Kitabı oxu: «Gefangen », səhifə 3

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Hatte er wirklich nur eine schwere Phase?

Und das Schlimmste –– hatte sie selbst vielleicht Unrecht, indem sie versuchte ihm Jilly wegzunehmen? Tat sie nichts, außer unnötiges Leid zu Jillys Leben hinzuzufügen?

Zuletzt schaute Scarlatti mit einem dringlich bittenden Blick auf den Richter.

„Euer Ehren, ich bettle Sie an, bitte lassen Sie mich meine Tochter wiederhaben. Sie ist mein Fleisch und Blut. Sie werden Ihre Entscheidung nicht bereuen. Ich verspreche es Ihnen.“

Eine Träne floss über seine Wange, als er sich wieder setzte.

Seine Anwältin erhob sich wieder und sah selbstgefälliger und sicherer aus, denn je.

Sie sprach Jilly in einem Ton von öliger, falscher Aufrichtigkeit an.

„Jilly, ich hoffe, dass du verstehst, dass dein Vater nur das Beste für dich will. Ich weiß, dass ihr Eure Schwierigkeiten hattet in der Vergangenheit, aber sei Ehrlich –– ist das nicht ein Verhaltensmuster von dir?“

Jilly sah verwirrt aus.

Paget fuhr fort: „Ich bin mir sicher, dass du nicht abstreiten wirst, dass du von deinem Vater weggelaufen bist, und das ist wie dich Riley Paige überhaupt gefunden hatte.“

Jilly sagte: „Ich weiß, aber das war weil –– “

Paget unterbrach sie und zeigte zu den Flaxmans.

„Und bist du nicht auch von diesem netten Paar weggerannt, als sie so gütig waren, dich bei Ihnen aufzunehmen?“

Jillys Augen weiteten sich und sie nickte still.

Riley musste schlucken. Sie wusste, was Paget als nächstes sagen würde.

„Und bist du nicht einmal sogar von Riley Paige und ihrer Familie weggerannt?“

Jilly nickte und ließ ihren Kopf elendig hängen.

Und natürlich stimmte das. Riley erinnerte sich nur zu gut wie schwer es für Jilly gewesen war sich an das Leben in ihrem neuen Zuhause zu gewöhnen –– sie hatte besonders mit dem Gefühl der Wertlosigkeit zu kämpfen. In einem Moment besonderer Schwäche war Jilly erneut zu einem Lastwagenrastplatz weggerannt. Sie dachte, dass ihren Körper zu verkaufen das einzige war, für was sie im Leben gut war.

„Ich bin ein Nichts“, hatte Jilly Riley gesagt, als die Polizei sie zurückgebracht hatte.

Die Anwältin hatte ihre Recherche gut gemacht, aber Jilly hatte sich seit dieser Zeit so sehr verändert. Riley war sich sicher, dass diese Tage der Unisicherheit vorüber waren.

Immer noch in einem Ton tiefer Besorgnis sagte Paget zu Jilly…

„Früher oder später, meine liebe, musst du die Hilfe der Menschen annehmen, denen du wichtig bist. Und gerade will dein Vater nichts sehnlicher, als dir ein gutes Leben geben. Ich denke, dass du es ihm schuldest ihm eine Chance zu geben, das zu tun.“

Paget wandte sich nun an den Richter: „Euer Ehren, ich muss die Sache Ihnen überlassen.“

Zum ersten Mal schien der Richter wirklich bewegt zu sein.

Er sagte: „Mr. Scarlatti, ihr eloquentes Plädoyer hat mich dazu gezwungen meine Entscheidung zu ändern.“

Riley holte laut Luft.

Passiert das gerade wirklich alles?

Der Richter fuhr fort: „Das Gesetz Arizonas ist sehr eindeutig, was die Sache der Familientrennung angeht. Die erste Überlegung geht die Befähigung des Erziehungsberechtigten an. Die zweite Überlegung bezieht sich auf das Wohl des Kindes. Nur wenn der Erziehungsberechtigte untauglich ist, kommt die zweite Überlegung ins Spiel.“

Er hielt einen Moment inne um nachzudenken.

„Mr. Scarlattis Untauglichkeit konnte hier heute nicht festgestellt werden. Es ist sogar eher umgekehrt. Soweit ich es beurteilen kann, scheint er alles dafür zu tun, um ein hervorragender Vater zu werden.“

Beunruhigt erhob sich Kaul und sprach beißend.

„Euer Ehren, ich erhebe Einspruch. Mr. Scarlatti hat seine Rechte freiwillig aufgegeben, und das hier ist alles komplett unerwartet. Die Adoptionsagentur hatte keinerlei Gründe um Belege für seine Untauglichkeit zu sammeln.“

Der Richter sprach mit einer Note der Endgültigkeit in der Stimme und schlug mit dem Gerichtshammer.

„Dann gibt es für mich auch nichts weiter zu betrachten. Sorgerecht wird dem Vater zugesprochen, beginnend mit dem gegenwärtigen Moment.“

Riley schrie entsetz auf.

Es wird wahr, dachte sie.

Ich verliere Jilly.

KAPIEL FÜNF

Riley begann beinahe zu hyperventilieren als sie begriffen hatte, was geschehen war.

Sicherlich kann ich diese Entscheidung anfechten, dachte sie sich.

Die Agentur und ihr Anwalt könnten ohne Probleme solide Belege für Scarlattis gewalttätiges Verhalten auftreiben.

Aber was würde in der Zwischenzeit passieren?

Jilly würde nie bei ihrem Vater bleiben. Sie würde wieder wegrennen –– und dieses Mal könnte sie wirklich für immer verschwinden.

Es war möglich, dass Riley ihre jüngere Tochter nie wiedersehen würde.

Immer noch in seinem Sessel sitzend wandte der Richter sich an Jilly: „Junge Dame, du solltest jetzt wohl zu deinem Vater gehen.“

Zu Rileys großer Überraschung blieb Jilly komplett ruhig.

Sie drückte Rileys Hand und flüsterte…

„Keine Sorge, Mom. Es wird alles gut werden.“

Sie ging rüber zu Scarlatti und seiner Verlobten. Albert Scarlattis Lächeln war herzlich und warm.

Gerade als ihr Vater seine Arme zu ihr hinausstreckte, um sie zu umarmen, sagte Jilly: „Ich habe dir etwas zu sagen.“

Ein neugieriger Gesichtsausdruck machte sich auf Scarlattis Gesicht breit.

Jilly sagte: „Du hast meinen Bruder umgebracht.“

„W-Was?“, stammelte Scarlatti. „Nein, das stimmt nicht, und das weißt du. Dein Bruder Norbert ist weggerannt. Das habe ich dir hundert Mal erzählt –– “

Jilly unterbrach ihn.

„Nein, ich spreche nicht von meinem großen Bruder. Ich erinnere mich nicht einmal an ihn. Ich spreche von meinem kleinen Bruder.“

„Aber du hattest nie einen ––“

„Nein, ich hatte nie einen kleinen Bruder. Weil du ihn umgebracht hast.“

Scarlattis Mund stand offen und sein Gesicht wurde rot.

Ihre Stimme zitterte vor Wut als Jilly fortfuhr: „Ich nehme an, du denkst, dass ich mich nicht an meine Mutter erinnere, weil ich noch so klein war, als sie fortgegangen ist. Aber ich erinnere mich. Ich erinnere mich daran, dass sie schwanger war. Ich erinnere mich, wie du sie angebrüllt hast. Du hast ihr in den Bauch geschlagen. Ich habe gesehen, wie du es tatst, immer und immer wieder. Dann war ihr schlecht. Und dann war sie nicht mehr schwanger. Sie erzählte mir, dass es ein Junge gewesen ist, und dass er mein kleiner Bruder geworden wäre, aber dass du ihn getötet hattest.“

Riley war geschockt von dem, was Jilly da sagte. Sie hatte keinerlei Zweifel, dass jedes Wort stimmte.

Ich wünschte, sie hätte mir das erzählt, dachte sie.

Aber Jilly hatte es wahrscheinlich zu schmerzhaft gefunden, darüber zu sprechen –– bis zu diesem Moment.

Jilly schluchzte nun. Sie sagte: „Mommy weinte ganz doll als sie mir das erzählte. Sie sagte, dass sie weggehen musste, denn du würdest auch sie früher oder später umbringen. Und sie ist weggegangen. Und ich habe sie nie wiedergesehen.“

Scarlattis Gesicht verzog sich zu einer grässlichen Fratze. Riley sah, dass er mit seinem Zorn zu kämpfen hatte.

Er knurrte: „Mädchen, du weißt nicht, wovon du redest. Du hast dir das alles nur ausgedacht.“

Jilly sagte: „Sie trug ihr schönes blaues Kleid an dem Tag. Das eine, das ihr so sehr gefiel. Siehst du, ich erinnere mich an alles. Ich habe alles gesehen.“

Jillys Worte kamen in einem verzweifelten Strom heraus.

„Du tötest alles und jeden früher oder später. Du kannst gar nicht anders. Ich wette du hast mich sogar angelogen, als du gesagt hast, dass mein Welpe weggerannt ist. Du hast Darby wahrscheinlich auch getötet.“

Scarlattis Körper bebte nun vor Wut.

Jillys Worte hallten immer weiter durch den Raum: „Meine Mutter hat das Richtige getan, als sie weggerannt ist, und ich hoffe, dass sie glücklich ist, wo sie auch sein mag. Und wenn sie tot ist — tja, auch das ist besser, als mit dir zu sein.“

Scarlatti stieß ein dröhnendes Brüllen aus. „Halt die Klappe, du kleine Hure!“

Er ergriff mit einer Hand Jillys Schulter und ohrfeigte sie mit der anderen.

Jilly schrie auf und versuchte sich von ihm loszumachen.

Riley war aufgesprungen und rannte auf Scarlatti zu. Bevor sie zu ihm gelangen konnte, hatten bereits zwei Sicherheitsbeamte den Mann an den Armen ergriffen.

Jilly riss sich los und rannte zu Riley.

Der Richter schlug mit seinem Hammer und alles wurde ganz still. Er sah sich im Gerichtssaal um, als könnte er nicht glauben, was eben geschehen war.

Einen Moment lang saß er einfach da und atmete schwer.

Dann schaute er zu Riley und sagte: „Ms. Paige, ich glaube, ich schulde Ihnen eine Entschuldigung. Ich habe gerade die falsche Entscheidung getroffen und ich hebe sie auf.“

Er blickte auf Scarlatti und fügte hinzu: „Ein weiteres Wort aus Ihrem Mund und ich lasse Sie verhaften.“

Dann sagte der Richter entschlossen: „Es wird keine weiteren Anhörungen geben. Das ist meine endgültige Entscheidung hinsichtlich dieser Adoption. Sorgerecht bekommt die Adoptivmutter.“

Er schlug mit seinem Hammer und erhob sich, um den Gerichtssaal ohne ein weiteres Wort zu verlassen.

Riley drehte sich zu Scarlatti und schaute ihn an. Seine dunklen Augen waren voller Rage, aber die beiden Sicherheitsbeamten waren immer noch an seiner Seite. Er blickte zu seiner Verlobten, die voller Horror dem zugesehen hatte, was sich abspielte. Dann ließ Scarlatti nur den Kopf hängen und stand ruhig da.

Jilly hängte sich an Rileys Hals und schluchzte laut auf.

Riley drücke sie fest an sich und sagte: „Du bist ein tapferes Mädchen, Jilly. Ich werde dich nie alleine lassen, egal was passiert. Du kannst auf mich zählen.“

*

Jillys Wange brannte immer noch als Riley und Brenda ein paar letzte Details mit dem Anwalt klärten. Aber es war ein guter Schmerz, der bald nachlassen würde. Sie hatte die Wahrheit über etwas erzählt, was sie allzu lange für sich behalten hatte. Diese Wahrheit hatte sie für immer von ihrem Vater befreit.

Riley –– ihre neue Mutter –– fuhr sie zurück ins Hotel, wo sie beide schnell packten und zurück zum Flughafen fuhren. Sie hatten noch reichlich Zeit vor ihrem Abflug und gaben ihr Gepäck auf, um es nicht mit sich herumschleppen zu müssen. Dann suchten sie gemeinsam eine Toilette auf.

Jilly stand vor dem Spiegel und betrachtete sich, während ihre Mutter in einer der Kabinen war.

Ein blauer Fleck bildete sich dort, wo ihr Vater sie geschlagen hatte. Aber es würde nun alles gut werden.

Ihr Vater könnte ihr nie wieder wehtun. Und alles nur, weil sie endlich die Wahrheit über ihren verlorenen kleinen Bruder erzählt hatte. Das war alles, was es gebraucht hatte, um die ganze Sache zum Besseren zu verändern.

Sie lächelte ein leichtes Lächeln, als sie sich an die Worte ihrer Mutter erinnerte…

„Du bist ein tapferes Mädchen, Jilly.“

Ja, dachte Jilly sich. Ich glaube ich bin ziemlich tapfer.

KAPITEL SECHS

Als Riley in den Vorraum der Toilette trat, konnte sie Jilly nicht auffinden.

Das erste, was sie fühlte war ein leichtes Ärgernis.

Sie hatte Jilly doch klar gesagt…

„Warte genau hier vor der Tür. Geh nirgends hin.“

Und nun war sie nicht aufzufinden.

Dieses Mädchen, dachte Riley.

Sie machte sich keine Sorgen wegen ihrem Flug. Sie hatte noch genug Zeit vor dem Boarding. Aber sie hatte gehofft keinen Stress mehr nach solch einem Tag haben zu müssen. Sie hatte geplant, dass sie langsam und gemütlich durch den Security-Check gehen würden, ihr Gate aufsuchen und einen schönes Lokal zum Essen finden würden.

Riley seufzte frustriert.

Sogar nach Jillys tapferem Auftritt im Gerichtssaal konnte Riley nicht nicht enttäuscht sein über so ein unreifes Verhalten von Jillys Seite.

Sie wusste, dass wenn sie jetzt begann Jilly in dem großen Terminal zu suchen, sie sich immer und immer wieder verpassen würden. Sie schaute sich nach einem Platz um, wo sie sich hinsetzen und auf Jillys Wiederkehr warten konnte.

Doch als Riley über das riesige offene Terminalgelände blickte, sah sie auf einmal wie Jilly durch die großen Glastüren ging, die nach draußen führten.

Oder zumindest hatte sie das Gefühl, dass es Jilly war –– es war schwer einzuschätzen von ihrem Standpunkt aus.

Und wer war die Frau, mit der das Mädchen mitging?

Sie sah aus wie Barbara Long, Albert Scarlattis Verlobte.

Aber die zwei Personen verschwanden schnell unter den vielen Reisenden, die draußen hin und her liefen.

Riley fühlte ein Kribbeln der Nervosität. Hatten ihre Augen sie getäuscht?

Nein, sie war sich ziemlich sicher, dass sie richtig gesehen hatte.

Aber was war hier los? Wieso ging Jilly mit dieser Frau überhaupt mit?

Riley begann sich ihnen hinterher zu bewegen. Sie wusste, dass sie keine Zeit hatte zu versuchen es zu verstehen. Sie begann nun leicht zu joggen und griff instinktiv unter ihre leichte Jacke um die Pistole zu überprüfen, die sie im Pistolenhalfter mit sich trug.

Da wurde sie von einem uniformierten Sicherheitsbeamten aufgehalten, der sich ihr in den Weg stellte.

Er sprach mit ruhiger, professioneller Stimme: „Ziehen Sie gerade eine Waffe, Ma’am?“

Riley ließ ein frustriertes Stöhnen von sich.

Sie sagte: „Sir, ich habe gerade keine Zeit dafür.“

Sie konnte vom Gesichtsausdruck des Sicherheitsbeamten ablesen, dass sie seine Vermutung nur bestätigt hatte.

Er zog seine eigene Waffe und begann sich auf sie zuzubewegen. Aus dem Augenwinkel sah Riley, dass ein weiterer Sicherheitsbeamter sie bemerkt hatte und sich auch begann in ihre Richtung zu bewegen.

„Lassen Sie mich durch“, fauchte Riley und zeigte ihre beiden Hände. „Ich bin eine FBI-Agentin.“

Der Beamte mit der Waffe antwortete nicht. Riley nahm an, dass er ihr nicht glaubte. Sie wusste natürlich, dass er darauf trainiert war, ihr nicht zu glauben. Er machte bloß seinen Job.

Der zweite Sicherheitsbeamte machte nun Anstalten sie zu durchsuchen.

Riley verlor wertvolle Zeit. Sie nahm an, dass es für sie durch ihr hervorragendes Training ein Leichtes wäre dem ersten Sicherheitsbeamten die Waffe abzunehmen, bevor er abfeuern konnte. Doch das letzte was sie gerade gebrauchen konnte, war sich in eine nutzlose Auseinandersetzung mit es im Grunde gut meinendem Sicherheitspersonal zu verwickeln.

Sie befahl sich, still zu stehen und sagte: „Schauen Sie, lassen Sie mich Ihnen einfach meinen Ausweis vorzeigen.“

Die zwei Beamten schauten einander missmutig an.

„Ok“, sagte der eine mit der Waffe. „Aber langsam.“

Riley holte vorsichtig und langsam ihre Dienstmarke aus der Jackentasche und zeigte sie ihnen.

Ihre Münder standen offen.

„Ich habe es eilig“, sagte Riley.

Der Beamte, der ihr den Weg versperrte, nickte und steckte seine Pistole wieder ein.

Dankbar rannte sie los und eilte durch den Terminal und durch die Glastüren hindurch.

Riley schaute sich um. Weder Jilly, noch die Frau waren irgendwo zu sehen.

Doch dann sah sie das Gesicht ihrer Tochter durch die Rückscheibe eines SUVs schauen. Jilly sah erschrocken aus und ihre Hände waren gegen das Glas gepresst.

Was schlimmer war, war dass das Auto begann loszufahren.

Riley sprintete verzweifelt los.

Glücklicherweise musste der SUV spontan anhalten. Ein Fahrzeug vor dem Auto hatte für einen Fußgänger gebremst und der SUV steckte dahinter fest.

Riley konnte die Fahrertür erreichen, bevor das Auto wieder losfahren konnte.

Albert Scarlatti saß im Fahrersitz.

Sie zog ihre Waffe raus und richtete sie durch die Fensterscheibe direkt auf ihn.

„Es ist vorbei, Scarlatti“, brüllte sie aus ganzer Brust.

Doch bevor sie sich versah, riss Scarlatti die Tür auf und rammte sie damit. Sie ließ die Waffe mit einem lauten Klappern auf den Asphalt fallen.

Riley war nun wutentbrannt –– nicht nur wegen Scarlatti, sondern auch wegen ihrer eigenen falschen Einschätzung ihrer Distanz zur Tür. Sie hatte sich ausnahmsweise mal ihrer eigenen Panik hingegeben.

Doch sie war innerhalb weniger Momente wieder ganz bei sich.

Dieser Mann würde Jilly nicht entführen.

Bevor Scarlatti die Tür wieder zuschlagen konnte, klemmte Riley ihren Arm dazwischen, um sie zu blocken. Obwohl ihr Arm einen schmerzhaften Schlag durch die Tür erfuhr, konnte sie nicht geschlossen werden.

Riley riss die Tür weit auf und sah, dass Scarlatti sich nicht die Mühe gemacht hatte sich anzuschnallen.

Sie ergriff ihn am Arm und zog ihn aus dem Auto während er schimpfte und sich widersetzte.

Er war ein großer Mann und er war stärker, als sie erwartet hatte. Er riss sich von ihr los und erhob seine Faust, um sie ins Gesicht zu schlagen. Doch Riley war schneller. Sie schlug ihn ins Sonnengeflecht und sah wie er nach vorne über zusammenklappte. Dann haute sie ihn auf den Hinterkopf.

Er fiel flach zu Boden.

Riley sammelte ihre Waffe auf und steckte sie wieder zurück in ihr Waffenhalfter.

Währenddessen waren sie bereits von mehreren Sicherheitsbeamten umgeben. Glücklicherweise war einer von ihnen der Mann, den sie im Terminal begegnet war.

„Alles ok“, rief er zu den anderen. „Sie ist vom FBI.“

Das aufgescheuchte Sicherheitspersonal blieb auf Distanz.

Nun hörte Riley wie Jilly ihr aus dem Auto zurief…

„Mom! Öffne den Kofferraum!“

Als Riley sich dem Fahrzeug näherte, sah sie, dass die Frau, Barbara Long, im Beifahrersitz saß und zutiefst erschrocken war.

Ohne ein Wort zu sagen, betätigte Riley den entsprechenden Knopf und entriegelte die Fahrzeugtüren.

Jilly schwang die Kofferraumtür auf und kletterte aus dem Auto.

Barbara Long öffnete die Beifahrertür und machte Anstalten zu entkommen. Doch einer der Sicherheitsbeamten hielt sie auf, bevor sie sich auch nur auf zwei Schritte vom Auto entfernen konnte.

Völlig überwältigt versuchte Scarlatti wieder auf die Beine zu kommen.

Riley fragte sich…

Was soll ich mit diesem Typ machen? Ihn festnehmen? Und sie?

Es erschien ihr eine Zeit- und Energieverschwendung zu sein. Außerdem würden Jilly und sie hier in Phoenix tagelang feststecken, wenn sie Anzeige erstatten wollten.

Während sie versuchte zu beschließen, was zu tun war, hörte sie hinter sich Jillys Stimme…

„Mom, schau mal!“

Riley drehte sich um und sah, dass Jilly einen kleinen Hund mit großen Ohren im Arm hielt.

„Du könntest diesen alten Ex-Dad einfach laufen lassen“, sagte Jilly mit einem frechen Grinsen. „Schließlich hat er meinen Hund zurückgebracht. Ist das nicht nett von ihm?“

„Das ist…“, stotterte Riley überrascht, da sie sich nicht an den Namen des Hundes erinnern konnte, von dem Jilly geredet hatte.

„Das ist Darby“, sagte Jilly stolz. „Jetzt kann sie mit uns nach Hause kommen.“

Riley hielt einen langen Moment inne, dann fühlte sie ein Lächeln über ihre Lippen kommen.

Sie schaute sich um und sagte zu den Sicherheitsbeamten: „Machen Sie mit dem Kerl, was Sie für richtig halten. Und mit seiner Freundin auch. Meine Tochter und ich müssen noch einen Flieger erwischen.“

Riley führte Jilly mitsamt Hund von den erstaunten Sicherheitsbeamten weg.

„Komm“, sagte sie zu Jilly. „Wir müssen noch eine Tierbox finden. Und das alles der Fluggesellschaft erklären.“

KAPITEL SIEBEN

Als ihr Flugzeug DC anflog, saß Riley in ihrem Sitz mit Jillys Kopf in ihre Schulter gekuschelt. Sogar der kleine Hund, der zu Beginn des Fluges noch nervös gejault hatte, hatte sich schnell beruhigt. Darby schlief zusammengerollt in der Box, die sie hastig noch bei der Fluggesellschaft mit der sie folgen erworben hatten. Jilly hatte Riley erzählt, dass Barbara Long auf sie zugekommen war und sie überredet hatte mitzukommen, um Darby zu holen. Sie behauptete, dass sie Hunde hasste und dass sie wollte, dass Jilly den Hund mitnahm. Als sie am Auto angekommen waren, schubste Barbara sie in den Kofferraum und verriegelte die Türen, dann fuhren sie los.

Jetzt, wo die ganze Affäre endlich vorbei war, musste Riley wieder an den seltsamen Anruf, den sie am Vorabend von Morgan Farrell erhalten hatte, denken…

„Ich habe den Mistkerl umgebracht“, hatte Morgan gesagt.

Riley hatte sofort die Atlanta Polizei benachrichtigt, doch seitdem hatte sie keine Neuigkeiten von ihnen erhalten, und sie hatte bisher keine Zeit gehabt um sich selbst auf den neusten Stand anlässlich der Angelegenheit zu bringen.

Sie fragte sich –– hatte Morgan die Wahrheit gesagt oder hatte Riley der Polizei eine Falschmeldung weitergeleitet?

War Morgan verhaftet worden?

Es erschien Riley immer noch schwer vorstellbar, dass diese zerbrechliche Frau irgendjemanden hätte umbringen können.

Doch Morgan hatte darauf bestanden.

Riley erinnerte sich, wie sie ihr gesagt hatte…

„Ich schaue just in diesem Moment auf seinen Körper, hier in seinem Bett. Er hat lauter Messerstiche und hat viel geblutet.“

Riley wusste nur zu gut, dass selbst die ruhigsten Menschen zu unwahrscheinlichen Ausschreitungen getrieben werden konnten. Es resultierte meist aus einer Verletzung ihrer Psyche, etwas dass sie unterdrückt und verborgen hatten brach unter extremen Umständen aus ihnen heraus und trieb sie zu scheinbar unmenschlichen Taten.

Morgan hatte ihr gesagt: „Ich war in letzter Zeit in einem ziemlichen Rausch.“

Vielleicht hatte sich Morgan die ganze Sache nur ausgedacht oder halluziniert.

Riley ermahnte sich…

Was auch immer dort vorgefallen ist, es geht mich nichts an.

Es war an der Zeit, dass sie sich auf ihre eigene Familie konzentrierte, welche nun gleich zwei Töchter beinhaltete –– und zu Rileys Überraschung auch noch einen Hund.

Und war es nicht auch an der Zeit für sie zurück zur Arbeit zu kehren?

Doch Riley dachte, dass sie nach der heutigen Gerichtsverhandlung und dem Flughafendrama vielleicht einen guten Resturlaub verdient hatte. Vielleicht sollte sie doch einen weiteren Tag freinehmen, bevor sie nach Quantico zurückkehrte?

Riley seufzte und dachte…

Wahrscheinlich nicht.

Ihre Arbeit war ihr wichtig. Sie dachte sogar, dass sie für die Welt ziemlich wichtig sein könnte. Doch dieser Gedanke beunruhigte sie wiederum. Was für eine Mutter arbeitete tagein tagaus, um grausame Monster zu fassen und doch regelmäßig das Monster in sich selbst vorzufinden?

Sie wusste, dass sie nicht immer verhindern konnte, dass ihre düstere Arbeit in ihre Privatsphäre eindrang. Ihre Fälle hatten bereits mehrmals die Leben ihrer geliebten Menschen gefährdet.

Aber das ist halt meine Arbeit, dachte sie.

Und im tiefsten Inneren wusste sie, dass es noble Arbeit war, die von jemandem gemacht werden musste. Irgendwie schuldete sie es ihren Töchtern sogar diese Arbeit weiterzumachen –– nicht nur um sie vor den Monstern zu beschützen, sondern auch um ihnen zu zeigen, wie diese Monster besiegt werden könnten.

Sie musste weiterhin mit Beispiel für sie vorangehen.

Es ist besser so, dachte sie.

Als das Flugzeug auf der Landebahn hielt, rüttelte Riley leicht an Jillys Schulter.

„Wach auf, Schlafmütze“, sagte sie. „Wir sind angekommen.“

Jilly grummelte und krächzte ein wenig, dann machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit, als sie die Hündin in ihrer Box sah. Darby war gerade selber aufgewacht und wedelte freudig mit dem Schwanz, als sie zu Jilly hinaufblickte.

Dann schaute Jilly Riley mit freudestrahlenden Augen an.

„Wir haben es wirklich geschafft, nicht wahr, Mom?“, sagte sie. „Wir haben gewonnen.“

Riley umarmte Jilly fest und sagte: „Das stimmt, meine liebe. Du bist nun wirklich und wahrhaftig meine Tochter, und ich bin Deine Mutter. Und nichts wird das jemals ändern.“

*

Als Riley, Jilly und der Hund zuhause ankamen, wartete April an der Tür auf sie. Drinnen warteten auch Blaine, Rileys geschiedener Freund, mit seiner fünfzehnjährigen Tochter, Crystal, die Aprils beste Freundin war. Gabriela, die guatemalische Haushälterin der Familie, war auch da.

Riley und Jilly hatten ihnen die guten Nachrichten schon aus Phoenix mitgeteilt und sie hatten auch angerufen, als sie gelandet waren und sich auf den Weg nach Hause machten. Jedoch hatten sie den Welpen nicht erwähnten. Die ganze Truppe war da, um Jilly willkommen zu heißen, doch einen Augenblick später beugte sich April hinunter zur Hundebox, die Riley auf dem Boden abgestellt hatte.

„Was ist denn das?“, fragte sie.

Jilly kicherte nur.

„Es ist etwas Lebendiges“, sagte Crystal.

Jilly öffnete den Deckel der Box und dort saß Darby und schaute sie alle mit großen, ein wenig verängstigten Augen an.

„Oh mein Gott! Oh mein Gott! Oh mein Gott!“, rief Crystal.

„Wir haben einen Hund!“, kreischte April. „Wir haben einen Hund!“

Riley musste lachen, als sie sich daran erinnerte, wie ruhig und zusammengenommen April erst gestern, als sie telefoniert hatten, gewesen war. Nun, wo ihre gesamte Reife plötzlich verschwunden war, benahm sich April plötzlich wieder wie ein kleines Mädchen. Es war wundervoll mit anzusehen.

Jilly hob Darby aus der Box. Es dauerte nicht lange, bevor der junge Hund begann die ganze Aufmerksamkeit zu genießen.

Während die Mädchen weiterhin laut den Hund bemutterten, fragte Blaine Riley: „Wie ist es gelaufen? Ist jetzt alles wirklich geregelt?“

„Ja“, antwortete Riley lächelnd. „Es ist wirklich vorbei. Jilly ist nun rechtlich meine Tochter.“

Alle waren zu aufgeregt wegen dem Welpen, um noch über die Adoption zu sprechen.

„Wie heißt sie?“, wollte April wissen mit dem Hund im Arm.

„Darby“, antwortete Jilly auf Aprils Frage.

„Wo habt ihr sie her?“, fragte Crystal.

Riley kicherte und sagte: „Tja, das ist eine ganz schöne Geschichte. Gebt uns einen Moment um anzukommen, bevor wie sie erzählen.“

„Was ist es denn für eine Rasse?“, fragte April.

„Teil Chihuahua, glaube ich“, sagte Jilly.

Gabriela nahm den Hund aus Aprils Armen und schaute sie genau an.

„Ja, was vom Chihuahua, aber auch andere Rassen in ihr“, sagte die kräftige Frau. „Was ist das Wort für eine Mischung von Rassen?“

„Ein Mischling“, sagte Blaine.

Gabriela nickte und sagte: „Genau, Ihr habt hier einen echten Mischling –– auténtico, das Wahre. Ein Mischling ist die beste Art Hund. Dieser hier muss noch ein bisschen wachsen, aber sie wird ziemlich klein bleiben. ¡Bienvenidos! Darby. ¡Nuestra casa es tuya también! Nun ist es auch Dein Zuhause.“

Sie übergab den Welpen wieder an Jilly und sagte: „Sie braucht jetzt Wasser und was zu essen, wenn sich hier alles beruhigt hat. Ich habe noch was vom Hähnchen übrig, das wir ihr geben können, aber wir müssen bald echtes Hundefutter kaufen.“

Die Mädchen verschwanden nach oben und begannen nach Gabrielas Anweisungen einen Schlafplatz für Darby einzurichten und alte Zeitungen auszulegen, falls sie in der Nacht mal gehen musste.

Zwischenzeitlich richtete Gabriela Essen an –– ein leckeres guatemalisches Gericht pollo encebollado genannt, Hähnchen in Zwiebelsoße. Bald darauf setzten sich alle zu Tisch.

Selbst Chef und Restaurantbesitzer, lobte Blaine das Gericht und fragte Gabriela über das Rezept aus. Dann richtete sich das Gespräch darauf, was in Phoenix alles geschehen war. Jilly bestand darauf, die ganze Geschichte selber zu erzählen. Blaine, Crystal, April und Gabriela lauschten alle mit angehaltenem Atem, als sie die wilde Szene im Gerichtssaal schilderte und dann das noch wildere Abenteuer am Flughafen.

Und natürlich waren alle hocherfreut über den neuen Hund, der nun in ihre Leben getreten war.

Wir sind nun eine Familie, dachte Riley. Und es ist großartig, zuhause zu sein.

Es war auch großartig morgen wieder auf die Arbeit zu gehen.

Nachdem der Nachtisch verspeist war, machten sich Blaine und Crystal auf den Nachhauseweg und April ging mit Jilly in die Küche um Darby zu füttern. Riley machte sich einen Drink und setzte sich ins Wohnzimmer.

Sie fühlte sich immer entspannter. Es war wirklich ein verrückter Tag gewesen, doch nun war er vorbei.

Ihr Handy klingelte und sie sah, dass der Anruf aus Atlanta kam.

Riley fühlte einen Ruck durch sich fahren. Konnte das erneut Morgan sein? Wer könnte sie sonst noch aus Atlanta anrufen?

Sie nahm ab und hörte eine Männerstimme sagen: „Agent Paige? Mein Name ist Jared Ruhl und ich bin ein Polizist hier in Atlanta. Ich habe ihre Nummer von der Quantico Telefonzentrale.“

„Was kann ich für Sie tun, Officer Ruhl?“, fragte Riley.

Zaghaft sagte Ruhl: „Nun ja, ich bin mir nicht ganz sicher, aber… ich nehme an, dass Sie die Frau kennen, die wir gestern im Zusammenhang mit dem Mord an Andrew Farrell festgenommen haben. Es handelt sich um seine Ehefrau, Morgan. Ist es nicht sogar so, dass genau Sie angesichts der Sache die Polizei alarmiert hatten?“

Riley wurde nun nervös.

„Ja, das war ich“, sagte sie.

„Ich habe außerdem gehört, dass Morgan Farrell sie direkt nach der Tat angerufen hatte, bevor sie irgendjemand anderen in Kenntnis gesetzt hatte.“

„Das stimmt.“

Eine Stille hing nun in der Leitung. Riley spürte, dass Ruhl mit dem zu kämpfen hatte, was er ihr sagen wollte.

Endlich sagte er: „Agentin Paige, was wissen Sie über Morgan Farrell?“

Riley runzelte besorgt ihre Stirn. Sie sagte: „Officer Ruhl, ich bin mir nicht sicher, dass ich das beantworten sollte. Ich weiß wirklich überhaupt nichts darüber, was dort vorgefallen ist und es ist kein Fall des FBI.“

„Das verstehe ich. Es tut mir leid. Ich hätte wohl nicht anrufen sollen…”

11,67 ₼
Yaş həddi:
16+
Litresdə buraxılış tarixi:
10 oktyabr 2019
Həcm:
292 səh. 4 illustrasiyalar
ISBN:
9781640295780
Müəllif hüququ sahibi:
Lukeman Literary Management Ltd
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