Das Kreuz

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Das Kreuz

Es war im Kriegsjahre 1810. Eine ungeheure brandige Staubwolke wälzte sich auf der Heerstraße Katalaniens Hostalrich zu, das die Spanier so hitzig verteidigten und die Franzosen so rastlos bestürmten. Manchmal schlug ein lässiger Windstoß den weißen Schleier auseinander, aus dem schattenhaft schwerfällige Wagen, in lose Gruppen gereihte Soldaten, matt vorwärtsschleifende Pferde auftauchten, ein Provianttransport, den ein erfahrener Colonel mit seiner Truppe schützte. Geschlängelt und schräg kroch der weiße Weg aus dem lehmigen Land der Hügelwellen empor und strebte einem kleinen Walde zu, der violett flammte, rot umkantet von der niedersinkenden Abendsonne. Schon rollte die Staubwolke gemächlich ins Baumdunkel, das schweigsam den knarrenden Zug erwartete.

Plötzlich wie eine Rakete ein Schuß aus dem Dunkel. Ein Zeichen offenbar. In der nächsten Sekunde prasselte ein mörderisches Schnellfeuer auf den eingekeilten Zug. Rechts und links fielen Soldaten, ehe ihnen Zeit blieb, die Flinte zu fassen, aufwiehernd stürmten die erschreckten Pferde empor, so daß die Wagen überschlugen oder mit dumpfem Stoß ineinanderrannten. Mit einem Blick übersah der Colonel die Situation; Widerstand war Wahnsinn, Flucht gefährlich. Wie eine Trompete überschrie sein Ruf den Lärm. Er befahl den Angriff gegen eine Flanke, den Transport und die Verwundeten dem Feind überlassend. Fanatisch knatterte die Trommel unter den fiebernden Händen des kleinen Tambours, und ohne Ordnung, ungestüm und unwiderstehlich, sprangen die Franzosen gegen die linke Seite der Straße in den Wald, dessen Bäume sich seltsam zu beleben begannen. Blitze rannen herab von den Kronen, die schwankten von ungewohnter Last, dunkle Gestalten streiften wie schwarze Schlangen die Äste hinab, und manchmal fiel dumpf, wie eine riesige Frucht, menschliche Masse von den zornig nachschwingenden Zweigen. Spanier, die im Buschwerk kauerten, flüchteten zurück vor den blind ins Dunkel stechenden Bajonetten der Franzosen, die verzweifelt vorwärtsfegten, um die Lichtung der Höhe zu gewinnen. Dazwischen brandete dumpf das Getöse von Schuß und Schrei, verrauschend in schreckhaftem Echo. Allen voran, Pistole und Säbel in der Hand, stürmte der Colonel. Plötzlich griff sein Arm steil in die Luft mit gekrampfter Hand. Sein Fuß hatte sich in einer Wurzel gefangen, und nun, wie er hinschlug, schmetterte sein Kopf so heftig gegen einen Baum, daß er mit leerem Blick ins Dunkel eines Busches fiel, dessen Gerten heftig über ihm zusammensausten. Achtlos hetzte an dem Ohnmächtigen der Kampf vorbei. –

Als der Colonel die Augen wieder aufschlug, lag er einsam in Dunkel und Stille. Über ihm schaukelten die Äste in den abendlich verschatteten Himmel, die Luft mit dumpfem Sausen erfüllend. Wie er den Kopf heben wollte, fühlte er Blut auf den Lippen. Unsicher denkend tastete er den Striemen nach, welche die Gerten im Niederschnellen über sein Gesicht gezogen. Und rasch belebte sich nun das Erinnern. Von der Stelle des Überfalles trug der Wind undeutlich das wirre Geräusch angeschirrter Pferde und fortrollender Räder her, ferner und immer ferner. Offenbar entführte die siegreiche Guerillabande ihre Beute. In das erste Erinnern mischte sich schon dumpfer Schmerz: der Colonel fühlte, daß die Entscheidung gänzlich aus seinen Händen geglitten sei und nur mehr im Spiel des Zufalls schwanke. Einsam war er in einem fremden Walde, einsam in Feindesland. Ein Blitzen seines Säbels, ein Knacken im Unterholz konnte ihn ausliefern, eine wehrlose Beute für die Torturen der Aufständischen. Denn seitdem Augereau die Wege mit Schnellgalgen gemessen, seit ohne Gericht die Spanier zusammengeschossen wurden, fanden die Franzosen schreckhafte Spuren der Rache in den verlassenen Dörfern, die verkohlten Leichen der von langsamem Feuer verbrannten Soldaten, die faulenden Leichen der gepfählten Gefangenen, furchtbare Bilder überstandener Qualen und tierischer Grausamkeit. Das alles blitzte auf in seinem Gehirn, so rasch, so grell, daß er zusammenfuhr, wie von Fieber geschüttelt. Dunkler und dunkler rauschte um ihn der Wald des Unheils, der ihn gefangen.

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