ins Abenteuer stürzen?«
»Und wieso warten wir nicht, bis wir wieder zurück sind und alle Zeit der Welt für uns haben? Ich verstehe nicht, wieso es dir auf einmal so eilig ist …«
Sie schloss ihn in die Arme, und er drückte sie an sich. Es stimmte – er war früher nicht gerade der Typ dafür gewesen, sich dauerhaft an eine Frau zu binden. Erst mit Beth waren ihm solche Gedanken gekommen. Und immer noch haftete ihm der Ruf des Schwerenöters und Frauenhelden an. Viele seiner Freunde und Kollegen, allen voran Reginald Bull, wollten einfach nichts anderes in ihm sehen. Sie rissen lieber ihre Scherze über ihn.
»Vielleicht liegt es einfach daran, dass du die nächsten Wochen ganz allein sein wirst und ich mir Sorgen um dich mache …«
»Ich bin nicht allein, Clark.« Sie strich ihm durchs Haar. »Ich habe José und Pierre und Lionel. Wir passen aufeinander auf.«
»Drei Männer«, sagte er tadelnd. Es hätte ein Scherz sein sollen, aber es machte alles vorher Gesagte wieder zunichte.
»Du bist eifersüchtig!«, rief sie und stieß ihn von sich. »Darum geht's also! Ausgerechnet du!«
Die letzte Bemerkung saß, aber er ging nicht darauf ein.
»Auf zwei reiche Schnösel und einen zu kurz geratenen Flamencotänzer? Ich bin nicht eifersüchtig. Ich traue ihm bloß nicht. Und ich verstehe nicht, wieso du ihm vertraust … «
Sie strich sich herausfordernd das Haar zurück. »Weil José einer der besten Bergsteiger der Welt ist, vielleicht?«
»José Karanian ist vielleicht ein guter Bergsteiger, aber er wirkt einfach so … eigenartig. Kaltherzig, irgendwie.«
»Kaltherzig? José?«
»Woher kommt er überhaupt? Ist er Mexikaner?«
Sie verdrehte die Augen. »Allmählich klingst du wie mein Vater, Clark, und das ist kein gutes Zeichen in einer Beziehung.«
Er lachte auf, doch beim Gedanken an Karanian blieb ihm das Lachen im Hals stecken. Wie sollte er Beth nur begreiflich machen, dass er ein schlechtes Gefühl bei ihm hatte? Er war nicht direkt eifersüchtig, obgleich er annahm, dass José Karanian trotz seiner geringen Größe ein attraktiver Mann war. Volle Lippen, dunkle Augen – wahrscheinlich hatte er das, was man einen Schlafzimmerblick nannte. Aber das war es nicht. Er hatte Karanian nur einmal persönlich getroffen, auf Beths letzter Geburtstagsparty, zu der sie auch ihre zahlreichen Bergsteigerfreunde eingeladen hatte.
Zu Karanian hatte sie noch nicht lange Kontakt, aber anscheinend war er so etwas wie der Perry Rhodan unter den Extremsportlern. Flipper verstand bloß nicht, weshalb sich alle so gern mit ihm unterhielten. Er schien irgendwas zu haben, was insbesondere die Frauen faszinierte, aber immer, wenn er mit Flipper geredet hatte, waren seine Augen so kalt geworden … so leer. Ein Blick wie ein Raubvogel, starr und leblos, als hätte ein Präparator José Karanian ausgestopft und ihm Glasmurmeln verpasst.
Pulsuz fraqment bitdi.