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Zurück in Deutschland

Übrigens laufen ähnliche Kampagnen ja auch in Deutschland, wo die Regierung sich um die Unabhängigkeit der Frauen sorgt (?), die Lösung aber nur in Arbeit mit möglichst hoher Wochenstundenzahl sieht.

Vergessen wird dabei immer, dass Frauen nicht nur finanziell unabhängig vom Mann sein sollten, sondern auch frei vom Erfolg und Gelingen einer Karriere oder in einer als gut empfundenen Arbeitstätigkeit. Sonst sind sie vielleicht sofort wieder in einer Abhängigkeit, entweder vom Mann oder vom Staat.

Das Bedürfnis nach Arbeit bei Frauen

Ein Bedürfnis nach sinnhaftem Tätigsein ist im Grunde allen Menschen eigen. Dabei kommt im Allgemeinen Zufriedenheit auf schon beim Arbeiten über nur einige Stunden in der Woche. Eine Erhöhung der Wochenstundenzahl bis hin zur Vollzeit führt nicht wesentlich zur Steigerung von Zufriedenheit durch Arbeit. Dies hängt natürlich auch von Freude und Wohlfühlen mit und bei der Arbeit bzw. Erschöpfung, Langeweile oder fehlender Anerkennung ab und kann dann eben auch sogar sinken. D. h., Vollzeitarbeit, die zukünftig weder notwendig noch für alle gesichert ist, ist für Zufriedenheit, die eine Arbeit schenken kann, nicht erforderlich.

Teilzeitarbeit für alle ist dagegen zukünftig umsetzbar und zufriedenstellend. In Berufen, in denen eine längere Tagesarbeitszeit notwendig ist, wird es Modelle geben, die rechnerisch Teilzeit ergeben, z. B. durch Freiwochen. Wer aber lieber viel arbeiten will, wird es in diesen Modellen sicherlich können.

In unserer Gesellschaft, die noch implizit vielfach patriarchalisch organisiert ist und unserem Wirtschaften mit Konkurrenz- und Wachstums-Credo muss man allerdings gut unterscheiden:

Arbeit im eigenen Haushalt bzw. Familie haben Frauen genug, viele entscheiden sich klar dafür, andere sehen sich mehr in diese Rolle gezwungen. Diese Arbeit ist derzeit üblicherweise nicht vergütet. Bei Notwendigkeit, das Familieneinkommen zu erhöhen, folgt meist eine Doppelbelastung der Frauen.

Viele haben aber auch ein Bedürfnis nach einer Arbeit außerhalb des eigenen Haushalts bzw. Familie. Externe Arbeit ermöglicht Frauen ein anderes Kommunikationsfeld, ggf. eine andere Verwirklichung ihrer Talente, eine andere Art der Anerkennung und vielfach auch bei Erwerbsarbeit eben einen bzw. einen wesentlichen Teil zum Familieneinkommen beizutragen oder so auch ihre Unabhängigkeit in diesem System zu bewahren oder zu erwerben.

Dies ist ja mit dem Fokus auf die Kindes-Entwicklung prinzipiell auch gut sinnvoll umsetzbar nach den ersten 1,5 bis 2 Jahren, in denen die Mutter die dyadische Umhüllung meist am besten ermöglicht. Diese Zeit sollte nach den bisherigen Ausführungen für alle ermöglicht werden, wenn sie dies so wollen.

Es ist dabei natürlich ein Unterschied, ob dann eine externe Tätigkeit zur Arbeit im Haushalt dazu kommt oder z. B. der Mann hier einen Teil oder die ganze Arbeit übernimmt.

Erwerbsarbeit in unserem aktuellen Wirtschaftssystem ist aber für Frauen derzeit vielfach nicht befriedigend, obwohl Interesse an sinnvoller Tätigkeit besteht. U. a. ist Bezahlung und Belastung in den üblichen „Frauen“-Berufen nicht angemessen, die Gesellschaft verharrt hier in alten Strukturen, die Unternehmen und der Staat sparen hier unerlaubt (bei Gleichberechtigung im Grundgesetz) Geld auf dem Rücken der Frauen. Teilzeit, was vermutlich auch in Deutschland zukünftig wie in den Niederlanden normal sein wird für Frauen wie für Männer, ist bisher nicht immer möglich oder kann aufgrund schlechter Bezahlung nicht angenommen werden. Homeoffice-Tätigkeiten sind besonders für Frauen sehr stressig, wenn der Mann hier nicht klar mitarbeitet, und sie tragen zum Bedürfnis nach Kommunikation mit Kollegen wenig bei.

Dies alles gilt erst einmal alles unter den aktuell herrschenden Verhältnissen. Im Kapitel 5 spreche ich über Gestaltungen in der Gesellschaft, in der wir gemeinsam die Gesellschaft anders organisieren können und sich damit Tätigsein für Männer und Frauen natürlich viel freudvoller und gleichberechtigter darstellt.

Viele Frauen sagen auch, sie hätten ihre Kinder nicht bekommen, um sie als Ein- bis Zweijährige ganztags wegzugeben, also „frei“ von ihren Kindern zu sein. Die bisherigen gesellschaftlichen Lösungen mit Kitas und Elternzeiten allein für Frauen sind eben selten Win-win-Situationen, eine/r verliert bisher fast immer.

Die für die Kleinsten günstige familiäre Betreuung gelingt, wie gesagt, vermutlich erst dann zeitgemäß, wenn sich auch die Männer emanzipieren und sich die Elternzeit mit den Frauen teilen. Ob 1,5 zu 1,5 Jahre oder doch die ersten 2 Jahre der Kinder bei der Mutter und 1 weiteres Jahr beim Vater zuhause wird sicherlich von Paaren unterschiedlich favorisiert. Aber dies wird sich in der Gesellschaft zunehmend durchsetzen. Und die Arbeitszeit insgesamt wird sich verringern müssen, um als Familie zu gewinnen und so wird es auch kommen (siehe Kapitel 5). Ein bedingungsloses Grundeinkommen wird dabei die Unabhängigkeit auch der Frau unterstützen und ihr dafür keinen unsinnigen Karrierezwang wie aktuell bei den Männern aufbürden.

Schauen wir uns also den heutigen Mann genauer an.

Das Bild des „modernen“ Mannes

Es gibt derzeit große Verunsicherung und Unklarheit bei Männern, welchem Männer-Bild sie folgen sollen oder wollen. Dazu gehört das Thema Vaterschaft. Vieles ist möglich, aber Glück entsteht nur, wenn das Männerbild auch zum inneren Wesen passt. Insofern sollte man es besser in sich passend entstehen lassen, als einer verführerischen Norm zu folgen.

Unser Wirtschaftsmodell fordert immer noch den Mann als Sieger ohne behindernde Empathie auf seinem Weg für den Verlierer, „the winner takes it all“! Diesen zentralen Slogan des (Raubtier-) Kapitalismus, über den ABBA 1980 einen Song gemacht hat (allerdings als eine Beziehungsgeschichte), singt die Musikerin und Ehefrau des ehemaligen französischen Präsidenten Sarkozy, Carla Bruni, mit sanfter verführerischer Stimme (textgleich wie ABBA): „Der Gewinner bekommt alles, der Verlierer muss fallen, es ist einfach und ehrlich. Warum sollte ich mich beklagen?“10

Diese unterwerfende Zustimmung mit einer Prise Resignation und Traurigkeit zu diesem Wirtschaftssystem gilt implizit als normal und ist doch völlig verrückt, wenn man weiß, dass der Mensch auf genetischer Grundlage kooperativ ist.

Sich auf diese fast schon lächerliche Verengung eines Lebens als Mann einzulassen, fällt immer mehr Männern schwer. Außerdem hat sich ja mittlerweile herumgesprochen, dass es immer nur einen Sieger, aber viele Verlierer gibt. Insofern weicht das Konkurrenzmodell immer mehr dem Kooperationsmodell, was im Alltag auch deutlich weniger anstrengend und weniger gesundheitsschädigend ist. Um es deutlich zu sagen, das Konkurrenzmodell mit dem Zwang siegen zu müssen, wirkt für immer weniger Männer attraktiv, ist bald sehr wahrscheinlich ein Auslaufmodell für alle Anwendungen (außer vielleicht Heldensagen abends am Feuer als Retro-Romantik).

Natürlich geht von Spitzenleistungen z. B. im Sport oder bei der Auslotung von Grenzen, z. B. im freien Bergsteigen, für viele eine Faszination aus. Und die Begeisterung und der Stolz auf die Sportler der eigenen Stadt/Region oder des Landes tun ja auch gut und stärken ggf. die eigene Identität bzw. ein Heimatgefühl, so wie jede Region, jedes Dorf auch ihr eigenes Erkennungs- oder Heimatlied hat. Ein solcher „National“stolz ist sicherlich okay, soweit dies nicht zu unpassenden Gefühlen eigener Überlegenheit und Abwertung gegenüber anderen Menschen führt und benutzt wird.

Diese „Helden“ (meist männlich) sind bei näherem Hinschauen aber in ihren Persönlichkeiten nicht immer als Vorbilder geeignet, weil sie den Erfolg vielfach nicht wirklich tragen können. Glücklicherweise gibt es auch herausragende Ausnahmen, wie z. B. Dirk Nowitzki, den Basketballer, der für viele Kids ein echtes Vorbild ist. Solche „glühend verehrten“ Idole wird es gerade in der Pubertät natürlich weiter geben, weil das eine gute und phasengerecht orientierende Bedeutung hat. Wenn daraus „Fans“ im Erwachsenenalter werden, hat ja meist die Treue zum Idol die zwanghafte Siegesforderung hinter sich gelassen. Insofern wird es „Helden“ weiterhin geben, aber die Brillanz und der Glanz werden sich in zukünftigen Zeiten der Gleichberechtigung und Gemeinwohl-Orientierung zumindest im Erwachsenenalter etwas legen.

Es wird sicherlich auch weiterhin die verschiedensten Männerbilder geben wie den Draufgänger, den Schüchternen, den Macho, den Charmeur, den Rebell, den Intellektuellen, den Filou, den Kämpfer, den Angepassten, den Temperamentvollen, den Ruhigen, den Feinen, den Groben, den Introvertierten, den Extrovertierten, den Kommunikativen und den Zurückhaltenden, den Muskulösen und den Schmächtigen, den Gentleman und den Bohèmian und viele andere, abhängig vom Typus, Temperament, von Vorbildern und Akzeptanz im Elternhaus.

Jedes dieser Bilder kann authentisch sein oder als Rolle aufgesetzt und unterschiedlich ausgelebt werden. Ein wichtiger Unterschied in Verhalten und Darstellung ist z. B.: eher konkurrent, aggressiv, abwertend, im Gegensatz dazu eher kooperativ, freundlich, wertschätzend. Hier wird es mit der Zeit eine Bewegung hin zu Männer-Bildern und -Vorbildern geben, wo Männer mehr Lust auf ein Leben in Kooperation haben. Denn Konkurrenz wird gesellschaftlich zukünftig weniger Gratifikation oder andere Vorteile bringen, es sich also nicht mehr bewähren, Konkurrent zu sein.

 

Für jeden männlichen Typus wird es natürlich auch Frauen geben, die diesen für sich attraktiv finden, aber dabei geht der Trend heute schon zu zunehmender Attraktivität von Männern mit kooperativer Lebenshaltung. Und die Faszination von „harten Hunden“, „Männern in Uniformen“ u. Ä. auf Frauen schwindet bereits jetzt, sie werden anzahlmäßig gering werden. „Echte Kerle“, worunter wahrscheinlich jede und jeder etwas anderes versteht, oft aber „raue Schale, weicher Kern“, wird es sicherlich weiter geben und diese auch liebevoll benannt werden wie im Plattdeutschen, wo viele Frauen oft von „mien Kerl“ sprechen.

Kooperation ist für Männer und Frauen also eine bereits für die Gegenwart gleichermaßen passende Haltung. Aber wie es in diese Richtung wirklich vorangeht, schauen wir uns jetzt genauer an.

Veränderungen in den patriarchalischen Strukturen

Es ist im Bildungsbereich mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass die Mädchen die Jungen überholt haben, z. B. machen mehr Mädchen als Jungen Abitur und im Studium bringen sie auch in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) bessere Leistungen. In der Bevölkerung ist das gar nicht so bekannt. Aber wie ist es dazu gekommen?

Der bekannte Kriminologe Christian Pfeiffer hat in seinem Buch „Gegen die Gewalt“ interessante Ergebnisse der Begleitforschung der Erziehung zu Untersuchungen der Gewalterforschung vorgelegt, die ich hier kurz sinngemäß referieren möchte:

In den Dreißigerjahren war die Erziehung wenig liebevoll, körperliche Züchtigung war ein normales Erziehungsmittel. Bis in die sechziger Jahre wurden Jungen noch als Stammhalter gesehen und erbten den Hof oder die Firma ganz selbstverständlich. Die patriarchalischen Strukturen waren unbestritten wirksam und auch im Recht verankert, z. B. durften Frauen kein Bankkonto eröffnen und keine Arbeit ohne Zustimmung des Ehemannes aufnehmen. Bankkonten für Frauen gab es erst ab 1958, das Recht für Frauen, selbstständig einen Arbeitsvertrag zu unterschreiben, wurde 1977 eingeführt, beides ein Erfolg der stärker werdenden Frauenbewegung. Bis 1980 wurden 70 % der Kinder in den Familien geschlagen im Sinne der Erziehungsgewalt. Dabei bekamen bis dahin mehr Jungen als Mädchen eine liebevolle Zuwendung der Eltern. Dies egalisierte sich aber schon für die nach 1980 Geborenen. Zu dieser Zeit machten noch mehr Jungen als Mädchen Abitur, aber bereits 1990 waren die Geschlechter pari und im Weiteren überholten die Mädchen die Jungen; 2012 machten es 56 % Mädchen und nur 44 % Jungen.

Die Jungen bleiben häufiger sitzen oder brechen die Schule ab, bei den Studenten findet man unter den nicht bestandenen Prüfungen nur ⅓ junge Frauen, aber ⅔ junge Männer. Die Frauen laufen den Männern in ihrer Leistungsfähigkeit in Schule und Studium davon. Die Eltern goutieren dies und schenken mittlerweile den Mädchen mehr liebevolle Zuwendung als den Jungen und Jungen werden in den Familien, in denen noch geschlagen wird, mittlerweile häufiger geschlagen als Mädchen.

Die Jungen haben also schon in ihrer Statthalterfunktion ausgedient, die alten Rollen der Männlichkeit gehen im Alltag immer häufiger ins Leere. Das führt zu einer allgemeinen Verunsicherung der Jungen, da die Rollenbilder für Männer nicht mehr richtig funktionieren, die Überlegenheit durch körperliche Stärke ist durch Technologien, die auch Frauen offenstehen, unbedeutend geworden.

Sie werden aber doch von vielen Jungen noch gesucht und teilweise auch gefunden, u. a. in der virtuellen Welt. Gerade Computerspiele bieten den Jungen und jungen Männern eine Zuflucht, in der Männer noch in den alten Männlichkeits-Rollen agieren, gerade auch in den sogenannten Gewaltspielen, weiterhin in Pornovideos.

Da dies aber nicht mehr in den Alltag gebracht werden kann bzw. dort immer seltener akzeptiert wird, verbringen viele Jungen mehrere Stunden am Tag in dieser virtuellen Welt. Dies tun Mädchen nur marginal. Die Computer-Spielezeit ist vielfach höher als die Schulzeit, dies wird u. a. als ein weiterer Grund der beobachteten Leistungsbremse der Jungen gesehen (siehe auch Kapitel 3, der digitale Verrat und Kapitel 5, Gamification).

Hier sind also patriarchalische Strukturen vielfach unbemerkt von der Öffentlichkeit schon brüchig geworden, auch wenn dies noch nicht die Vorstände der DAX-Unternehmen erreicht hat und vorerst noch implizit in den Gesellschafts-Verhältnissen und der Kultur weiterwirkt. Dies wird sich nach dem Gesagten natürlich ändern, da diese jungen Menschen in Verantwortung kommen und die Trends weitergehen. Wir nehmen diesen Faden in Kapitel 4 wieder auf.

Wir müssen den Jungen gute Vorbilder von in diese heutige Zeit passende Männlichkeit geben jenseits patriarchalischer Strukturen. Sie zu stärken in einem neuen Rollenverständnis wird gesellschaftlich zunehmend wichtiger. Natürlich wird es auch zukünftig eine breite Palette an männlichen Rollenbildern geben, aber sicherlich auch einen kreativen Shift in Richtung partnerschaftlicher, kooperativer und gelassener Haltung als Mann.

In diesem Sinne stehe ich selbst in meiner Einstellung als Mann allgemein für ein lebendiges, liebevolles, aufregendes und gelassen friedfertiges Zusammenleben der Geschlechter in minoischer Tradition, d. h. ohne Unterordnung, Erniedrigung und Abhängigkeit innerhalb der Partnerschaft und in der Gesellschaft. Dass dies nicht allein in persönlicher Entscheidung liegt, sondern auch gesellschaftlich möglich und erreichbar ist, zeigt die minoische Tradition auf Kreta (um das 15. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also ein Vorbild vor 3500 Jahren(!), das jetzt wieder Kraft bekommen wird), wie sie Riane Eisler in ihrem epochalen Buch „Kelch und Schwert – von der Herrschaft zur Partnerschaft“ beschrieben hat. Ich selbst erlebe mein Leben mit meiner Frau eben so. Sie hatte bereits vor 25 Jahren das Buch gekauft und ich habe es auch mit großem Interesse gelesen; jetzt wird es wieder empfohlen in dem großen Bericht des Club of Rome „Wir sind dran“ von Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman u. a. (erschienen 2019).

Vaterschaft

Für mich in meinem Leben hat auch das Vatersein heute eine herausragende Bedeutung und bedeutet für mich Glück. Seit Beginn der Sesshaftigkeit vor vielen tausend Jahren hat sich die von mir beschriebene „gesunde“ Hirnentwicklung von Mutter und Kind etabliert unter unterschiedlicher Beteiligung der Väter in den ersten Jahren der Kinder. Die Väter mit früher über lange Zeit vielfach patriarchalischer Haltung hatten erst späte Rollen und persönliche Bedeutung im Leben des Kindes, wenn überhaupt, und dann häufig behindernd bzw. bevormundend.

In einem Bildband aus dem Jahre 1960 mit dem Titel „Das Kind und sein Vater“ finden sich im Vorwort von Eugen Roth u. a. die Worte: „… es ist nicht leicht, der Ehrfurcht die Furcht zu nehmen und die Verehrung zu wahren. …“ und „… Mein Großvater hatte noch sechzehn Kinder, sein ältester Sohn zehn. Wir selber verbrachten unsere Jugend in einem Mietshaus, aus jeder Tür quollen die Kinder, zu unendlichen Spielen bereit. Wer sich heute, gar in besseren Kreisen, schärfer umblickt, sieht, wie die Kinder vereinsamen und wie sie die Familie, den Vater vor allem, nötig brauchen. Aber auch der Vater, mag er auch beruflich noch so überlastet zu sein, zieht sich in seinen freien Stunden mehr auf den Kreis der Seinen zurück. – Wir sahen unseren oft kaum bei Tisch oder nur, wenn es galt, einen Schulverweis unterschreiben zu lassen. …“

Aus dieser Zeit kommen wir, haben seitdem eine 60-jährige Entwicklung hinter uns, aber dieses Statement von 1960 war damals eine kritische, fortschrittliche Stimme und sie hat, wie mir scheint, auch heute noch eine gewisse Gültigkeit. Der Vater als Teil der Familie, präsent und emotional verbunden sowie zuverlässig, muss sich heute als solcher doch auch immer noch selbst installieren. Vaterschaft ist in diesem Sinne ein aktiver Prozess, der sich als Vorbild für die Kinder durch Liebe in Nähe, Innigkeit und Grenzsetzung erfahrbar macht, Ehrfurcht ohne Furcht unter Wahrung der Verehrung, wie Eugen Roth es damals ausdrückte. Und die Kinder erleben es ja als unsagbar gut, wenn er wirklich an die Seite der Frau tritt.

Die Möglichkeiten von Männern, heute gemeinsam als Väter mit den Müttern und Kindern eine Einheit zu bilden und als Wesen anderer Art gleich„gültig“ in der Partnerschaft zu sein, halte ich für eine großartige (Wieder-) Errungenschaft speziell der letzten Jahrzehnte und eine günstige Emanzipationsrichtung von Männern und Jungen gerade für neue friedfertige Narrative unserer Gesellschaft.

Das bedeutet für Männer Stärkung der Entwicklung der Kleinsten, klare, hilfreiche Vorbilder als Mann für die Kinder und Jugendlichen und echter Partner für die Frau, wenn ihm auch noch der Schritt von der Mutter, die geehrt bleibt, ganz und gar hin an die Seite der Frau, mit der zusammen der Mann leben will, gelingt. Denn Mutters Söhne, die solche bleiben, sind für Frauen, die echte Partnerschaft wollen, „ungeeignet“.

Umbruch in den Geschlechterrollen

Dieser Umbruch in den Geschlechterrollen wird sicherlich noch etwas Zeit in Anspruch nehmen, insbesondere ist ein Umbruch aktuell in der Corona-Krise eher behindert.

Allerdings bieten sich zunehmend auch für Männer andere Alltagsmöglichkeiten, wenn z. B. eine Teilzeit-Arbeit ins Blickfeld kommt, die dreijährige Elternzeit in Anspruch genommen und zwischen den Partnern passend aufgeteilt wird, auch passend zu den Kindern, denn es gibt immer auch Mama- und Papa-Kinder und wo möglich, darf das auch so sein, wenn auch nicht exklusiv. Generell braucht das Paar Einigkeit darüber, wie der Lebensstandard aussehen soll, wie viel Zeit zum Geldverdienen gebraucht wird, solange es noch kein Grundeinkommen gibt. Ein Homeoffice gibt neue Möglichkeiten, aber das sei gesagt, braucht auch die Räumlichkeit zum konzentrierten Arbeiten und eine gute Kompetenz zur Selbstorganisation bei den Arbeitenden im Homeoffice.

Persönliche Krisen dabei, die die Gesellschaft immer noch als Versagen einstuft und solche Menschen stigmatisiert, müssen als normal im Leben von Menschen angesehen werden. Darin reifen sie. Allerdings ist eine solche Zunahme von Depressionen und Burn-out-Entwicklungen, wie wir es derzeit sehen, bei Männern wie auch Frauen, dem zunehmenden Anforderungsdruck in der Gesellschaft bei abnehmender Bewältigungskompetenz geschuldet. In einigen Jahren werden diese Erkrankungen rückläufig sein und Krisen dann als Zeiten notwendiger Reifung angesehen werden können.

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