Martin Luthers theologische Grundbegriffe

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Alt/neu

→ Buchstabe/Geist, Christ, Fleisch/Geist, Mensch, Metapher, Reformation

1. Altes/Neues Testament: Unter Altem und Neuem Testament versteht Luther nicht zuerst die biblischen Bücher, sondern den alten und den neuen Bund Gottes mit den Menschen. Das Alte Testament ist eine Figur des Neuen Testaments gewesen (6, 302, 21). Das Alte Testament musste alt werden und aufhören, weil es nicht auf Gottes Gnade, sondern auf Menschenwerken stand, und es musste ein anderes Testament kommen, das nicht alt würde, auch nicht auf unserem Tun, sondern auf Gottes Wort und Werke stünde, auf dass es ewiglich währt (DB 8, 29, 1–10). Jesus spricht, es sei ein neues, ewiges Testament in seinem eigenen Blut zur Vergebung der Sünden, womit er das Alte Testament aufhebt (6, 357, 29–32). Christus verwirft und hebt das alte Gesetz mit seinen Opfern und seiner Heiligkeit auf, da damit Gottes Wille nicht erfüllt sei, und nicht unser Werk und Opfer, sondern er selbst und alleine muss es für uns alle tun. Er verheißt also und stiftet das Neue Testament, da die Gerechtigkeit des |14|Glaubens in großer Gemeinde, das ist in aller Welt, gepredigt werden soll und nicht die Gerechtigkeit der Opfer oder unserer Werke (38, 33, 5–10). Die Gebote Gottes sind altes Testament, seine Verheißung neues Testament (7, 23, 30–24, 21), das Gesetz ist das Alte, das Evangelium das Neue (9, 569, 8f.). Denn das Alte Testament war wohl eine Verheißung, aber nicht der Vergebung der Sünden und ewiger Güter, sondern zeitlicher Güter, durch die niemand im Geist erneuert wurde (6, 515, 5–11). Das Alte Testament predigt den Buchstaben, das Neue predigt den Geist (7, 653, 17f.). Aber alles, was die Apostel gelehrt und geschrieben haben, das haben sie aus dem Alten Testament gezogen; denn in diesem ist alles verkündigt, was in Christus zukünftig geschehen und gepredigt werden sollte. Es ist kein Wort im Neuen Testament, das nicht hinter sich sehe in das Alte, worin es zuvor verkündigt ist, denn das Neue Testament ist nicht mehr als eine Offenbarung des Alten (10I.1, 181, 15–25). Das Evangelium oder Christus predigt nicht eine neue Lehre, die das Gesetz aufhebe oder ändere (32, 356, 18f.). Durch das Alte Testament macht man uns geschickt zu Christus zu kommen, denn wir sehen dadurch unser Gebrechen, werden demütig und wollen gern Hilfe haben. Das Neue hilft und macht fromm (9, 578, 13–15).

2. Alter/neuer Mensch: Es gibt zwei Menschen in uns, Adam und Christus, jener der alte, dieser der neue Mensch (1, 81, 8f.). Der neue Mensch ist der Mensch der Gnade, der geistliche und innere Mensch vor Gott. Der alte Mensch aber ist der Mensch der Sünde, der fleischliche und äußere Mensch vor der Welt. Die Neuheit ist die Gnade, das Altsein die Sünde (3, 182, 24–27). Wir werden alte und neue Menschen genannt, doch nicht so, dass der Mensch zwei Dinge sei. Soweit wir den Glauben haben, sind wir neu, soweit wir nicht glauben, sind wir alt. Darum kann man den alten Menschen nicht deuten, als sei er allein Fleisch und Blut, denn er, wie auch der neue Mensch, ist der ganze Mensch (24, 557, 10–14). So muss man gegeneinander halten den alten und neuen Adam, wie Paulus sagt, so dass der alte Adam eine Figur des neuen Adams sei, dass der alte mit seiner Sünde alles vergiftet hat, was von ihm kommt, der neue alles, was von ihm kommt, selig gemacht und geheiligt hat durch den Geist (10III, 75, 22–25). Der alte Mensch hört nimmer auf zu sündigen, hat noch immer eine böse Neigung (9, 572, 23f.; vgl. 30I, 220, 25–28). Der alte Mensch wird Fleisch genannt. Wer nicht aus Geist wiedergeboren ist (er sei vor sich selbst und den Menschen gerecht, fromm, weise), ist Fleisch, fleischlich, alter Mensch (1, 146, 17–22). Ohne den Geist ist der ganze Mensch alt und äußerlich (56, 345, 31). Der alte Mensch, der ohne Glauben und nicht reinen Herzens ist und Christus nicht hat, muss das Gesetz haben und immer mit Werken getrieben werden (17I, 123, 18–20). Das irdische, alte Leben nach dem alten Adam, wie man in der Welt ohne den Geist Gottes lebt, wird vom neuen Adam, Christus, überwunden (26, 307, 23f.). Paulus redet von der Tötung des alten Adams und will sagen, dass wir nicht mehr nach dem Fleisch, sondern als eine neue Kreatur in Christus leben sollen (26, 308, 32f.). Den alten Menschen nennt Paulus nicht allein den Leib oder die groben sündlichen Werke, die der Leib begeht mit den äußerlichen fünf Sinnen, sondern den ganzen Menschen, wie er von Adam geboren ist, mit Leib und Seele, Willen, Vernunft und Verstand, der noch in Unglauben, Gottesverachtung und Ungehorsam ist. Neuer Mensch heißt der, der durch die Buße sich zu Gott bekehrt und nun ein anderes Herz und anderen Verstand hat als zuvor, anders glaubt und lebt nach Gottes Wort und Willen durch den heiligen Geist. Dieser fängt an in der Taufe oder in der Buße und Bekehrung, dass er dem alten Menschen und |15|seinen sündlichen Lüsten durch den heiligen Geist widerstehe (22, 98, 13–38). Im alten Menschen ist nichts als Irrtum, wodurch ihn der Teufel ins Verderben führt. Aber der neue Mensch hat dagegen den Geist und Wahrheit, wodurch das Herz erleuchtet wird und Gerechtigkeit und Heiligkeit mit sich bringt, so dass der Mensch Gottes Wort folgt und Lust hat zu gutem göttlichem Wandel und Leben. Ein solcher neuer Mensch ist geschaffen nach Gott als ein Bild Gottes (22, 315, 23–29). Erneuert zu werden bedeutet, aus dem Alten ins Neue überzugehen. Das Alte ist die Sünde des alten Menschen, das Neue ist die Gnade des neuen Menschen (7, 106, 32–34). Die Taufe bedeutet, dass der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten, und wiederum täglich ein neuer Mensch herauskommen und auferstehen soll, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe (30I, 382, 8–383, 2). Christus hat die Erlösung von Sünden und Tod erworben, dass uns der heilige Geist an Christus zu neuen Menschen machen soll aus dem alten Adam (50, 599, 29–31). Das ist nun die Natur des inwendigen und neuen Menschen, dass er ein stetes Harren, Hoffen, Trauen, Glauben trägt zu Gott. Das Wort und die Verheißung Gottes ist der ganze Inhalt des neuen Menschen (1, 209, 18–23). Der neue Mensch gewinnt Lust zu Gottes Geboten und tut alles mit Freuden, was er soll (7, 654, 6–8; vgl. 10I.1, 49, 5–7). Der heilige Geist macht die Person anders und verwandelt sie in einen neuen Menschen, der dann eine andere Vernunft, einen anderen Willen hat, geneigt zum Guten (10I.1, 328, 17f.; vgl. 12, 298, 30–33). So ist jeder Christ in bezug auf seinen äußeren Menschen unter Mose oder dem Gesetz, unter dem Tod, der Hölle, dem Teufel, weil der äußere oder alte Mensch noch gekreuzigt und getötet werden muss. Nach dem Glauben erfasst der neue Mensch den Sohn und ist Herr über Tod, Gesetz, Hölle und Teufel. Dies ist die Freiheit, die uns durch diesen König, der uns als Sohn gegeben wurde, gegen die Knechtschaft des Gesetzes zukommt (40III, 655, 5–13). Im neuen Menschen ist Sohnschaft, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Heil, Erlösung und ewiges Leben (40III, 655, 20–22). Christus will, weil wir neue Menschen sein sollen, dass wir auch andere und neue Gedanken, Verstand und Sinne haben und kein Ding ansehen nach der Vernunft, wie es vor der Welt steht, sondern wie es vor seinen Augen ist, und uns richten nach dem zukünftigen, unsichtbaren neuen Wesen, das wir zu hoffen haben und das nach diesem Leiden und elenden Wesen folgen soll (34II, 481, 12–16).

3. Alte/neue Welt: Man muss unterscheiden zwischen der Schöpfung, die erst geschehen, und der neuen Geburt, die uns wiederbringt, was wir nach der Schöpfung verloren haben (46, 622, 38–40). Christi Tod und Auferstehung wird alles neu machen in Himmel und Erden (46, 33, 6f.).

4. Alter/neuer Gott: Gott ist älter und größer als alle Dinge (15, 493, 31). So ist Gott und sein Wort älter, als wir sind, er wird auch wohl jünger und neuer sein, als wir sind, denn er ist ewig, darum soll er beides, Altes und Neues, ändern und regieren und sich weder vom Neuen noch Alten ändern oder regieren lassen (30II, 321, 19–22).

5. Alte/neue Lehre: Menschen sollen keine neuen Artikel des Glaubens setzen (6, 322, 2f.). Luther predigt seinem Anspruch nach nicht neue Dinge, er sagt, dass alle christlichen Dinge bei denen untergegangen seien, die sie bewahren sollten, nämlich bei den Bischöfen und Gelehrten (7, 313, 37–39; vgl. 33, 462, 34–37). Er habe diese Predigt nicht neu gemacht, sondern eben dieselbe alte, befestigte Lehre der Apostel wieder hervorgebracht, wie er auch keine neue Taufe, Sakrament, Vater unser, Glauben |16|gemacht habe, sondern allein wegen des Alten, das Christus und die Apostel hinterlassen haben, streite (46, 62, 26–32). Das Konzil von Nizäa hat nichts Neues erdacht noch gesetzt, sondern den alten Glauben wider den neuen Irrtum des Arius durch die heilige Schrift verteidigt. Deshalb kann man den Konzilien nicht die Macht geben und noch viel weniger dem Papst, neue Artikel des Glaubens zu erdenken oder zu setzen (50, 575, 4–8; vgl. 580, 17–24; 607, 12–17; 618, 10–14).

📖 Oswald Bayer, Luthers Theologie, 3. Aufl. 2010. Peter Schwanz, Der neue Mensch, 1992.

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Amt

→ Beruf, Dienst, Pfarrer, Priester

1. Wesen: Amt ist zuerst Dienst. Christus hat keine Macht mitgeteilt, sondern das brüderliche Amt der Liebe angewiesen (2, 632, 13f.). Alle Christen dienen Gott, aber sie sind nicht alle im Amt (10I.2, 122, 9–22). Wer das Amt zu lehren hat, kann sagen, dass dieses Amt, wenn es sich auf das Wort Gottes bezieht, heilig ist vor Gott (25, 242, 14–16). Christus muss so in uns wirken, dass er uns den heiligenden Geist mitteilt und den Glauben schenkt, durch den wir befähigt werden, dem Nächsten zu dienen und freudig unserem Amt zu obliegen, zu dem uns Gott berufen hat (27, 472, 18–21).

 

2. Die Unterscheidung zwischen Würde und Amt ist juristisch, nicht theologisch (2, 636, 34f.). So kann bei den Aposteln nicht zwischen ihrer Apostelwürde und ihrem Apostelamt unterschieden werden und sie sind in Amt und Würde gleich. Dennoch ist das kirchliche Amt keine Würde (12, 390, 3–12). Wie auch immer die Person der Apostel sein mag, ihr Amt ist bei allen gleich: sie lehren denselben Christus, haben dieselbe Macht, sind von demselben in gleicher Weise gesandt (2, 471, 35–37; vgl. 452, 16–19). Jeder kirchliche Vorsteher muss zuerst unterscheiden zwischen sich und seinem Amt, d.h. zwischen der Form Gottes und der Form des Knechts und sich selbst als den niedrigsten unter allen ansehen und das Amt zwischen Furcht und Liebe seiner selbst ausführen, damit er durch es nur das Wohl und den Nutzen der Untergebenen suche, so dass er, da er weiß, dass jedes Amt zum Nutzen und Heil der Untergebenen da ist, eher von seinem Amt abgehen müsste, wenn der Nutzen und das Wohl der Untergebenen nicht anders erreicht werden kann oder durch es behindert würde (56, 161, 10–18). Wer den Unterschied zwischen dem Amt und der Person hält, der kann auch recht falsche Prediger und rechtschaffene Prediger unterscheiden (28, 469, 38f.). Obwohl Amt und Person unterschieden werden müssen, sind sie doch voneinander abhängig. Denn es kann wohl ein Amt oder Werk gut und recht sein an ihm selber, das doch böse und unrecht ist, wenn die Person oder Täter nicht gut oder recht ist (19, 624, 18–21). Darum muss man hier Amt und Person unterscheiden, dass man nicht um der Person willen das Amt verwerfe (32, 530, 15f.). Dennoch muss eine Einheit von Person und Amt gegeben sein, wenn nicht das Amt unglaubwürdig werden soll (6, 312. 317. 319; vgl. 19, 630). Es ist deshalb falsch zu sagen, dass Person und Amt nicht ein Ding sind, und das Amt dennoch bleibt und gut ist, obschon die Person böse ist (6, 317, 5–7).

|17|3. Die weltlichen Ämter und Aufgaben dürfen nicht gegenüber den geistlichen und kirchlichen abgewertet werden (10I.1, 310, 9–13; 30III, 505). Denn jedes Amt kommt von Gott (33, 515, 37–41). Auch bei weltlichen Ämtern ist keines besser als das andere, da bei allen der Glaube und Geist gleich ist (17II, 55, 6–11). Ein Grund dafür ist, dass das Gebot der Nächstenliebe vor Gott alle gleich macht und alle Unterschiede der Stände, Person, Amt und Werke aufhebt (17II, 101, 18f.).

4. Die Ämter Christi: Das Amt Christ ist ein doppeltes: richten und rechtfertigen, töten und beleben, verdammen und retten. Durch das Gericht demütigt er die Hochmütigen, durch die Gerechtigkeit erhöht er die Demütigen (5, 299, 22–24). Luther unterscheidet die Person Christi von seinen Ämtern. So wird Christus nach Jes 9,6 Ewigvater genannt nicht seiner Person nach, sondern gemäß seinem Amt, seinem andauernden väterlichen Wirken für uns (19, 159, 21–31; vgl. 45, 294, 28; 295, 26; 52, 476, 22). Christi Amt ist, dass er gesandt ist vom Vater zu uns Menschen, das Werk unserer Erlösung auszurichten (46, 98, 22f.). Dies war ein knechtliches Amt, weil er gesandt war in Dienst und Demut, darin er sich aller seiner göttlichen Herrlichkeit entäußerte (45, 633, 19–21). In der Auferstehung erfährt Christus eine Verwandlung des Amts aus diesem Dienststand zu seiner Herrlichkeit und zu ewigen Regiment (21, 474, 37–39). Es genügt nicht, Christi Person als Gott und Mensch zu kennen, der Glaube richtet sich auch auf das Amt Christi (45, 295, 30–34). Dies tut er zuerst durch seine Predigt: Er ist um keines anderen Amts willen, als zu predigen das Wort Gottes, gekommen (7, 22, 19f.). Christus hat zwei Ämter: Jetzt auf Erden richtet er sein Predigtamt aus, wozu er vom Vater gesandt ist, und das geht seine Menschheit an. Danach geht er zum Vater, dann richtet er das andere Amt aus, dass er uns den heiligen Geist in unsere Herzen sende (10I.2, 283, 29–33). Luther nennt meist das Priestertum und das Königtum die beiden Ämter Christi: Durch sein Königreich und seine Herrschaft beschirmt er uns vor allem Übel in allen Dingen, aber durch seine Priesterschaft beschirmt er uns vor allen Sünden und Gottes Zorn, tritt vor uns und opfert sich selbst, um Gott zu versöhnen (10I.1, 717, 24–718, 2; vgl. 7, 27, 1–16; 10I.1, 720, 14–721, 2; 56, 15–34). Das Priesteramt kann auch als ein dreifaches Amt aufgefasst werden, das von Christus auf die Christen übergeht: Opfer, Gebet, Verkündigung (12, 308, 27–309, 7; vgl. 7, 28, 6–11). Obwohl Christus den Christen seine Ämter übergibt, sind nicht alle Ämter von ihm abgeleitet (11, 258, 14–18).

5. Luther warnt davor, dass wir nicht Gott in sein Amt greifen, der allein rächen und vergelten will (17II, 58, 32f.). Dadurch würde die christliche Freiheit zerstört (18, 112, 15–27; 122, 36f.).

6. Wem das Predigtamt aufgelegt wird, dem wird das höchste Amt aufgelegt in der Christenheit (11, 415, 30f.; 12, 319, 28–32). Es ist begründet in der heiligen Schrift, dass nicht mehr ist, als ein einziges Amt zu predigen Gottes Wort allen Christen allgemein, dass jeder reden, predigen und urteilen möge und die anderen alle verpflichtet sind, zuzuhören (8, 498, 15–21).

7. Berufung in das Amt: Ein Amt darf man sich nicht anmaßen, sondern nur nach der Berufung, in ein geistliches Amt durch die Gemeinde, ausüben (47, 193, 3–7).

8. Grenzen des Amts: Die Vergebung der Schuld steht weder in des Papsts, Bischofs, Priesters noch irgendeines Menschen Amt oder Gewalt, sondern allein auf dem Wort Christi und dem eigenen Glauben, denn Gott wollte nicht unseren Trost, unsere |18|Seligkeit, unsere Zuversicht auf Menschenwort oder -tat bauen, sondern allein auf sich selbst, auf seine Worte und Taten (2, 716, 13–18).

9. Strenge des Amts: Wo wir im Amt und Obrigkeit gehen, da soll und müssen wir scharf und streng sein, zürnen, strafen usw., denn hier müssen wir tun, was uns Gott in die Hand gibt und tun heißt. Bei dem, was außer dem Amt geht, da lerne jeder für sich selbst, dass er sanftmütig sei gegen jedermann (32, 316, 30–34; vgl. 401f.).

10. Auch das Christsein ist ein Amt (45, 540, 2; 609, 13).

📖 Jan Aarts, Die Lehre Martin Luthers über das Amt in der Kirche, 1972. Karin Bornkamm, Christus – König und Priester. Das Amt Christi bei Luther, 1998. Wilhelm Brunotte, Das geistliche Amt bei Luther, 1959. Holsten Fagerberg, Art. Amt VI.1, in: TRE 2, 1978, 553–562. Harald Goertz, Allgemeines Priestertum und ordiniertes Amt bei Luther, 1997. Martin Honecker, Luthers Verständnis des Amtes im ökumenischen Disput, in: Athina Lexutt, Hg., Relationen, 2000, 321–334. Hellmut Lieberg, Amt und Ordination bei Luther und Melanchthon, 1962. Gerhard Müller, Allgemeines Priestertum aller Getauften und kirchliches Amt in der Reformationszeit, in: KD 52 (2006) 98–104. Regin Prenter, Die göttliche Einsetzung des Predigtamtes und das allgemeine Priestertum bei Luther, in: ThLZ 86 (1961) 321–332. Reinhard Schwarz, Martin Luther – Lehrer der christlichen Religion, 2015, 263–287. 479–494. Wolfgang Stein, Das kirchliche Amt bei Luther, 1974.

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Analogie

Im Griechischen heißt Analogie nach Luther Verhältnis, Vergleich, Gleichnis, Ähnlichkeit (56, 119, 18; 453, 4f.).

1. Analogie ist nicht eine aktive Angleichung durch den Verstand, sondern eine passive in der Sache oder eher keines von beidem, sondern wodurch eine Sache mit der anderen zusammenspielt und ihr angeglichen wird (56, 453, 14–16).

2. Analogie des Glaubens: Nach Paulus muss alles auf dem Glauben aufbauen: Gemäß der Vorschrift Röm 12,7, dass die Prophetie nach der Analogie des Glaubens erfolgte, soll der in der Schrift gegebene Sinn nach dem buchstäblichen Verstand behandelt werden (14, 561, 21–23), damit nicht der Glaube und seine Regeln vernachlässigt werden (56, 119, 18f.). Auf diesen grundlegenden Glaubenssinn kann eine Allegorie aufbauen, die sich aus ihm ableiten muss (16, 68, 25–28). Wer nach Allegorien suchen will, der sehe sich vor, dass er sie auf die Analogie des Glaubens beziehe (16, 214, 3f.; 29, 376, 14f.). Der wahre Verstand und Gebrauch der heiligen Geschichten und ihr Beispiel sollen gemäß der Analogie des Glaubens behandelt werden (30III, 540, 7f.). Alles, was nicht ausdrücklich in der heiligen Schrift gesagt ist und als offenbart gelten soll, muss sich durch Analogie des Glaubens auf die heilige Schrift beziehen und ihren Sinn offenbaren (43, 226, 8f.; vgl. 42, 667, 18–22; 44, 97, 36f.). Die Analogie des Glaubens trägt zur Eindeutigkeit der Interpretation bei (44, 427, 28–31). Christus und die Apostel haben Allegorien nach der Analogie des Glaubens gebraucht und so die Kirche erbaut (42, 367, 33–36; 368, 35f.; 377, 20–22). Auch das Verständnis der Anwesenheit Christi im Abendmahl gründet auf der Analogie des Glaubens, da der Glaube sich auf Unsichtbares bezieht (30III, 132, 4. 26). Die Sprüche und Taten der Heiligen sind der Regel oder Analogie des Glaubens gemäß zu beurteilen (54, 114, 31f.). Wichtiger als das grammatische Verständnis der heiligen Schrift ist ihr Verstehen nach der Analogie des Glaubens (31II, 178, 23–25).

|19|3. Luther warnt auch vor der Analogie weltlicher Dinge für Geistliches: (39II, 94, 11f.). Schon in der Grammatik gebe es ungewöhnlichen Sprachgebrauch, der nicht durch Analogie erklärbar sei (39II, 94, 13f.). Der heilige Geist hat seine eigene Grammatik. Die Grammatik gilt allgemein, aber wenn die Sache größer ist, als sie durch grammatische und philosophische Regeln erfasst werden kann, muss sie beiseite gelassen werden. Nach der Grammatik gilt die Analogie: Christus ist geschaffen. Also ist Christus ein Geschöpf. Aber in der Theologie gilt nichts weniger, denn die Sache ist unaussprechlich und unfassbar (39II, 104, 24–105, 4).

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Anbetung

→ Bild, Gebet

In der heiligen Schrift heißt anbeten niederfallen, niederknien und Ehre erzeigen (17II, 366, 23–27; vgl. 11, 446, 4–7; 43, 529, 19f.).

Anbetung ist eine Verehrung, die allein Gott gebührt, denn man betet allein das an, das größer ist (10I.1, 173, 15f.). Das Anbeten ist die Ehre des ersten Gebots, die man Gott erweist (38, 35, 2). Allerdings wurden auch weltliche Herrscher angebetet: Dass die Magier Christus anbeten wollen, tun sie in der Meinung, wie die Schrift zeigt, dass in den Morgenländern die Könige angebetet wurden, nicht dass man sie für Götter hielte, sondern das Niederfallen vor ihnen und Ehren heißt die Schrift Anbeten und gibt es gleich Gott und den Menschen (10I.1, 574, 7–10; vgl. 614, 8–13). Man sieht, dass auch im Alten Testament die rechten Abgötter nicht schaden, wenn man gleich vor ihnen äußerlich anbetet, wenn nur der rechte Gott mit dem Herzen angebetet wird (18, 79, 20–22). Es gibt zweierlei Anbeten: Eines äußerlich und leiblich, das andere innerlich und geistlich. Wo äußerliches Anbeten allein ist, da ist Heuchelei und Gottes Spott. Das andere Anbeten ist rechtschaffen und geistlich, das ist in allen äußerlichen Dingen frei, also dass man nicht besondere Örter haben oder besondere Gebärden führen müsse (11, 444, 1–445, 35; vgl. 17II, 367f.). Solches Anbeten ist nichts anderes als der Glaube oder des Glaubens höchstes Werk gegenüber Gott. Wo nicht das herzliche Vertrauen und die Zuversicht des rechten lebendigen Glaubens sind, da kann solches Anbeten nicht geschehen, denn Gott wird dann nicht erkannt mit gläubiger Zuversicht (11, 446, 13–26). Nicht das Anbeten, sondern der Glaube bestimmt die Beziehung zu Gott: Denn das heißt nicht einen Gott haben, ihn äußerlich mit dem Mund Gott zu nennen oder mit den Knien und Gebärden anzubeten, sondern ihm herzlich zu trauen und sich alles Guten, Gnade und Wohlgefallen von ihm zu versehen (6, 209, 27–30). Wer Gott im Unglauben anbetet, der begeht einen Akt des Götzendienstes (7, 231, 19). Wir glauben, dass im Geist anbeten sei, dass wir geistlich oder geistlicher Weise anbeten sollen, Christus sei gleich im Himmel, auf Erden oder im Sakrament oder wo er wolle. Denn das geistliche Anbeten setzt Christus gegen das leibliche Anbeten, das die Heuchler an Stätte und Zeit binden, so dass es äußerlicher Weise, wie die Stätte und Zeit bestimmt, geschehen muss, als hätte das Gebet sein Wesen, Kraft, Leben und alle Tugend von der Stätte oder Zeit (26, 427, 31–37). Die Frömmigkeit auf äußerliche Dinge zu beziehen, das heißt an Gottes statt sitzen und sich anbeten lassen, wie der Papst tut (9, 619, 12f.). Auch die Ablehnung äußerlicher |20|Anbetung schließt die innere Anbetung nicht aus (16, 462, 31–33). Die Werkheiligen, die sich der Gaben, die sie von Gott empfangen haben, rühmen, machen einen Abgott daraus und beten sich selbst an (1, 358, 5–7; 22, 200, 1f.). Aber Christus als Retter zu erkennen und seine Hand zu küssen, das ist wahrhaft das wahre Anbeten (5, 73, 23f.). Gott verehren, fürchten, erkennen, ihm vertrauen, alle Hoffnung auf ihn setzen, ihm folgen, seinem Ruf gehorchen, das ist wahres Anbeten (40III, 299, 11–14).

 

📖 Friedrich Lezius, Die Anbetung Jesu neben dem Vater, 1892.