Kitabı oxu: «Noch mehr Lächeln auf vier Beinen»
Beate Pürner (Herausgeberin)
Noch mehr Lächeln auf vier Beinen
Neue Hundegeschichten über die japanische Rasse Akita
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Vorwort
Rassebeschreibung
Zusammenleben
Fellwechsel für Anfänger
von Elisabeth Schlager
Eine kleine Nachtmusik
von Heinz Penndorf
Der blaue Teppich
von Brigitte Zehetgruber
Wer ist hier der Boss?
von Mo Berlitz
Gefühlte Temperatur
von Anke Schober
Marotten
von Heinz Penndorf
Ken und sein Sofageheimnis
von Gabriela Richard
Ein Akitaleben
von Christiane Lorra
Welpe und Junghund
Frühstücksrunde mit Kollegen
von Anke Schober
Gesellschaft für Brindel – das Doppelpack zieht ein
von Margareta Proksch
Runter geht’s
von Beate Pürner
Unser Puyockl
von Heinz Penndorf
Wer hat Angst vorm grauen Wolf?
von Margareta Proksch
Das Familientreffen
von Gabriele Penndorf
Wie akita Herrchen konditioniert
von Heinz Penndorf
Erziehung
Die Hütchenspielerin oder wer braucht schon einen Abrufkurs!
von Anke Neumann
Ein Akita lernt Tricks
von Elisabeth Schlager
Nachdenkliches zu einer ganz besonderen Rasse
von Bettina Pinnekamp
Hopp und weg
Der grüne Schirm
von Mo Berlitz
Der dümmste Hase der Welt
von Annette Petzold
Fang mich doch, wer kann!
von Marianne Schwald
Wann ist ein Zaun ein Zaun?
von Marianne Schwald
Fundsache
von Mo Berlitz
Begegnungen
Patchwork
von Carlo Lanners
Aggressiver Hund?
von Martina Wagner
Altenheim
von Mo Berlitz
B&B – Baileys und Babou
von Carlo Lanners
Gruppenverhalten oder Wenn Mensch zu spät denkt
von Marianne Schwald
Ginas »Erzfeinde«
von Martina Wagner
Ausflug und Reise
Shoppen mit Aibo
von Elisabeth Schlager
Reiseunlust – Schon wieder ins Auto?
von Beate Pürner
Ko da ren
von Mo Berlitz
Mit Akita unterwegs
von Anke Neumann
Urlaub mal anders – ohne Hund
von Margareta Proksch
Gesundheit
Fuyu, mein tapferer Bub
von Marianne Thielen
Gina bei der Physiotherapie
von Martina Wagner
Mit Haut und Haar
von Anke Neumann
Ausbildung und Arbeiten
Longieren
von Elisabeth Schlager
Kleine Anekdoten aus dem Hundekurs
von Heinz Penndorf
Mantrailing? Was ist denn das?
von Anke Neumann
Rettungshunde-Ausbildung
von Ulrike Heni-Schiewe
Such & Bring
von Marianne Thielen
ZOS
von Elisabeth Schlager
Wetter und Wasser
Der Akita und das Wetter
von Martina Wagner
»Seehund«
von Mo Berlitz
Viel Lärm um nichts
von Elisabeth Schlager
Ungeliebter Baggersee
von Ulrike Heni-Schiewe
Eine Seefahrt, die ist lustig!
von Annette Petzold
Die Rache des Samouraï
von Heinz Penndorf
Unfreiwilliges Bad
von Mo Berlitz
Akita und andere Vierbeiner
Menschen am Rande des Zusammenbruchs
von Heinz Penndorf
Ein Akita hat’s nicht leicht
von Elisabeth Schlager
Hana zieht um
von Heinz Penndorf
Mini-Akitas
von Elisabeth Schlager
Jagd, Beute und Ernährung
Hilfe, mein Hund jagt!
von Anke Neumann
Wie gleicht man Maulwurfshügel aus?
von Gabriela Richard
Nahrungsergänzungsmittel
von Margareta Proksch
Alter und Abschied
Tora, Akitarüde – 13 Jahre und 3 Monate
von Bettina Pinnekamp
Der sechste Sinn der Tiere?
von Brigitte Zehetgruber
Erinnerungen
von Heinz Penndorf
Seelenverwandtschaft
von Anke Schober
Die Autoren
Stichwortverzeichnis
Bildnachweis
Elfchennachweis
Impressum
Fußnoten
Vorwort
In diesem Buch finden Sie »pralles« Akita-Leben: Alltägliches, Verblüffendes, Amüsantes, Trauriges … Achtzehn Autoren und Autorinnen aus vier Ländern (Deutschland, Österreich, Luxemburg und Frankreich) erzählen von ihren Akitas. Jeder aus seiner Sicht und auf seine Art und Weise. Allen gemeinsam ist die Freude und auch der Frust über unsere liebenswerten, aber auch sturen Akitas. So ist ein lebendiges Buch entstanden, das Ihnen einen umfassenden Eindruck über die Rasse vermittelt.
Seit 2003 das Buch Japanisches Lächeln auf vier Beinen erschien, ist eine neue Akita-Generation herangewachsen. Einige alte Bekannte treffen Sie wieder, aber viele der vierbeinigen Akteure von damals weilen nicht mehr unter uns. Neue Akitas und Akitaner sind dazugekommen: Ersthunde-Besitzer mit nur einem Hund, aber auch gestandene Akita-Liebhaber mit mehreren Hunden.
Inzwischen ist die Rasse Akita viel bekannter geworden. Seit 2009 bezaubert der Film Hachiko, eine wunderbare Freundschaft von Lasse Hallström mit Richard Gere die Zuschauer, aber leider vermittelt er ein völlig falsches Bild vom Akita. Die »Hunde-Mafia« und die »Wildwestzüchter« haben seitdem den Akita als lukrativen Markt erkannt. Sie verkaufen diese anspruchsvollen Hunde an jeden, der zahlt, ohne über die Rasse selbst zu informieren und ohne zu prüfen, ob das neue Zuhause über das nötige Hundewissen verfügt. Die vielen jungen Hunde, vor allem Rüden, bei Akita in Not sprechen eine beredte Sprache (www.akita-in-not.de).
Alle Autoren haben mit viel Freude und Engagement an diesem Buch mitgewirkt. Sie haben sich in der Akita-Mailingliste akita-de-l kennengelernt, wo sich seit vielen Jahren Akita-Besitzer austauschen (www.akita-mailingliste.de). Manche Hunde und Autoren kennen Sie vielleicht schon aus dem Adventskalender der Akita-Mailingliste.
Im April 2015
Beate Pürner
Rassebeschreibung
»Akita Inu«, das bedeutet »Hund aus Akita« (Akita ist eine Provinz auf der Insel Honshu, im Norden Japans). Die Ursprünge der Rasse lassen sich wahrscheinlich auf prähistorische Zeiten zurückführen. Der Vorfahr des heutigen Akitas ist der Matagi Inu, ein etwa 50 cm großer Hund, der ab dem 12. Jahrhundert bei der Jagd auf Bären und Großwild eingesetzt wurde. Nach den Ergebnissen jüngster Forschung gehört der Akita zu denjenigen Hunderassen, die mit dem Wolf genetisch am engsten verwandt sind.
In Japan ist es Sitte, zur Geburt eines Kindes oder an Kranke eine kleine Akita-Statue zu verschenken als Symbol für Glück, Gesundheit und langes Leben. In seinem Heimatland gilt dieser außergewöhnliche Hund seit 1931 als »lebendes Naturdenkmal«.
Einem Akita gegenüber gleichgültig zu bleiben, ist schwierig. Auf den ersten Blick fasziniert er durch seine natürliche Schönheit und die ausgestrahlte Würde, später, wenn man ihn näher kennt, vor allem durch seinen Charakter – selbst wenn gerade dieser dafür sorgt, dass der Akita kein Hund für jedermann ist. Der größte der japanischen Spitze (Hündinnen durchschnittlich 61 cm und Rüden 67 cm Schulterhöhe) zeigt sich im Allgemeinen sehr »zen«1 und liebt es, in der Nähe seines Menschen zu dösen. Lassen Sie sich dadurch nicht täuschen: Wenn es darauf ankommt, kann er von einem Augenblick zum anderen blitzschnell und völlig überraschend reagieren. Er hat einen starken Charakter, ist unabhängig und gegenüber Artgenossen sehr selbstbewusst (nicht zu verwechseln mit aggressiv!). Jemand, der dies nicht akzeptieren kann, ist mit einer anderen Hunderasse wahrscheinlich besser beraten. Dagegen wird jeder, der bereit ist, seinen Akita mit viel Liebe, Geduld und Konsequenz zu erziehen, einen treuen, zärtlichen, verlässlichen Freund fürs Leben gewinnen.
Auch wenn ein kleiner Akita-Welpe wie ein Teddybär aussieht: Sie müssen ihn erziehen, und zwar vom ersten Tag an, den er in Ihrem Zuhause verbringt. Der Akita ist ein »Spätentwickler« und wird erst mit drei Jahren erwachsen. Da der Akita kein Hund für nebenbei ist, wird die Zeit bis dahin Ihnen einiges abverlangen. Über Kenntnisse von Hundeverhalten sollten Sie schon verfügen, um sein Betragen zu verstehen und richtig zu reagieren, wenn er sich vermeintlich »stur« zeigt.
Der Akita ist intelligent, das Verstehen und Erlernen von Befehlen bereitet ihm keine Schwierigkeiten. Was allerdings nicht bedeutet, dass Sie sich blind darauf verlassen können, dass der Hund immer und überall gehorcht. Aufgrund seines eher selbständigen Wesens kann es durchaus passieren, dass auch ein gut ausgebildeter Akita in manchen Situationen den Gehorsam verweigert und/oder beschließt, eigenmächtig zu agieren. Bei einigen Hunden ist der Jagdtrieb sehr stark und sie lassen sich nur schwer stoppen, wenn sie einer Fährte folgen oder vielleicht sogar bereits einen Hasen oder Wild aufgespürt haben.
Viele Akitas verstehen sich nicht mit Artgenossen, besonders nicht mit denen des gleichen Geschlechts. In der Stadt und in Zonen, in denen es Probleme geben könnte, sollten Sie einen Akita besser an der Leine führen.
Im Allgemeinen mögen Akitas Kinder und erweisen sich ihnen gegenüber als sehr geduldig. Wenn ein Baby oder Kleinkind im Hause lebt, sollte Ihre Wahl eher auf eine Hündin fallen, sie gehen meist zarter und vorsichtiger mit den Kleinen um. Sie sollten aber UNTER KEINEN UMSTÄNDEN ein kleines Kind oder ein Baby mit dem Hund allein lassen – das gilt grundsätzlich für jeden Hund. Kinder, die dies bereits verstehen, sollten unbedingt angeleitet werden, den Hund als Lebewesen zu respektieren und ihn nicht beim Fressen oder Schlafen zu stören. Der Akita sollte immer eine Rückzugsmöglichkeit haben, wenn er sich von ihnen bedroht fühlt.
Wenn Sie die Absicht haben, einen Akita als Zweithund bei sich aufzunehmen, ist es besser, einen Welpen von entgegengesetztem Geschlecht zu wählen. Nur sehr erfahrenen und engagierten Besitzern wird es gelingen, zwei gleichgeschlechtliche Akitas miteinander zu halten.
Hingegen leben viele Akitas ohne Probleme zusammen mit einer oder mehreren Katzen. Aber die Nachbarskatze wird, ebenso wie aufgeregt flatternde Hühner, eher als Beute betrachtet.
Mit einem Akita können Sie auch Hundesport ausüben, wie Gehorsamkeitstraining, Agility, Fährtensuche, Canicross. Jede dieser Sportarten ist – vor allem, wenn das Training mit positiver Verstärkung erfolgt – hervorragend dazu geeignet, den Hund auszulasten und das beiderseitige Vertrauensverhältnis zu festigen.
Zusammenleben
Verständnis
wortlos, einfühlsam
Mensch und Hund
über Jahre gewachsene Vertrautheit
kostbar
Fellwechsel für Anfänger
von Elisabeth Schlager
Gerade als Akita-Anfänger wartet man gespannt auf den ersten richtigen Fellwechsel des eigenen Hundes. Vor allem, weil man überall liest, dass ein Akita nur zweimal im Jahr Haare verliert und dazwischen so gut wie gar nicht. Als Aibo ca. ein Jahr alt war, fing es an: In allen Ecken und unter allen Möbeln bildeten sich plötzlich »Wollmäuse«, die sich in kürzester Zeit in Wollratten verwandelten – Haare, überall Haare. Am Sofa, im Teppich – unser Staubsauger gab langsam den Geist auf, ein neuer musste her, mit einem speziellen Aufsatz für Tier-Haare. Das Problem mit dem Teppich war somit gelöst, aber die Haare waren ja noch am Hund, also ab zum nächsten Tierfachhandel und Bürsten und Kämme kaufen. Tja, das alleine ist schon eine Herausforderung. Unterwollkämme, Zupfbürsten, Entfilzungsharken, Bürsten mit Kunststoffborsten und, und, und … Im Besitz von nun sechs unterschiedlichen Bürsten und Kämmen und hoch motiviert nehme ich mir Aibo vor.
Nach kurzer Zeit die Erkenntnis: Da hätte ich mal früher mit anfangen sollen. Hals, Rücken und Brust sind kein Problem, das scheint er sogar richtig zu genießen, er drückt sich regelrecht gegen die Bürste und sein Hinterlauf beginnt zu zucken. Aber wehe, WEHE, ich komme seinem Popo, der Rute und den Hinterläufen zu nahe, dann gibt’s Ramba-Zamba. Aibo hüpft herum wie ein Springbock und quietscht und jault dabei. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass weder der Hund verletzt, noch der Kamm gemeingefährlich ist, muss ich mir wohl oder übel eingestehen, dass das Ganze offenbar nicht so einfach wird wie erhofft.
Da Plan A nicht funktioniert hat, muss ich mir etwas Neues überlegen.
Plan B – Futter
Ich verteile Aibos liebste Lieblingsleckerlis auf dem Boden und während Aibo nun mit Suchen und Fressen beschäftigt ist, fange ich an zu bürsten. Das funktioniert eigentlich ganz gut, aber wiederum nur solange, bis ich mich den hinteren Extremitäten nähere, dann geht das Theater wieder von vorne los.
Plan C – Meditation
Wenn Aibo gerade am Dösen ist, schleiche ich mich mit der Bürste bewaffnet an ihn heran und beginne ihn hingebungsvoll zu kraulen und zu streicheln, nebenbei versuche ich ihn mit sanfter Stimme (guuuuuuter Huuuuuund, braaaaaaaaaver Huuuuuuuund, liiiiiieeeeeeber Huuuund) in einen hypnoseähnlichen Zustand zu versetzen. Als die Atmung merklich langsamer und ruhiger wird und die Äugelein zufallen, fange ich vorsichtig mit dem Bürstvorgang an. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie die Augen wieder offen und schreckensgeweitet sind und Aibo natürlich genervt abhaut. Ich muss wohl zu drastischeren Mitteln greifen …
Plan D – Festgebunden
Ich leine Aibo am Geschirr an und binde ihn mithilfe der Leine relativ kurz auf der Terrasse an eine Betonsäule an. Problem: Ich kann ihm schlecht die Hinterbeine festbinden, also hüpft er wie ein Ziegenbock auf Ecstasy mit dem Hintern voran rund um die Säule. Das und der Umstand, dass sich ein Geschirr zum Kämmen ebenfalls nicht eignet, lässt mich den Plan sofort wieder verwerfen.
Plan E – Eingeklemmt
Ich klemme mir Aibo zwischen die Beine und versuche ihm auf diese Weise das hartnäckige Plüschfell auszukämmen. Aibo windet sich natürlich zwischen meinen Beinen durch und weg ist er. Aber der Ansatz gefällt mir, also gibt’s eine Änderung im Plan.
Plan E2 – Eingeklemmt 2.0
Das Gleiche wie Plan E, nur dass ich mir die Leine um ein Bein schlinge. Jetzt beim Schreiben merke ich erst, dass das von Anfang an keine gute Idee war …
Plan F – Zwei gegen Einen
So, aus. Ich gebe auf und mit einem genervten »SCHAAAAAAAATZ!!!!! Hilf mir mal!« wird der Mann des Hauses mit eingeteilt. Christian, der natürlich der Stärkere von uns beiden ist, muss Aibo festhalten und ihm gleichzeitig Extrawurst ins Maul stopfen, während ich anfange wie wild zu bürsten, sodass die Unterwolle nur so herumfliegt. Juhuu, es schneit, und juhuuu, Aibo lässt sich kämmen. Naja, mehr oder weniger …
Aber das kann doch unmöglich die Endlösung sein, denke ich mir. Also hole ich mir professionellen Rat und besuche mit Aibo einen Hundesalon. »Einmal Unterwolle auskämmen bitte!« Ich habe der Frisörin genau zugeschaut und das Lustige dabei war, dass Aibo die ganze Zeit stillgestanden hat – kein Jammern, kein Hüpfen. Gefallen hat es ihm nicht, aber er ließ die Prozedur brav über sich ergehen.
Wieder daheim, ein paar Tage später: Aibo lässt sich bürsten! Ohne Anbinden, ohne Futter. Wahrscheinlich hat er doch gemerkt, dass es nicht ganz so schlimm ist wie befürchtet … Oder er hat einfach Angst, dass ich ihn wieder zum Frisör schicke, wenn er nicht brav ist – keine Ahnung, das ist mir aber auch egal. Hauptsache, es klappt!
Eine kleine Nachtmusik
von Heinz Penndorf
Nein, nein, ich schreibe keine Abhandlung über ein Werk Mozarts – bin doch kein Musikologe. Ich schreibe über unsere Akitahündin Tsubaki Hime.
Was soll dann die Überschrift?
Bitte um mehr akitanische Geduld. Nehmen Sie sich ein Beispiel an unseren Japanern. Hektik ist denen fremd.
Man behauptet, dass man mit dem Älterwerden weniger Schlaf braucht als ein junger Mensch. Reziprok: Ich werde jeden Tag jünger, denn von Jahr zu Jahr schlafe ich mehr, nicht weniger. So ging ich auch gestern wieder vor der besten aller Ehefrauen zu Bett; wie so oft begleitete mich Tsubaki Hime, unsere Hündin, und legte sich auf den Teppich neben mir.
Nach einem nasskalten Arbeitstag in frischer Luft schlief ich rasch ein. Es dauerte nicht lange, da weckte mich ein seltsames Geräusch. »Quiek«, dann erneut »Quiek, quiek, quiek«. Noch schlaftrunken wunderte ich mich. Was war das? Schon wieder eine rasche Folge Quieks. Jetzt war ich richtig wach und sah im fahlen Mondlicht unsere süße Hime andächtig musizieren. Musste sie sich dazu ausgerechnet die Schlafenszeit aussuchen und ihren Quietschekong?
Selbstvergessen intonierte sie weiter, immer »quiek, quiek, quiek«. Jetzt war sie der Meinung, dass sie diese Sequenz bereits ausreichend beherrschte, und übte nun verschiedene Rhythmen ein. »Quiek, quiek«, Pause, dann »quiek, quiek, quiek, quiek« und so weiter.
Eigentlich wollte ich mir die nächtliche Ruhestörung schon energisch verbitten, aber irgendwie war ich neugierig, was noch folgen würde. Ich täuschte mich nicht. »Quiiiiiiek, quiek, quiiiiiek«. Wow, sie hat nicht nur entdeckt, dass man mit Instrumenten einen Rhythmus vorgeben kann, sondern dass auch die Tonlängen variabel gestaltbar sind. Einige Minuten lang übte sie nun ihre erworbenen Fertigkeiten. Außerdem fand das musikalische Mädchen heraus, dass man das Quietschgeräusch der entweichenden Luft per Zubeißdruck variieren kann, mehr noch, dass mit derselben Technik auch das Quietschen der zurückströmenden Luft veränderbar ist.
So eröffneten sich für sie neue, bisher ungeahnte musikalische Welten und sie erfreute mich und sich selbst noch einige Zeit mit selbst komponierten Melodien. Für eine so prächtige Unterhaltung lässt man sich doch gerne wecken, oder etwa nicht?
Vielleicht sollte ich sie ermutigen, mit Kiyo im Duett zu spielen; der hat nämlich herausgefunden, dass sich durch das Bewegen der Küchentür das melodische Windspiel darüber zum Klingen bringen lässt. Wäre doch hübsch: »Ouiek, kling, quiiiiek, klong«.
Heureka, es wird am besten sein, ich melde die beiden zum Musikunterricht an. Vielleicht spielen sie mir ja tatsächlich einmal Mozarts Kleine Nachtmusik vor.
Jetzt klar, weswegen die Überschrift genau so lauten muss, wie sie lautet?
Tsubaki Hime
Der blaue Teppich
von Brigitte Zehetgruber
Als ich mit meiner Akitahündin Buki von der Stadt in unser Häuschen auf dem Land zog, waren diverse Umbauarbeiten und eine neue Möblierung fällig. Auch die Auswahl eines neuen Teppichs in der Stube gehörte dazu. Da sich dieser Teppich an – für meinen Hund – strategisch wichtiger Stelle befand (genau zwischen Küchentür und Esstisch), war die Qual der Wahl groß: Nehme ich einen hellen Teppich, sehe ich zwar keine weißen Hundehaare, aber dafür diverse Spuren von Leckerlis oder schmutzigen Hundepfoten. Nehme ich einen dunkleren, sehe ich zwar keine Schmutzspuren, dafür aber jedes Hundehaar.
Ich entschied mich für einen wunderschönen dicken dunkelblauen Gabeh, der von Buki sofort nach dem Auflegen in Beschlag genommen wurde. Von dort aus konnte sie mich »unauffällig« bei meinen Tätigkeiten in der Küche beobachten und ganz schnell zur Stelle sein, wenn eventuell etwas zu Boden fiel.
Dann kam der Tag, an dem ich mich von Buki nach fast taggenau zwölf gemeinsamen Jahren verabschieden musste. Völlig verloren stand ich – nachdem sie im Garten ihren letzten Platz gefunden hatte – in der Gegend herum und versuchte krampfhaft, etwas Sinnvolles zu machen. Da kam ich auf den Gedanken, Bukis »Lieblingsteppich« in die Wäscherei zu bringen – er hatte es doch nötig.
Beim Abholen übergab mir die Verkäuferin die Rolle mit den Worten »So, jetzt haben Sie wieder einen sauberen Teppich«. »Ja, « meinte ich, »aber leider keinen Hund mehr. Ein nicht so sauberer Teppich und ein noch lebender Hund wären mir bedeutend lieber.« Wir kamen ins Gespräch, ich erzählte von Buki und der Rasse Akita. Sie berichtete, dass sie im Internet Akita-Welpen gesehen hätte, da sie schon seit einiger Zeit einen kleinen Hund für ihren Sohn suchen würde.
Eigentlich war mir klar, dass ich keinen Welpen haben wollte, da – meiner Meinung nach – ein Welpe in einer Familie aufwachsen sollte, wo immer was los ist und er viel kennenlernen kann. Mir wäre ein etwas älterer Hund aus dem Tierschutz lieber, dem ich mit einem ruhigen Plätzchen, einer gut gefüllten Futterschüssel, vielen Streicheleinheiten und gemütlichen Spaziergängen eine Freude machen könnte.
Ich habe dann am Abend doch die Internetseite gesucht und auch die genannten Welpen gefunden. Aber ein Klick weiter unten blickten mich ein paar braune Augen etwas neugierig, aber auch vorsichtig an. Der Text dazu lautete: »Akita-Mix-Hündin Stella sucht ein Zuhause«. Die angegebene Telefonnummer gehörte zu einem kleinen privaten Tierheim, das in diversen östlichen Nachbarländern immer wieder mit Futter und auch Kastrationsprojekten hilft und »auf der Heimreise« jedes Mal ein paar Hunde aus diesen Ländern mitnimmt und sie hier vermittelt.
Stella
Schon ein paar Tage später war ich auf dem Weg, um Stella kennenzulernen. Bewaffnet mit einer großen Tüte Leckerlis ging ich auf den Hundeauslauf zu – die meisten Hunde standen direkt am Maschendrahtzaun, hüpften in die Höhe und machten einen Höllenlärm. Ich suchte nach Stella und dann sah ich sie: Etwa zwei Meter hinter dem Zaun auf einem kleinen Hügel stand sie ganz ruhig und blickte mich Stella aufmerksam an. Nachdem sämtliche Leckerlis in Windeseile in diversen Hundemägen verschwunden waren und wieder Ruhe einkehrte, erzählte die Betreuerin, dass Stella bereits als Welpe in einer Tötungsstation gelandet und von einem Tierfreund in eine »Auffangstation« gebracht worden wäre. Vor ca. sechs Wochen wäre sie dann mit der Ausreise nach Österreich dran gewesen.
Ich versuchte Kontakt mit Stella aufzunehmen, rief sie leise beim Namen. Sie kam ganz vorsichtig, schnupperte an meiner Hand, ließ sich streicheln, legte mir dann ihr Schnäuzchen aufs Knie und blickte mich seelenvoll an. Somit war klar, Stella würde bei mir einziehen.
Stella war ganz deutlich ein Mischling, ihre Beine und Pfoten sind für einen Akita zu schmal, die Rute liegt nicht auf dem Rücken, sondern zeigt senkrecht nach oben und auch der schwarze Fleck auf der rechten Schulter wurde sicher vom Vater vererbt. Dennoch, sie hat ein wunderschönes, weiches, silberbrindel Fell mit roter Unterwolle, aufmerksame Stehohren und sehr viel Akita-Charakter. Da schon seit geraumer Zeit meine Holzstiege im Haus geschliffen und frisch lackiert werden musste, habe ich Stella nicht gleich mitgenommen.
Die Renovierung habe ich immer wieder mit der Begründung »Das mache ich, wenn Buki einmal nicht mehr ist« hinausgeschoben, da ich ihr weder den Staub, noch den Lärm und den Geruch des Lacks zumuten wollte. Aber jetzt, da Stellas Einzug bevorstand, war es dringend. Als ich das Hundegehege verließ, drehte ich mich noch einmal um. Stella stand wieder auf diesem Erdhügel und blickte mich an, als wollte sie sagen: »Jetzt hast du dich die ganze Zeit mit mir beschäftigt und dann gehst du wieder?«
Eine Woche später glänzte die Stiege wie neu und ich stand mit Geschirr und Leine wieder vor dem Hundegehege. Ich hatte den Eindruck, dass Stella ihre bellenden Mitbewohner nicht ungern verließ. Kaum hatte sie ihr Geschirr an, zog sie mich zum Ausgang und sprang sofort fröhlich zu mir ins Auto.
Daheim angekommen, inspizierte sie das ganze Haus sehr genau. Sie nahm vorsichtig ein Leckerli und suchte sich dann einen Platz, um den Keks genussvoll zu verspeisen. Wo? Auf dem blauen Teppich, den sie seither als ihr Eigentum betrachtet. Er liegt ja auch strategisch günstig.