Kryo (Life Tree - Master Trooper) Band 4

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Seriyadan: Master-Trooper Reihe #4
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Kryo (Life Tree - Master Trooper) Band 4
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Alexa Kim

Kryo (Life Tree - Master Trooper) Band 4

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Die Master Trooper Reihe

Bisher erschienen von Alexa Kim

Impressum neobooks

1.

Sira

Ich fühle mich leicht … fast schwerelos. Selbst das Kissen, auf dem mein Kopf liegt, spüre ich kaum. Irgendwo tief in meinem Unterbewusstsein ahne ich, dass dies das Ende ist. Deshalb versuche ich, an dem letzten Rest meiner körperlichen Empfindungen festzuhalten, auch wenn sie Qual und Angst bedeuten – denn ich weiß, diese Empfindungen sind die letzten seidenen Fäden, die mich an dieses Leben binden.

Aus meinem Mund kommt ein Seufzer … oder vielleicht glaube ich das auch nur. Vielleicht findet das Seufzen nur in meinem Kopf statt; längst habe ich den Bezug zur Realität verloren … der schmerzvolle Durst hat sich in eine dumpfe Sehnsucht verwandelt, die ich kaum noch wahrnehme. Wie lange haben sie mir nichts mehr zu trinken gegeben? Drei Tage? Der Hunger ist nicht das Problem … der hat schnell nachgelassen … aber der Durst … dieser quälende Durst, der mich langsam austrocknen lässt. Wenn ich die Augen schließe sehe ich Wasser … frisches, klares Wasser, das über meine Lippen fließt. Ich weiß, dass es nicht wirklich da ist, aber trotzdem ist es besser, als sich mit der Realität auseinanderzusetzen. Ich verdurste!

In Zeitlupe drehe ich mich auf der Pritsche Richtung Tür, als könne ich sie durch meinen bloßen Willen dazu bewegen, sich zu öffnen. Das Schreien, Betteln und gegen die Tür Hämmern habe ich längst aufgegeben. Niemand wird kommen, weil niemand da ist.

Ist es nicht ein Hohn?, singt eine seltsam hohe Stimme in meinem Kopf. Die ganzen Wochen, seit man mich aus dem Shuttle hierher gebracht hat … in dieses Gefängnis, das Life Tree als Forschungsstation für ihre Experimente dient, war ich vor Angst erstarrt, sobald die Tür zu meinem Zimmer sich öffnete – denn dann kamen die Ärzte, um mir irgendetwas in die Vene zu spritzen – wieder und wieder! Manchmal wurde mir davon schlecht, manchmal schwindelig, manchmal musste ich brechen, und nicht selten verursachten die Injektionen Schmerzen und Herzrasen. Ein oder zweimal habe ich gedacht, ich würde sterben – jeden Tag rechnete ich damit, dass sie mein Leben beenden. Ich war ihre Laborratte, nichts weiter. Das war UGs Antwort darauf, dass ich meine Journalistennase zu tief in ihre Angelegenheiten gesteckt habe … dass ich zu tief gegraben habe und zu viel gefunden habe ... United Governments und das Life Tree Projekt. Ich hatte mein Gesicht schon unter der Schlagzeile auf Seite Eins gesehen. Journalistin deckt geheimes Forschungsprojekt der Regierung auf … UG plant Kontrolle der Bevölkerung durch genmanipulierte Elite-Soldaten … UG untermauert Terrorherrschaft … Ich wollte die Bombe platzen lassen … meinem Boss beweisen, dass ich mehr kann, als über lokale Bandenkriege in den Randbezirken schreiben … dass ich bereit bin, mehr zu riskieren, als meine männlichen Kollegen. Ich wollte Anerkennung, Achtung … Karriere … doch was ich letztendlich fand, war der Tod. So ist das, wenn man zu gierig wird, Sira …, singt erneut die hohe Stimme in meinem Kopf, und mir wird klar, dass es meine eigene ist … die Stimme, die ich als Kind hatte, wenn ich meinem Vater selbstbewusst und voller Überzeugung erklärte, dass ich eine berühmte Journalistin werden würde.

Noch bin ich nicht tot … ich bin immer noch hier … und ich werde nicht an den Giftinjektionen sterben, die man mir verabreicht hat … ich werde ganz einfach verdursten … sie haben mich zum Sterben in diesen Raum gesperrt, und mein Körper ist so ausgetrocknet, dass ich noch nicht einmal weinen kann. Warum töten sie mich nicht einfach? Warum tun sie mir das an? Hat United Governments das angeordnet? Ist es ihre Rache dafür, dass ich meine Nase in ihre Angelegenheiten gesteckt habe? Oder ist das hier nur ein weiterer abartiger Versuch, den sie an mir durchführen?

Ich blinzele in das grelle LED-Licht an der Zimmerdecke, das seit Tagen nicht ausgeschaltet wurde. Normalerweise haben sie es abends abgeschaltet, damit ich schlafen konnte. Es scheint, als hätten sie mich einfach vergessen – aber ich weiß, dass UG niemals jemanden vergisst!

So sehr ich früher darum gebetet habe, dass die Tür meines Gefängnisses geschlossen bleibt, so sehr wünsche ich mir jetzt, dass sie sich öffnet – und sei es nur dafür, dass sie mein Leben endgültig beenden. Eine letzte Injektion … so viel Menschlichkeit müssen doch selbst die Ärzte von Life Tree besitzen?

Unwillkürlich muss ich an den großen blonden Arzt denken, der mir manchmal Injektionen verabreicht hat. Schon als ich ihn das erste Mal sah, war mir klar, dass er einer von ihnen ist – ein Trooper! Nur ein einziges Bild von einem Trooper hatte ich auf der Erde in die Hände bekommen, aber es bestand kein Zweifel. Der Blonde war groß und muskulös … einfach zu perfekt, um ein Mensch zu sein. Umso verwunderlicher war es, dass er einen weißen Bodysuit trug und in der Forschungsstation arbeitete. Sein Körper hatte ihn verraten – Muskelpakete an Bauch, Armen, Beinen und Schultern. Der Bodysuit verbarg nichts von alldem … er überragte die größten der Life Tree Ärzte noch einmal um einen halben Kopf. Der genetische Code der Trooper ist darauf konzipiert, dass sie gute Soldaten und Killer sind … keine Wissenschaftler. Sie werden auf Außeneinsätze geschickt, um ihre Fähigkeiten zu verbessern. Sie kämpfen gegen Wesen, die UG und Life Tree als Crawler bezeichnen. Soweit ich herausgefunden habe, sind diese Kreaturen Resultate der ersten unzulänglichen Experimente von Life Tree. Bis heute weiß ich nicht, warum dieser blonde Trooper in der Forschungsstation arbeitet, und der Gedanke, dass ich es auch nie herausfinden werde, versetzt mir einen Stich ins Herz. Noch in den letzten Stunden meines Lebens werde ich von dieser Neugierde getrieben, die alle guten Journalisten ausmacht … und die sie nicht selten das Leben kostet.

Das Gesicht des blonden Troopers erscheint vor meinen geschlossenen Augenlidern. Ich hatte einen verzweifelten zum Scheitern verurteilten Versuch unternommen, ihn auf meine Seite zu ziehen. Wenn er wüsste, dass er im Grunde genommen genau so ein Gefangener ist wie ich … Einen Moment gab ich mich der Hoffnung hin, er hätte genug Verstand, um sich für das zu interessieren, was ich weiß. Immerhin arbeitet er in der Forschungsstation … da hätte man doch erwarten können, dass es hinter diesem durchaus attraktiven Gesicht auch einen brauchbaren Verstand gibt?

Als er mir eine Injektion verabreichte, flüsterte ich ihm zu: „Warum arbeitest du für diese Schweine? Die benutzen euch genauso wie mich oder die anderen Frauen, die mit mir hierher gebracht worden sind. United Government und Life Tree haben nichts Gutes mit euch vor. Nur deshalb wurde ich hierher gebracht … weil ich alles herausgefunden habe. Da unten auf der Erde weiß niemand von euch. Bring mich hier raus, und ich erzähle dir alles … die ganze Wahrheit.“

Er hatte mich mit seinen irritierend blauen Augen angesehen, die mich an die alte Fotografie einer tropischen Lagune erinnerten, die ich als Kind in einem Buch gesehen habe … türkisblaues Wasser ... aber sein Blick hatte nichts von seinen Gefühlen verraten. Als er ging, wusste ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Wahrscheinlich fühlten diese Trooper gar nichts … auf jeden Fall nichts, was mit dem zu vergleichen gewesen wäre, was menschliche Emotionen und Gefühle ausmacht. Bestimmt waren Emotionen wie Mitgefühl keine genetisch erwünschten Anlagen bei einer Killer-Elite-Armee. Die nächsten zwei Tage stand ich furchtbare Angst aus, dass er mich bei den Life Tree Ärzten verraten würde und ich mein Todesurteil unterschrieben hatte, indem ich ihn um Hilfe bat. Aber es war nichts passiert. Dieser Trooper-Arzt war wieder gekommen und hatte mir meine Injektionen verabreicht, als ob gar nichts geschehen wäre – und ich hatte ihn nie wieder angesprochen.

Langsam drehe ich mich auf die Seite, weil ich so besser atmen kann. Jede Bewegung bedeutet Schmerzen. Vielleicht sollte ich einfach die Augen schließen und aufgeben … mich dieser bodenlosen Schwärze überlassen, die mich lockt und versucht in den Abgrund zu ziehen. Wofür noch kämpfen und die Qualen verlängern? Immer stärker zieht es meinen Verstand an diesen ruhigen Ort, an dem es keine Ängste oder falschen Hoffnungen mehr gibt - und dann höre ich ein Geräusch … das Erste seit fast drei Tagen!

Irritiert zwinge ich meine Lider dazu, sich zu öffnen und meine Ohren, sich auf die Realität zu konzentrieren. Ich habe mich getäuscht … mein Verstand spielt mir einen Streich … niemand kommt … sie haben mich zum Sterben allein gelassen. Nein! Da ist es wieder. Es hört sich an wie Schritte vor der Tür … und dann das Klicken des Magnetschlosses. Jetzt bin ich ganz sicher. Sie sind zurück! Hoffnungsvoll sehe ich zur Tür und warte darauf, dass sie sich öffnet. Egal, was sie mit mir tun werden … alles ist besser, als hier zu verdursten.

 

Ich starre die Erscheinung im Türrahmen an, sobald die Tür aufgestoßen wird. Er ist es! Der blonden Trooper, der mir die Injektionen verabreicht hat! Aber heute trägt er keinen Bodysuit, sondern Einsatzkleidung - Cargohosen und ein schwarzes Shirt. Um seine Hüfte liegt ein Waffengürtel, und sein Gesicht ist schmutzig, genau wie seine Arme und die Kleidung. Es scheint, als wäre er gerade von einem Einsatz gekommen und hätte sich alleine mit einer ganzen Horde Wilder Tiere geprügelt. Auf seinen Armen gibt es kleinere Wunden und Kratzer, sein schwarzes Shirt hat einen Riss quer über der Brust. Jetzt sieht er genauso aus, wie ich mir einen Trooper vorstelle – sie sind einfach keine Wissenschaftler … sie sind Soldaten … roh, ohne Gnade, gewohnt zu töten.

Ich starre ihn an, und er starrt zurück. Niemand von uns sagt etwas. Mir kommt der irrwitzige Gedanke, dass er sogar schmutzig noch attraktiv ist … sein muskulöser Körper und der selbstbewusste Blick verführen eine Frau dazu, Schutz bei ihm zu suchen. Nun – ich weiß es besser ...

In diesem Augenblick bin ich überraschend ruhig und gefasst. Es nutzt nichts, zu jammern und zu betteln, das ist mir klar. Als ich den Mund öffne, wundere ich mich, dass ich noch sprechen kann.

„Haben sie dich geschickt, um mich zu töten? Mach es bitte schnell … so viel Menschlichkeit muss selbst in dir sein.“

Er runzelt die Stirn und kommt näher, sieht mit seinen Lagunenaugen auf mich herunter, als würde er ernsthaft über meine Worte nachdenken.

„Bitte … tu es schnell ...“, flehe ich noch einmal.

„Ich bin nicht hier, um dich zu töten ...“, höre ich das erste Mal seine Stimme. Sie ist tief und männlich, aber gleichzeitig überraschend ruhig und angenehm.

Dann plötzlich nimmt er mich hoch, so mühelos, dass es ihm noch nicht einmal das Zucken eines Gesichtsmuskels wert ist, und trägt mich aus dem Zimmer.

„Hat sich denn niemand um sie gekümmert? Wie lange hat man ihr nichts zu trinken gegeben?“ Wieder seine ruhige aber souveräne Stimme. Obwohl es absurd ist, fühle ich mich sicher bei ihm.

„Tut mir leid, Kryo … alles ging so schnell. Wir wussten nicht, was wir machen sollen. Sie haben den Bereich abgeriegelt und wir konnten nichts tun.“ Das war die Stimme eines Life Tree Mitarbeiters. Ich kenne ihn … er hat mir manchmal das Essen gebracht. Was ist hier los?

„Wir müssen so schnell wie möglich die Ordnung in Sektion C wieder herstellen.“

„Wir tun, was wir können, Kryo … wirklich!“

Kryo? Ist das sein Name? Seltsamer Name, aber was solls. Irgendwie scheint er hier das Sagen zu haben. Der Life Tree Mitarbeiter wirkt verunsichert, fast, als hätte er Angst vor ihm. Aber warum? Warum hilft er mir jetzt? Ich verstehe das alles nicht …

Als ich die Augen öffne, sehe ich das erste Mal seit meiner Ankunft etwas anderes, als die Wände meines Gefängnisses. Der weiße Flur verschwimmt vor meinen Augen. Ich will wach bleiben und versuchen, mich zu konzentrieren. Alles, was ich höre und sehe, könnte wichtig sein … mein Journalistenradar läuft trotz meines miserablen Zustand noch immer im Hintergrund, aber die Schwärze greift nach mir, und ich kann mich nicht mehr gegen sie wehren. Was immer auch mit mir geschieht, liegt jetzt in der Hand des blonden Troopers, den sie Kryo nennen …

Kryo

Am liebsten hätte ich den Schädel dieses Idioten gegen die Wand geschlagen! Ich brauche nur einen Blick, um zu sehen, dass Sira keinen Tag länger durchgehalten hätte. Sira! Das ist ihr Name. Immer wieder habe ich heimlich ihre Akte gelesen, als könne ich ihr dadurch näher kommen. Sie war Journalistin auf der Erde – zumindest was das angeht, scheint sie mir die Wahrheit gesagt zu haben. In ihren Akten steht, dass sie wegen Mordes nach Terra Alpha geschickt wurde, während Sira behauptet, dass man sie aufgrund ihrer Entdeckungen aus dem Weg haben wollte. Wer lügt – die Akten oder Sira? Mörderinnen haben schlechte Gene – in der INBREED-Station will man sie nicht, und auch in Sektion B befürchtet man Ärger mit ihnen. Deshalb bleibt nur Sektion C und die Forschungsstation … sie dienen als Testsubjekte für Versuche. Alles spricht also gegen Siras Geschichte. Es wäre logisch, den Akten zu glauben … aber Sira wirkt auf mich nicht, als würde sie lügen. Sie ist nur eine Frau, die Angst hat … und die mir nicht mehr aus dem Kopf geht, so sehr ich es auch versucht habe ...

Es ist seltsam … ich habe Life Tree nicht besonders geschätzt, aber auch nicht infrage gestellt - doch seit Sira mich gebeten hat, ihr zu helfen, hat sich etwas verändert. Mein Instinkt sagt mir, dass sie keine Mörderin ist … dass ihre Geschichte wahr ist … nicht die, die man in ihre Akte geschrieben hat.

Und Sira hat auch noch etwas anderes in mir verändert. Während ich die Tür zu meinem Quartier schließe und Sira auf das schmale Bett lege, spüre ich deutlich das Körperteil, von dem ich nicht zu hoffen gewagt hatte, es jemals wieder zu spüren … zumindest nicht auf diese Art. Mein Schwanz drückt hart gegen den Stoff meiner Hose. Auch wenn dieser Moment sicher nicht geeignet ist, so ist es doch ein verdammt gutes Gefühl. Als es das erste Mal passierte, dachte ich noch, dass ich mich geirrt hatte. Dann aber geschah es wieder … immer, wenn ich in Siras Nähe war und ihren Geruch wahrnahm. Mein Reaktion auf sie wurde stärker … ich konnte mich in ihrer Nähe kaum noch kontrollieren. Mein Schwanz wurde nicht mehr nur hart, wenn ich in ihrer Nähe war, sondern auch, wenn ich an sie dachte … wenn ich unter der Dusche stand und meine eingeseifte Hand in die Nähe meines Schwanzes kam. Ich traute diesem Gefühl zunächst nicht. Ich wagte es nicht einmal, mich anzufassen und es mir selbst zu machen – aus Angst, dass alles wieder vorbei wäre, wenn ich es täte. Ich befürchtete, dass mein Schwanz sich wieder in dieses tote Stück Fleisch verwandeln würde, das er die letzten zwölf Jahre gewesen ist ...

Dass es etwas mit Sira zu tun hatte, war mir schnell klar. Ich fühlte mich hin- und hergerissen zwischen meinem privilegierten Leben unter den Life Tree Ärzten und dem drängenden Wunsch, Sira für mich zu wollen. Gleichzeitig war mir klar, dass ich diese Gefühle verbergen musste – Life Tree hatte nur eine Antwort auf Trooper, die wegen einer Frau durchdrehten. Beschädigtes Material … irreparabel … Emotionale Bindung bedeutete den Tod!

Aber jetzt ist Sira hier … bei mir … und niemand kann sie mir wegnehmen! Ich habe mich gegen Life Tree und für Sira entschieden. Beinahe wäre ich zu spät gekommen - der Gedanke daran verursacht mir Übelkeit, und ich fühle eine Wut gegenüber Life Tree, die ich vorher nicht kannte. Sie gehört mir!

Sira hat das Bewusstsein verloren, und sie sieht blass und unterernährt aus. Aber sie wird leben … ich gehe ins Badezimmer und befeuchte ein Tuch unter dem Wasserhahn, dann setze ich mich auf das Bett und halte Sira das nasse Tuch an die Lippen. Sie fährt sich mit der Zunge über die ausgetrockneten Lippen, ohne dabei aufzuwachen.

Mit einer Mischung aus Interesse und Unbehagen betrachte ich ihren Körper in dem engen Bodysuit. Er ist so schmal und scheint überhaupt nicht geschaffen für jemanden wie mich. Werde ich sie nehmen können? Wird es unangenehm für sie sein … vielleicht sogar schmerzhaft? Ich könnte einen meiner Waffenbrüder fragen, aber dann würden sie letztendlich die Wahrheit über mich … ihren Alpha … erfahren … dass ich noch nie mit einer Frau zusammen war! Ich bin eine verdammte Jungfrau, und alles, was ich über Frauen weiß, habe ich aus den Filmen, die sich die Life Tree Ärzte manchmal abends ansehen, um sich dabei einen runterzuholen.

Ich verkneife mir den Fluch, der mir auf den Lippen liegt. Es ist keine Schande – jeder weiß, dass Alphas impotent sind. Aber in der Regel waren sie schon mit Frauen zusammen, bevor ihr Hormonspiegel sie zu sexueller Abstinenz verdammt. Bei mir ist es anders gelaufen. Ich war gerade erst in meine Einheit gekommen und auf meinem ersten Außeneinsatz, als unser Leader von Crawlern getötet wurde. Es war nicht schwer, die Führung der Einheit zu übernehmen und den Einsatz zu Ende zu führen. Aufgrund meiner ausgeprägten strategischen Problemlösungsstrategien hatte ich in Sektion C eine umfangreichere Ausbildung als die anderen erhalten. Obwohl ich damals erst Neunzehn war, wurde ich der neue Leader meiner Einheit. Es gab keine Rangkämpfe, es gab noch nicht einmal eine Diskussion. Es passierte einfach. Als wir von unserem Einsatz zurückkehren, war ich der Alpha.

Was mich das kostete, wurde mir erst klar, als ich meinen ersten Einsatzurlaub in Sektion B verbringen durfte. Jeder junge Trooper wartet auf diese Gelegenheit, sobald er in eine Einheit entlassen wird … vor allem, um endlich mit einer Frau zusammen sein zu können.

Nun – ich konnte es nicht, obwohl ich vorher ganz normal gewesen war – wie für alle jungen Trooper waren Dauerständer und Samenergüsse im Schlaf für mich etwas ganz Normales. Ich habe oft festgestellt, dass unsere veränderten Gene uns sexuell dominanter und aktiver machen als normale Männer. Allein bei mir war plötzlich einfach alles lahmgelegt.

„Nimms leicht, Kryo. Das ist der Preis, den ein Leader zahlt. Wir nennen es die Alpha-Krankheit. Du bist nicht der Einzige, dem das passiert“, hatte mich einer meiner Waffenbrüder aufgeklärt und mir auf die Schulter geklopft. „Ab jetzt ist Ficken für dich gestorben … dafür bestimmst du allein, zu welcher Musik wir tanzen ...“ Er hatte mir ein Auge gekniffen und alle hatten gegrinst. Ich wusste, dass jeder einzelne meiner Waffenbrüder davon ausging, dass ich schon mit einer Frau zusammen gewesen war. Das glauben sie bis heute … ich habe ihnen die Wahrheit nie gesagt – denn einem Leader, der aufgrund der Umstände impotent ist, folgen sie … aber einem Typen, der noch nie eine Frau genommen hat … undenkbar!

Ich hatte mich schließlich in mein Schicksal gefügt … bis zu dem Tag, als Sira etwas in mir zum Leben erweckte, von dem ich geglaubt hatte, es für immer verloren zu haben.

Ich lege das Tuch zur Seite und betrachte ihr Gesicht. Sira gehört mir … das habe ich längst entschieden! Sie ist die richtige Gefährtin für mich, sonst wäre das niemals passiert. Für Sira habe ich all das hier getan. Für sie bin ich auf Crows und Torns Vorschlag eingegangen, Terra Alpha mit ihnen zu übernehmen. Ich könnte behaupten, dass es andere Gründe hatte … dass ich unzufrieden mit meinem Leben gewesen wäre, dass ich Life Tree gehasst habe. Aber die Wahrheit ist, dass ich ein ziemlich gutes Leben hatte. Ich wurde bevorzugt, verbrachte meine Einsatzurlaube in Sektion C, lernte hier Einiges über Technik und Genetik … und trank sogar manchmal sehr viel Alkohol, wenn ich das wollte – als Ausgleich und Ersatz für die Art von körperlicher Befriedigung, die ich nie kennengelernt hatte. Es funktionierte eigentlich recht gut. Für mich galten die Regeln meiner Waffenbrüder nicht. Ich besaß den Status eines Life Tree Mitarbeiters. Wenn es Sira nicht gegeben hätte, wäre das hier nie passiert – das ist die Wahrheit.

Ich nehme eine von Siras schwarzen Haarsträhnen zwischen meine Finger. Sie sind weich – ganz anders als mein eigenes Haar. Dann berühre ich mit dem Finger ihren Hals, fühle ihren Pulsschlag. Er ist regelmäßig aber schwach wegen der Dehydrierung. Ein warmes Gefühl fließt durch mich hindurch und bündelt sich in meiner mittlerweile viel zu engen Hose. Ich kann es nicht erwarten, das zu tun, was für andere selbstverständlich ist … und ich wünsche mir, dass Sira mich genauso will, wie ich sie. Mir ist klar, dass ich ihr Zeit geben muss, aber letztendlich wird entscheidend sein, was ich für sie getan habe … das Schicksal hat uns zusammengeführt. Sie und ich werden das haben, was die Life Tree Ärzte einfach weggeworfen haben, als sie sich für ein Leben auf Terra Alpha entschieden haben.

Wenn die Life Tree Ärzte gewusst hätten, wie bereitwillig ich mein Leben gegen ihr Leben auf der Erde getauscht hätte – sie hätten mich ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht. Keine Bindungen! Das Bedürfnis nach Bindungen war für Life Tree wie eine Krankheit, die sie bei uns auszumerzen versuchten … Sie selbst haben sich von Vergünstigungen und einer Freiheit verführen lassen - niemand sagte etwas oder maßregelte sie, wenn sie sich an einer der gefangenen Frauen vergriffen oder mit den Ärztinnen Verhältnisse anfingen. Life Tree setzte sich selbst keinerlei Grenzen, während unser Leben aus Regeln bestand.

 

„Siehst du, Kryo … mein Leben ist so viel besser, seit ich auf Terra Alpha bin. Keine Ehefrau und ein Job, der mich auffrisst … hier vögele ich jeden Tag eine der Ärztinnen, und wenn die keine Lust haben, gehe ich in die Forschungsstation und nehme mir eine der Frauen vor … das ist sogar noch besser … von denen beschwert sich keine, dass ich sie zu hart ficke. Glaubst du denn, ich hätte all diese Dinge mit meiner Frau tun können? Aber diese Schlampen hier … die haben es doch ohnehin nicht besser verdient“, hatte mir ein Arzt erklärt, der beim weiblichen Personal ziemlich beliebt war. Er war jung und hatte sein Studium auf der Erde mit Auszeichnung abgeschlossen. Seine Frau war eine Schönheit. Ich nehme an, dass er das Foto von ihr nicht aus Sentimentalität bei sich trug, sondern weil sie eine Art Trophäe für ihn war, die er gern herumzeigte. Sie sah freundlich aus und ehrlich. Trotzdem hatte er sie verlassen – für das hier.

Ich habe es nicht verstanden und verstehe es bis heute nicht … ich hätte viel dafür gegeben, so leben zu dürfen - eine Gefährtin, Kinder … einen Lebenssinn, der über das bloße Töten von Crawlern, Waffenübungen und genetischer Perfektion hinausgeht.

Deshalb habe ich mich für Sira und gegen Life Tree entschieden; für mich ist sie längst die Frau auf dem Foto dieses Arztes … meine Gefährtin ...

Sira

Das Erste, was ich spüre, als ich zu mir komme, ist bohrender Kopfschmerz. Haben sie mir den Schädel geöffnet, um noch mehr Experimente an mir durchzuführen? Gehen die Qualen weiter? Hat er mich dafür aus meinem Gefängnis befreit? Um mir den Rest zu geben?

Aber dann bemerke ich, dass ich nicht auf einem harten Behandlungstisch, sondern auf einem Bett liege - und es ist nicht mein Bett. Dieses Bett riecht anders … fremd, aber nicht unangenehm.

Auf mein leises Wimmern hin bewegt sich etwas in meinem Augenwinkel. Im nächsten Moment erscheint der blonde Trooper in meinem Blickfeld und hält mir etwas an die Lippen. Es ist ein in Wasser getränktes Tuch.

Wasser! Durst … Trinken … mehr …, schreit mein Verstand; ich will nach dem Tuch greifen, doch er zieht es zurück.

„Du musst langsam anfangen zu trinken, sonst stirbst du.“

Seine Stimme … bestimmend aber nicht unfreundlich. Ich lecke frustriert die Feuchtigkeit von meinen Lippen und muss daran denken, wie schnell etwas, das man als Selbstverständlichkeit wahrnimmt zu etwas Unerreichbarem werden kann.

„Wo bin ich?“ Meine Stimme klingt rau, aber wenigstens funktioniert sie.

„In meinem Quartier. Ich habe dich aus der Forschungsstation hierher gebracht. Es ist sicher hier.“

Ich nicke, als würde ich verstehen, wovon er spricht. „Warum?“ Es ist die erste Frage, die mir in diesem Augenblick durch den Kopf geht.

Der Trooper mit dem seltsamen Namen sieht mich an.

Das Sprechen bereitet mir Schwierigkeiten, mir ist schwindelig, und ich würde am liebsten wieder in die Bewusstlosigkeit gleiten, aber ich zwinge mich, wach zu bleiben. „Warum hast du mir geholfen? Um die Wahrheit zu erfahren? Über Life Tree und über euch?“

Sein Gesicht entspannt sich, aber er zögert, mir zu antworten. „Ja, auch deswegen ...“

„Auch?“, frage ich irritiert und kann meinen Blick nicht von seinen türkisblauen Augen abwenden. In diese Augen könnte ich mich glatt verlieben… ja, Sira, Schätzchen ... wenn du nicht zu viel wissen würdest … wenn du nicht wissen würdest, was er unter dieser scheinbar perfekten Hülle wirklich ist ...

„Du solltest etwas schlafen“, holt Kryo mich aus meinen Gedanken. „In ein paar Tagen geht es dir besser.“

Er hat die Worte kaum ausgesprochen, da fallen mir schon die Augen zu …