Mörderisches Italien

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Mörderisches Italien
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Impressum

Mörderisches Italien

Konstanze Lunnee

Copyright: © 2013 Konstanze Lunnee

Published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

IBSN: 978-3-8442-6119-6

Die Story

Prolog

Pfarrer Xaver Griesbacher war ein freundlicher Herr mittleren Alters. Seit fast 25 Jahren leitete er die kleine ländliche Kirchengemeinde im süddeutschen Raum.

Bis zu dieser Situation war sein Leben ruhig und beschaulich dahingeplätschert. Sein Vertrauen in Gott war nie ernsthaft auf die Probe gestellt worden und auch über Sinn und Verbindlichkeit von Kirchengesetzen hatte er sich – außer vielleicht zu Studienzeiten – wenige Gedanken gemacht.

Aber nun würde er sich bis ans Ende seiner Tage fragen ob er nicht doch hätte handeln sollen oder sogar müssen.

Ja, er hatte dem Kirchengebot gehorcht, das besagt, dass das Beichtgeheimnis mehr wiegt als die irdische Gerechtigkeit, aber der Zweifel daran saß von nun an wie ein Stachel in seinem Herzen.

Das Ereignis selbst hatte etliche Monate vor dem Zeitpunkt stattgefunden, an dem er vom Schicksal hineingezogen wurde:

Ende Prolog

Es war die Schlagzeile in der Regionalzeitung der kleinen süditalienischen Stadt – und nicht nur dort – „Deutsche Touristin verschwunden“.

Böse Erinnerungen an die 70-er und 80-er Jahre wurden wach, als die Mafia hier das schwer zugängliche, gebirgige, Macchia überwucherte Hinterland für brutale spektakuläre Entführungen genutzt hatte. Sollte dieses Verschwinden der Beginn einer neuen Serie sein?

Die Zeitungen spekulierten wild, ganze Hubschrauberstaffeln flogen ein riesiges Gebiet ab aber die undurchdringlichen dornigen Macchiawälder gaben ihr Geheimnis nicht preis – falls es denn eines gab.

Noch war keine Lösegeldforderung eingegangen und man fürchtete das Schlimmste nachdem schnell klar war, dass die Verschwundene nicht reich war. Sollte es sich um eine irrtümliche Entführung handeln würde die Frau das nicht überleben, denn „falsche“ Opfer waren in der Vergangenheit nie freigelassen worden. Der Gedanke an eine irrtümliche Entführung drängte sich auf, da im selben Hotel inkognito eine bekannte deutsche Schauspielerin abgestiegen war, die von Alter und Typ her durchaus Ähnlichkeit mit der abgängigen Dame hatte.

Drei Tage vergingen.

Es war Freitag und wie immer an diesem Tag brachte Pater Francesco morgens um sechs Uhr die Abfalltonne des Bergklosters vor das große Eingangstor. Er schob die Tonne hinaus und als er sich umdrehte um wieder hineinzugehen, entdeckte er, an der Mauer zusammengesunken, eine Frau mit zerrissenen Kleidern, zerkratzt und schmutzig, die Haare verklebt und mit nur noch einem Schuh. „Eine Bettlerin“, dachte er einen kurzen Augenblick lang, verwarf den Gedanken aber sofort wieder: so schrecklich würde auch ein noch so armer Mensch nicht aussehen. Konnte es sein, dass......? Er beugte sich zu der Frau hinunter und berührte sie leicht an der Schulter: „Signora“? Die Frau hob langsam den Kopf, öffnete die Augen einen kleinen Spalt und hauchte: “Sono Tedesca“. Als Pater Francesco nun das Gesicht der Fremden sah wusste er sofort, dass es die verschwundene Touristin sein musste, ihr Bild war in den letzten Tagen häufig in den Zeitungen sowie im TV zu sehen gewesen.

Er rief zwei Klosterbrüder zu Hilfe und man brachte die Geschundene in den Klosterhof. Das stand zwar in krassem Gegensatz zu der Ordensregel, dass kein weibliches Wesen das Klostergelände betreten durfte, aber das Gebot des barmherzigen Samariters stand in diesem Fall über dieser Klosterregel.

Man konnte nicht viel für sie tun und so legte man sie in den Schatten einer großen Platane gab ihr etwas Wasser zu trinken und benachrichtigte Polizei und Krankenwagen.

Die Einsatzwagen jagten den Berg hinauf, gefolgt von einer Meute Journalisten, die vor der Polizeistation auf der Lauer gelegen hatten um sofort vor Ort zu sein sollte die Polizei in irgend einer Weise aktiv werden.

Als man die Touristin auf der Trage aus dem Klosterhof trug ging ein Blitzlichtgewitter auf sie nieder, jeder wollte das beste Bild der halb Bewusstlosen.

In der Klink angekommen, wurde die Patientin sofort abgeschirmt und auf die Intensivstation gebracht wo man nach einer gründlichen Untersuchung feststellte, dass sie zwar übel zerkratzt war und an der linken Schulter einen Bluterguss aufwies, jedoch ansonsten in guter körperlicher Verfassung schien. Allerdings war sie völlig erschöpft und stand offensichtlich unter einem schweren Schock.

Man hängte sie an eine Nährlösungs-Infusion welcher ein Beruhigungsmittel zugesetzt war und ließ sie erst einmal vierundzwanzig Stunden schlafen.

Das Ärzteteam gab ein kurzes Dossier an die Presse und weltweit wurde die Rettung auf allen Kanälen ausgestrahlt. Gespannt wartete die Welt darauf was die Frau zu erzählen hatte.

Nach Ablauf der vierundzwanzig Stunden wurde der Tranquilizer abgesetzt und nach dem Erwachen durfte die Patientin ein ausgiebiges Bad nehmen. Man brachte ihr Gepäck aus dem Hotel aber noch wurde sie als „nicht vernehmungsfähig“ erklärt.

Die Ärzte hatten sie nur vorsichtig gefragt ob sie sich vielleicht verlaufen hatte was sie verneinte und in Weinkrämpfe verfiel, so dass man nun sicher davon ausging, dass sie etwas Schreckliches erlebt haben musste. Die Presse berichtete über jede Kleinigkeit ausführlich, das berühmte „Sommerloch“ war bestens gestopft.

Der darauffolgende Tag brachte wenig Neues: Die Patientin hatte normal gegessen – wie interessant – und nachmittags war zwei Polizistinnen bei ihr, kamen aber schon nach kurzer Zeit wieder kopfschüttelnd aus dem Zimmer und gaben nur bekannt, dass die Schilderung der Patientin noch zu verworren sei um etwas Vernünftiges daraus zu erkennen. Bestätigt wurde nun aber ganz offiziell, dass die Frau entführt worden war.

Der nächste Tag war der Tag der Psychologen und Psychiater. Auch sie berichteten nach dem Gespräch mit der Patientin nichts Konkretes, es sickerte aber durch, dass es Tote gegeben haben musste.

Aus diesem Grund erschienen am nächsten Morgen zwei Beamte in Zivil in der Klinik. Man wollte die Patientin nicht durch zu viel martialisches Gehabe verunsichern.

Nach ca. einer Stunde stürzten die Beamten aus dem Zimmer. Hektische Geschäftigkeit machte sich breit. Über Handy wurden knappe Anweisungen gegeben und schon kurze Zeit später starteten drei Hubschrauber Richtung Hinterland und Mannschaftswagen rasten am Waldrand hin und her.

Das Internet glühte und weltweit waren die Fernsehsendungen von ständigen Live-Tickern unterlegt.

Es dauerte bis in den späten Nachmittag bis Helis und Mannschaftswagen zurückkamen. Um den Landeplatz hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt.

Eine Staffel Polizisten stand bereit als die Maschinen landeten. Die Türen der Helis öffneten sich und es wurden fünf schwarze Säcke herausgehoben. Ein betroffenes Raunen ging durch die Menge: Kein Zweifel, das waren Leichensäcke.

In einer knappen Erklärung teilte die Polizei mit, dass es sich um Brandopfer handelte, die zur weiteren Untersuchung ins gerichtspathologische Institut nach Palermo gebracht wurden und nach Abschluss der Untersuchungen – in wenigen Tagen – würde es eine große Pressekonferenz in Anwesenheit der entführten Touristin geben.

In den nächsten Tagen brodelte die Gerüchteküche wild. Einmal hieß es, es wären gar keine Brandopfer sondern Erschossene, dann wieder es wären auch zwei Kinder unter den Toten.

Nach drei endlosen Tagen wurde bekannt gegeben, dass am darauffolgenden Mittwoch eine Pressekonferenz angesetzt war, allerdings nicht vor Ort, sondern im großen Auditorium der Polizeiakademie in Rom, denn man rechnete mit einem immensen Ansturm der Presse, was dann auch der Fall war.

Der Auftritt der Beteiligten war inszeniert wie eine Filmszene. Durch den rechten Eingang des Saales trat der Polizeipräfekt in Gala-Uniform, gefolgt vom Einsatzleiter der vor Ort die Suche koordiniert hatte sowie einigen lokalen Honoratioren, die glaubten eben auch dabei sein zu müssen. Durch die gegenüber liegende Tür erschien die glücklich Gerettete, begleitet von einem Arzt und einer Krankenschwester sowie einer Psychologin und einer Dolmetscherin und eskortiert von zwei sehr imposant wirkenden Bodyguards.

Und dann erfuhr die Welt – sozusagen aus erster Hand – von den dramatischen Ereignissen.

Während ein wahres Blitzlichtgewitter auf sie niederging begann die Touristin ihre Schilderung:

„Am zweiten Tag meines Aufenthaltes wollte ich zur Sternwarte hinauf und war deshalb ziemlich früh unterwegs um nicht in die Mittagshitze zu geraten. In meiner Richtung war niemand unterwegs, die Leute strömten zum Strand. Ich hatte die Ortsgrenze hinter mir gelassen und gerade den Waldrand erreicht, da kam ein weißer Kastenwagen die Straße herauf, überholte mich zügig und verschwand im Wald“. Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht der Erzählenden als sie weiterredete: „Einen kurzen Moment habe ich noch überlegt zu winken, vielleicht hätte mich der Fahrer ein Stück bergauf mitnehmen können? Während ich auf den Fußweg einbog der parallel zur Straße verlief, sah ich den Wagen ein Stück weiter vorne am Straßenrand stehen, zu sehen war aber niemand. Ich passierte die Stelle und in diesem Moment stürzten zwei vermummte Gestalten auf mich zu und während der eine mich packte und fest umklammerte klebte mir der andere einen Klebestreifen, den er bereits zugeschnitten am Finger herabhängen hatte, über den Mund und zog mir etwas sackartiges über den Kopf“.

 

Von einem Weinkrampf geschüttelt stockte die Frau und während sich der Arzt um sie kümmerte berichtete die begleitende Psychologin weiter:

„Die Signora wurde gepackt, die paar Meter zum Wagen waren schnell zurückgelegt. Man hob sie unsanft hinein, knallte die Tür zu und startete. Das Alles ging so schnell, dass sie gar nicht dazu kam überhaupt nur „piep“ zu sagen. Während das Auto losfuhr wurden ihre Hände und Füße mit Klebestreifen umwickelt, es befanden sich demnach noch mindestens zwei weitere Personen im Wagen. Nach ganz kurzer Fahrt ging es scharf nach rechts und nach wenigen Minuten wurde der Boden uneben und sie wurde ordentlich durchgeschüttelt.“

Nun konnte die Touristin wieder selbst weitererzählen: „Plötzlich stoppte das Auto. Ich fühlte Panik: Oh, mein Gott, was würde jetzt passieren? Würde man mich gleich umbringen, schlagen, vergewaltigen? Man zerrte mich aus dem Wagen und schleppte mich irgendwo hinein. Es war so etwas wie ein Schuppen, ich hörte wie eine hölzerne Flügeltür hinter mir geschlossen wurde. Ich wurde hochgehoben und auf eine kleine Plattform gelegt, die so klein war, dass ich mich zusammenkrümmen musste um Platz zu haben. Dann startete ein Motor und ich erkannte am Motorengeräusch, dass ich auf der Ladefläche eines dieser kleinen dreirädrigen Vehikel lag, die für Italien so typisch waren. Man warf noch eine stinkende Decke über mich und das Gefährt verließ den Schuppen auf der anderen Seite, es gab demnach zwei Tore.“

Holprig ging es bergauf und schnell erkannte sie den Nutzen der Decke, denn sie spürte wie Äste und Gestrüpp darüber kratzten.

Die Fahrt erschien ihr endlos in der stickigen dunklen Enge.

Endlich stand das Auto. Die Decke wurde weggezogen, die Fußfessel durchschnitten, die Kapuze wurde von ihrem Kopf entfernt und auch der Klebestreifen von ihrem Mund. Zwei maskierte Männer führten sie über einen kaum sichtbaren Pfad durch dichtes Gestrüpp, so dass das Tageslicht nur gedämpft hindurchdrang. Der Weg endete vor einer Hütte, die so eingebettet war, dass sie von oben sicher nicht als solche erkennbar war.

Sie traten durch die Tür in eine überraschend geräumige Wohnküche durch die sie hindurchgescheucht wurde. Im Vorbeigehen nahm sie rechts eine offene Tür wahr und konnte ein paar Betten erkennen. Hinter der Tür wurde geflüstert, es mussten sich also noch mindestens zwei weitere Personen hier aufhalten.

Im hinteren Teil der Küche wurde sie durch eine weitere Tür hindurchgeschubst und nun befand sie sich in einem Bretterverschlag der als Stall genutzt wurde, denn eine Ziege und zwei Schafe empfingen sie meckernd und blökend und stupide glotzend.

Sie sank auf einen Strohballen und blickte sich um: von links drängte Macchiagestrüpp in den Raum und auf der rechten Seite befand sich eine Stalltür.

Im Moment war sie jedoch zu erschöpft und schwach um einen klaren Gedanken fassen zu können.

Aus der Küche hörte sie die Stimme einer Frau und nach kurzer Zeit brachte ihr einer der maskierten Männer etwas zu essen und zu trinken und stellte ihr mit blödem Lachen einen Eimer hin: „la toiletta“. Dann schnitt er ihr die Handfesseln durch und ging wieder.

Es raschelte an der Stalltür und durch die Fugen der Bretter erkannte sie vage die Gesichter zweier 8- bis 10-jähriger Kinder.

Demnach waren hier fünf Personen: zwei Entführer, eine Frau und zwei Kinder.

Sie fiel in einen ohnmachtähnlichen Schlaf.

Als sie erwachte – oder zu sich kam - war es hell; es musste der nächste Tag sein.

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