Kitabı oxu: «Abenteuer mit Kindern»
Abenteuer mit Kindern
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Bibliografische Information der Deutschen
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2020 Sven Wehde
Lektorat und Korrektorat: Christina van Zwol
Herstellung und Verlag: Idependently published
ISBN: 978165372681
Alle Rechte vorbehalten.
Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung.
www.kidsabenteuer.de
sven@kidsabenteuer.de
Disclaimer
In diesem Buch werden Geschichten von Abenteuern mit Kindern erzählt. Das Nachmachen geschieht ausdrücklich auf eigene Verantwortung. Der Autor hat nach besten Wissen und Gewissen recherchiert und Experten hinzugezogen. Der Autor übernimmt jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben und keine juristische Haftung.
Unternehmen Sie keine Abenteuer mit Ihren Kindern, die Sie nicht absolut sicher beherrschen.
Inhaltsverzeichnis
Drei Fragen zu Beginn 9
Warum dieses Buch? 9
Und warum Abenteuer? 11
Was ist ein echtes Abenteuer? 17
Das Expeditionsteam – unsere Familie 19
Vor der Haustür 21
„Ein riesiges Gefühl von Freiheit“:
Mikroabenteurer Christo Foerster im Gespräch 22
Einfach los – Zwei Tage auf Tour mit dem Wanderwagen 31
Ein Trampolin-Bett im Garten: Schlafen unter den Sternen 45
Im Wald 51
„Kinder müssen die Natur fühlen”: Urwaldförster Knut Sturm im Gespräch 55
Querfeldein im Urwald 64
„Abseilen spielen“ im Wald 74
Wir bauen eine Brücke 78
Wo der „Keuler“ wohnt – eine Nachtwanderung im Wald 84
Kleine Futterstellen für Rehe und Wildschweine im Winter 98
Was wir Eltern über Zecken wissen müssen 95
In den Bergen 98
„Für Kinder ist das Lagern spannend“: Bergsteiger Reinhold Messner im Gespräch 105
Gipfeltour mit Kind: Als Papa lernt, was wirklich wichtig ist 110
Durch die rauschende Klamm 122
Klettern mit Kindern 129
Am Wasser 131
„Ich bin ein Freund der Ostsee“:
Meeresbiologe Nikolaus Gelpke im Gespräch 133
Wie Robinson Crusoe: Übernachten am Ostseestrand 142
Canadier, Kajak oder Schlauchboot: eine Paddeltour
auf dem Wasser 155
Sicherheitshinweise für Kanutouren 169
Zu Fuß im Wasser unterwegs – die Bachwanderung 170
Auf Reisen 176
„Keine Angst vor Abenteuerreisen mit Kindern“: Reiseautorin Gabriela Urban im Gespräch 177
Im Auto schlafen 185
Von Roadtripping und Autozügen 193
Noch mehr Ideen für Abenteuer 206
Der Hexenschatz im Wald 206
Strand- oder Waldolympiade 207
Fahrt ohne Ziel 207
Morgendämmerung in der Natur 208
Eine Höhle erkunden 209
In der Wildnis schlafen 209
In der Natur kochen 210
Eine Insel erobern 211
Das Zehn-Minuten-November-Abenteuer 212
Eine Kompasswanderung 213
Geocachen 213
Im Regenwald unterwegs 214
Ein Mittel gegen die Pubertät – Rollerskater-Tour: 215
Wanderung mit Tieren 216
Indianerschleichen 217
Winterwanderung mit Schlitten 217
Waldunterschlupf bauen 218
Barfußgehen 219
Boßelausflug 221
Regenzelten 223
Die Kraft der Fantasie 224
Ausrüstung 228
Links für Familien 235
Weitere Abenteuergeschichten für dich 240
Danksagung 241
Drei Fragen zu Beginn
Warum dieses Buch?
Am Anfang habe ich unsere Familien-Abenteuer als Erinnerungen für meine Kinder aufgeschrieben. Doch die Glücksgefühle, die unsere kleinen Ausbrüche aus dem Alltag auslösten, waren so groß, dass ich unsere Erfahrungen teilen wollte. Ich habe gemerkt, dass wir nicht alleine sind. Immer mehr Menschen zieht es mit ihren Kindern in die Natur. In unseren vom Smartphone beherrschten Zeiten - und das meine ich gar nicht kritisch, auch ich mag mein iphone sehr - ist es wichtig, weiter den Kontakt zur realen Welt draußen zu pflegen. Für all diejenigen, die das ähnlich empfinden, ist dieses Buch.
Alle Geschichten haben wir genau so erlebt. Die Abenteuer kosteten in vielen Fällen kein Geld und oft reichte ein freier Nachmittag oder ein normales Wochenende. Es sind keine Indiana-Jones-Abenteuer, es gibt weder Löwen noch Piraten. Aber es gibt Bäume, Erde, Wasser, Sand, Tiere, Matsch, Sterne, Sturm, Sonne und wundervollen Regen.
Ich habe für dieses Buch versucht, unsere Abenteuer etwas zu strukturieren. Nach den großen Naturbereichen Wasser, Wald und Berge. Nach Abenteuern, die wir direkt vor der Haustür oder aber auf Reisen erlebt haben. Aber natürlich lässt sich das Leben und die Natur nicht in Schubladen stecken, daher gibt es auch viele Überschneidungen zwischen den Kapiteln. Denn eine Nachtwanderung kann vor der Haustür starten und dann durch den dunklen Wald führen, eine Bergwanderung kann uns zum Schwimmen ans Meer führen.
Dieses Buch ist zwar aus meiner Sicht als Papa geschrieben, aber es ist ein Buch für alle. Für Mamas und Papas, für Opas und Omas oder große Geschwister, die mit den Kleinen etwas erleben wollen. Es ist wohl weniger ein Buch für bereits erfahrene Outdoorexperten, sondern eher eines für ganz normale Freizeitabenteurer. Es soll unterhalten, inspirieren und Tipps geben. Es soll unsere Erlebnisse teilen und noch mehr dazu anregen, die Erfahrungen selbst zu machen. Es soll ein Buch sein, das lange währt, das auf dem Wohnzimmertisch, im Regal oder meinetwegen auch auf dem WC liegt. Immer mal wieder nimmt man es zur Hand, liest die eine oder andere Geschichte. Dann wird der Rucksack gepackt und los geht es: nach draußen. In die Natur.
Und warum Abenteuer?
Es hilft alles nichts. Bevor wir in diesem Buch in den Wald gehen oder auf Berge klettern, gibt es ein wenig Theorie. Es sei denn, du blätterst jetzt einfach vor.
Du bist noch da? Sehr schön.
Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, warum ich überhaupt damit angefangen habe, mit meinen Kindern regelmäßig rauszugehen. Möglicherweise sind dies genau die gleichen Gründe, aus denen du vor ungefähr einer Minute angefangen hast, in diesem Buch zu lesen.
Bis in die 1990er-Jahre gab es in den Familien nur wenige Ausbruchsversuche aus der klassischen Rollenverteilung. Der Vater ging arbeiten, die Mutter blieb daheim. Wenn der Mann dann am späten Nachmittag nach Hause kam, hängte er das Jackett über den Stuhl oder den Blaumann in den Kellerschrank und wollte seine Ruhe nach einem harten Tag. Die Mutter kochte Gulasch oder Erbsensuppe, hing die Wäsche auf und spielte mit den Kindern „Mensch ärgere dich nicht”. Oder die Kinder spielten gleich alleine irgendwo draußen. So oder so ähnlich sah es noch vor 30 Jahren aus, nicht überall, aber doch in vielen Familien.
Viele der älteren Väter blickten dann nach der Jahrhundertwende zunächst verwundert auf die Familien ihrer Kinder. Plötzlich wechselte der Papa die Windeln und nahm Erziehungsurlaub oder die Frau arbeitete und verdiente mit. „Ist das nicht die Aufgabe des Mannes, die Familie durchzubringen“, fragten sich die Alten. Doch aus Verwunderung wurde mit den Jahren oftmals Bewunderung. „Was die Väter heute alles mit ihren Kindern machen, ist toll. Ich habe das nie gemacht. Es ist schade, aber es war einfach eine andere Zeit”, erzählte mir mal ein älterer Herr, den ich bei einer Recherche für einen Zeitungsartikel kennenlernte. Der Mann hatte Recht, die Rollenbilder waren früher andere - und sie waren starrer. Doch heute haben sich nicht nur die gesellschaftlichen Werte längst gewandelt. Den Veränderungen in den Köpfen folgte die Anpassung der sozialpolitischen und arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen. Während meist davon gesprochen wird, dass die zunehmende Gleichberechtigung von Mann und Frau ein Erfolg für das weibliche Geschlecht ist, bin ich davon überzeugt, dass sie ebenso ein Glück und eine Befreiung für alle klar denkenden Männer ist. Denn heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich nicht nur als arbeitende Mutter, sondern auch als arbeitender Vater mehr Zeit für seine Kinder zu nehmen. Es gibt Elternzeiten, Teilzeitmodelle, Homeoffice oder Sabbaticals. Männer sind nicht mehr unwiederbringlich in der Karrierefalle gefangen. Sie sollten sich darüber freuen. Doch so positiv diese Veränderungen sind, es ändert nichts daran, dass Essen und Kleidung gekauft und das Haus oder Auto abbezahlt werden müssen - und daher in der Realität meist doch ein Elternteil voll arbeitet. Und in 87 Prozent der Familien ist dies eben nach der letzten Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach immer noch der Vater. Wir stehen auch hier vor Veränderungen, selbst in den konservativsten Unternehmen taucht auf den Betriebsversammlungen mittlerweile der Begriff „Work-Life-Balance“ auf. Arbeitnehmer, auch viele Männer, wollen nicht mehr, dass die Arbeit ihr Leben komplett dominiert. Sie wollen Beruf und Privates in Einklang bringen. Wahrscheinlich werden sich in zehn Jahren viele Eltern Beruf und Erziehung teilen, in dem beide Teilzeit arbeiten. Noch hinkt die reale Arbeitswelt aber diesen Wünschen hinterher. Und noch fehlt einigen Männern auch der Mut, sich von ihrer Rolle als „alleiniger Ernährer der Familie“ zu verabschieden. Dies führt zu einem Dilemma: Viele Väter haben einen Vollzeitjob, wollen aber trotzdem an der Kindheit ihrer Mädchen und Jungen intensiv teilhaben. Auch mir geht es so. Ich habe zwei Mädchen und einen Jungen. Sie sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich möchte Verantwortung bei ihrer Erziehung übernehmen - und vor allem möchte ich ihnen eine unbeschwerte, liebevolle Kindheit mit auf ihren weiteren Lebensweg geben. Egal, was sie als Erwachsene erwartet, ihre Kindheit soll ihr Schutzraum sein. Eine Zeit der glücklichen Erinnerungen, die ihnen niemand auf der Welt mehr wegnehmen kann. Es gibt da diese wunderbare Szene in dem Film „Die Seeräuber” von 1966 aus der Reihe „Ferien auf Saltkrokan“, für die Astrid Lindgren das Drehbuch schrieb. Der alleinerziehende Vater Melker Melkersson und der Krämer Nisse Grankvist schenken ihren Kindern einen Abenteuertag, Schäkertag genannt. Einen ganzen Tag lang spielen sie mit ihren Kindern auf einem alten Kahn Piraten. Am Abend begegnen sie dem griesgrämigen Fischer Westermann, der Melkersson fragt, was denn der Blödsinn soll, den er da veranstaltet. Da antwortet Melkersson: „Kannst du verstehen Westermann, dass diese Kinder da, wenn sie groß sind und alles andere vergessen haben, sich noch an diesen heutigen Spieltag erinnern?” Ein besseres Plädoyer für Abenteuertage gibt es nicht.
Eine Reduzierung der Arbeitszeit kam bei meiner damaligen Tätigkeit als Redaktionsleiter nicht in Frage, also gab es nur eine Alternative. Wenn ich nicht mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen kann, muss ich die Zeit, die ich habe, intensiver nutzen.
So wurde ich Abenteuer-Papa.
Die Zeit mit seinen Kindern intensiver zu nutzen und gemeinsame Erlebnisse zu schaffen, an die wir uns noch lange erinnern, heißt übrigens nicht, jeden freien Tag etwas Besonderes zu unternehmen. Denn dann wird das Besondere zum Alltäglichen und verliert seinen Wert. Zudem bin ich davon überzeugt, dass Kinder Ruhezeiten und Ruheräume brauchen. Sie brauchen Zeit, um sich allein mit ihrem Spielzeug in fantastische Welten zu verlieren, die sie nur in ihrem Kopf erschaffen. Sie brauchen Zeit, um mit Freunden zu spielen, zu streiten und die Welt auch mal ohne die Eltern zu erkunden. Deshalb bin ich ein Gegner von zu vollen Terminkalendern bei Kindern. Es ist großartig, wenn ein Kind neugierig ist und Lust hat, viele Dinge auszuprobieren. Meine Kinder dürfen verschiedene Hobbys testen. Die Mädchen haben Ballett gemacht, jetzt sind sie beim Turnen. Josefina, meine Große, hat zudem mal Klavierunterricht gehabt, doch dann wieder aufgegeben, weil ihr das Lernen neben der Schule zu viel wurde. Die Kinder können gern alles kennenlernen, bis sie das Hobby gefunden haben, das das richtige für sie ist. Nur sie dürfen eben nicht alles gleichzeitig machen. Da sollten wir unsere Kinder vor sich selbst schützen. In unserer Familie sind daher zwei Nachmittagstermine in der Woche für ein Kind das Maximum. Und unsere Abenteuertage haben wir ungefähr einmal im Monat, im Sommer etwas mehr, im deutschen Matsche-Winter etwas weniger. Es müssen auch nicht immer alle Kinder dabei sein, es gibt keinen Gruppenzwang. Im Gegenteil: Gerade in Familien mit vielen Kindern ist es für den einzelnen auch mal schön, wenn er oder sie Mama oder Papa für ein paar Stunden ganz für sich alleine hat. Ich veranstalte daher in unregelmäßigen Abständen reihum Papa-Wochenenden, an denen ich nur mit einem meiner Kinder wegfahre oder etwas unternehme.
Abenteuer müssen nicht groß und gefahrvoll sein. Für ein tolles gemeinsames Erlebnis muss ich mit meinen Kindern keine Alpenüberquerung machen und mich auch nicht eine Woche auf einer einsamen Insel aussetzen lassen.
Ein Abenteuer muss auch nicht teuer sein. Der britische Abenteurer Alastair Humphreys erfand 2014 den Begriff Mikroabenteuer und setzte damit einen Trend, der auch in Deutschland erste Wurzeln schlägt. Es geht dabei um kleine Alltagsverlagerungen, meist in die Natur. Sie dauern nicht lange, kosten nicht viel und lassen sich auch in den normalen Tages- und Wochenablauf eines Berufstätigen integrieren. Eine Nacht im Wald zu schlafen oder einen Fluss entlang zu schwimmen gibt Menschen eine Herausforderung und die Möglichkeit, einige Stunden der Hektik des Alltags zu entfliehen und sich selbst wieder besser zu spüren.
Die Rückbesinnung auf die Natur ist ein wichtiges Kennzeichen unserer Gegenwart. Es ist die Gegenbewegung zur digitalen Welt, in der die meisten Menschen immer mehr unter Stress geraten. Sie sind ständig erreichbar, meist unter Zeitdruck und leben als Multitaskingwesen zugleich in der realen und der Social-Media-Welt. Vor einigen Wochen habe ich Jugendliche gesehen, die zusammen vor ihrer Schule saßen und sich unterhielten ohne sich anzuschauen, weil sie zeitgleich auf ihren Smartphones Spiele zockten oder ihren Instagram-Account checkten. Als Teenager ist das vielleicht noch zu bewältigen, aber vielen Erwachsenen ist die Welt irgendwann zu viel und zu kompliziert geworden. Diese Menschen machen sich die Welt selbst wieder einfacher. Das ist, so glaube ich, der Grund, warum das Wandern seit einigen Jahren plötzlich wieder in Mode ist und warum Outdoor-Magazine so viele Leser haben. Der moderne Mensch flieht zurück in die Natur.
Ich habe dies auch bei mir selbst beobachtet. Es war vor zwei oder drei Jahren. Ich fühlte mich extrem gestresst. Das Telefon klingelte ununterbrochen, ich hatte massenhaft Termine und zu Hause jede Menge familiäre Verpflichtungen. Eines Tages bin ich in den Wald gefahren. Ich ging einige Meter den Weg entlang, bog dann ohne lange zu überlegen plötzlich ab und verschwand im Unterholz. Ich wanderte vielleicht eine Stunde fernab der Wege und der Zivilisation durch den Wald, schob mich zwischen Tannen und Buchen hindurch, balancierte über einen umgestürzten Baum und dachte an - nichts. Diese Stunde gab mir mehr Kraft als jedes Wellness-Wochenende. Eine Studie der US-amerikanischen Universität Michigan hat mittlerweile sogar bewiesen, dass Menschen, die mindestens drei Mal die Woche für 20 bis 30 Minuten in die Natur gehen, ihr Level an Stresshormonen deutlich senken können. Natürlich muss dabei das Smartphone ausgeschaltet bleiben…
Meine Kinder spüren diesen Druck des Erwachsenseins noch nicht. Trotzdem gibt es auch in ihrer Welt Schulstress, Termine und … ja, Smartphones und Tablets. Es ist unsinnig, die Technik zu verteufeln und unseren Kindern vorzuenthalten. Die Früher-war-alles-besser-Argumente waren schon in der Generation unserer Eltern reine Nostalgie. Die Welt war früher nicht besser und ist heute nicht schlechter. Sie ist nur anders. Na klar ist es romantisch, wenn Oma vom Milchladen und dem Fleischer um die Ecke schwärmt. Viele Städte versuchen auch durch politische Maßnahmen das Sterben des Einzelhandels in ihren Innenstädten aufzuhalten und das Wachstum der großen Einkaufszentren auf der Grünen Wiese zu stoppen. Doch sie werden scheitern. In einer Zeit mit wenig Zeit wollen die Menschen schnell einkaufen und möglichst alles in einem großen Geschäft finden. Doch anstatt sich neue Konzepte für die Innenstädte zu überlegen, versuchen Politiker zu stoppen, was nicht zu stoppen ist. Genau so ist es mit unseren Kindern. Smartphones, Tablets und die sozialen Medien gehören heute zum Leben dazu. Was wir als Eltern aber tun können, ist einen schlauen Zeitpunkt festzulegen, ab welchem Alter wie viel Technik und Social Media sinnvoll ist und sie bei der Nutzung zu begleiten. Und genauso wichtig ist es, unseren Kindern zu zeigen, dass es draußen im Wald, am Strand und in den Bergen eine natürliche Welt gibt, die so viel schöner und aufregender ist, als alle virtuellen Welten zusammen. Das mag jetzt pathetisch klingen, aber so legen wir den Grundstein für die Zukunft unserer Kinder und unserer Welt. Denn nur wenn unsere Kinder die Kraft der Natur kennen, können sie sie selbst nutzen, wenn sie als Erwachsene unter dem Druck der modernen Zivilisation leiden. Und nur wenn unsere Kinder die Schönheit der Natur gesehen und gespürt haben, wenn sie Rehe und Hasen beobachtet, den Sand und das Gras an den Füßen gefühlt und den Sternenhimmel beobachtet haben, werden sie unsere Natur schützen. Wir schützen das, was wir kennen und lieben.
Daher führten unsere Abenteuer die Kinder und mich hinaus. Wir öffneten die Haustür und gingen nach draußen. In den Garten, in den Wald, auf den See, ans Meer, in die Berge...
Was ist ein echtes Abenteuer?
Die morgendliche Sonne scheint über die Gipfel der Südtiroler Alpen hinweg und wirft ihre Strahlen wie einen Scheinwerferkegel auf die Terrasse des Schlosses Sigmundskron bei Bozen. Im Licht dieses Scheinwerfers sitzt Reinhold Messner, einer der letzten großen Abenteurer der Gegenwart. Er hat alle vierzehn Achttausender bestiegen, die Antarktis und die Wüste Gobi zu Fuß durchquert. Er ist an diesem Tag 74 Jahre alt und auch wenn sein wallendes Haar grau geworden ist und er etwas müde wirkt, bilden diese Abenteuer immer noch eine respekteinflößende Aura, die ihn umgibt. Dieser Mann weiß, was ein Abenteuer ist und in unserem Gespräch macht er schnell klar, dass ein echtes Abenteuer für ihn auch echte Gefahr bedeutet. „Ein Abenteuer ist schwierig, es ist gefährlich und es ist exponiert, also weit weg von jeder Sicherheit”, sagt Messner.
Später, auf der Rückfahrt zum Hotel, denke ich lange über diesen Satz nach und überlege, ob ich den Begriff des Abenteuers missbrauche oder entwerte, wenn ich ihn für die Touren benutze, die ich mit meinen Kindern unternehme. Für Reinhold Messner ist eine Querfeldeinwanderung im Wald oder eine Strandübernachtung sicher kein Abenteuer. Allerdings hat Reinhold Messner bei seiner Definition von Abenteuer auch von erwachsenen Abenteuerprofis gesprochen und nicht von Kindern.
Ich bin mir sicher, dass der Begriff richtig ist. Denn ein Abenteuer definiert sich immer aus der Sicht des Betrachters. Deshalb ist eine Nachtwanderung im Wald wohl für die meisten Erwachsenen nur ein Spaziergang, für meinen fünfjährigen Sohn Mats aber ein großes Abenteuer voller Gefahren. Allerdings nur ein gefühltes, denn die reale Bedrohung ist nur gering, und genau das ist mir wichtig: Ein Erwachsener kann, wenn er für sich alleine unterwegs ist, selbst entscheiden, welche Gefahren er eingeht. Unsere Kinder können das nicht, sie leben in dem vollen Vertrauen, dass wir als ihre Eltern die ganze Welt und das Schicksal kontrollieren können. Es ist eine Art Urvertrauen, das wir niemals missbrauchen sollten. Natürlich können wir nicht das Schicksal kontrollieren und niemals alle Risiken von unseren Kindern fernhalten, aber wenn wir mit unseren Kindern ein Abenteuer erleben, sollte eine Grundregel immer gelten, egal, was wir tun: Für die Kinder soll die Tour ein Abenteuer sein, für uns als Mutter oder Vater muss es etwas sein, von dem wir wissen, dass wir es jederzeit hundertprozentig beherrschen, denn wir tragen in diesen Momenten eben nicht nur eine Verantwortung für unser Leben, sondern auch für die unserer Kinder. Eine größere Verantwortung gibt es nicht.