Kitabı oxu: «Der Mensch und seine Grammatik», səhifə 6

Şrift:

2.2 Die Leistung der sprachlichen Eigenstruktur
2.2.1 Die Überstrukturiertheit sprachlicher KonventionenKonvention

Dass das Deutsche, wie jede andere Sprache auch, seine eigenen Einteilungsschablonen aufweist, wovon die WortartenWortart eine sind, und dass diese nur lose mit der vorsprachlichen Einteilung in Dinge und Eventualitäten korrespondieren, führt dazu, dass unsere Interpretin nicht weiß, wo sie in der Äußerung in (4) ihren interpretativen Anker werfen soll. Ich hatte sie ja nur mit ihrem ererbtenererbt (vs. erworben) und erworbenenerworben (vs. ererbt), vorsprachlichen Know-howKnow-how über Gegenstände und Eventualitäten ausgestattet. Selbst wenn wir nun davon ausgehen, dass sie Da, Jünger, nahm, Mutter, Jesu und zu aus der Äußerung segmentieren und damit etwas assoziieren kann, kann sie eben (noch) nicht die Wortarten der Segmente erschließen (und wenn wir berücksichtigen, dass die Äußerung auf andere folgt und anderen vorangeht, kann sie auch nicht angeben, wo sie beginnt und endet). Sie muss also die Einteilungsschablone kennen, die zur sprachlichen Eigenstruktur gehört und wissen, welche lexikalischen Lücken diese Schablone (konventionell) füllt und welche sie offenlässt. Sie würde dann wissen – im Sinne eines Know-hows –, dass sie es in der Äußerung Da nahm der Jünger die Mutter Jesu zu sich … mit den KategorienWortart Adverb, Verb, Artikel, Substantiv, Artikel, Substantiv, Substantiv, Präposition, Reflexivpronomen zu tun hat. Aber wo kann sie ihren interpretativen Anker werfen?

Ein möglicher Ankerpunkt dürfte für die Interpretin die Kenntnis sein, welche HandlungHandlung der Schreiber vollzieht, indem er die Äußerung tätigt. Wir haben gesehen, dass allein schon das Ansprechen der Interpretin eine kommunikative Handlung ist. Sie weiß aber noch nicht, was für eine Handlung es ist. Behauptet, erfragt oder befiehlt der Schreiber etwas? Natürlich könnten wir sagen, dass in dem Ausdruck Jünger eine Zuschreibung steckt, die einem Gegenstand das Jüngersein zuschreibt. Aber die Äußerung in (4) enthält neben dieser und ähnlichen Zuschreibungen eine noch zentralere, nämlich die zu-sich-Nehmen-Beziehung zwischen dem Jünger und der Mutter Jesu. Vor dem Hintergrund dieser Beziehung werden das Jüngersein des Jüngers und das Mutter-Jesu-Sein der Mutter zwischen Schreiber und Interpretin bloß vorausgesetzt. Die Nehmen-Beziehung ist einerseits zentral, weil sie als Eventualität salienterSalienz ist als das Jünger- und Muttersein. Dass sie dem Jünger und der Mutter zukommt, ist flüchtig und veränderlich und provoziert in besonderer Weise Antworten auf die W-FragenW-Fragen. Die Nehmen-Beziehung ist andererseits zentral, weil sie durch Ausdrucksmittel gekennzeichnet ist, die zur Eigenstruktur der Sprache gehören. Das ist im Deutschen und Englischen vor allem die Finitheit des Verbs, mit der diverse Funktionen wie Person, Numerus, Modus, Tempus, (mehr oder weniger periphrastisch) Diathese und die KasusbestimmungKasus für das Subjekt assoziiert sind. In der Äußerung in (4) ist nahm ein finites Verb und zeigt die 1. oder 3. Person Singular Indikativ Imperfekt Aktiv an. Damit geht einher, dass die Nehmen-Beziehung, nicht aber das Jünger- oder Muttersein zur Debatte gestellt wird. Anhand weiterer Merkmale der sprachlichen Eigenstruktur kann die Interpretin dann erschließen, ob der Schreiber ihr etwas mitteilt, sie etwas fragt oder ihr etwas befiehlt. Zu diesen Merkmalen gehören die Abfolge der Elemente (Nahm der Jünger … zu sich?), die FlexionsformMorphologie des Verbs (Nimm … zu dir!) und die ProsodieProsodie (Der Jünger nahm … zu sich?/.). Das heißt, wenn jemand auf die Äußerung in (4) hin Das stimmt nicht. ohne weitere Ausführungen antwortet, bestreitet sie, dass die Beziehung so bestand, aber nicht, dass den in dieser Beziehung vorkommenden Gegenständen das Jüngersein, Muttersein und so weiter zukommt. Diese Zuschreibungen sind zwar prinzipiell auch anerkennbar oder bestreitbar, aber sie stehen in dieser konkreten Äußerung nicht zur Debatte, weil sie nicht explizit mittels finiter Verbformen zugeschrieben werden.

Die Interpretin könnte so ihren interpretativen Anker in die Entäußerung des Schreibers werfen und nun Antworten auf die W-FragenW-Fragen suchen, die durch die Äußerung provoziert werden.

Ich möchte wenigstens versuchen, prinzipiell nachzuvollziehen, über welche Kenntnisse die Interpretin verfügen muss, um ihren Anker in die Äußerung werfen und Antworten auf die W-Fragen geben zu können. Welche Antworten kann sie geben, welche wird sie nicht geben, und warum? Dies darzustellen muss einerseits sehr allgemein und kursorisch ausfallen. Es ist leicht zu sehen, dass eine ausführliche Beschreibung der Ursachen, warum die Deutungen sprachlicher Äußerungen nicht willkürlich erfolgen, einer Universalgrammatik nahekäme, die erklärt, warum Sprache als menschliches Phänomen sowie Einzelsprachen als ihre Instanzen jeweils als Kommunikationsmittel funktionieren. Sie muss andererseits auch zu spezifisch ausfallen, weil ich mich im vorliegenden Buch primär für das Deutsche und Englische interessiere sowie für die W-Fragen in Bezug auf den Äußerungsinhalt. Zum Dritten kann eine schrittweise, das heißt methodische Rekonstruktion der Geregeltheit von Deutungen nicht geleistet werden. Der Grund ist folgender: Bei der Beschreibung, wie die Interpretin ihren interpretativen Anker werfen kann, haben wir bereits auf einige Ausdrucksmittel Bezug genommen, die bereits zur konventionalisierten Eigenstruktur von Sprache gehören, zum Beispiel auf WortartenWortart, SatzgliedreihenfolgeReihenfolge, ProsodieProsodie und FlexionMorphologie. Wenn wir diese Regelungen, denen Deutungen unterliegen, schrittweise einführen wollten, könnten wir sie uns in Form von Wenn …, dann …-Instruktionen denken, so zum Beispiel: Wenn die Äußerung Jünger aufweist, stelle Dir einen bestimmten Jünger vor! Die Schwierigkeiten sind leicht zu erkennen: Der Ausdruck Jünger benötigt für seine Bestimmtheit einen Determinierer. Um die Bestimmung nachzuvollziehen, wird ein Ko(n)text benötigt. Der Determinierer muss in KasusKasus, Numerus und Genus mit Jünger kongruierenKongruenz. Jünger kann auch ein Plural sein. Jünger kann überdies auch als Komparativ von jung verwendet werden. Und warum sollte Jünger ein Ausdruck für einen Gegenstand sein und nicht für eine Tätigkeit oder eine Eigenschaft? Die Anweisung müsste also in der Wenn-Klausel alle unerwünschten Deutungen ausschließen. Dafür müssten wir die Wenn-Klausel um weitere Wenns erweitern, bis die Dann-Klausel erfolgreich befolgt werden könnte. Konsequent durchgeführt, würde das darauf hinauslaufen, dass jede einzelne dieser Wenn …, dann …-Anweisungen unzählige, wenn nicht alle Wenn-Klauseln für eine Sprache, das heißt alle eigenstrukturellen Regelungen für erfolgreiche Interpretationen enthielte. Der erste Schritt der Rekonstruktion wäre damit unter Umständen schon der letzte.

2.2.2 Vom Öffentlichen zum Privaten: ein erster geschummelter Versuchsymbolische Auslagerung

Unabhängig davon, dass die Äußerung des Schreibers ein kooperativer kommunikativer Akt ist, fordert sie bereits als salientesSalienz Phänomen von der Interpretin eine Deutung. Dass die Äußerung ein kooperativer kommunikativer Akt ist, ist bereits das Resultat einer Deutung. Die Interpretin erkennt in der ÄußerungshandlungÄußerungshandlung eine kooperative kommunikative Absicht. Nun muss sie für das Geäußerte selbst Antworten auf die W-FragenW-Fragen finden. Diese Aufgabe ist – um noch einmal daran zu erinnern – umso anspruchsvoller dadurch, dass ihre Deutung etwas mit der Vorstellung des Schreibers gemeinsam haben muss, obwohl diese doch in ihrer sprachlichen Verpackung der meisten Bestimmungen entledigt ist. Denn das Gemeinsame bildet den Kern des Ausdrucks Kommunikation.

Als kooperativer kommunikativer Akt ist die Äußerung für die Interpretin so etwas wie eine Handlungsaufforderung im Sinne von Werde angesichts meiner Äußerung tätig! In welcher Weise sie tätig werden soll, ist damit natürlich noch nicht spezifiziert. Wir haben versucht, mit der Interpretin einen interpretativen Anker in der Äußerung in (4) zu werfen, was sie einer Antwort auf diese Frage näherbringt. Wir konnten über die flektierte Form des Verbs eine Behauptung identifizieren. Als Behauptung zeigt die Äußerung der Interpretin an, wie sie das Behauptete nun praktisch verwerten, also beispielsweise zur Kenntnis nehmen, anerkennen, ihm zustimmen oder es bestreiten und ablehnen kann. Wir mussten dabei aber Bezug auf diverse andere sprachliche Ausdrucksmittel nehmen, die alle ebenfalls Funktionen für die Interpretation haben und kaum unabhängig voneinander charakterisiert werden können. Kraft ihrer Geregeltheit stellen Äußerungen für die Interpretin nun so etwas wie InstruktionenInstruktion zum Aufbau von komplexen VorstellungenVorstellung und zum praktischen Verfahren mit diesen Vorstellungen dar.Instruktionsgrammatik1 Sowohl beim Vorstellen als auch beim praktischen Handhaben der Vorstellungen können wir noch weitere Unterscheidungen treffen, die in Abbildung 2 aufgeführt sind.

Abb. 2:

Der Instruktionscharakter von Äußerungen

Die Unterscheidungeninstruktive Leistungen können sicher auch feingliedriger getroffen werden, aber für mein Erkenntnisinteresse reichen sie aus. Das Vorstellen von etwas betrifft die einzelnen Vorstellungen, die durch Ausdrücke oder Ausdrucksteile hervorgerufen werden (a). Hierhin gehören bereits die DependenzenDependenz, die durch symbolische Auslagerungen entstehen. Ein Ausdruck, der eine symbolischesymbolische Auslagerung Auslagerung enthält, instruiert zwar zum Vorstellen von etwas, aber um die Instruktion zu befolgen, muss zuerst dasjenige vorgestellt werden, aus dem der betreffende Aspekt ausgelagert wurde. Eventualitäten können darüber hinaus auf verschiedene Art und Weise vorgestellt werden, wie beispielsweise das zu-sich-Nehmen der Mutter Jesu durch den Jünger aus der – durchaus wörtlich zu verstehenden – Perspektive des Jüngers oder aus der Perspektive der Mutter vorgestellt werden kann (b). Dabei ändert sich der Inhalt der komplexen Vorstellung nicht. Wenn mit Ausdrucksmitteln zum HandelnHandlung instruiert wird, betrifft dieses nun nicht mehr den Vorstellungsinhalt oder die Vorstellungsart und -weise. Dabei geht es einerseits um das Ko(n)textualisieren der Vorstellungen durch ihre Erdung und die Herstellung von Kohärenz. Indem die komplexe Vorstellung in verschiedenen Spannungsfeldern verortet wird, erfährt sie eine Erdung (c). Diese Spannungsfelder betreffen beispielsweise solche zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Abgeschlossenheit und Unabgeschlossenheit, zwischen Wirklichkeit, Möglichkeit, Unmöglichkeit, zwischen Wunsch und Notwendigkeit oder zwischen zuverlässiger und unzuverlässiger Evidenz. Dadurch, dass einzelne oder komplexe Vorstellungen zu anderen Vorstellungen in Bezug gesetzt werden, seien sie im Kotext, im Kontext oder im gemeinsamen (Welt-)Wissen präsent, werden sie ko(n)textualisiert, wodurch Kohärenz entsteht (d). Andererseits betreffen Instruktionen zum Handeln die praktische Verwertung von (geerdeten und ko(n)textualisierten) Vorstellungen, wie wir bereits gesehen haben (e).

Eine konkrete sprachliche Äußerung instruiertinstruktive Leistungen zu diesen Tätigkeiten auf spezifische Weise, aber diese Tätigkeiten sind im Allgemeinen nicht auf die Interpretation sprachlicher Äußerungen beschränkt. Wenn der Schreiber Zeuge der Ereignisse des Evangeliums geworden ist, hat er etwas wahrgenommen, genauso wie die Interpretin der Äußerung sich etwas vorstellt (a); er hat es auf eine bestimmte Weise wahrgenommen, wie die Interpretin sich etwas auf eine bestimmte Weise vorstellt (b); ebenso musste er es deutend in Bezug zu bereits WahrgenommenemWahrnehmung setzen, dabei Beziehungen zwischen diesen erkennen, wie dies die Interpretin mit ihren Vorstellungen ebenfalls tun muss (d); und er nahm die WahrnehmungenWahrnehmung zum Anlass für eigenes Handeln, ebenso wie die Interpretin dies mit der Deutung ihrer Äußerung tun muss (e). Sogar die Aktivität des Erdens übernehmen sowohl der Deutende eines wirklichen Ereignisses als auch die Interpretin eines sprachlich ausgedrückten Ereignisses (c): Während ein wahrgenommenes Ereignis durch seine bloße Gegebenheit für den Wahrnehmenden bereits geerdet ist, gilt dies für eine Vorstellung von einem Ereignis noch nicht, oder nicht mehr. Denn dahingehend, ob die Vorstellung eines Jordanienurlaubs beispielsweise eine Erinnerung an Geschehenes, eine bloße Fiktion oder eine Wunschvorstellung über die Zukunft ist, ist die Vorstellung selbst unbestimmt. Je nachdem, um was es sich handelt, veranlasst sie aber zu unterschiedlichem HandelnHandlung. Dann muss – ähnlich wie bei der Konfrontation mit einer Äußerung – zwischen der Bestimmung des WasWas steht womit in welcher Beziehung? steht womit in welcher Beziehung? und des WasWas kann ich tun? kann ich (jetzt) tun? die Vorstellung erst einmal geerdet werden.

Ich möchte am Beispiel der Äußerung in (4), Da nahm der Jünger die Mutter Jesu zu sich …, nun einen ersten Versuch unternehmen, die Bestandteile der Äußerung in den Verästelungen von Abbildung 2 zu verorten oder, anders gesprochen, ich lasse unsere Interpretin die sprachliche Instruktioninstruktive Leistungen mit ihren funktional gegliederten Bestandteilen erfolgreich befolgen und verstehen. Wir werden im Anschluss daran sehen, dass und wie dieser Erfolg an die spezifische Kenntnis der einzelsprachlichen Eigenstruktur gebunden ist. Ich verleihe unserer Interpretin also das Know-howKnow-how für eine erfolgreiche Interpretation, indem ich sie bei allen Ausdrücken der Äußerung die richtigen Unterscheidungen und Entscheidungen treffen lasse. Ich werde sie ihr aber dann wieder entziehen, um aufzuzeigen, dass es so einfach dann doch nicht ist, dass sie die Unterscheidungen und Entscheidungen vielmehr nur unter Berücksichtigung eines ganzen Komplexes von sprachlicher Eigenstrukturiertheit richtig treffen kann. Dieses Vorgehen soll dazu dienen, diese Eigenstrukturiertheit besser herauszupräparieren.

Wir müssen dazu den engen Dunstkreis unserer isolierten Äußerung in (4) verlassen und sie in die gesamte kommunikative Interaktion einbetten. Die Äußerung ist mit dem vorangegangenen und dem folgenden Text vielfach verwoben und dieses Gewebe betrifft viele Aspekte des Vorstellens und Handelns. Die Äußerung in (4) erscheint erst im drittletzten Kapitel des Johannesevangeliums. Dort heißt es folgendermaßen:


Abbildung 2 oben enthält die fünf instruktiven Leistungeninstruktive Leistungen Vorstellen von etwas (a), Vorstellen auf eine bestimmte Art und Weise (b), Erden (c), Kohärenz herstellen (d) und Verwerten (e).

Da verbindet im Sinne von ‚infolge des Vorangegangenen‘ die in (4) ausgedrückte Eventualität mit den im Text vorangehenden Eventualitäten. Es zeigt also eine bestimmte Beziehung zwischen dem, was links von ihm steht beziehungsweise vorgängig geäußert wurde, und dem, was rechts von ihm steht beziehungsweise nachgängig geäußert wird.2 Insofern dient es zur Herstellung von Kohärenz (d).

Nahmsymbolische Auslagerung instruiert zum Vorstellen einer Nehmen-Beziehung. Wir haben allerdings gesehen, dass es sich bei nahm um eine symbolischesymbolische Auslagerung Auslagerung einer Aktivität aus Gegenständen handelt und dass eine Vorstellung des Nehmens nicht ohne die Vorstellungen der Gegenstände möglich ist, an denen es sich manifestiert. Daher ist nahm offen, oder ergänzungsbedürftig, denn es erfordert die Ausdrücke der Gegenstände, die eine (bestimmte) Vorstellung des Nehmens erst ermöglichen und die Nehmen-Beziehung schließen (a). Durch seine 3. Person Singular Aktivform instruiert es außerdem dazu, sich das Nehmen auf eine bestimmte Weise vorzustellen: Der Ausdruck des Nehmens mittels der Aktivdiathese führt dazu, dass es aus einer neutralen Perspektive oder aus der Perspektive des Nehmers vorgestellt wird. In dieser Hinsicht ist nahm bestimmend: Durch seine Diathesespezifikation bestimmt der Ausdruck, dass der Gegenstand, der die gleichen Person- und Numerusspezifikationen aufweist und im Nominativ steht, der Nehmer ist. Für den anderen Gegenstandsausdruck bestimmt es den Akkusativ und damit die Genommenenrolle (b). Die Form der 3. Person Singular Indikativ Präsens ist es auch, die die Eventualität des Nehmens erdet. Die Erdung in Zeit, Wirklichkeit und so weiter betrifft natürlich nicht nur den Ausdruck nahm, an dem diese Kategorien angezeigt werden, sondern weil nahm eine symbolischesymbolische Auslagerung Auslagerung ist, erfasst die Erdung auch alles mit, woraus das Nehmen symbolisch ausgelagert wurde. Insofern schließt es nach links und rechts (c). Damit sind die Leistungen des Ausdrucks nahm aber noch nicht erschöpft. Durch seine Tempusspezifikation und dadurch, dass vorangegangene Äußerungen das gleiche Tempus aufweisen, kann eine kohärente Vorstellung des ganzen Geschehens konstruiert werden. Hier schließt es nach links (d). Zuletzt instruiert nahm kraft seiner Finitheitsspezifikationen dazu, die gesamte Äußerung als Behauptung zu behandeln und unter den einer Behauptung angemessenen Re-Aktionen eine zu wählen. Voraussetzung dafür ist allerdings die Abwesenheit eines Fragesignals wie einer FrageprosodieProsodie oder eines Fragezeichens (e).

In Bezug auf das Vorstellen von etwas (a) möchte ich noch etwas präzisieren. Wenn wir genau hinsehen, finden wir, dass sich die instruktiven Leistungen des Ausdrucks nahm auf zwei verschiedene Teile von ihm verteilen: einen lexikalischen Teil, der zur Vorstellung des Nehmens im engeren Sinne instruiert, und einen morphologischen Teil, der die konkrete morphologische Form ausmacht. Um nun zu präzisierenMorphologie: Die Vorstellungen der Gegenstände schließen nur den lexikalischen Teil (a) von nahm. Bei den anderen Leistungen (b) bis (e) ist gerade der morphologische Teil von nahm wichtig. Wir können dem Rechnung tragen, indem wir auf der Ebene „Vorstellen von etwas“ (a) den lexikalischen und den flexivischen Teil von nahm gesondert behandeln. Dann können wir sagen, dass der flexivische Teil dazu instruiert, sich – ja, was denn eigentlich? – vorzustellen. Die Antwort ist: nicht viel, vielleicht sogar gar nichts. Aber dieser Teil ist nicht nur salientSalienz in der Sprachwahrnehmung, er ist auch pertinentPertinenz, indem er Leistungen für die Interpretation erbringt. Auch wenn er nicht zur Vorstellung von etwas beiträgt, so ist er doch, um seine Leistungen zu erbringen, auf diverse andere Vorstellungen angewiesen, das heißt er ist offen. In seinen Person-, Numerus-, Modus-, Tempus- und Diathesespezifikationen muss der flexivische Teil von nahm durch seinen lexikalischen Teil geschlossen werden. Was den Person- und Numerusaspekt betrifft, sind diese Spezifikationen zusätzlich auf diejenige eines Gegenstandsausdrucks angewiesen, der die gleichen Spezifikationen aufweist (a). Umgekehrt bestimmen die Finitheitsaspekte des Verbs den Nominativ für diesen Gegenstandsausdruck (b). Im finiten Verb – und insbesondere in seinem finiten Anteil – sind also eine ganze Menge einzelner Instruktionen für diese Äußerung gebündelt.

Der kann zur Herstellung von Kohärenz instruieren, indem es anzeigt – wir könnten sagen, kraft seiner Definitheitsmerkmale –, dass ein Gegenstand vorgestellt werden soll, der innerhalb des Kotextes schon einmal vorgestellt wurde und dort bereits Bestimmungen erhalten hat. Insofern hat es eine Verbindung zu diesem Gegenstand und schließt eine offene Beziehung in den vorangegangenen Kotext (d). Der kann aber nicht selbst zur Vorstellung dieses Gegenstandes instruieren, weil es sich nur um eine symbolischesymbolische Auslagerung Auslagerung eines Gegenstandes handelt und bloß dessen Identifizierbarkeit im Kotext anzeigt. Als symbolische Auslagerung ist es auf die Vorstellung eines Gegenstandes angewiesen. Daher ist es in Bezug auf den Vorstellungsinhalt offen (a), während es den Gegenstand bezüglich Kohärenz bestimmt (d). Indem der zudem von Jünger in seinen Person-, KasusKasus-, Numerus- und Genusspezifikationen (P.K.N.G.) bestimmt wird, aber diese Merkmale durch seinen FlexionsbestandteilMorphologie auch für Jünger erst sichtbar macht, trägt es mittelbar zu der Art und Weise bei, wie der Jüngergegenstand im Nehmen-Ereignis vorgestellt werden soll, nämlich als Nehmer der Nehmen-Beziehung (b).

Jünger instruiert zur Vorstellung eines Jünger-Gegenstandes. Aber nicht zu einem beliebigen Gegenstand, dem das Jüngersein zukommt, sondern zu einem bestimmten. Ihre Bestimmung erhält die Vorstellung des Jüngers durch der, das hinsichtlich seines Vorstellungsinhalts offen war und durch Jünger nun geschlossen werden kann (a). Gleichzeitig kann anhand von der für die Vorstellung des Jüngers Kohärenz hergestellt werden, indem der anzeigt, was Jünger selbst nicht anzeigen kann: dass kein neuer, beliebiger Jünger vorgestellt werden muss, sondern die Vorstellung eines bereits bekannten Jüngers evoziert werden soll (d). Mit den P.K.N.G.-Spezifikationen, die Jünger mit der teilt beziehungsweise die der für Jünger erst sichtbar macht, kann es nun auch das Ziel der Bestimmungen werden, die von nahm ausgehen (b).

Diesymbolische Auslagerung und Mutter leisten instruktiv weitgehend das Gleiche wie der und Jünger. Unterschiede bestehen zum einen in den Ausprägungen der P.K.N.G.-Kategorien und damit bezüglich der Rolle, die ihnen gemeinsam durch die Diathese- und Kasus-Bestimmungen von nahm zufallen (b).

Zum anderen könnte der Schreiber eventuell die Gefahr gesehen haben, dass die Mutter Jesu anhand von die Mutter im Kotext noch nicht eindeutig identifizierbar ist. So wäre zu erklären, dass mit Jesu Kohärenz gestiftet wird, indem es dazu instruiert, sich unter den diversen Personen am Kreuz auch wirklich die Mutter Jesu vorzustellen, und nicht etwa die Mutter von jemand anderem. Am Kreuz stehen ja tatsächlich auch mehrere potentielle Mütter (d). Jesu erlaubt denn auch eine Vorstellung eines Gegenstandes (a), wobei aber keiner der anderen Ausdrücke prinzipiell durch die Vorstellung Jesu ergänzungsbedürftig ist. Insbesondere durch die Kasusspezifikationen und die unmittelbare Nachbarschaft zu (die) Mutter ist klar, dass der Ausdruck nicht durch nahm, sondern durch (die) Mutter von links her bestimmt wird (b).

Zu instruiert dazu, wie weiter oben bereits angedeutet, sich einen Aspekt der Gerichtetheit vorzustellen, wozu es einer Eventualität bedarf, die diesen Aspekt von Gerichtetheit aufweist. (Für die Eventualität wiederum müssen Gegenstände vorgestellt werden.) Mit nahm ist ein Ausdruck für diese Eventualität vorhanden, so dass die Vorstellung zu zu offen ist und mit nahm geschlossen werden kann. Neben der Eventualität bedarf die Vorstellung auf Basis von zu auch noch eines gerichteten Gegenstands. Diesbezüglich wird der Ausdruck von (die) Mutter Jesu geschlossen. Und er bedarf eines Gegenstands, auf den er gerichtet ist (a). Dafür wird sich dienen. Als nicht beliebige Gerichtetheit instruiert zu außerdem dazu, sich die Aktivität des Nehmens auf eine bestimmte gerichtete Weise vorzustellen (b), für die es nach rechts hin sich in dessen KasusKasus bestimmt, aber nach links hin keine bestimmende Funktion hat. Es ergänzt hier zwar die Vorstellung davon, wie genommen wird, das Nehmen ist aber nicht ergänzungsbedürftig.

Zuletzt liefert sich die Gegenstandsvorstellung, hinsichtlich deren zu ergänzungsbedürftig ist, indem sich zur Vorstellung dessen, worauf etwas gerichtet ist, instruiert. Damit kann zu anhand von sich geschlossen werden (a). Mittels seiner Kasusspezifikationen instruiert sich daneben zu der Art und Weise, wie der Gegenstand in der Beziehung der Gerichtetheit vorgestellt werden soll. Darin ist der Ausdruck aber von zu bestimmt (b). Sich ist zwar ein Gegenstandsausdruck und instruiert zu einer Vorstellung (a), aber den konkreten Vorstellungsinhalt muss er von anderswo im Kotext beziehen. Sich ist also diesbezüglich offen und kann hier durch (der) Jünger geschlossensymbolische Auslagerung werden, indem unter sich der Jünger vorgestellt wird (a). Dadurch, dass sich die Identität mit einem bereits bekannten Gegenstand anzeigt, stiftet es zudem auch Kohärenz (d).

Die folgende Abbildung 3 liefert eine Darstellungsweise für die besprochenen Beziehungen für die Leistung „Vorstellen von etwas“ (a). Dass ein Ausdruck diese Leistung erbringen kann, wird in der Abbildung durch fette vertikale Linien angezeigt, die von diesem Ausdruck wegführen. Worauf sich diese Leistung bezieht, ist dann durch die Verbindungen mit normal dicken Linien erkennbar. Dabei ist der Ausdruck, von dem die fette Linie wegführt, immer der bestimmende oder schließende in Bezug auf andere Einheiten. Die Einheit, mit dem dieser Ausdruck verbunden ist, ist entsprechend eine, die ergänzungs- oder bestimmungsbedürftig beziehungsweise offen ist. Zusätzlich enthalten die horizontalen Verbindungslinien entsprechende Symbole. Die Zeichen spezifizieren immer die Beziehung zwischen den zwei Einheiten. „|<“ heißt, die Einheit rechts ist Leistungsgeber für die Einheit links, die Einheit links ist aber auf diese Leistung prinzipiell nicht angewiesen. Wenn sie darauf angewiesen ist und die Leistung auch bekommt, steht „<<“. „||“ heißt, beide Einheiten sind auf keine Leistung einer anderen Einheit angewiesen, sie stehen aber trotzdem in einer Relation zueinander. Wenn das Leistungsgeben und -nehmen über eine linguistische Kategorie läuft, wie in nachfolgenden Abbildungen, steht das Kürzel dieser Kategorie zwischen den Symbolen (zum Beispiel „<Def<“).

Es ist so auch erkennbar, dass Abhängigkeiten vererbbar sind. Die Vorstellung auf Basis von zu ist unter anderem ergänzungsbedürftig durch diejenige auf Basis von nahm. Diese wiederum ist abhängig von denen auf Basis von Jünger und Mutter. Um sich unter zu also etwas Bestimmtes vorstellen zu können, ist letztlich eine vollständige Vorstellung des Nehmenereignisses erforderlich. Der Übersichtlichkeit halber habe ich darauf verzichtet, hier die komplizierten Abhängigkeiten der Flexive darzustellen.

Abb. 3:

Die Funktion „Vorstellen von etwassymbolische Auslagerung“

Ich möchte mit den gleichen symbolischen Konventionen nun die Beziehungen für die Leistung „Vorstellen auf eine Art und Weise“ darstellen. In Abbildung 4 ist dies durch eine zusätzliche Ebene über der Äußerung umgesetzt.

Abb. 4:

Die Funktionen „Vorstellen von etwas“ und „Vorstellen auf eine Art und Weise“

Was möglicherweise erst bei dieser Gesamtschau auffällt, ist, dass die Beziehungen bei Leistung (b) beinahe ein Spiegelbild derjenigen bei Leistung (a) sind. Die Glossen stehen – von links nach rechts und von oben nach unten – für Diathese, Kasus, Person, Numerus und Genus. Fett ist wieder der bestimmende Ausdruck, normal dick der bestimmte Ausdruck. Die Pfeilquelle bestimmt mittels der jeweils angezeigten Kategorie, wie das Pfeilziel vorgestellt werden soll. Bei nahm sehen wir beispielsweise, dass der Ausdruck bezüglich seiner Gegenstände bestimmungsbedürftig beim Vorstellungsinhalt (a), aber bestimmend bei der Art und Weise ist, wie diese Gegenstände vorgestellt werden sollen, nämlich als Nehmer und Genommenes beziehungsweise Gerichtetes und Ziel der Gerichtetheit. Das Schema enthält hier eine Vereinfachung. Die Vorstellung des Nehmens, das unabhängig von der FlexionsformMorphologie des Verbs – das heißt jeder Form des Verbs – evoziert wird, ist ergänzungsbedürftig hinsichtlich der Gegenstände. Aber die Flexionsform des Verbs ist es, die bestimmt, wie die Gegenstände vorgestellt werden sollen. Weil das Verb finit und aktiv ist, bestimmt es die KasusformKasus eines Gegenstandes, der dann als Nehmer vorgestellt werden soll. Die Ausprägungen der P.N.-Spezifikationen am Verb sind wiederum durch diesen Gegenstand bestimmt.

Auch hier können wir die Vererbung beobachten. Der ist in seiner Kasusausprägung von Jünger abhängig, und Jünger ist darin von dem finiten Teil des Verbs abhängig.

Wir bauen nun auch die Beziehungen der Erdungs- und Kohärenzherstellungsleistung in dieses Schema ein. Die gestrichelten, vertikalen Linien in Abbildung 5 zeigen an, dass ein Ausdruck auf einer Ebene keine Rolle spielt, das heißt weder eine Leistung erbringt noch eine Leistung erhält. Da spielt beispielsweise nur für die Kohärenz eine Rolle und Mutter überall außer bei der Erdung. Die Erdung wird durch die Person-, Numerus-, Modus- und Tempusspezifikationen (P.N.MD.TP.) am Verb geleistet, die in den verbalen Flexiven weitgehend fusioniert sind. Zur Kohärenz tragen nahm mit seinen MD.TP.-Spezifikationen, die Artikel mit ihrer Definitheit, Jesu mit seiner Kasusspezifikation und sich mit seinem korreferierenden Status bei. Die Pfeilquelle bestimmt durch die jeweils angezeigten Kategorien, wie das Pfeilziel geerdet werden soll, beziehungsweise wie für das Pfeilziel Kohärenz hergestellt werden soll.

Abb. 5:

Vier Funktionen sprachlicher Ausdrückesymbolische Auslagerung

Zuletzt fügen wir in Abbildung 6 noch die Verwertungsebene hinzu. Die Pfeilrichtung bestimmt mittels der angezeigten Kategorie, wie das Pfeilziel verwertet werden soll.

Für unsere Interpretin ist das Ergebnis dieser Interpretationsleistungen eine komplexe Vorstellung davon, dass infolge dessen, was zuvor passierte, der Lieblingsjünger Jesu dessen Mutter Maria zu sich, dem Jünger, genommen hat. Das ist eine wohlbestimmte Antwort auf die Frage WasWas steht womit in welcher Beziehung? steht womit in welcher Beziehung?Offline-Betrachtungsweise3

Abb. 6:

Die fünf instruktiven Funktionen sprachlicher Ausdrückesymbolische Auslagerung

99,32 ₼

Janr və etiketlər

Yaş həddi:
0+
Həcm:
841 səh. 153 illustrasiyalar
ISBN:
9783823300441
Müəllif hüququ sahibi:
Bookwire
Yükləmə formatı:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabla oxuyurlar