Frauengeflüster

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Was wollten Sie schon immer einmal gerne tun? Ein Musikinstrument erlernen? Eine neue Sprache sprechen? Künstlerisch tätig werden? Theater spielen? Schreiben? Malen? Den professionellen Umgang mit Computern erlernen oder Ihr Knowhow in anderen technischen Bereichen vertiefen? Eine Sportart ausüben? Einen Garten anlegen? In einer karitativen oder sozialen Einrichtung tätig werden?

Sie sehen: Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt! Begeben Sie sich auf die spannende Suche nach Ihren Begabungen, und nehmen Sie Gott in Ihr Fragen und Suchen mit hinein. Denn er kennt Sie ja am besten und weiß auch am besten, was zu Ihnen passt.

Auch hier geht es wieder darum, dass Sie JA sagen. JA zu Ihrer ganz speziellen Begabung oder Gabenkonstellation. Das, was Sie da bei sich entdecken (oder was Ihnen möglicherweise auch schon längst vertraut ist), mag in Ihren eigenen Augen oder in den Augen mancher Menschen sehr unbedeutend sein. Aber seien Sie sicher, diese Begabung ist wichtig und wertvoll, weil Gott sie in Sie hineingelegt hat und durch Sie und Ihre spezielle Fähigkeit in unsere Welt hineinwirken will. Es ist dann Ihre vorrangige Aufgabe, sich selbst und Ihrer Gabe immer wieder ganz viel Wertschätzung entgegenzubringen.

Vielleicht besitzen Sie aber auch eine besondere, außergewöhnliche Fähigkeit. Etwas, was sich für Sie sehr „speziell“ anfühlt. Sie trauen sich nicht, diese Begabung zu leben, weil Sie sich dann von der Masse abheben und durch das Raster der Normalität fallen würden. Dann lassen Sie sich ermutigen, auch das Außergewöhnliche zu leben. Sie werden innerlich erst zur Ruhe kommen und im Einklang mit sich sein, wenn Sie „Ihr Ding“ leben.

Gott hat jedem von uns viel mitgegeben – machen wir etwas draus!

Ich bin ich: Das ist meine Biografie

Wir wissen heute, dass unser Ich ganz stark durch unsere persönliche Geschichte, also dadurch, wie unser Leben bis heute verlaufen ist, geprägt wird. Vor allem unsere Kindheit spielt hier eine ganz wesentliche Rolle. Denn in dieser Phase unseres Lebens sind wir noch formbar und weich, sodass jede Prägung, zum Guten wie zum Schlechten, tiefe Spuren in uns hinterlässt.

Wenn ich mich im Folgenden mehr auf die Negativprägung konzentriere, dann nicht, weil ich das Gute nicht sehe oder es kleinreden will. Denn tatsächlich hat vieles, das wir an Kompetenzen und Lebenstauglichkeit hier und heute in unserem Leben finden, seine Wurzeln im Früher und in dem, was uns von unseren Eltern und anderen Bezugspersonen mitgegeben wurde. Es lohnt sich, immer wieder einen dankbaren Blick nach hinten zu tun und es nicht als Selbstverständlichkeit zu nehmen, wenn wir guten Boden hatten, auf dem wir prächtig gedeihen und wachsen konnten. Demut und Dankbarkeit wäre da eine angemessene Reaktion.

Aber das Gute macht uns in unserer Entwicklung nicht zu schaffen, sondern das Schlechte und das, was uns zu einem gesunden Gedeihen fehlte. Und so ist ein Blick in die eigene Geschichte besonders dann vonnöten, wenn wir im gegenwärtigen Leben mit unserem Ich große Probleme bekommen und denken: „Hier klemmt’s bei mir immer wieder. Ich stolpere immer an den gleichen Stellen, ohne genau zu wissen, warum.“ Wir brauchen dann diesen Rückblick, um nachvollziehen zu können, woher diese Blockaden kommen. Wenn wir uns selbst nicht verstehen mit dem, wie wir denken, fühlen oder reagieren, dann hat das häufig seine Ursachen in der Kindheit, und wir können Zusammenhänge herstellen, wenn wir hier einmal genauer hinschauen.

Dieser Rückblick in die eigene Geschichte hat nicht das Ziel, andere (z. B. die Eltern) anzuklagen und dann in einer sich selbst bedauernden Opferhaltung zu verharren. Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, das eigene Gewordensein besser zu verstehen. Wir können dann zu uns selbst sagen: „Klar, dass ich so denke, so fühle und mich so verhalte, das ist bei meiner Geschichte und der damit verbundenen Prägung eine logische Folge. Meine Reaktion ist vielleicht nicht gut, und ich werde mich kräftig ins Zeug legen müssen, um ungute Prägungen abzulegen und Neues einzuüben. Aber in alldem begegne ich mir selbst mit großem Verständnis. Ich verurteile mich nicht und klage mich nicht an, wenn ich mit manchen Situationen im Leben nicht gut zurechtkomme, sondern bleibe mir selbst zugewandt.“

Dieser Rückblick kann uns helfen, unser Lebensfundament, das möglicherweise sehr schadhaft, brüchig oder rissig ist, im Nachhinein auszubessern. Indem wir erkennen, dass es da manche Fehlprägung gegeben hat und uns über uns selbst manche Wahrheit untergejubelt wurde, die keine Wahrheit, sondern eine Lüge war, können wir nachträglich Stützpfeiler einbauen oder undichte Stellen abdichten. Indem wir Gott unser verwundetes Herz hinhalten und ihn um Wiederherstellung bitten, kann auch manche Verletzung noch nachträglich heilen.

Vor ungefähr zehn Jahren hatte ich eine heftige Erschöpfungsdepression, die einherging mit starken Angst- und Panikattacken. Damals hatte ich das Gefühl, meine Seele würde mir regelrecht um die Ohren fliegen. Meine Psyche kollabierte, machte, was sie wollte, und ließ sich scheinbar durch nichts mehr beruhigen. Mit der Bearbeitung und Verarbeitung dieser Störung kam auch bei mir noch einmal ganz viel Altes, scheinbar längst Vergessenes wieder hoch. Ich spürte, dass diese Altlasten mein Leben bis in die Gegenwart hinein vergifteten.

Für mich war es ganz wichtig, meine Kindheit in einer Alkoholikerfamilie noch einmal zu beleuchten, um Zusammenhänge und Auswirkungen auf mein jetziges Leben zu verstehen. Erst dann konnte ich beginnen, nachzubessern und zu korrigieren, was da in der Kindheit schiefgelaufen war. Heilung begann, und Gesundes fing an zu wachsen – ein Prozess, der bis heute anhält und der wahrscheinlich nie ganz abgeschlossen sein wird.

Bei Ihnen werden es ganz andere Themen sein, die Sie in der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte beschäftigen. Aber diese Auseinandersetzung lohnt sich: So manch eine Blockade in unserer Persönlichkeit kann auf diesem Weg überwunden werden und wir werden immer fähiger, ein Leben im Einklang mit uns selbst zu leben.

Zu unserer Biografie gehören auch Situationen, die wir „vermurkst“ haben. Entscheidungen und Weichenstellungen, die sich im Nachhinein als Fehlentscheidungen entpuppt haben, mit deren Konsequenzen wir und andere nun aber leben müssen. Da gibt es Schuld, Versagen und Unrecht, das wir anderen zugefügt haben, das wir heute bitter bereuen, das wir aber nicht mehr so einfach wieder gutmachen können. Manchmal spüren wir nur allzu deutlich: Der Zug ist in unserem Leben endgültig abgefahren!

Brüche und Versagen gehören auch zu unserem Menschsein und haben bei der einen oder anderen von uns das Leben nachhaltig geprägt. Wenn wir hier Gottes Vergebung nicht annehmen können, wenn andere Menschen oder wir selbst uns diese Vergebung verwehren, dann stehen unsere Schuldgefühle immer wieder auf, klagen unser Ich an und verhindern, dass wir als freie Menschen durchs Leben gehen.

Nicht zuletzt gehört zu unserer Geschichte auch unsere derzeitige Lebenssituation. Ob Sie als Familienfrau leben oder als Single, ob Sie Arbeit haben oder keinen Job finden, obwohl sie liebend gerne Ihren Beruf ausüben würden, ob Sie in einer liebevollen Paarbeziehung eingebettet sind oder sich gerade getrennt haben, ob Ihre Wohnverhältnisse so sind, dass Sie sich wohlfühlen oder Sie an dieser Stelle sehr unglücklich sind, ob Ihr Leben materiell einigermaßen gesichert ist oder ob Sie permanent Geldsorgen haben, ob Sie derzeit relativ unbeschwert durchs Leben gehen oder momentan große Krisen erleben – all das wird Ihr Selbstgefühl und Ihre Einstellung zu Ihrem Ich maßgeblich mitprägen.

Nun haben wir die verschiedenen Bereiche unseres Ichs etwas „auseinandergepflückt“ und uns unsere Persönlichkeitsstruktur, unsere Begabungen und unsere Biografie angeschaut. Manches, was Sie da betrachtet haben, wird Ihnen gefallen haben. In diesen Bereichen sind Sie mit sich zufrieden und haben ein ganzes Ja zu sich selbst. Das ist gut so, und diese Stärken und positiven Seiten an Ihrer Person sollten Sie unbedingt festhalten und sich diese Dinge immer wieder vor Augen führen.

Aber da ist auch all das andere an unserer Person, das, was wir eher mit dem Etikett „negativ“ versehen, wenn wir daran denken. Diese Dinge gehören aber auch zu uns – selbst dann, wenn sie sich mit dem Wunsch „Ich möchte mit mir selbst im Einklang leben“ scheinbar nur schwer vereinbaren lassen.

Was also tun, damit wir als ganze Person, mit allem „drum und dran“, einigermaßen mit uns rund sind? Ich sage bewusst „einigermaßen“, weil ich der Überzeugung bin, dass wir uns alle immer mal wieder mit Selbstzweifeln und Unzufriedenheiten herumschlagen. Glauben Sie nicht, dass Ihre Kollegin, Nachbarin oder gute Bekannte, die vielleicht sehr selbstbewusst auftritt und Sie damit kolossal beeindruckt, solche Gefühle nicht kennt!

Wenn wir uns gegenseitig hinter unsere auf Hochglanz polierte Fassade schauen lassen, dann stellen wir ganz schnell fest, dass jeder sie kennt: Tage, an denen man gänzlich unzufrieden mit sich selbst ist, das Gefühl hat, man bekommt gar nichts geregelt und sieht darüber hinaus auch noch zum Fürchten aus!

Aber solche Tage sollten die Ausnahme sein, und mein Wunsch für Sie und mich ist es, dass es uns immer besser gelingt, mit uns selbst „rund“ zu sein. Im Folgenden einige Impulse, wie uns das besser gelingen kann.

Vor allem: geliebt!

Es gibt ein Grundgefühl, ein Grundwissen, das eigentlich zu uns Menschen gehört, weil wir in dieses Gefühl hineingeschaffen und hineingeboren wurden. Es ist die ganz tiefe Gewissheit, von Gott, unserem Schöpfer, gewollt und geliebt zu sein, und bei ihm, wie ein Kind bei seinen liebenden Eltern, geborgen zu sein. Leider haben wir dieses Grundgefühl verloren, weil uns entweder das Wissen um Gott und der Glauben an ihn abhanden gekommen sind oder wir ein sehr verzerrtes Bild von diesem Gott haben. Wenn er für uns überhaupt noch existiert, dann allenfalls als theoretisches Gedankengebäude oder humorloser Aufpasser, der uns Menschen mit erhobenem Zeigefinger ein moralisch korrektes, dafür aber langweiliges und farbloses Leben „verpassen“ will.

 

Aber wenn wir die Bibel als Grundlage für unser Wissen über Gott nehmen, dann wird sehr schnell deutlich, dass es diesem Gott keinesfalls vorrangig um ein mustergültiges Leben seiner Geschöpfe geht, sondern um etwas ganz anderes. Seine wichtigste Botschaft an uns Menschen lautet: „Ich habe jeden Einzelnen von euch geschaffen, ihr seid mir sehr wertvoll, und ich liebe euch von ganzem Herzen. Ich möchte euch in meiner Nähe haben und wünsche mir, dass euer Leben gelingt, dass es farbenfroh und voller Daseinslust ist und dass all das Gute, was ich euch mitgegeben habe, zur vollen Entfaltung kommt!“

Diese Liebeserklärung Gottes gilt auch für Sie ganz persönlich! Gott, der Sie geschaffen hat, macht um Ihr Ich mit Ihrer Persönlichkeit, mit Ihren Begabungen und mit Ihrer Biografie eine dicke Schleife und hängt ein Kärtchen dran mit der Aufschrift: Geliebt, gewollt und sehr wertvoll. Achtung – zerbrechlich!

Lassen Sie sich niemals und von niemandem irgendetwas anderes einreden!

Ihre Person gibt es in dieser einzigartigen Zusammensetzung auf der ganzen Welt nicht noch einmal, und was Sie sehen, wenn Sie auf sich selbst blicken, ist genau so von Gott geliebt. Und zwar bedingungslos. Bedingungslos heißt, dass Gott nicht nur das Gute an Ihnen liebt und den „Rest“ Ihrer Person ablehnt. Nein, Gott liebt uns all inklusive, mit unseren Schwächen, Ecken, Kanten und mit allem Versagen. Das begeistert mich immer wieder.

Das Wissen um diese Liebe ist die beste Voraussetzung, um immer mehr in ein Leben im Einklang mit sich selbst hineinzuwachsen.

Den Schmerz in eine Perle verwandeln

Vielleicht können Sie sich meiner Begeisterung über den Gedanken „Ich bin geliebt“ nicht anschließen, weil in Ihrem Leben Dinge geschehen sind, die diese Liebe äußerst fragwürdig erscheinen lassen. Ich hatte ja kurz etwas von meiner persönlichen Geschichte angedeutet, die phasenweise alles andere als ein Zuckerschlecken war. Solche äußerst schmerzhaften und unverständlichen Zeiten oder Erlebnisse kennen wahrscheinlich die meisten von uns: Plötzlich trifft uns eine schwere Krankheit, wir verlieren unsere Arbeitsstelle oder haben große Probleme am Arbeitsplatz, die Partnerschaft gerät in eine Krise, eines unserer Kinder schert aus und macht große Probleme, ein Elternteil, der Partner oder sogar ein Kind stirbt oder irgendein anderes, nicht vorhersehbares Unglück trifft uns und wir geraten völlig unverschuldet in große Not.

Unser Ich kann durch solche Einbrüche ganz schön ins Schleudern kommen. Und dann fragen wir zu Recht: „Wenn Gott mich liebt, geschaffen und gewollt hat, warum wird mir dann so etwas im Leben zugemutet?“

Ich sage Ihnen ganz ehrlich, dass ich auf diese Frage keine Antwort habe. Jedenfalls keine, die wirklich erklärt und zufriedenstellt. Leiderfahrungen in unserem Leben umgibt immer ein gewisses Mysterium. Schnelle und leichte Antworten sind angesichts der Not mancher Menschen mehr als unangebracht! Manchmal ist es besser zu schweigen oder zuzugeben, dass es Dinge gibt, die wir nicht verstehen und nicht erklären können.

Aber ich habe eines verstanden: Gott ist nicht ein ferner Gott, der irgendwo im Himmel sitzt und teilnahmslos die Strippen zieht, sondern er ist ein Gott, der uns im Leid ganz nahe ist. So nahe, dass er in Jesus auf die Erde gekommen ist und unter uns gelebt hat, um unser Leben und Sterben mit zu durchleben und zu durchleiden. Damit hat er mit seiner Liebe zu uns wirklich ernst gemacht!

Dieser Gedanke kann helfen, aber das letzte „Warum?“ sicher nicht erklären. Weil ich diese Antwort zumindest im Moment nicht finde, aber ein tiefes Vertrauen zu diesem liebenden Gott in mir trage, habe ich irgendwann aufgehört zu fragen: „Warum?“ und angefangen, auch zu dem Schmerz in meinem Leben Ja zu sagen, ihn einfach als zu mir gehörend zu akzeptieren. Sie gehören eben auch zu meinem Ich: die schweren Zeiten, die Krisen und das Unvermögen. In diesem Prozess des Ja-Sagens habe ich dann etwas ganz Erstaunliches entdeckt: Gott kann diesen Schmerz in eine Perle verwandeln.

Die Perle in einer Auster, die wir so sehr schätzen, ist eigentlich aus einer Verletzung entstanden. Irgendein Fremdkörper ist in die Muschel eingedrungen und hat sich in das Fleisch hineingebohrt. Die Auster versucht nun nicht, den Fremdkörper mit aller Macht wieder loszuwerden, sondern sie umschließt ihn, nimmt ihn in sich auf und verwandelt ihn in eine Perle. Ohne dass sie selbst es weiß, ist aus dem Schmerz und der Verletzung etwas sehr Kostbares geworden.

Könnte das vielleicht ein Weg sein, mit den Härten des Lebens, die wir nicht verstehen, umzugehen? Unverständliches nicht abzuwehren, sondern als Bestandteil unseres Ichs zu akzeptieren und zu integrieren? Über schwere Zeiten nicht zu verbittern und hart zu werden, sondern Ja zu sagen? Möglicherweise erleben wir dann, dass unser Leben auch mit – oder gerade wegen – dieser Wunde zu etwas Besonderem heranreift.

Ich glaube, wenn diese Verwandlung vom Schmerz zur Perle gelingt, dann sind wir auf dem Weg zu einem Leben im Einklang mit uns selbst schon sehr weit!

An Schwächen arbeiten

Aber auf dem Weg dorthin geht es auch darum, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Ja zu sagen zu sich selbst und an sich zu arbeiten schließen einander nicht aus. Ich liebe meine Kinder, sage Ja zu ihnen und habe sie trotzdem erzogen (oder habe es zumindest versucht!).

Als Erwachsene müssen wir uns diese Erziehungsarbeit selbst angedeihen lassen. Wenn wir also merken, dass wir durch bestimmte Anteile in unserem Ich immer wieder stolpern, uns selbst schaden oder andere Menschen verletzen, wird es Zeit, hier einmal genauer hinzuschauen.

Dabei ist es hilfreich, das Thema, um das es geht, so genau wie möglich zu bestimmen und zu benennen. Was ist es genau, was mir da immer wieder zu schaffen macht? Wenn es Altlasten aus der eigenen Biografie sind, wird es nötig sein, das eine oder andere noch einmal anzuschauen und aufzuarbeiten. In den meisten Fällen brauchen wir dafür kompetente Hilfe von außen, aber diese Arbeit lohnt sich allemal.

Sind es Störfaktoren aus unserer Persönlichkeit, werden wir nicht umhinkommen, uns mit einiger Disziplin ein verändertes Verhalten anzueignen. Das kostet Überwindung, denn das, was wir da einüben wollen, geht uns nicht so leicht von der Hand. Ja, häufig ist dieses Neue das Gegenteil von dem, was von unserem Naturell her in uns angelegt ist.

Sie sind vielleicht ein „typischer“ Sanguiniker und merken, dass Sie zwar sehr initiativ und begeisterungsfähig sind, aber dass es bei Ihnen immer wieder an Durchhaltevermögen und Verbindlichkeit fehlt. Dadurch bleibt vieles auf der Strecke, was Sie anfangs voller Elan angepackt haben, und auch andere leiden unter Ihrer Unzuverlässigkeit. Dann gilt es zum Beispiel, die Fähigkeit zu trainieren, dranzubleiben und eine Arbeit auch dann von Anfang bis Ende durchzuführen, wenn der erste Schwung Sie verlassen hat.

Wenn Sie Melancholiker sind, sind wahrscheinlich Ihr Hang zum „Schwarzsehen“ und Ihre Schwermütigkeit für Sie selbst und andere der größte Stolperstein. Sie sacken dadurch immer wieder emotional ab und machen sich selbst und anderen das Leben unnötig schwer. Dann ist es Ihre „Schule“, der Magnetwirkung negativer Gedanken zu widerstehen, Ihr Denken zu versachlichen und den Blick stärker auf das Gute und Helle zu lenken.

Als Choleriker spüren Sie vielleicht, dass Ihre Willensstärke, Ungeduld und Ihre fehlende Empathie für andere öfter zum Problem wird. Andere fühlen sich von Ihnen immer wieder „an die Wand gebügelt“ und Sie leiden möglicherweise darunter, dass Sie für Ihre Mitmenschen nicht gerade ein Sympathieträger sind. Ihr Trainingsprogramm besteht dann darin, sich in einer Gruppe öfter mal zurückzuhalten, mehr auf andere einzugehen und verstärkt in Beziehungen zu investieren.

Und die Phlegmatiker unter uns spüren, dass es bei aller geschätzten Bedächtigkeit und Zurückhaltung doch manchmal gefordert ist, stärker auf Menschen zuzugehen und dem Leben initiativ zu begegnen. Wenn man alles gleichgültig laufen lässt, bleibt eben auch viel Gutes, das wir auf den Weg bringen könnten, auf der Strecke.

Was Ihr persönliches Thema ist, werden Sie selbst herausarbeiten müssen. Aber die Beispiele verdeutlichen: Bei aller Selbstannahme, bei allem Ja-Sagen zu uns selbst geht es nicht darum, die Hände in den Schoß zu legen und uns „gehen zu lassen“.

Nein, reifer und stimmiger mit uns selbst werden wir durch Training und viele, viele Übungseinheiten, die wir einfach stur und beharrlich durchziehen. Da brauchen Sie gar nicht nach großen, spektakulären Dingen Ausschau zu halten, sondern Sie finden diese Persönlichkeitsschule in den kleinen, scheinbar unbedeutenden Situationen des Alltags: In Ihren Freundschaften, in Ihrer Ehe und Familie und am Arbeitsplatz. Der ganz normale Alltag bietet genug Entwicklungs-, aber auch Korrekturmöglichkeiten für unser Ich!

Weil ich es mir wert bin

In unserer Familie achten wir auf einen guten Umgangston. Wir versuchen freundlich, höflich und wertschätzend miteinander zu reden, uns gegenseitig nicht niederzumachen, sondern Kritik konstruktiv vorzubringen. Wenn Sie Familie haben, wissen Sie auch, dass das nicht immer gelingt. Aber eine gute Kommunikation ist eine äußerst lohnende Investition in jede Beziehung.

Auf diese gute Kommunikation sollten wir aber nicht nur im Zusammenleben mit anderen achten, sondern sollten auch uns selbst gegenüber einen guten Umgangston pflegen. Vielleicht denken Sie jetzt: „Aber mit mir selbst rede ich doch gar nicht!“ Das glaube ich nicht. Vielleicht reden Sie nicht laut und vernehmlich mit sich selbst, aber wir alle führen im Laufe eines Tages, zumindest in unseren Gedanken, unzählige Selbstgespräche.

Um herauszufinden, welchen Umgangston Sie mit sich selbst pflegen, wird es nötig sein, dass Sie Ihre Wahrnehmung für Ihre gedanklichen Selbstgespräche schärfen. Das ist gar nicht so leicht, weil wir in unserem Kopf häufig keine ausformulierten Sätze haben, sondern eher so etwas wie Gedankenblitze und Fragmente von Kommentaren, die wir selbst oder andere zu unserem Verhalten abgeben würden.

Auch wenn es nicht leicht ist: Versuchen Sie einmal, hier etwas genauer hinzuhören und diese Stimmen aus dem Unterbewussten ins Bewusstsein zu holen! Wie reden Sie mit sich selbst? Wie reden Sie mit sich, wenn Ihnen etwas schiefgegangen ist? Wenn Sie vor dem Spiegel stehen? Wenn Sie Ihr Tagespensum an Arbeit nicht geschafft haben? Wenn Ihre Kinder sich (mal wieder) unmöglich benommen haben?

Manchmal hilft es, das Gehörte tatsächlich einmal laut auszusprechen, oder, besser noch, aufzuschreiben. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: Die meisten von uns werden erstaunt, ja, sogar entsetzt über den ganzen „Müll“ sein, der sich da in ihrem Kopf befindet: ein Konglomerat aus wüsten Beschimpfungen, Abwertungen, Beschuldigungen und Kritik. Eine schlecht gelaunte Gouvernante wäre im Vergleich dazu die Liebenswürdigkeit und Höflichkeit in Person!

Marc Aurelius hat einmal gesagt: Auf die Dauer nimmt die Seele die Farben der Gedanken an. Wenn wir uns in unseren Gedanken ständig selbst herabsetzen, dann wird das unser Selbstgefühl prägen. Statt im Einklang mit uns selbst zu leben, arbeiten und kämpfen wir ständig gegen uns an und fühlen uns mit uns selbst sehr unwohl.

Deswegen ist es so wichtig, dass wir diesen Negativbotschaften auf die Spur kommen und durch gutes, heilsames Denken und Reden ersetzen. Das ist nicht leicht, denn diese inneren Selbstgespräche sind, vor allem, wenn wir sie schon seit Jahr und Tag in dieser Weise praktizieren, ein regelrechter Selbstläufer. Wenn wir sie aber gepackt (und am besten noch zu Papier gebracht) haben, können wir sie in aller Ruhe betrachten und uns fragen: „Ist das, was ich hier vor mir sehe, eigentlich die Wahrheit?“ Bin ich z. B. wirklich immer und total ungeschickt? Bekomme ich tatsächlich nie etwas auf die Reihe? Sehe ich wirklich einfach nur schrecklich aus?

Wahrscheinlich werden wir sehr schnell feststellen, dass vieles, was wir uns selbst da zusprechen, in seiner Absolutheit gar nicht stimmt. Deswegen sollten wir unsere Aussagen korrigieren. Das könnte am Beispiel der gerade genannten Feststellungen so aussehen:

 

„Mir ist gerade etwas heruntergefallen, aber deswegen bin ich noch lange nicht immer ungeschickt.“

„Ich habe heute meine Arbeit nicht geschafft, aber die ganze letzte Woche war ich im Zeitplan. Ich bekomme in meinem Leben durchaus eine Menge auf die Reihe.“

„Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen, was sich auch in meinem Äußeren widerspiegelt. Dass man mir meine Müdigkeit ansieht, macht gar nichts, denn mein Wert als Frau steht und fällt nicht damit, dass ich immer wie aus dem Ei gepellt aussehe. Ich werde mich jetzt ein bisschen zurechtmachen und dann fühle ich mich direkt wieder wohler in meiner Haut.“

Zugegeben: Anfangs mag uns dieses Prozedere etwas umständlich und mühsam erscheinen, aber mit der Zeit werden Sie immer geübter darin werden, diese unwahren und nervigen Sätze in Ihrem Kopf aufzuspüren, zu packen und durch die Wahrheit zu ersetzen (oder zumindest zu relativieren). Irgendwann werden Sie dann gänzlich die Lust daran verlieren, sich selbst niederzumachen. Mit anderen Menschen reden Sie schließlich auch ermutigend und wertschätzend, warum also sollten Sie mit sich selbst anders umgehen?

Damit diese kleinen „Alltagswahrheiten“ mehr und mehr Wurzeln in uns schlagen können, ist es hilfreich, den Boden unserer Seele ständig mit Grundwahrheiten über uns selbst zu versorgen. Grundwahrheiten, die Gott in unser Leben spricht. Ganz viele dieser Grundwahrheiten finden wir in der Bibel. Da sagt zum Beispiel einer der Psalmdichter: Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast. Ich weiß, staunenswert sind deine Werke!4

Wunderbar und staunenswert – damit sind Sie gemeint!

Hängen Sie sich diese Wahrheit an den PC, an die Pinnwand oder schreiben Sie diese Worte mit Ihrem schönsten Lippenstift an den Spiegel: Wunderbar und staunenswert!

Ich bin ich: Dieses Kapitel sollte Ihnen die Möglichkeit geben, sich ein wenig mit sich selbst zu beschäftigen und Ihnen Anregungen für einen guten Umgang mit der eigenen Person und dem Ihnen anvertrauten Leben geben. Anregungen, an denen Sie weiter entlangdenken und die Sie in den nächsten Wochen und Monaten vertiefen können.

Manche Gedanken sind Ihnen vielleicht sehr vertraut, anderes ist für Sie neu. Manches betrifft Sie gar nicht, bei anderen Punkten spüren Sie: Das ist genau mein Thema! Dann nehmen Sie sich diese Themen, die bei Ihnen etwas zum Schwingen gebracht haben, noch einmal vor und bearbeiten Sie diese weiter.

Machen Sie sich auf den Weg zu sich selbst und zu einem Leben im Einklang mit der Person, die Gott geschaffen hat und die er in Ihnen sieht. Es lohnt sich!

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