Kitabı oxu: «Zaubermaus»

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Zaubermaus

Ein Katzenengel zurück auf Erden

Band 3

Ingo Schorler


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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2021 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstr. 10, 88085 Langenargen

Alle Rechte vorbehalten. Taschenbuchauflage erschienen 2021.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet mit Bildern von

© DanIce (Katze) und © kopecky76 (Flügel) – Adobe Stock lizensiert

Bearbeitung: Marie Meier

Lektorat: CAT creativ – cat-creativ.at

ISBN: 978-3-86196-983-9 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-381-1 - E-Book

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Inhalt

Impressum

Prolog

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Der Autor

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Prolog

Nachdem Zaubermaus im hellen Lichtschein verschwunden war, stand ihr Freund Paul nun ganz alleine da. Er wusste, dass er dieses Mal richtig großen Mist gebaut hatte, denn er hätte Drago natürlich nicht einfach so umbringen dürfen. Aber irgendwie hatte er sich nicht unter Kontrolle gehabt und irgendwie war dies ja auch der einzige Weg gewesen, Zaubermaus das Leben zu retten. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass Zaubermaus nun für seine Taten geradestehen musste. Paul war sehr betrübt und es gelang ihm in den folgenden Wochen und Monaten kein einziges Mal, in irgendeiner Form Kontakt zu Zaubermaus aufzunehmen.

Paul wurde zusehends trauriger, er begann zu trinken, weil ihm der Alkohol Trost spendete, ließ er sich gehen. Zum Schlafen verkrümelte sich Paul jede Nacht unter eine Brücke, wo er Gleichgesinnte traf, die ein ebenso hoffnungsloses Leben führte wie er. Denn tatsächlich wusste Paul ohne Zaubermaus auf der Erde nicht anzufangen. Der Katzengott nahm keinen Kontakt zu ihm auf und auch neue Aufträge wurden ihm nicht zuteil. Paul verfiel immer mehr in Selbstmitleid. Bald schon war er nur noch ein Schein seiner selbst – verwahrlost und struppig, er mochte sich selbst kaum mehr.

Und immer wieder stellte er sich stets die eine Frage: Würde er Zaubermaus jemals wiedersehen?

*

1

Doch eines Tages hatte Paul es satt, sich so gehen zu lassen. Er wusch sich ordentlich, rasierte seinen langen grauen schmutzigen Bart ab, man erkannte ihn anschließend kaum wieder. Auch neuen Sachen zum Anziehen besorgte er sich, schließlich passten die abgewetzten Klamotten, die er in den zurückliegenden Wochen getragen hatte, nicht mehr zu seinem nun sauberen Erscheinungsbild.

Gerade als er dabei war, die alten Fetzen in einer Tonne zu verbrennen, hielt eine schwarze Limousine direkt neben ihm. Das Fenster wurde heruntergekurbelt und eine dunkle Stimme fragte: „Bist du Paul?“

Als Paul nickte, dann öffnete sich die Tür und die Stimmer forderte Paul zum Einsteigen auf, was er auch tat. Zunächst wunderte es sich, warum diese Person seinen Namen kannten und woher sie gewusst hatte, wo er war? War das hier vielleicht eine Falle oder sollte er nun zur Rechenschaft gezogen werden für das, was er getan hatte? Paul wurde ganz unwohl.

Nach gut einer Stunde Fahrt hielt die Limousine vor einem riesigen Hochhaus an. Die Stimme befahl Paul, auszusteigen und in das Hochhaus zu gehen. Paul überlegte nicht lange und tat, wie ihm gesagt worden war. Immer wieder aber dachte er auch an Zaubermaus. Und hätte Zaubermaus nur an seiner Stelle getan? Vorsichtig setzte Paul einen Schritt vor den nächsten, ging einen langen Gang entlang und stand plötzlich vor einer riesig großen Tür, die sich automatisch öffnete.

Paul trat ein und eine strenge Stimme ertönte. „Bist du Paul?“, wurde er wieder gefragt. Doch dann fuhr die Stimme fort, noch ehe er hatte antworten können: „Der mit Zaubermaus auf der Erde so vielen Menschen geholfen hat? Und ab und zu mal aus der Reihe getanzt ist? Und Zaubermaus ab und zu mal in Schwierigkeiten gebracht hat? Und für einen ziemlich unrühmlichen Abgang von ihr hier auf Erden gesorgt hat?“

Paul wusste gar nicht so recht, was er antworten sollte, rang sich dann aber dazu durch, alles zuzugeben. „Ja“, erwiderte er, „das hab ich alles getan. Aber nur, weil es sein musste. Und: Ich würde es immer wieder tun. Ich würde sogar mein Leben opfern für Zaubermaus! Auch wenn ich der Sohn des Teufels bin, ich bin hier auf Erden, um Menschen zu helfen! Doch wer seid ihr eigentlich? “

Die Stimme lachte. „Paul, du weißt schon, wer ich bin.“ Dann erschien ein riesengroßer Löwe, vollkommen aus Gold mit riesigen Engelsflügeln und einem riesigen Heiligenschein. Es war der Katzengott persönlich, der nun vor Paul stand. „Du weißt sicherlich, dass Zaubermaus sich für dich geopfert hat?“

Paul sagte: „Ja, das weiß ich. Wenn du einen bestrafen willst, dann bestrafe mich und nicht Zaubermaus.“

Doch offensichtlich gefiel dem Katzengott Pauls Ton nicht, denn er brüllte sehr laut: „Was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Du weißt wohl nicht, mit wem du gerade redetest?“

Um ein wenig den Zorn des Katzengottes zu zähmen, antwortete Paul: „Kein Tier hat so viel Respekt vor dir wie ich, der Sohn des obersten Teufels. Und nur du weißt ganz genau, wie wir deinen Katzenhimmel einst gerettet haben – oder hast du das schon vergessen?“

Das wurde der Katzengott still und nachdenklich und schwieg eine ganze Weile. Doch dann sah er Paul offen an und übergab ihm eine kleine Kiste mit den Worten: „Öffne sie erst, wenn du dieses Haus verlassen hast. Bedenke ab jetzt immer, dass dies das letzte Mal war, dass ich dir geholfen habe.“ Dann war der Katzengott plötzlich verschwunden und Paul alleine. Der nahm die Kiste, verließ das Hochhaus auf dem gleichen Weg, auf dem er es betreten hatte, und öffnete die kleine Kiste, kaum dass er wieder auf der Straße stand.

Eine leise Stimme ertönte aus der Kiste, als er den Deckel hob, und wieder kam die Frage: „Paul, bist du das?“

Der Angesprochene sah in die Kiste ... und erblickte eine mittelgroße Katze mit Heiligenschein und Engelsflügel! Er konnte sein Glück gar nicht fassen, denn ja, ich war es, seine Zaubermaus, die ihn ansah. Sofort hob er mich heraus und ich stand in voller Größe vor ihm. Und auch, wenn sich mein Äußeres wieder einmal stark verändert hatte, er wusste sofort, dass das hier seine Zaubermaus war. Er knuddelte mich so doll, dass ich schon bald schrie: „Paul, mir bleibt die Luft weg ...“

„Hups“, entschuldigte er sich bei mir. „Das wollte ich nicht, aber ich freue mich so, dass du zurück auf Erden bist.“ Und dann erzählte er mir alles, was seit meinem Weggang so alles passiert war, und vergaß auch nicht, zu berichten, wie er sich hatte gehen lassen. Natürlich schimpfte ich mit Paul, aber auch ich war zufrieden, dass wir nun wieder vereint waren. Jetzt würde es sicherlich auch nicht mehr lange bis zum nächsten Auftrag dauern.

*

2

Paul war megaglücklich darüber, dass ich wieder bei ihm war, er war sogar so glücklich, dass er gleich ein schönes altes Auto kaufte. Nun ja, als ich das Auto sah, sagte ich nur: „Oh mein Gott!“ Aber immerhin fuhr es ... und das war wichtig, denn unser erster neuer Auftrag führte uns direkt in ein Krankenhaus.

Paul hatte hier das Amt eines Seelsorgers inne, denn bei unseren Aufträgen auf Erden konnten wir ja schließlich nur in Menschen- und nicht in Tiergestalt auftreten. Ich, Zaubermaus, war dieses Mal als Ärztin unterwegs. Bei meiner ersten Visite im Krankenhaus kam ich auf die Station, auf der Leute lagen, die auf ein neues Herz oder andere Organe warteten.

Ein Mensch fiel mir dort gleich ganz besonders auf, es war ein junger Mann, der seit Monaten an einer Maschine hing – seinem künstlichen Herzen. An seinem Bett saß eine junge Frau und hielt die Hand des Mannes ganz fest. Sie weinte, ihre Augen waren schon ganz rot vom vielen Weinen. Als die Frau mich sah, fragte sie sogleich, ob denn das Spenderherz schon eingetroffen wäre. „Es sollte heute per Flugzeug hergebracht werden“, fügte sie nach einem Moment des Schweigens hinzu.

Ich nickte ihr freundlich zu. „Ich kümmere mich sofort darum.“ Dann bat ich Paul, bei dem jungen Paar zu bleiben.

Plötzlich piepste mein Notruffunker an meiner Brusttasche. Ich blickte Paul an, verließ den Raum und kam wenig später mit einer sehr unerfreulichen Nachricht zurück.

„Man berichtete mir gerade, dass das Flugzeug, welches das neue Herz für Ihren Mann bringen sollte, vom Radar verschwunden ist. Keiner weiß, wo es abgeblieben ist. Laut Wetterbericht soll es ein starkes Unwetter gegeben haben. Man vermutet, dass das Flugzeug abgestürzt ist. Aber noch hat der beauftragte Rettungsdienst keine Gewissheit.“

Die junge Frau brach in Tränen aus. Dieses Herz war die letzte Chance für ihren Mann, zu überleben.

Ich wusste sofort, dass ich etwas unternehmen musste und beruhigte die junge Frau: „Noch haben wir Hoffnung, dass alles gut wird.“ Und an Paul gewandt sagte ich: „Paul, gib mir mal die Wagenschlüssel.“

Paul fragte sogleich: „Soll ich mitkommen?“

Doch ich schüttelte den Kopf: „Nein, Paul, du wirst hier gebraucht. Ich muss unbedingt herausfinden, was mit dem Flugzeug passiert ist. Selbst wenn es abgestürzt ist, haben wir noch acht Stunden Zeit, die Box, in der das Herz transportiert wird, zu bergen. Ist es unbeschädigt, können wir trotzdem transplantieren.“

Gerade als ich das Krankenhaus verlassen wollte, piepte mein Funk erneut und ich erhielt die Nachricht, dass das Flugzeug tatsächlich abgestürzt war, es keine Überlebenden gegeben hatte und das Flugzeug vollkommen zerstört war. Ich war verzweifelt und fragte gleich noch einmal nach, doch mein Gesprächspartner bestätigte – aus dem Flugzeuge könne man nichts und niemanden mehr bergen.

Für einen Moment musste ich mich setzen. Wie sollte ich das dem jungen Paar, das doch noch sein ganzes Leben vor sich hatte, beibringen? Ich überlegt, dann fasste ich einen Entschluss. Ich telefonierte sämtliche Krankenhäuser und Organspendeorganisationen ab, die mir in den Sinn kamen. Doch niemand konnte mir helfen. Ich wollte schon aufgeben, da kam erneut eine Nachricht per Pieper. Ich wurde dringend in die Notaufnahme gebeten, da es einen schweren Motorradunfall gegeben hatte und alle nur erdenklichen Kräfte nun gebraucht wurden.

Ich beeilte mich, jetzt ging es um Leben und Tod. Doch als ich den Schwerverletzten auf dem OP-Tisch sah, hatte ich wenig Hoffnung auf sein Überleben. Der Mann war frontal mit einem Lkw kollidiert, der ihm die Vorfahrt genommen und ihn dann noch viele Meter mitgeschliffen hatte. Schon bald mussten wir Ärzte den Hirntod des Mannes feststellen, jede Hilfe war hier zu spät gekommen. Gerade als wir die Maschinen abstellen wollten, an die der Verletzte angeschlossen worden war, rief eine Schwester: „Der junge Mann hat ein Organspendeausweis!“

In der Zwischenzeit war auch die Familie des Mannes eingetroffen. Seine Eltern und seine Frau bestätigten mir und meinen Kollegen, dass es der Wunsch des Mannes gewesen sein, sollte er einmal plötzlich sterben, seine Organe an andere schwer kranke Menschen weiterzugeben. Die Mutter des Mannes, eine Frau um die 70, lächelte bei den Worten: „Nun kann mein Olaf doch noch ein wenig weiterleben.“ Bei diesen Worten hatte sie Tränen in den Augen.

Nachdem die nötigen Untersuchungen gemacht und die notwendigen Formulare ausgefüllt waren, machten sich wir Ärzte uns an die Arbeit, denn nun galt es, das Leben anderer Männer und Frauen zu retten.

Die ersten Untersuchungen bestätigten schließlich meine große Hoffnung, dass sein Herz das richtige für meinen Patienten nur wenige Stationen weiter war. Sogleich überbrachte ich der jungen Frau des herzkranken Mannes die gute Nachricht, die es kaum fassen konnte, dass ihr Mann gleich zweimal das Glück gehabt hatte, ein passendes Spenderherz zu finden.

Und obwohl es eigentlich nicht gewünscht war, bedankte sie sich bald bei der Familie des Verstorbenen und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. Dabei sagte sie: „Sie haben nicht nur mir und meinem Mann geholfen, sondern auch unserem ungeborenen Kind, das sonst sicherlich nie seinen Vater kennengelernt hätte.“

Die Eltern des toten Motorradfahrers und seine Frau drückten die Schwangere und waren nun noch sicherer, mit der Organspende das Richtige getan zu haben.

Nun musste alles ganz schnell gehen. Die folgenden Operationen dauerten Stunden, jeder Handgriff musste sitzen, niemand durfte sich einen Fehler erlauben. Doch die OP verlief gut.

Die junge Frau saß in den folgenden Wochen fast Tag und Nacht am Bett ihres Mannes. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass alles glattgegangen war, sie bedanke sich bei allen, die für die Genesung ihres Mannes gesorgt hatten, herzlich. Ganz besonders auch bei Paul, der ihr in den schwersten Stunden eine wahre Stütze als Seelsorger gewesen war.

Schließlich wurden die Familie des Verstorbenen und die junge Familie, denn inzwischen war das Baby zur Welt gekommen, gute Freunde. Der kleine Junge erhielt den Vornamen Peter-Paul, denn Peter war der Name des Motorradfahrers gewesen. Und Paul? Na, das kann sich sicherlich jeder denken. Jedes Jahr feierten sie den zweiten Geburtstag ihres Mannes und gedachten natürlich auch dem Spender, der auf so tragische Weise sein Leben verloren hatte.

Für Paul und mich aber hieß es: „Auf Wiedersehen“, zu sagen, denn es wartete schon ein neuer Auftrag auf uns.

*

3

Endlich waren wir zwei wieder unterwegs, im Autoradio spielten sie ein uraltes Lied, was Paul richtig gut fand. Dass er jedes Mal mitsingen musste, störte mich allerdings schon, denn ihr könnt euch sicher vorstellen, dass sein tierisches Gekrächze nicht gerade schön war. Endlich kamen wir an unserem Ziel an. Wir standen vor einem großen grauen Haus, das nicht gerade einladend aussah. Wir stiegen aus und klingelten an der Tür.

Die Tür ging auf und vor uns stand eine vollkommen verwirrte und durch den Wind geratene Frau. Sie trug ein Namensschild an der Brust, auf dem Maria stand. Sie bat uns ins Haus, fügte aber gleich hinzu: „Wenn ihr das Haus betretet, müsst ihr euch in acht nehmen.“ Sie hatte es kaum ausgesprochen, da wurden wir schon mit Wasserbomben und Tomaten beschmissen. Paul und ich konnten der Attacke gerade noch so entkommen.

Wir fragten: „Maria, was war das denn?“

Sie antwortete: „Das geht nun schon seit sechs Wochen so, dass die Alten hier verrückt spielen. Dabei werden sie alle gleich behandelt.“

Plötzlich rief einer der Senioren von oben: „Wenn ihr hier nicht gleich wieder verschwindet, werdet ihr es noch bereuen!“

Paul schaute mich fragend an, doch auch ich konnte nur mit den Schultern zucken. Wieder flogen Wasserbomben und Tomaten auf uns.

Ich schaute zu Maria und fragte sie, was denn passiert sei, dass die Alten so ausgeflippt seien? Doch Maria konnte meine Frage nicht beantworten. Das war alles schon merkwürdig.“Gibt es hier denn nur dich und die älteren Herrschaften?“, fragte ich sie.

„Nein, nein ich bin hier nicht alleine, das würde ich auch gar nicht schaffen“, bemühte sich Maria, schnell zu sagen. „Da ist noch Otto, der ist zuständig für die Ordnung und zum Aufpassen. Und Jupp, das ist der Aufseher. Und dann wäre da noch Schwester Inge. Und jetzt noch ihr zwei! Euch schickt sicher der Himmel!“

So ganz unrecht hatte Maria ja nicht. Irgendwie schickte uns ja tatsächlich der Himmel, wenn es auch nur der Katzenhimmel war. Bald erfuhren wir, dass es unsere Aufgabe war, als Altenpfleger die Bewohner dieses Hauses wieder zur Ruhe zu bringen. Doch wir befanden und in keinem normalen Seniorenheim, sondern in einer ganz besonderen Haftanstalt für Leute, die schon weit über 70 Jahre alt waren, ihre Haftstrafe aber noch nicht ganz verbüßt hatten. Man wollte ihnen hier im Haus einige Dinger leichter machen als in jedem anderen Knast, in dem doch überwiegend jüngere Männer und Frauen saßen. Zuerst war auch alles gut gegangen, doch aus irgendeinem unerklärlichen Grund waren die Alten plötzlich ausgerastet und ließen nun niemanden mehr in ihre Nähe kommen. So hatte das Gericht nun angeordnet, dass sie in zwei Tagen wieder in ihre alten, ganz normalen Haftanstalten zurückkehren sollten, weil sie die Anforderungen für diese Sonderbehandlung hier im Haus nicht mehr erfüllten.

Paul, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, flüsterte mir zu: „Hier stimmt irgendwas nicht?“

Ja, das hatte ich auch schon bemerkt und nickte ihm zu. Als ich mich umsah, erblickte ich verschiedene Türen, die mit großen Schlössern verhangen waren. Zutritt verboten!, prangerte in großen roten Buchstaben auf Schildern neben der Tür. Als dann noch mir nichts, dir nichts Maria plötzlich verschwunden war, wurde Paul und mir mulmig.

Doch dann rief einer der Senioren, die uns mit Wasserbomben attackiert hatte: „He, ihr zwei Schwachköpfe, was wollt ihr hier?“

Das war für Paul mal wieder zu viel des Guten, er rief zurück: „He, du alter Grufti, so redet man nicht mit uns, und schon gar nicht mit Zaubermaus. Damit das mal klar ist!“

Ein gemeines Lachen war zu hören, dann wieder der Alte: „Kommt rauf, ihr zwei, wir werden euch nichts tun.“

Wir gingen also zu ihm hoch und er bat uns in ein Zimmer. Wir folgten ihm, doch als Paul und ich den Raum betraten, blieb und der Atem stehen und uns traten Tränen in die Augen: Wie konnte man mit älteren Menschen nur so umgehen!

Es stank in diesem Zimmer bestialisch und die alten Leute, rund zwölf an der Zahl, sahen verwahrlost und verlottert aus. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie sich seit Wochen nicht mehr hatten waschen können.

Aber das war noch nicht alles. Der alte Mann, der uns nach oben gerufen hatte, öffnet für uns eine der verbotenen Türen. Und dann sahen wir es – das Haus, in dem die älteren Menschen hier wohnten, schien ein riesiges Versuchslabor zu sein. Nun wurde uns einiges klar. Man benutzte die alten Strafgefangenen, um Medikamente zu testen.

„Als wir das herausbekamen, haben wir uns hier oben verbarrikadiert“, erzählte uns der alte Mann, den nun sichtlich bewegt war. „Einige von uns leiden an Alzheimer und Demenz, da haben sie sicherlich gedacht, mit uns könnten sie es machen. Aber ganz so tüdelig sind wir dann doch noch nicht.“

Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln, konnte es kaum fassen. Auch Paul sah sehr bewegt aus.

Dann fuhr der Alte fort: „Ja, und dann hörten, dass sie irgendwelche Leute herholen wollten, die uns zur Vernunft bringen sollten. Wir nehmen mal an, dass ihr das seid.“ Er nickte Paul und mir zu.

Plötzlich stand Maria vor uns, sie war wie aus dem Nichts erschienen, doch sie sah anders aus als zuvor. Ihre Augen waren feuerrot. Sie schrie: „Ich werde es euch zeigen!“

Doch der alte Mann rief: „Das ist nicht unsere Maria, aber wir vermuten, dass auch sie Opfer der Versuche geworden ist.“

Und dann erfuhren Paul und ich, dass Maria immer versucht hatte, den Senioren zu helfen. Sie hatte sie mit Essen versorgt und sich, so gut es ging, um sie gekümmert.

„Erst seit heute ist so anders“, sagte der Alte und fügte hinzu: „Aber nun seid ihr hier. Und wir hoffen, dass ihr auf der guten Seite steht!“

Paul und ich, Zaubermaus, mussten tatsächlich etwas tun, denn dass wir auf der guten Seite standen, war natürlich klar. Wir nahmen Marie, rüttelten und schüttelten sie und sie kam langsam wieder zu klarem Verstand.

Als sie nach einiger Zeit wieder halbwegs klar denken konnte, sagte sie: „Wir müssen die anderen aufhalten. Sie sind heute nicht im Haus, deshalb haben sie mich auch unter Drogen gesetzt, damit ich hier nichts anrichten kann.“ Sie einte. „Die alten Leutchen tun mir so leid. Und ich bin so froh, dass ihr gekommen seid. Ich habe in den letzten Wochen so sehr um Hilfe gebetet.“

Ja, jetzt waren Paul und ich hier und wir würden dem ganzen Treiben nun ein Ende setzen. Wir verständigten die Polizei und als die anderen Pflegekräfte wieder das Haus betraten, sie hatten neue Versuchsmedikamente für die alten Leute besorgt, da erwartete sie eine böse Überraschung, denn die Beamten nahmen die Herrschaften sogleich fest. Zuerst wollten sie auch Maria mitnehmen, doch als die Bewohner des Hauses den Beamten versicherten, dass Maria sich immer gut um sie gekümmert habe, ließen sie davon ab.

Eigentlich wäre nun unser Auftrag hier beendet gewesen, doch Paul und ich konnten unmöglich Maria und die Alten in diesem Chaos alleine lassen. Also packten wir alle kräftig an und schon nach drei Tagen harter Arbeit sah das Seniorenheim nach einem gut geführten Haus aus. Alle hier lebenden Männer und Frauen hatten nun ein eigenes kleines Zimmer mit Bad und eine gute Betreuung, denn Maria hatte ein paar Frauen auftreiben können, die sich gern in den Dienst der guten Sache stellen wollten. Sie alle wollten nun gemeinsam dafür sorge, dass es den alten Strafgefangenen nach dieser schrecklichen Zeit wieder gut ging.

Ach ja, das will ich nicht vergessen, zu erzählen – auch der Gefängnisdirektor wurde übrigens verhaftet. Denn er war der Kopf hinter dieser ganzen Angelegenheit gewesen. Er hatte von der Pharmaindustrie viel Geld für diese über Monate währenden Experimente an den alten Leuten erhalten.

Als Paul und ich schließlich das Haus verließen, wusste, wir, dass in diesem Seniorenheim nun das Glück eingezogen war. Und wir, Paul und ich, Zaubermaus, konnten uns gleich in den nächsten Auftrag stürzen.

13,91 ₼

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132 səh. 4 illustrasiyalar
ISBN:
9783960743811
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